NHL 20

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Story:

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Wenn der Sommer gegangen ist, es draußen wieder nasser und früher dunkel wird, ist die Zeit der Schlittschuhcracks angebrochen und damit des neuen NHL. Denn wie jedes Jahr brachte EA auch diesmal pünktlich zum Start der großen Eishockeyligen die neuste Version ihrer Eishockey-Simulation auf den Markt. Was NHL 20 Neues zu bieten hat und was es den Fans des hitzigen Sports auf dem kalten Untergrund sonst noch zu bieten hat, haben wir wie immer getestet.

Meinung:

Vor zwei Jahren überraschte EA die Eishockeyfans mit dem spaßigen Threes-Modus. Letztes Jahr kam dann noch die World of CHEL hinzu, die als Hubwelt für Arcade- und Onlinespiele dient. Und dieses Jahr dürfen wir uns auch in NHL 20 mit dem Eliminator-Modus wieder über einen gänzlich neuen Modus freuen. Als Arcade-Modus ist dieser in die World of CHEL integriert und ist im Prinzip eine Art Battle Royale-Modus im Eishockeygewand. Natürlich eliminieren sich hier die insgesamt 81 Teilnehmer nicht mit Waffengewalt, sondern sportlich in einem Turnier, in dem 1 vs 1 vs 1 (Solo) und 3 vs 3-Spiele (Multiplayer) ausgetragen werden, bis am Ende ein Sieger feststeht. Weitere Neuerungen in der World of CHEL sind zudem wöchentliche Challenges, neue Rinks und die Möglichkeit, Ones auch im lokalen Multiplayer zu spielen. Außerdem gibt es noch einige neue Anpassungsmöglichkeiten.

Wenig Neues

Außerhalb der Arcade-Modi, die allesamt wieder ideal für den schnellen Spielspaß zwischendurch geeignet sind, muss man Veränderungen oder gar Neuerungen aber mit der Lupe suchen. Am meisten hat sich noch im Franchise-Modus getan, in dem man nun Assistenztrainer anheuern kann. Diese verfügen allesamt über unterschiedliche Spezialisierungen und Eigenheiten, die sich dann auf das Team auswirken — oder es zumindest sollten. Einen wirklichen Unterschied zwischen den verschiedenen Assistenztrainer habe zumindest ich nicht feststellen können. Darum hoffe ich auch sehr, dass EA hieran eventuell noch ein wenig arbeitet und die Auswirkungen der unterschiedlichen Spezialisierungen und Eigenheiten mit einem kleinen Patch klarer gestaltet.
In den Modi Saison, CHL, Playoffs, Shootouts und Draft Champions findet man gar keine Veränderungen. Gleiches gilt ebenso für den Modus, der wohl am dringendsten eine Überarbeitung nötig hätte — den Be a Pro-Modus. Während man in anderen Sportspielen mittlerweile ganze Geschichten erzählt bekommt, in denen teilweise sogar Stars anderer Branchen Gastauftritte haben, gibt es hier immer noch die schnöde Aneinanderreihung von Spielen, die den Weg an die Spitze der NHL natürlich nicht gerade spannend erscheinen lassen.
Im Hockey Ultimate Team ist im Großen und Ganzen auch alles beim Alten geblieben. Der Modus ist bei Spielern und Publisher gleichermaßen beliebt: bei den einen, weil er sehr viel Spaß macht, beim anderen, weil er zusätzliches Geld in die Kassen spült. Die einzige Neuerung sind die aus dem FIFA Ultimate Team bekannten Team Battles, also besondere Duelle gegen wöchentlich wechselnde Gegner, die aus NHL-Spielern, angesagten Musikern, Eishockey-Influencern und verschiedenen Superstars anderer Sportarten zusammengesetzt sind. Ansonsten erwartet den Spieler aber wieder das gewohnte Spiel, bei dem es darum geht, mit Karten ein möglichst schlagkräftiges Team aufs Eis zu bringen. Ob man dieses nur online oder in Einzelspieler-Seasons antreten lässt, ist dabei jedem selber überlassen. Je nachdem, für welche Variante man sich entscheidet, richtet sich dann wahrscheinlich auch die Antwort auf die Frage, ob man für das Team extra Geld ausgeben möchte oder nicht. Denn während man als Einzelspieler natürlich problemlos zurecht kommt, ohne auch nur einen weiteren Cent auszugeben, kann sich bei gleicher Herangehensweise online schnell Frust aufbauen. Hier hat man nämlich das Gefühl, dass fast jedes Team mit zusätzlich gekauften Kartenpacks verbessert wurde, sodass man kaum Chancen hat, auf einen grünen Zweig zu kommen, ohne genauso vorzugehen.
Hier bewahrheitet sich leider mal wieder die Tatsache, dass Mikrotransaktionen das Gefüge verzerren und zumindest Spielern, die keine Lust haben, extra Geld auszugeben, auch den Spielspaß mindern.

