Planescape: Torment & Icewind Dale Enhanced Edition
Story:
Wer die Konsolenumsetzungen von Baldurâs Gate 1&2 durch hat, kann sich nahtlos in die nächsten Abenteuer stürzen. Beamdog und Skybound Games brachten nämlich zwei weitere RPG-Hits auf die aktuelle Konsolengeneration. Planescape: Torment und Icewind Dale wurden ebenso in ihrer Enhanced Edition portiert. Beide Titel sind in ihrer Originalversion nun schon knapp 20 Jahre alt, die verbesserten Enhanced Editions folgten 2014 bzw. 2017 allerdings nur für PC, iOS und Android. Jetzt müssen sich die Oldschool-Rollenspiele auf den Konsolen neben GröÃen wie The Witcher 3 und Co. beweisen. Der gute Ruf in Sachen Geschichte und Erzählung eilt ihnen hier voraus, doch unterhalten die Spiele heute noch in gleichem MaÃe?
War Storytelling früher besser?
Icewind Dale geht erzählerisch eher den klassischen Weg. Schauplatz ist das Eiswindtal im Norden Faeruns. Genauer gesagt, das Fischerdorf Osthafen an den Ufern des Dinneshere-Sees. Dort startet man das Abenteuer in der örtlichen Taverne âZur Winterwiegeâ. Diesmal jedoch nicht allein, sondern direkt mit einer vollen Gruppe von sechs Spielcharakteren. Nach einem schnellen Getränk beim Wirt und dem Säubern des Gasthauskellers von Käfern gehtâs auch direkt weiter zu gröÃeren Aufgaben. Das Gebiet wird Gerüchten zufolge von immer mehr Monstern und unheimlichen Vorfällen bedroht. Diesem Mysterium soll die Gruppe auf den Grund gehen, Nachforschung an klassischen Fantasy-Orten wie einer Zwergenstadt oder einer ehemaligen Elfenfestung betreiben und schlieÃlich das Böse dahinter beseitigen.
Das Charakter- und
Begleitersystem
Neben der Story legt das zu Grunde liegende Dungeons
& Dragons-Spielprinzip groÃen Wert auf die Spielcharaktere. Mit der
Erstellung des Helden in diesen Spielen können es nur wenige Rollenspiele
aufnehmen. Während in Planescape:
Torment nur der Hauptcharakter erstellt wird, darf man in Icewind Dale gleich die gesamte Gruppe
mit sechs Charakteren individuell entwerfen. Name, Rasse, Klasse, Gesinnung,
Fähigkeiten, Aussehen⦠Wer dachte, die Charaktererstellung in Baldurâs Gate
dauert lange, der hat den Editor von Icewind
Dale noch nicht gesehen. Darin kann man eigentlich schon Stunden
verbringen, sofern man die komplette Truppe eigenhändig kreiert. Sollte man mit
dem D&D-Regelwerk und den ganzen Werten noch nicht so vertraut sein,
besteht auch die Möglichkeit, sich eine fertige Gruppe vordefiniert erstellen
zu lassen. So kann man bequem und sofort loslegen.
Auch den NPCs der Spieltwelt in beiden Titeln wurde eine ordentliche Charaktertiefe verpasst. Viele davon kommen mit einer interessanten Geschichte und individuellen Beweggrüngen daher und machen Dialoge dadurch umso interessanter. Wenngleich ihre Aufgaben mit z.B. âsäubere Bereich X von den Monsternâ nicht immer die spannendsten sind, die Geschichten dahinter werten die Tätigkeiten enorm auf.
Taktik ist gefragt!
