Shenmue III

Shenmue III

Shenmue III

Story:

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Es ist das Jahr 1987. Der Japaner Ryo Hazuki musste miterleben, wie sein Vater umgebracht wurde. Er schwört Rache und verfolgt den Mörder, wobei er bis in ein entlegenes, chinesisches Dorf reist, immer in der Hoffnung, den Täter zu finden und seine Rache zu nehmen.



Meinung:

Unverhofft kommt oft
Als das erste Shenmue 1999 für die Dreamcast herauskam, war es eine Sensation. Es war das teuerste Game, das SEGA bis dato jemals entwickelte und einer der ersten 3D Open World-Titel, sogar noch vor Grand Theft Auto III, welches erst 2001 erschien, in demselben Jahr, in dem ebenfalls die Fortsetzung Shenmue II in den Handel kam. Allerdings war diese Serie nie ein Kassenschlager. Ein Kulthit sicher, aber sie setzte nicht die erwünschte Summe um, um einen weiteren Teil zu garantieren, obwohl der zweite Teil nach dem Ende der Dreamcast auch auf der Xbox umgesetzt wurde. Mit Teil 2 schien Shenmue vorbei zu sein, ohne dass die Story abgeschlossen wurde.

Doch 2015 geschah das Unglaubliche. Auf der E3 kündigte Yu Suzuki, der kreative Kopf hinter der Serie, eine Kickstarter-Kampagne an, um Teil 3 entwickeln zu können. Doch nicht nur die Fans sollten Geld beisteuern. Ebenso wurde bekanntgegeben, dass Sony und Deep Silver die Fortsetzung mitfinanzieren würden. Natürlich dauerte es, bis Shenmue III herauskommen würde und um die Wartezeit zu überbrücken, wurden die ersten beiden Teile Remastered für die aktuelle Konsolengeneration herausgebracht.

Seit dem 19. November ist das Game endlich für die PS4 und den PC draußen und die ersten Reaktionen waren... gemischt. Es gab Leute, die das Game super fanden und solche, die enttäuscht waren, was vermutlich daran lag, dass die Erwartungshaltung ins Unermessliche gestiegen war. Unterm Strich konnte es nicht anders sein, als dass das Spiel entweder geliebt oder gehasst werden würde. Ein Dazwischen gab es nur in den wenigsten Fällen.

Zusammenfassung vorhanden
In meinem Fall kann ich sagen, dass ich versuchte, an den Titel neutral heranzugehen. Ich besitze zwar Teil II für die Xbox, bin aber nie dazu gekommen - trotz diverser Empfehlungen aus meinem Freundeskreis, es doch zu probieren und dass ich es nicht bereuen würde - ihn selbst zu zocken.

Zum Glück für Spieler wie mich gibt es in Teil III eine Zusammenfassung der bisherigen Story. Es stellte sich heraus, dass verwirrend noch milde ausgedrückt wäre, um diese zusammenzufassen. Einerseits ist die Story ein Racheepos, andererseits geht es auch im irgendwelche Spiegel, die heiß begehrt zu sein scheinen.

Die Geschichte von Teil III fängt damit an, dass Ryo gemeinsam mit Shenhua ihr Heimatdorf besucht. Das wurde allerdings vor kurzem von Schlägern heimgesucht, sodass die Bewohner auf der Hut und Fremden nicht unbedingt wohlgesonnen sind. Mühsam muss sich Ryo ihr Vertrauen erarbeiten und dabei die Leute wiederholt befragen. Nur so kommt er weiter.

Ein Gegenentwurf zur Moderne
Damals war Shenmue innovativ. Doch inzwischen sind Open World-Games keine Seltenheit mehr, sondern die Norm. Es gibt kaum ein AAA-Game, das kein offene Spielwelt bietet, die man frei erforschen und erkunden kann. Dementsprechend muss Teil III sich anstrengen, um mit diesem Standard mitzuhalten.

Doch das tut das Spiel nicht. Stattdessen wirkt es fast so, als ob Yu Suzuki bewusst Shenmue III als Gegenentwurf zu modernen Open World-Titeln entwickelte. Die Geschichte bewegt sich langsam, schon fast betulich fort. Wiederholt wird auf die Bremse getreten, der Spielefortschritt abgebremst, die Geduld des Spielers auf eine neue Probe gestellt.

Es ist die Norm, dass, damit eine Person weiterhilft, du zunächst diverse Aufgaben erledigen musst. Ebenso ist es nicht so, dass du direkt zum Ziel kommst, sondern zunächst mit vielen Figuren zu reden hast, um dann auf den Charakter verwiesen zu werden, der die Story weiterbringt. Auf die Dauer ist dies mühsam und nervig und auch einfach nicht mehr zeitgemäß.

Und wieder wird auf die Bremse getreten
Andererseits kann man sich in der Spielewelt verlieren, indem man Pflanzen oder an Automaten kleinere Figuren sammelt. Gleichzeitig sind die Charaktere, mit denen du dich unterhältst, liebevoll gestaltet. Sie haben ihre eigene Persönlichkeit, wie der dicke Mann, der Martial Arts lehrt.

Stichwort Martial Arts. Das ist ein weiterer Punkt, bei dem das Gameplay ausgebremst wird. Es wird oft gekämpft, wobei das Kämpfen sehr an die Virtua Fighter-Reihe erinnert. Doch wiederholt gerätst du an Auseinandersetzungen, die du bewusst nicht gewinnen kannst und die dich dazu bringen sollen, zu trainieren, immer wieder bestimmte Abläufe zu wiederholen, nur um dann irgendwann ein Element deiner Kampfkunst zu verbessern. So etwas testet die Geduld eines Spielers.

Grafisch gibt sich Shenmue III jedoch opulent. Erneut muss das erste Dorf als Beispiel genommen werden. Die Farbpracht ist wirklich enorm. Doch dann merkt man, dass das ein Blender ist, wenn man beispielsweise an einem einfachen Objekt hängenbleibt. Andere Games achten inzwischen darauf, dass sich solche Dinge zur Seite bewegen, damit man weiterkommt. Auffällig ist auch, dass die Hände einiger Figuren kaum animiert sind.

Auch musikalisch hinterlässt das Game einen gespaltenen Eindruck. Einerseits sind die Melodien, die man hört, absolut fantastisch und der Soundtrack ist phänomenal. Doch dann hört man die Figuren sprechen und erneut ist die Stimmung dahin. Die Sprecher machen zwar durchaus eine gute Arbeit, aber was sie von sich geben, wirkt steif und unnatürlich. 


Fazit:
Shenmue III ist ein Spiel, das aus der Zeit gefallen ist. Wäre es damals - so um 2001 - herausgekommen, wäre es passend gewesen. Zwar hätte es sich mit Grand Theft Auto III messen müssen, doch das wäre kein großes Problem gewesen. Aber in der heutigen Zeit wirken viele Designentscheidungen einfach nur befremdlich. Wieso wird beim Gameplay immer wieder auf die Bremse getreten? Wieso muss man ständig trainieren, um weiterzukommen? Wieso sind die Figuren teilweise von der Animation her altbacken, obwohl die Grafik ansonsten opulent ist? Wieso ist der Soundtrack so genial, aber dafür die Dialoge so spröde? Es ist frustrierend! Es ist zwar nachvollziehbar, wieso Shenmue Kultstatus genießt! Doch der dritte Teil wird dem Hype nicht gerecht und die Story ist leider am Ende immer noch so offen, dass ein vierter Teil möglich wäre. Besser wäre es gewesen, die Geschichte hier und jetzt zu beenden.