Kurz vorgestellt: Harveys neue Augen

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harveysAcht lange Jahre mussten wir darauf warten, doch nun, im Zuge von Daedalics Konsolenumsetzungen, die mit der Deponia-Reihe begonnen haben, dürfen auch Konsoleros endlich das von vielen bis heute geliebte Adventure Harveys neue Augen spielen.

Wer Harveys neue Augen noch vom PC kennt, kennt auch die Xbox One-, PS4- bzw. Switch-Version. Am Spielablauf und der Geschichte hat sich nämlich nichts getan. Aus diesem Grund werde ich an dieser Stelle auch ausnahmsweise nicht ganz so ausführlich über das Spiel selbst reden. Nur so viel sei gesagt: In Harveys neue Augen geht es um die kleine, schüchterne, blondhaarige Klosterschülerin Lilli, die von den meisten ihrer Mitschüler gar nicht erst wahrgenommen oder aber schikaniert wird. Ganz besonders hat es die Oberin Ignatz auf sie abgesehen, die sie immer zu irgendwelchen Arbeiten im Haus oder Garten verdonnert. Die einzige, die Lilli zur Seite steht, ist Edna – die Hauptprotagonistin aus Edna bricht aus, einem weiteren Daedalic-Adventure und eigentlichem Vorgänger von Harveys neue Augen. Da Edna nach wie vor als undiszipliniert gilt und die Oberin Angst hat, dass dieses Verhalten auf Lilli oder andere Schüler abfärben könnte, wendet sie sich an Dr. Marcel, der vielen wohl ebenfalls noch aus Edna bricht aus bekannt sein dürfte. Edna befürchtet, dass sich Dr. Marcel aufgrund der Aktionen, die sie ihm in Edna bricht aus angetan hat, an ihr rächen will, weshalb sie Lilli um Hilfe bittet.

Was folgt, ist eine sowohl lustige als auch ernsthafte Geschichte, die uns immer wieder dazu zwingt, das Geschehen auch mal aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Das war 2011 schon ein besonderes Erlebnis und ist es heute auch noch, denn selbst acht Jahre später hat es kaum ein anderes Spiel geschafft, diese beiden Dinge so gekonnt miteinander zu verbinden. Dazu gehört auch nach wie vor der Tod, der in Harveys neue Augen eine durchaus tragende Rolle spielt und Grund dafür ist, dass das Spiel ab 12 eingestuft wurde, und nicht etwa ab 0.
Weniger besonders war und ist hingegen das Gameplay. Im Grunde erwartet einen nämlich gute alte Adventure-Kost, wie man sie etwa von den alten LucasArts-Klassikern kennt. Sprich: Man muss mit anderen Figuren sprechen, Dinge aufsammeln, sie miteinander verbinden und so Rätsel lösen, um so nach und nach in der Geschichte voranzukommen. Wie in Deponia sind die Rätsel dabei nicht immer ganz offensichtlich. Manchmal muss man ganz schön um die Ecke denken. Das gilt sowohl für die Rätsel in der realen Welt, als auch für die in Lillis Gedankenwelt, in die sie immer mal wieder abschweift, um dort Dinge zu erledigen, die sie in der echten Welt aufgrund der Hypnoseaugen des Stoffhasen Harvey, die ihm Dr. Marcel verpasst hat, nicht machen darf.

Mehr möchte ich an dieser Stelle zum Gameplay und vor allem zur Geschichte gar nicht verraten, denn gerade letztere ist dermaßen gut, dass sie jeder selbst erleben sollte. Wer dennoch mehr über Geschichte und Gameplay erfahren möchte, dem empfehle ich einen Blick auf die Original-Rezension unseres früheren Kollegen Michael Hambsch, der das Spiel seinerzeit ausgiebig getestet und rezensiert hat.
Stattdessen möchte ich lieber auf etwas zu sprechen kommen, das sich im Vergleich zur originalen PC-Version geändert hat. Klar, ich spreche von der Steuerung. Die wurde nämlich selbstredend auf den Controller angepasst. Wer bereits Deponia auf den Konsolen gespielt oder zumindest meinen Test dazu gelesen hat, wird wenig überrascht sein, dass Daedalic dieses Unterfangen hervorragend gelungen ist. Die Steuerung per Analogstick und wenigen Aktionstasten funktioniert tadellos und lässt Maus und Tastatur zu keiner Sekunde missen.
Unverändert blieb hingegen die Grafik und der Sound. Was sich aufgrund des Alters des Originals zunächst nach einem Negativ-Punkt anhört, ist in Wirklichkeit aber keiner. Der damals genutzte Zeichentrickstil sieht nämlich auch heute noch sehr gut aus. Gleiches gilt für den Ton. Auch der hört sich, vor allem aufgrund der tollen Sprecher wie etwa Schauspieler Götz Otto oder Alianne Diehl (die auch in Deponia zu hören ist), die ihre Arbeit herausragend gut gemacht haben, noch immer grandios an.


Fazit:
Wer Harveys neue Augen noch nicht gespielt hat, sollte dies nun endlich nachholen. Das Spiel aus dem Jahr 2011 gehört nämlich nach wie vor zu den Perlen deutscher Adventure-Kunst und bietet neben reichlich Humor auch eine durchaus nachdenkliche Story.
Das Einzige, was man sich beim Spielen fragt, ist, warum Daedalic vorher nicht Edna bricht aus auf den Konsolen herausgebracht hat, schließlich ist Harveys neue Augen dessen Nachfolger. Abgesehen davon macht das Spiel aber nach wie vor unheimlich viel Spaß.