Sowohl in Planescape:
Torment als auch in Icewind Dale
laufen Kämpfe in pausierbarer Echzeit ab. Abhängig vom Schwierigkeitsgrad ist
mehr oder weniger Taktik für den Sieg gefragt. Wählt man den leichtesten der
insgesamt sieben Schwierigkeitslevel, den sogenannten âGeschichtsmodusâ, kann
man sich voll auf die Abenteuerreise konzentrieren. Gruppenmitglieder können im
Kampf nämlich nicht sterben. Eigentlich schade um die guten Taktikkämpfe, dadurch
geht einiges an Spielspaà verloren. Als Alternative um nur die Story zu erleben
dennoch eine durchaus nützliche Option. Eine weitere Möglichkeit Kämpfe zu
umgehen, bieten die Dialoge. Wer geschickt bei der Wortwahl ist, kann dem einen
oder anderen Scharmützel auch aus dem Weg gehen und Dialoge gibt es in beiden
Spiel mehr als genug. Der Fokus liegt ganz klar auf den Erzählungen. Sehr viel
Zeit verbringt man in den Spielen mit lesen. Lesen, lesen, lesen⦠Gerade
deswegen empfiehlt sich ein höherer Schwierigkeitsgrad, um die Kämpfe nicht
völlig kopflos zu gewinnen und zum nächsten langen NPC Gespräch zu huschen.
Um für die Gefechte gerüstet zu sein, kann natürlich jedes Gruppenmitglied entsprechend ihrer Rolle mit Ausrüstung und Gegenständen ausgestattet werden. Da es ohne die Pausenfunktion schnell chaotisch wird, sollte man diese Option umso öfter nutzen, um passende Aktionen der Charaktere in Ruhe anzuweisen. Angriff, schleichen, Fallen suchen oder stellen, seine Fingerfertigkeiten nützen oder doch lieber einen Heiltrank nehmen? Diese Entscheidungen trifft man am besten während der Kampf pausiert ist. Um die Sache zu erleichtern, kann die KI der Gruppe aktiviert werden. So übernimmt das Spiel die Aktionen der restlichen Gruppe und die Kämpfe laufen schneller ab.
Soweit so bekannt!
Wie stehtâs nun konkret um den Konsolenport?
Eine groÃe Hürde, die Umsetzungen dieser Rollenspiele für
die Konsolen nehmen müssen, ist eine zugängliche Steuerung per Controller.
Anfangs zwar noch etwas ungewohnt, doch bereits nach kurzer Zeit hat man die
Eingaben drauf und flitzt durch die Menüs. Per linker und rechter Schultertaste
ist ein Auswahlmenü mit Inventar, Charakterinfos, Zauber, Karten und Aufgaben
aufrufbar bzw. ein Gruppenmenü, um einzelne Mitglieder konkret anzuwählen. Ãber
den linken Joystick werden entweder einzelne Charaktere direkt gesteuert oder
alternativ kann auch das Point & Click-Prinzip ähnlich einer PC-Steuerung
gewählt werden. Bei der direkten Steuerung eines Gruppenmitglieds folgt einem
der Rest nach Wunsch automatisch. Das sieht allerdings etwas komisch aus, denn
die übrigen Charaktere ârutschenâ förmlich und vor allem viel zu schnell dem
Hauptcharakter hinterher. Ansonsten gibt es an der Gamepad-Steuerung nicht viel
zu bemängeln.
Grafisch hat sich zu den Enhanced Editions vom PC nicht wirklich etwas getan. Dementsprechend ist die Optik für heutige Verhältnisse auch sehr gewöhnungsbedürftig. Zwar laufen die Spiele hervorragend auf den modernen TV-Geräten, doch die Texturen sind nicht besonders hübsch anzusehen. Die Zoomfunktion auf dem Steuerkreuz ist durchaus nett, doch beim ranzoomen sehen speziell die Charaktere nur noch matschig aus. Bei der Sprachausgabe steht leider nur die englische Variante mit deutschen Texten zur Verfügung. Es liest sich zwar spannend, unterhaltsam und fehlerfrei, doch eine deutsche Vertonung hätte den Spielen definitiv gut getan. Naja, vielleicht wird es ja über einen nachträglichen Patch nachgereicht.