MediEvil
Story:
Die Geschichte hat es gut mit Sir Daniel Fortesque gemeint. Im Sturm auf den böse Magier Zarok hat ihm zwar direkt ein Pfeil ins Auge alle Lichter ausgeknipst, doch die Bürger von Gallowmere halten ihn für den gröÃten Märtyrer aller Zeiten und für den Helden ihres Landes. Als Zarok 100 Jahre später zurückgekehrt und eine Armee von Untoten auferstehen lässt, erwacht auch Sir Daniel wieder zum "Leben" und erhält eine zweite Chance, das Land zu retten.
Ein Produkt seiner Zeit
Dass ausgerechnet MediEvil eine neue Chance durch ein Remake erhält, ist schon ein wenig verwunderlich. Das Spiel hat seiner Zeit zwar ordentliche Wertungen erhalten, konnte aber hauptsächlich durch seine Atmosphäre und nicht unbedingt das Gameplay überzeugen. Entsprechend gab es lediglich eine Fortsetzung und ein PSP-Remake, bevor die Serie 14 Jahre lang einschlief. Das Konzept von MediEvil ist dabei durch und durch ein Produkt der späten 90er. Auf einer Oberweltkarte werden die einzelnen Level ausgewählt, die abgeschlossen werden müssen, um neue Gebiete freizuschalten. Bei einem erneuten Besuch eines Levels wird dieser komplett zurückgesetzt. Die Level selbst sind in der Regel sehr geradlinig, wobei Tore, für die man die passenden Runen finden muss, den weiteren Weg versperren. Neben kleineren Rätselaufgaben müssen auÃerdem garstige Feinde bekämpft werden, bis es alle paar Level zu einem Bosskampf kommt.
Zu starke Treue
Diese Art des Gameplay ist inzwischen deutlich in die Jahre gekommen. Entwickler Other Ocean Emeryville hat sich Mühe gegeben, das Original so weit es geht intakt zu lassen. Das ist nicht die beste Wahl gewesen, denn einige Aspekte hätten eine Ãberarbeitung deutlich verdient. Da wäre zum einen die Kamera, die immer wieder in die ungünstigsten Positionen, vor allem bei hakeligen Sprungpassagen, rutscht. Beim Gameplay fallen vor allem die Kämpfe negativ auf. Als MediEvil 1999 in der noch eher unbekannten Welt der dritten Dimension herauskam, war es noch vertretbar, dass es keine vernünftige Lock-On-Funktionen mit Strafing oder eine ordentliche Hit Detection gab. Heutzutage wirken die Kämpfe in MediEvil einfach nur plump. Wer sich auf seine Nahkampfwaffen verlässt, läuft wild fuchtelnd um seine Gegner herum, um Angriffen auszuweichen und sie zu besiegen, bevor man selbst zu stark getroffen wird. Fernkampfwaffen benötigen teure Munition und nutzen ein sehr ungenaues Lock-On-System, das in der Regel die unmöglichsten Feinde anvisiert. All das hätte modernisiert werden müssen.
Von A nach B
Die Level selbst sind relativ abwechslungsreich gehalten. Man muss zwar jedes Mal von A nach B, aber immer wieder auf verschiedene Arten. Mal geht es schnurstracks über einen Friedhof, mal wird man verkleinert in einen Ameisenhügel geschickt und mal gilt es, verschiedene Kampfarenen in einem Irrenhaus zu durchlaufen. Die Bosse sind durchweg sehr leicht zu besiegen, wofür man allerdings dankbar ist, da man im Falle eines Scheiterns den kompletten Bosslevel von vorne beginnen muss. Ein Checkpointsystem wäre hier sicherlich hilfreich gewesen. Auf der Oberweltkarte hat man hin und wieder die Auswahl aus verschiedenen Leveln, was ein wenig Freiheiten ermöglicht, falls man mal irgendwo nicht weiterkommt. Hat man in einem Level genügend Gegner besiegt und einen magischen Kelch gefunden, geht es nach Beendigung des Levels in die Halle der Helden, in der Sir Dan von den Statuen vergangener Recken Belohnungen erhält. Das können Lebensphiolen oder Geld, aber immer wieder auch neue Waffen sein. Diese sind essentiell für den SpielspaÃ, stellen sie doch neben starken Angriffen doch auch ordentlich Abwechslung in den ansonsten tristen Kämpfen dar.
Aufgehübschter Horror
Die neue Grafik des Remakes ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. Vor allem Sir Daniel selbst sprüht nur so vor Persönlichkeit, obwohl er nicht reden kann und Mimik auch nicht gerade seine Stärke ist. Die alten Designs wurden in einem wunderbaren Stil übertragen und es kommt eine feine Halloween-Atmosphäre auf, die nicht zu düster ist und mit einigen Farbspielen aufwarten kann. Die Charakteranimationen von Sir Dan und seinen Widersachern sind sehr detailliert und in Zwischensequenzen kommt vor allem der Humor des Spiels gut rüber. Dieser ist sowieso ein groÃer Pluspunkt, denn während die steinernen Gargoyleköpfe Sir Dan immer wieder niedermachen, hat man zwar Mitleid mit dem armen Kerl, aber es ist auch immer wieder witzig.
Bonus
Das Spiel ist gröÃtenteils unverändert geblieben, aber ein paar "Quality of Life"-Updates hat es dann doch gegeben. Neben einer optionalen Ãber-die-Schulter-Kamera sind das vor allem neue Aufgaben in Form der verlorenen Seelen, die es im späteren Verlauf des Spiels in jedem Level zu sammeln gibt. AuÃerdem gibt es ein Lexikon mit Einträgen zu allen Charakteren, denen man im Spiel begegnet ist. Für Fans ist das sicherlich eine nette Dreingabe.