Blacksad: Under the Skin

Blacksad: Under the Skin

Blacksad: Under the Skin

Story:

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Comics lassen sich nicht nur als Film adaptieren, sondern dienen auch als perfekte Vorlage für ein Adventure. Das beweisen uns gerade die Péndulo Studios, die die spanische Comicserie Blacksad ganz im Stile der guten alten Telltale-Adventures als Point-and-Click-Adventure auf PC und Konsolen herausgebracht haben.

Meinung:

Wie eingangs erwähnt, basiert Blacksad auf einer Comicreihe, gezeichnet von den beiden spanischen Autoren Juan Díaz Canales (Autor) und Juanjo Guranido (Zeichner), die seit ihrem ersten Erscheinen im Jahr 2000 bereits zahlreiche Preise einheimsen konnte (in Deutschland werden sie über den Carlsen Verlag publiziert). Das Besondere an der Comicreihe sind dabei zum einen der Film Noir-Stil der 40er und 50er Jahre und zum anderen die Charaktere, die zwar allesamt über menschenähnliche Körper verfügen, allerdings Tiere darstellen. So auch der Held der Reihe John Blacksad, der ein vermenschlichter, schwarzer Kater ist, der sich als Privatdetektiv verdingt.

Eigene Geschichte
In dem nun veröffentlichten Spiel ist all dies auch vorhanden, jedoch wird dabei keiner der bisherigen fünf Comic-Bände thematisiert. Stattdessen haben sich die Entwickler, in Zusammenarbeit mit den Comic-Schöpfern, eine gänzlich neue Story ausgedacht, in der es unseren Privatdetektiv in die Boxerszene verschlägt. Der Besitzer des hiesigen Boxclubs hat sich nämlich erhängt und nun möchte dessen Tochter Sonia wissen, wieso er Selbstmord begangen hat – so recht glaubt sie nämlich nicht, dass sich ihr Vater freiwillig aufgehängt hat. Schließlich gab es genügend zwielichtige Personen, die ihn gerne tot gesehen hätten. Bei der Suche nach der Wahrheit stößt Blacksad, ganz wie in den Comics, folgerichtig wieder auf viele offene Fragen sowie auf die damals geltenden Ansichten inklusive Korruption, eines fragwürdigen Frauenbildes und einer Menge Rassismus. Das Spiel spiegelt die Zeit der 40er und 50er also unverblümt wieder, was auch der Grund für die für dieses Genre überraschend hohe USK-Einstufung „ab 16 Jahren“ erklärt.

Sehr viel genauer möchte ich auf die Story gar nicht eingehen. Schließlich ist sie es, die Blacksad: Under the Skin so interessant macht. Dieser ungeschönte Blick auf die damalige Zeit, gepaart mit einer spannenden Krimigeschichte, in der jeder Verdächtig erscheint und in der man aufgrund mehrerer Twists bis zuletzt nicht genau weiß, was überhaupt vonstatten ging, hält einen die gesamten zehn bis zwölf Stunden, die das Abenteuer andauert, in Atem.


Ein paar Besonderheiten

Vom reinen Gameplay bietet das Spiel hingegen die (fast) typische Adventure-Kost. Man bewegt sich durch die unterschiedlichen Szenerien, löst das eine oder andere Rätsel, sucht die Orte nach Hinweisen oder anderen nützlichen Dingen ab und nutzt Blacksads tierische Instinkte, um Gespräche zu belauschen oder herauszufinden, ob das Gegenüber einen erhöhten Pulsschlag hat. Eine Besonderheit gibt es bei alldem: Anstatt sich wie sonst per Point & Click durch die Szenerien zu bewegen, steuern wir unseren Privatdetektiv direkt durch die 3D-Welt. Man sollte meinen, dass das Steuern dadurch einfacher und weicher wirkt, allerdings bewegt sich der große Kater doch eher wie ein schwerfälliger Zug samt dessen Reaktionszeiten. So passiert es sehr oft, dass wir an Gegenständen vorbeilaufen oder irgendwo hängenbleiben, was gerade in Momenten, in denen es um gutes Timing geht (und von denen gibt es eine Menge), doch sehr ärgerlich ist. Ansonsten gibt es aber nichts auszusetzen. Denn anders als zahlreiche Kollegen habe ich das Spiel direkt mit dem Day-One-Patch gespielt, wodurch ich von den in zahlreichen anderen Tests beschriebenen Bugs kaum etwas gesehen habe – doch dazu gleich mehr.

