Code Vein
Story:
Ein Action-RPG im japanisch angehauchten Anime-Look gepaart mit der "Dark Souls-Formel" von From Software â geht das? Bandai Namco hat schon als Publisher der Soulsborne-Titel praktisch ein Genre kreiert und die Spieler damit teilweise an den Rand der Verzweiflung gebracht. Trotz der hohen Schwierigkeit waren die Spiele aber zu keiner Zeit unfair. Mit Code Vein hat sich Bandai Namco selbst um die Entwicklung gekümmert und genau diese interessante Kombination gewählt. Am Grundgerüst ist nichts zu bemängeln. Auch das vampirähnliche Setting sieht auf den ersten Blick cool aus. Doch ob sich das Spiel bei Fans durchsetzen kann? Ein simpler Klon der Souls-Spiele reicht längst nicht mehr, um Spieler zu überzeugen. Dazu gehört mittlerweile wesentlich mehr, als ein hoher Schwierigkeitsgrad.
Während ein roter Nebel namens Miasma die zerstörte Region umringt, kämpfen die Wiedergänger im Inneren um die verbleibenden Blutperlen. Da man natürlich einen âbesonderenâ Charakter verkörpert, ist man in der Lage, diesen Nebel zurückzudrängen. So liegt die Hoffnung beim Protagonisten, den Nebel zu verdrängen und die Ursprungsquelle der Blutquellen zu finden.
Endlich keine fixe
Rollenzuteilung mehr
Eine fix wählbare Klasse gibt es in Code Vein nicht. Vielmehr werden die
Kampfstile durch sogenannte Blutcodes definiert. Individuelles Hochleveln von
Statuswerten ist dafür nicht notwendig. Selbstverständlich kann der Charakter
in seinen Stufen aufsteigen, doch dabei werden die grundsätzlichen Werte wie
Gesundheit und Ausdauer verbessert. Während man sich in vielen anderen Spielen,
so auch Dark Souls, für einen Charakterbuild entscheiden muss, bleibt einem die
Wahl in diesem Action-RPG erspart. Blutcodes findet man im Spielverlauf immer
mehr, dadurch werden die üblichen Klassen wie
Nah-, Fernkämpfer und Zauberer freigeschaltet. Jederzeit kann die Rolle nach
Lust und Laune gewechselt werden und bietet daher eine hervorragende
Anpassungsmöglichkeit je nach Gegnertyp bzw. Spielertyp. So bleibt man stets
flexibel und erreicht nie den Punkt, an dem man enttäuscht feststellt, den
Fokus auf falsche Charakterwerte gesetzt zu haben. AuÃerdem ist jeder Blutcode
an eine bestimmte Palette von aktiven und passiven Fähigkeiten geknüpft. Wird
ein Talent gemeistert, steht es auch bei anderen Blutcodes zur Verfügung.
Zwingend notwendig ist eine Umskillung deshalb noch lange nicht. Wer auf Nahkampf
steht, kann sich auch durch das gesamte Spiel mit diesem Stil schnetzeln.
Wie fordernd ist nun
das Kampfsystem?
Code
Vein ist kein einfaches Spiel. Die Gegner werden klassisch
fokussiert, ihre Angriffsmuster beobachtet und im richtigen Moment wird zum
Gegenschlag ausgeholt. Wer die eine oder andere Stunde Spielzeit in Dark Souls
& Co. verbracht hat, wird durchaus schnell im Spiel vorankommen. Die
Bosskämpfe sind zwar kein Kindergeburtstag, ein Frustniveau wie beispielsweise
ein Sekiro erreichen die Gefechte aber nicht. Das ist im Grunde eine angenehm
fordernde, aber niemals extrem frustrierende Angelegenheit. Wer sich die Sache
enorm erleichtern will, nutzt am besten das Begleitersystem zu seinem Vorteil. Hat
man eine KI als Mitstreiter, erscheint praktisch jeder Kampf deutlich einfacher.
