Star Trek (1) - Die Anfänge

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Die Anfänge

Star_Trek_CastIch fand die Zerstörung von Vulkan schon etwas krass, da Abrams für eine Prequel-Trilogie ohnehin freie Hand gehabt hätte, was neue Charaktere, neue Beziehungen und neue Ereignisse angeht. Er hätte sogar Teil Eins vor der damaligen Original-Serie, Teil Zwei mittendrin, und Teil Drei danach spielen lassen können. Dabei hätte er sich sehr weit austoben können, ohne dass es irgendjemand gemerkt hätte, denn Star Trek bzw. Raumschiff Enterprise aus den Sechzigern war kaum zusammenhängend und hat sich sogar innerhalb der Serie manchmal selbst widersprochen. Zwar gab es tatsächlich so einige wiederkehrende Charaktere, z.B. Gauner Harry Mudd oder Spocks Vater Sarek, die meisten davon waren aber einfache Besatzungsmitglieder, die kaum eine tragende Rolle in der Handlung spielten. Auch dass Pavel Chekov (gespielt von Walter Koenig) im neuen Film von Anfang an dabei ist, in der Serie aber erst später dazukam, wäre kein Problem gewesen. Im Film Star Trek II – Der Zorn des Khan, welcher an die TV-Folge „Der schlafende Tiger“ anknüpft, kann sich eben jener Khan an Chekov erinnern, obwohl dieser in der besagten Folge gar nicht mitgespielt hatte. Da hatte der witzige Russe eben dienstfrei, und ist dem genetisch manipulierten Anführer auf dem Klo begegnet. Die Raumschiffstoiletten hatte man nämlich auch nie gesehen, und dennoch mussten sie ja dagewesen sein...

Ganz zu schweigen davon, dass die eugenischen Kriege 1996 (aus dieser Zeit stammt Khan Noonien Singh) stattgefunden haben sollen, während die U.S.S. Voyager später ein 1996 besuchte, das eher unserer „Zeitlinie“ entsprach. Kein Wunder, schließlich war 1996 aus der Sicht von 1966 sehr weit weg, und die 1996-Folge wurde auch in selben Jahr gedreht. Dennoch war Star Trek auch schon – oder vielleicht sogar erst recht – damals in den Sechzigern bahnbrechend. Nicht nur, weil es eine Science-Fiction-Serie mit damals beeindruckenden Effekten war. Nein, man nahm sich auch kritischen Themen an, es ging nicht nur um Kämpfe und Geballer, sondern auch die internationale Besatzung und der Hintergrund einer vereinten Erde inklusive außerirdischen Welten, die sich in der Vereinten Föderation der Planeten zusammengeschlossen haben, kamen in den USA zur Zeit des kalten Krieges nicht besonders gut an. Hey, da standen ein Russe und ein Japaner (Hikaru Sulu, gespielt von Geroge Takei) unter dem Kommando eines Amerikaners namens James T. Kirk (William Shatner), und offenbar gab es in dieser fiktiven Zukunft kein Geld mehr – ein wahrer Alptraum für den amerikanischen Patrioten.

uhuraDas wohl beeindruckendste, was Star-Trek-Schöpfer Gene Roddenberry damals aber geschafft hat, war der schwarzen Schauspielerin Nichelle Nichols (Lt. Uhura) eine wichtige Rolle innerhalb der Crew zu bieten, und auch dabei zu bleiben. Trotz all der Kritik und den Bitten der Sender (die sogar Fanpost an die Schauspielerin zurückgehalten haben), ihre Rolle doch mehr in den Hintergrund zu stellen. Irgendwann wollte Nichols von sich aus aufgeben, doch ein Gespräch mit Martin Luther King konnte sie umstimmen. Roddenberry blieb auch was das Drehbuch anging sehr hart. So kam es in der Folge „Platons Stiefkinder“ zum e(wenn auch durch fremde Mächte erzwungenen) Kuss zwischen Kirk und Uhura – Martin Luther King war zu dem Zeitpunkt schon tot, die Folge wurde vielerorts zensiert bzw. ausgelassen, und sogar in England erst 1993 gesendet.

Star Trek wurde schon nach der dritten Staffel mangels Einschaltquoten abgesetzt. Erst durch die ständigen Wiederholungen wuchs die Fangemeinde, die gewitzten Gespräche zwischen Captain Kirk, dem logischen Vulkanier Mr. Spock (Leonard Nimoy) und dem Schiffsarzt „Pille“ McCoy wurden Kult, und hierzulande kennt man die Reparaturfähigkeiten von Chefingenieur Scotty („Wir brauchen dafür fünf Tage“ – „Sie haben fünf Stunden“ – „Gut, ich mach's in zwei“) sogar aus dem Bühnenprogramm des Komikers Michael Mittermeier. Star Trek wurde Vorlage für viele Fanvideos und Parodien, nicht zuletzt auch für Michael Herbig und seine (T)raumschiff-Sketche inklusive dem dazugehörigen Film.

In Deutschland strahlte das ZDF erst acht Jahre nach dem US-Start die Serie Raumschiff Enterprise aus. Dabei wurden viele Folgen geschnitten, die Folge „Amok Time“ wurde im Sinn verändert und als „Weltraumfieber“ gesendet. Die Hälfte der Folgen wurden ausgelassen, und erst 1985 von Sat.1 gesendet. „Amok Time“ wurde inzwischen restauriert und als „Pon Farr“ neu auf deutsch veröffentlicht. Auf den DVD- und BluRay-Veröffentlichungen sind inzwischen alle Folgen um die zuvor geschnittenen Szenen ergänzt worden, teils aber mit neuen Synchronsprechern, da einige Originalsprecher schon verstorben waren. Trotzdem sind die restaurierten Fassungen sehr gelungen und sehenswert. Eine problematische Folge gab es dennoch auch bei uns: „Schablonen der Gewalt“, in der die Nazizeit thematisiert wurde, wurde in Deutschland erst 1999 im Pay-TV und 2011 im Free-TV gesendet. 


Uhura und Kirk