Wichtige Gespräche
Zunächst möchte ich nämlich noch auf einen ganz wichtigen Bestandteil des Spiels zu sprechen kommen: Die Unterhaltungen mit anderen Charakteren. Von denen treffen wir eine Menge, wobei die meisten zwar für das Spiel neu erfunden wurden, einige aber auch tatsächlich bereits in den Comics aufgetreten sind – Fans der Reihe dürfen sich also auf das eine oder andere Wiedersehen freuen.
Ganz gleich, ob neu oder bekannt, die Unterhaltungen laufen immer gleich ab, wobei wir stets per Multiple Choice Fragen stellen bzw. Antworten geben. Je nachdem, für welche Frage/Antwort wir uns entscheiden, reagiert unser Gegenüber dabei unterschiedlich. Zwar kann es so durchaus vorkommen, dass wir weniger aus ihm herausbekommen, als wenn wir andere Fragen/Antworten ausgewählt hätten, aber es kommt nie vor, dass wir deswegen nicht weiterkommen. Was wir beeinflussen können, ist aber der Charakter von Blacksad. Je nach Frage/Antwort verändert sich dieser nämlich ein klein wenig, sodass man am Ende womöglich der aus den Comics bekannte Hartgesottene oder doch eher ein Schmusekätzchen ist.

Deduzieren à la Holmes
Eine weitere wichtige Gameplaymechanik des Spiels sind zudem die Deduktionen. Wie aus den letzten Sherlock Holmes-Spielen bekannt, können wir auch hier gefundene Hinweise zusammenfügen und so zu einer logischen Antwort kommen. Die Deduktionen sind dabei zumeist logisch aufeinander aufgebaut, sodass man kein großes Trial & Error vollführen muss. Haben wir zwei Hinweise zusammengefügt, wissen wir dann nicht nur etwas mehr über den Fall, sondern kommen nicht selten überhaupt erst in diesem weiter.
Wann wir deduzieren können, müssen wir übrigens auch nicht jedes Mal nachschauen. Komfortablerweise zeigt uns das Spiel dies nämlich genauso an, wie die Anzahl an Deduktionen, die wir durchführen können. Das ist wirklich sehr benutzerfreundlich gedacht und hat den großen Vorteil, dass wir nicht unnötig oft aus dem Spielgeschehen hinaus gerissen werden.

Der Day-1-Patch hat geholfen
Wie gesagt, haben wir das Spiel nach der Veröffentlichung des Day-One-Patches getestet. Aufgrund dessen haben wir auch von den zahlreichen Bugs, die vor allem die Grafik betrafen, wenig mitbekommen. Zwar gibt es immer noch den einen oder anderen Clipping-Fehler, doch das alles hält sich wirklich in Grenzen. Anstatt sich über irgendwelche Bugs zu ärgern, konnten wir also die hübsche Comicgrafik genießen. Kenner der Reihe werden dabei erfreut feststellen, dass die Entwickler den typischen Stil der Comics hervorragend adaptiert haben, sodass das Spiel tatsächlich wie eine interaktive Version der Vorlage ausschaut.
Aber wie sieht es beim Sound aus? Schließlich konnten die Entwickler hier nicht auf irgendwelche Vorlagen vertrauen. Doch auch diese Aufgabe ist ihnen nahezu perfekt gelungen. Nicht nur, dass der Soundtrack das Geschehen perfekt umrahmt, auch die Synchronstimmen passen sehr gut zu den einzelnen Charakteren – gerade Blacksad hört sich genau so an, wie man sich das beim Lesen der Comics immer vorgestellt hat. Noch besser als die schon gute deutsche Synchro hat mir allerdings die englische Sprachausgabe gefallen, da es hier einfach noch ein paar Nuancen mehr in den Stimmen gibt.

Fazit:
Wer die Point-and-Click-Adventures von Telltale vermisst, darf sich freuen: Blacksad: Under the Skin ist nämlich ein würdiger Nachfolger! Mit seiner spannenden Story, den zahlreichen Quick Time Events, dem schönen Comic-Stil und den Multiple Choice Fragen/Antworten erinnert es frappierend an die beliebten Telltale Games.
Blacksad: Under the Skin ist aber noch mehr als „nur“ ein würdiger Telltale-Nachkomme, es ist obendrein auch eine sehr gelunge Adaption der original Comicreihe und eine spannende Krimigeschichte, die einen bis zuletzt rätseln lässt, was denn nun geschehen ist.
Wer auf Adventures steht, sollte sich Blacksad: Under the Skin also keinesfalls entgehen lassen!