Kleinere Verbesserungen
Nachdem nun also klar ist, dass sich in den Spielmodi herzlich wenig getan hat, drängt sich die Frage auf, ob EA diesmal das Hauptaugenmerk vielleicht stattdessen auf das Gameplay gerichtet hat. Aber auch hier sind die Veränderungen zum Vorjahr eher klein ausgefallen. Die größte Neuerung sind sicherlich die überarbeiteten Animationen, die nun realistischer und flüssiger wirken. Zudem verfügen Starspieler nun, ähnlich wie etwa bei FIFA, über ihre ganz typischen Signature-Bewegungen. Ebenfalls Hand angelegt wurde einmal mehr an der Goalie-KI, die insgesamt besser agiert. Nur bei Rebounds scheinen sie immer noch vollkommen überfordert und lassen zweite Schüsse, die nah vor ihrem Tor abgefeuert werden, überproportional oft rein. Ansonsten wurden die One-Timer wieder etwas effektiver gemacht und die gesamte KI ein wenig überarbeitet. Letzteres werden aber wirklich nur Experten bemerken. Der Rest wurde quasi auf dem Stand des letzten Jahres beibehalten, was leider auch für die Physik-Engine gilt. Gerade wenn man wie ich zuletzt NBA 2K20 gespielt hat, merkt man, wie veraltet NHL hierbei in manchen Belangen mittlerweile wirkt. Während auf dem Basketballcourt zum Beispiel die Masse der einzelnen Spieler deutlich zu spüren ist, ist der Unterschied zwischen kleinen und großen Spielern auf dem Eis kaum spürbar.

Frische Präsentation
Wenn auch das Gameplay kaum Veränderungen erfahren hat, wo stecken in NHL 20 dann überhaupt die großen Neuerungen? Die Antwort darauf findet man, wenn man sich das Spielgeschehen anschaut, denn die meiste Arbeit hat EA dieses Jahr in die Optik und vor allem in die Präsentation gesteckt. Die neuen, bereits erwähnten Spieleranimationen sind dabei tatsächlich nur ein kleiner Teil. Sehr viel umfangreicher fielen die Veränderungen in der Präsentation aus. Im Prinzip wurden alle Anzeigen wie Anzeigentafeln, Einblendungen und animierte Grafiken erneuert. Diese wirken nun allesamt viel frischer und sind näher an denen aus den TV-Übertragungen dran. Hinzu kommt eine neue Highlight-Show, die nach dem Spiel alle sehenswerten Aktionen noch einmal schön präsentiert. Was leider nicht geändert wurde, ist die Grafik-Engine: im Gegensatz zu FIFA und Madden kommt NHL 20 noch immer mit der mittlerweile doch schon recht angestaubten Ignite-Engine daher. Das sieht man dem Spiel leider auch an, denn die neuen Anzeigen können nicht drüber hinwegtäuschen, dass NHL optisch nicht mit EAs anderen Sportreihen mithalten kann.

Frische Kommentatoren
Beim Kommentar ist hingegen wirklich alles neu. Hier wurden nicht nur neue Kommentare eingesprochen, sondern gleich das gesamte Kommentatoren-Team ausgewechselt. Anstatt des alteingesessenen Duos Doc Emrick und Eddie Olczyk sitzen nun Radiokommentator James Cybulski und der ehemalige NHL-Profi (u.a. New York Islanders, Los Angeles Kings, Atlanta Trägers) und heutige TV-Eishockeyanalyst Ray Ferraro am Mikrofon. Beide machen ihre Arbeit wirklich gut und kommentieren das Spielgeschehen gekonnt und mit einer gesunden Prise Humor. Leider passen ihre Kommentare nicht immer zum Spielgeschehen — das ist aber eher ein technisches Problem und liegt nicht an ihrer Arbeit.

Fazit:
Spielerisch und inhaltlich hat sich diesmal wenig getan. Zwar gibt es mit dem Eliminatormodus einen ganz neuen Modus, für mehr als ein Spielchen zwischendurch ist dieser aber nicht gut. Stattdessen hätte ich mir viel eher einen richtigen Story-Modus gewünscht, auf den NHL-Fans aber auch dieses Jahr wieder verzichten müssen. Immerhin wurde die Präsentation vollkommen überarbeitet, wodurch wir uns nun über neue Kommentatoren und viele neue Grafiken freuen dürfen. Ob das alleine als Argument ausreicht, sich NHL 20 zuzulegen, muss aber jeder für sich entscheiden. Spielerisch gibt es jedenfalls nichts zu meckern, weshalb ich zumindest all denjenigen, die NHL 19 nicht ihr Eigen nennen, einen Kauf dennoch ans Herz legen kann.