The Surge 2
Story:
Das âSoulsborne-Genreâ hat viele Anhänger, die stets jedem Anflug von Frust widerstehen. Gerade die bockschweren Kämpfe fanden enormen Anklang. Mittlerweile hat dieses Spielprinzip durch seinen Erfolg nicht nur viele Titel bekommen, es hat sich mit der Zeit leider auch abgenutzt. Nicht jeder Genre-Vertreter wurde von der Community gut angenommen. Auch die deutschen Entwickler von Deck 13 haben bereits 2017 mit The Surge ein knallhartes Action-RPG abgeliefert. Mit einem futuristischen Setting hat man sich damals deutlich von der Soulsreihe abgegrenzt. Zwei Jahre später folgt jetzt der Nachfolger mit The Surge 2. Ob das beliebte Kampfsystem erneut für Begeisterung gepaart mit dutzenden Toden sorgen kann?
Story und das âSoulsborneâ-Genre
Nach einem kurzen Intro an Bord eines Flugzeugs und
dessen Absturz offenbart The Surge 2
bereits vor dem eigentlichen Spielstart eine erste Neuerung zum Vorgänger.
Während man im ersten Teil noch den querschnittsgelähmten, männlichen Charakter
Warren steuerte, kann man sich jetzt seinen eigenen Charakter mittels Editor
erstellen. Selbstverständlich sind auch beide Geschlechter spielbar.
SchlieÃlich erwacht man nach langem Koma auf einer Krankenstation eines
Gefängnisses, ohne jede Rüstung, lediglich mit einem Nachthemd bekleidet. Jetzt
gilt es, aus dieser Einrichtung auszubrechen. Im Zuge dessen werden die
grundlegende Steuerung und das Kampfsystem grob erklärt, dazu aber später mehr.
Nach dem Verlassen der Einrichtung betritt man die Stadt Jericho-City. Chaos
herrscht, denn die Nanoseuche hat die Bevölkerung befallen. Die restlichen
Einwohner kämpfen ums Ãberleben, während die Regierung die gesamte Stadt in
Quarantäne versetzt hat. Natürlich liegt es an uns, der Sache auf den Grund zu
gehen und auÃerdem Hintergründe über die seltsamen Visionen, in denen ein Mädchen
zu sehen ist, herauszufinden.
Zugegeben, das alles klingt spannender, als es in Wahrheit ist. Die Story wird während des gesamten Spiels jedoch nur grob erzählt, teilweise über Audiologs, teilweise über NPCs, wirklich fesselnd wird sie jedoch nicht wirklich. Doch auch Dark Souls glänzt auf den ersten Blick nicht mit herausragend erzählter Story, vielmehr steht das hervorragende Kampfsystem und das Gameplay im Allgemeinen im Vordergrund. So auch in The Surge 2.
Jericho-City
Als Schauplatz hat Jericho-City mit seinen Gebieten
einiges zu bieten. Die Welt ist deutlich offener als noch im ersten Teil. Jede Menge versteckter Items und NPCs wartet in den Gassen der Stadt. Wer
gründlich sucht, wird also auch belohnt. Während das Vorankommen anfangs noch
langsam und vorsichtig abläuft und unerforschte Wege immer risikoreich sind,
ändert sich die Sache im Spielverlauf enorm. Die Orientierung fällt mit der
Zeit deutlich leichter, man kennt die lauernden Gegner, man fühlt sich beinahe
wohl. AuÃerdem geht nichts über das Gefühl, nach einer längeren Passage ohne
Speicherpunkt plötzlich eine Abkürzung zur letzten MediBay (den Speicherpunkten
im Spiel) freizuschalten.
Weg mit den
GliedmaÃen
Das groÃe Thema in diesem Action-RPG ist natürlich das
Kampfsystem. Zuerst einmal kommt der Gegner in den Fokus. Im nächsten Schritt
wird dann Kopf, Körper, ein Arm oder Bein anvisiert. Hat man die Lebensleiste
ordentlich mit normalen und starken Angriffen bearbeitet, kann man mit einem getimten,
brutalen Finishing-Move das jeweilige Körperteil abtrennen. Kopflose Attacken
sind allerdings nicht zu empfehlen, vielmehr ist geduldiges Lernen der
gegnerischen Bewegungen sinnvoll. Andernfalls bekommt man ordentlich aufs Maul und
landet am letzten Speicherpunkt. Es sei denn, man hat die Verteidigungsmanöver
gut einstudiert. Herkömmliches Blocken bringt auf Dauer aber keinen Erfolg,
gezieltes Blocken der jeweiligen Angriffe, gepaart mit einem guten Konter, ist da
deutlich effektiver. Allerdings erfordert das auch viel Ãbung, um die Manöver
in Fleisch und Blut übergehen zu lassen. Alternativ reicht auch einfaches
Ausweichen, doch auch dieses Vorgehen muss im richtigen Moment geschehen.
