Man of Medan

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Story:

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Supermassive Games haben mit Until Dawn auf der PS4 einen interaktiven Horrorfilm mit einigen Twists herausgebracht, der durch gute Performances der namenhaften Schauspieler und viele Entscheidungsmöglichkeiten mit Auswirkungen auf den Spielverlauf überzeugen konnte. Nun erwartet uns mit den Dark Pictures eine Anthologie-Reihe verschiedener solcher Horrorgeschichten, die unabhängig voneinander spielbar sind. Der erste Teil namens Man of Medan ist nun erhältlich und schickt eine Gruppe junger Leute auf ein gruseliges Geisterschiff.

Meinung:


Julia und Alex, sowie deren Geschwister Conrad und Brad, haben das kleine Schiff von Bootsführerin Fliss gepachtet, um damit nach einem versunkenen Flugzeug zu suchen. Tatsächlich werden sie auch fündig und entdecken eine Karte mit dem Hinweis auf einen Batzen Gold, der sich auf einem alten Schiff befinden soll, doch während ihres Trips geraten sie in die Fänge von ruchlosen Piraten. Als diese von dem Gold erfahren, müssen die Fünf mit ihnen zusammen auf den immer noch auf hoher See liegenden Kahn und erleben dort alptraumhafte Geschehnisse. Was ist auf dem Schiff, auf dem sich nur noch Tote befinden, tatsächlich passiert?

Interaktiver Film
Man of Medan versteht sich so sehr als interaktiver Film, dass eine der beiden Multiplayer-Optionen "Movie Night" heißt. Hier übernehmen bis zu fünf Spieler die Rollen der fünf Protagonisten und wechseln sich Szene für Szene mit dem Controller ab. Im Online-Modus kann nur zu zweit gespielt werden, dafür können stellenweise beide Spieler unterschiedliche Bereiche gleichzeitig erkunden. Ein Durchlauf schlägt mit etwa 5-6 Stunden zu Buche und mehrmaliges Duchspielen ist Pflicht, sorgen doch bereits kleinste Abweichungen in den Entscheidungen für drastisch veränderte Handlungsabläufe.

Düstere Zukunft
Die jeweils aktuelle Hauptperson wird aus der Third Person-Perspektive gesteuert und durch die Räumlichkeiten bewegt. Objekte, mit denen interagiert werden kann, leuchten glücklicherweise auf, zumal das Spiel, sobald man auf dem Geisterschiff ist, derart dunkel wird, dass man Schwierigkeiten hat, etwas zu erkennen, was nicht leuchtet. Das ist zwar grundsätzlich atmosphärisch, kann aber auch dazu führen, dass man wichtige Dinge übersieht. Jeder Schnipsel möchte aufgehoben, umgedreht und analysiert werden, denn nicht nur die direkten Entscheidungen der Spieler haben Einfluss auf den Fortgang der Geschichte, sondern auch der Wissensstand der einzelnen Figuren. Auch die titelgebenden Dark Pictures finden sich in Form von Wandgemälden im Spiel wieder. Findet man ein solches, wird eine Vorsehung freigeschaltet, die einen kurzen Einblick in die Zukunft gewährt. Wenn man diese Vorsehungen richtig deutet, kann das eine oder andere unschöne Ereignis abgewendet werden.

Forme mich
Alle Figuren werden von mehr oder weniger bekannten Gesichtern dargestellt, wobei das bekannteste wohl Shawn Ashmore gehört, den man nicht nur als Iceman aus den X-Men-Filmen kennt, sondern der auch bereits in Quantum Break in einen MoCap-Suit geschlüpft ist. Hier legt er allerdings nicht unbedingt seine beste Performance an den Tag, was aber auch am stellenweise schaurig albern geschriebenen Script liegt, mit dem er arbeiten musste. Alle Figuren haben aber ihre persönlichen Eigenheiten, die sich im Laufe des Spiels durch die getroffenen Entscheidungen ebenfalls ändern können. So kann Conrad beispielsweise ständig dumme Sprüche ablassen, was ihn später in Bedrängnis bringen könnte oder auch zu einem vollkommenen Feigling werden. Wie auch schon bei den Spielen von Telltale lässt sich nicht unbedingt jede spätere Reaktion komplett glaubhaft nachvollziehen, aber insgesamt wirken die Figuren durch diese Eigenschaften sehr lebendig.

Der Curator
Wer jedoch seine Rolle absolut grandios spielt, ist Pip Torrens als der Curator. Dieser fungiert als Erzähler der Geschichte, der zwischendurch immer wieder ein wenig über die Geschehnisse redet und die Entscheidungen der Spieler kommentiert. Gerne bietet er auch den einen oder anderen Hinweis an, falls man sich nicht zutraut, die Geheimnisse des Geisterschiffs selbst zu lösen. Der Curator wird in den folgenden Teilen der Dark Pictures als verbindendes Glied fungieren, worauf ich mich jetzt bereits freue.

Technik an ihrer Grenze
Die technische Seite ist ein wenig zweigeteilt. Optisch sieht das Spiel toll aus, auch wenn viele Details im Schatten verloren gehen. Die Charaktere sind detailliert animiert und man erkennt jeden Schauspieler genau und kann jede kleinste Mimik im Gesicht erkennen. Die Nebelschwaden im Schiff und die akustische Untermalung bauen eine gruselige Atmosphäre auf und die mitunter drastischen Horrormomente und Todesszenen versprühen einen gewissen B-Movie-Charme. Leider kommt es immer wieder zu Rucklern, die im schlimmsten Fall zum kompletten Stillstand führen. Abgestürzt ist das Spiel zwar in der Testphase nicht, aber so starke Framerate-Einbrüche dürfen einfach nicht sein. Bereits vor Release und auch am Releasetag selbst gab es bereits etliche Patches, die diese Problematik eingedämmt haben, aber ganz verschwunden ist sie immer noch nicht. Dafür wurden die meisten Grafikfehler wie plötzliche wechselnde Haarfarben behoben.



Fazit:
Wer Until Dawn gespielt und für gut befunden hat, wird auch an Man of Medan seine Freude haben. Die Geschichte ist spannend, wartet mit einigen Überraschungen auf und lädt zum mehrfachen Durchspielen ein. Die Abläufe sind stellenweise so drastisch verschieden, dass man das Gefühl hat, eine andere Geschichte zu erleben. Die groben Eckpunkte bleiben allerdings immer gleich. Die Ruckler und kompletten Stillstände müssen definitiv noch ausgemerzt werden, aber von diesen technischen Aspekten abgesehen, bietet Man of Medan beste B-Movie-Unterhaltung und vor allem die Couch-CoOp-Movie Night bietet eine Menge Spaß. Wer gründlich sucht, kann sogar schon einen kleinen Ausblick auf den nächsten Teil der Dark Pictures namens Little Hope erhaschen.