Hat der Gegner erstmal den Begleiter im Fokus, kann man die Situation aus der
Entfernung beobachten und schlieÃlich ordentlich auf das Monster kloppen.
Dieser Spielstil entschärft die Brutalität und den Adrenalinkick von Bosskämpfen
enorm.
Bei den Angriffs- und Verteidigungsmöglichkeiten wird in Code Vein eine enorme Vielfalt geboten. Je nach angewandtem Blutcode gibtâs eine ordentliche Palette an Fähigkeiten. Ihr Einsatz verbraucht die Ressource âIchorâ und ist gleichzeitig mit einer Abklingzeit behaftet. Standardangriffe mit der Waffe in einer leichten und schweren Variante gibtâs natürlich auch. Parieren, Blocken und Ausweichen gehören zum Defensivverhalten. Ob Angriff oder Verteidigung, jedes Manöver erfordert Timing und Ãbung, um effizient genutzt zu werden. Apropos Waffen: Die sind im Spiel enorm pompös dargestellt. Gerade Nahkämpfern stehen riesige Hämmer, Ãxte und Schwerter zur Verfügung. Allesamt überdimensional groà im Verhältnis zum Spielcharakter, aber extrem cool! Jede Waffe skaliert mit den Statuswerten wie Stärke, Geschick, etc. und kann auch im NPC-Lager verbessert werden. Die Statuswerte wiederum werden durch den Blutcode definiert. Zum Verbessern von Waffen, wie auch für den Levelaufstieg, ist die Allroundressource âDunstâ notwendig. Der wird von besiegten Feinden eingesammelt und ist beim Ableben auch wieder weg. Schafft man den Weg zur Todesstelle im nächsten Versuch, gibtâs Dunst wieder retour. Soweit eigentlich aus vielen anderen Spielen bekannt.
Code Vein bietet allerdings noch eine zusätzliche Sicherheitsvariante. Im Lager gibt es die Möglichkeit, ein heiÃes Bad zu nehmen und dadurch die Hälfte des zuletzt verlorenen Dunstes zurückzubekommen. So entgeht man zwar dem Risiko des Totalverlusts, doch die restlichen 50% sind garantiert weg.
Spielwelt, Gegner-
und Charakterdesign â Ganz schön japanisch!
Die Anime-Optik ist sicherlich nicht für jeden
Spieler. Die Umsetzung in Code Vein
ist durchaus hübsch anzusehen und aufgrund des verwendeten Stils, kann man über
die nicht ganz perfekte Grafik absolut hinwegsehen. Die Spielwelt macht einen
sehr düsteren und gefährlichen Eindruck und strahlt eine tolle Atmosphäre aus. Durch
eine Karte wird die Orientierung enorm erleichtert und bereits betretene Wege
sind sofort erkennbar. AuÃerdem gibtâs für Lauffaule auch ein
Schnellreisesystem. Die âMistel-Büscheâ im Spiel haben dieselbe
Funktion, wie beispielsweise die Lagerfeuer aus Dark Souls. Ein sicherer Speicherort zum Regenerieren und gleichzeitig ein Schnellreisepunkt.
Items, Abkürzungen, aber auch versteckte Gegner und Fallen warten ebenso
darauf, entdeckt zu werden. Die Spielwelt ist zwar groà und hat einiges zu
bieten, doch mit der Weitläufigkeit von Souls-Spielen ist sie nicht
vergleichbar.
Die Gegnerauswahl mit den âVerlorenenâ und auch die Bosse passen durch ihr Design hervorragend zum Endzeit-Vampir-Szenario und vermitteln einen furchterregenden und bedrohlichen Eindruck. Die Darstellung des Spielercharakters, NPCs und speziell der weiblichen Charaktere sind extrem überzeichnet. Getreu dem japanischen Stil wurden Damen extrem knapp bekleidet und aufreizend in Szene gesetzt. Das mag zwar teilweise zum Anime-Look gehören, allerdings wirkt es in dieser rauen, düsteren und gefährlichen Welt von Code Vein unpassend und unglaubwürdig.