Das Kampsystem hat es also, wie gewohnt, in sich, zumal ein Tod den Charakter zurück zur letzten MediBay bringt. Die eingesammelten Ressourcen sind dann natürlich auch weg, wobei uns eine letzte Chance bleibt, das Zeug unter ablaufender Zeit wieder einzusammeln. Scheitert man am Weg dahin abermals, sind die Ressourcen endgültig verloren.
Leveln, looten,
craften...
Schnell und beidhändig oder doch lieber wuchtige
Zweihänder? The Surge 2 bietet für
jeden die passende Waffe. Auch bei Rüstungen gibt es mehrere Sets, die bei
Vervollständigung mit interessanten Boni belohnen. Bis dahin ist Sammeln
gefragt! Hat der Gegner eine interessante Waffe? Dann muss wohl die Waffenhand
dran glauben! Ist ein Rüstungsteil brauchbar? Weg mit dem Körperteil! Dadurch
kommt man einerseits an den entsprechenden Bauplan für den Gegenstand,
andererseits bekommt man Materialen zur Verbesserung der vorhandenen
Gegenstände. So bastelt man sich Stück für Stück seine Wunschausrüstung
zusammen. Gelingt ein Finishing-Move nicht, lassen Gegner zumindest die
Ressource âTech-Scrapâ fallen â im Grunde das Pendant zu den âSeelenâ in Dark
Souls. Damit lässt sich der Charakter an der MediBay hochleveln und die
Kernleistung verbessern. Diese ist essentiell, denn stärkere Ausrüstung und
Verbesserungen verbrauchen mehr davon und können daher auch nur mit ausreichend
Kernleistung getragen werden. AuÃerdem steigert man durch ein höheres Level die
Lebensenergie, Ausdauer oder Akku-Effizienz.
Gibt es an einer Passage oder bei einem Boss kein Weiterkommen? So bleibt jederzeit die Möglichkeit, den Charakter entsprechend zu verbessern. Ein Waffenwechsel geht im zweiten Teil ebenso leicht von der Hand, da ein Trainieren der einzelnen Waffenklassen nicht mehr nötig ist, wie es noch im Vorgänger der Fall war. Das Sammeln mag auf den ersten Blick nach "Grind" aussehen, doch The Surge 2 beweist, dass auch âFarmenâ absolut spaÃig sein kann. Mit einer Waffenverbesserung oder einem vervollständigten Rüstungsset als Motivation wirkt es an keiner Stelle langatmig.
Knüppelharte Bosse
Schwierige Bosskämpfe stehen im Spielverlauf einige
bevor. Geduld, Ãbung und vor allem Frustresistenz sind gefragt, um dabei als
Sieger hervorzugehen. Beständiges Lernen der Angriffsmuster, ausweichen oder blocken im richtigen Moment⦠und trotzdem scheitert man unzählige Male. Selten
kommt dabei allerdings der "Ich-hab-keinen-Bock-mehr"-Gedanke auf. Vielmehr
wird bereits die Herangehensweise für den nächsten Versuch überlegt. Ein Versuch
noch⦠OK, ein Versuch noch⦠Genauso spielt sich ein Bosskampf. Und tatsächlich:
Hat man die Bewegungsabläufe ausreichend studiert und den richtigen Zeitpunkt
für einen sicheren Angriff gefunden, dann fällt jeder noch so übermächtig
scheinende Gegner.
Trotz interessanter Fähigkeiten der Riesen bleibt keiner davon extrem im Kopf hängen. Auch schwierige Kämpfe bleiben einem nicht sonderlich lange in Erinnerung. Womöglich ist das auch dem eher sterilen Mech-Setting geschuldet. Zumindest konnten in diesem Punkt andere âSoulslikeâ-Spiele mit deutlich mehr Wiedererkennungswert bei den Bossgegnern punkten.
Kein Augenöffner,
aber durchaus ansehnlich
The
Surge 2
gewinnt sicherlich keinen Schönheitspreis. Dafür sind die Gesichtszüge der
Charaktere zu detailarm und Texturen teilweise unscharf. Das Gute daran ist, dass es auch nicht in dieser Preiskategorie antritt. Natürlich wäre Triple-A
Highend-Grafik in jedem Spiel wünschenswert, doch lieber davon weniger und
dafür ein ausgeklügeltes Gameplay-System. Fotorealistische Langeweile in
Videospielen begeistert wohl auch nur wenige Spieler. Das hat sich womöglich
auch Deck 13 gedacht, denn während
man grafisch vielleicht nicht ganz up-to-date ist, weià das flüssige und gut
durchdachte Kampfsystem dafür umso mehr zu unterhalten.