Gehirn Joggen mit Dr. Kawashima
Publisher:
Bandai Games
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
19,99 €
Systeme:
PC
Testsystem:
Windows XP SP 3; Intel Core Duo @ 3 GHz; 4 GB RAM
Anforderungen:
Windows Vista/XP; Pentium/ Athlon 1 GHz; 512 MB RAM
Inhalt:
Gut drei Jahre ist es her, da versuchte Nintendo, neue Kundenschichten für den DS zu erschließen, und präsentierte Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging. Heute steht die Sammlung von Logikspielen noch immer in den Bestsellerlisten und wird von vielen Kunden immer noch fast täglich gespielt. Kein Wunder, schließlich spricht das Programm zum einen perfekt die Bedürfnisse seiner Zielgruppe an, nutzt zum anderen die Möglichkeiten des DS vorbildlich aus, und belohnt zum dritten den Spieler trotz minimaler täglicher Spielzeit regelmäßig durch neue Erfolge.
Angesichts dieses anhaltenden Erfolges - der Doktor selbst nimmt angeblich kein Geld von den Publishern, sondern möchte mit seiner Methode nur so vielen Leuten wie möglich helfen - ist der Versuch von Bandai verständlich, nun auch Geld mit dem guten Dr. Kawashima verdienen zu wollen, und zwar auf dem PC: Auftritt von Gehirn Joggen mit Dr. Kawashima. Klappen dürfte das aber nur, wenn sowohl die Tugenden des DS-Ahnen beibehalten, als auch neue Features angeboten werden. Schließlich sind drei Jahre eine lange Zeit.
Meinung:
Gehirn Joggen mit Dr. Kawashima besteht im Kern, wie sollte es anders sein, aus einem umfangreichen Arsenal von Minispielen, mit dem das eigene geistige Alter ermittelt und gesenkt werden soll. Ganze 36 Stück bietet das Programm an, unterteilt in drei Sektionen, die jeweils andere Hirnregionen ansprechen und trainieren sollen. Das Spektrum dieser Aufgaben reicht von Rechenspielen (z.B. Kopfrechnen) über Logikprobleme (z.B. Rohre verlegen) bis hin zur Mustererkennung (z.B. Quadrate ergänzen). Geboten ist damit buchstäblich für jeden Geschmack etwas.
Grob und bunt Die grafische Darstellung des Geschehens orientiert sich dabei eher an funktionalen denn ästhetischen Ansprüchen. Das ist bei Spielen dieser Art zwar wenig verwunderlich, aber irgendwie "isst" das Auge eben doch mit, und bei Gehirn Joggen mit Dr. Kawashima geht das nach hinten los. Speziell die DS-Variante, obwohl schon mehrere Jahre alt, sieht optisch deutlich gelungener aus, gerade weil sie ganz funktional auf Schlichtheit setzt. Die PC-Version setzt dagegen auf viele und grelle Farben, die das uninspirierte Design des Spiels nur noch betonen. Gerade beim Spielen im Vollbildmodus wird das besonders deutlich.
Schreckliche Geräusche Gleiches gilt für den Sound: Vor Augen hatten die Entwickler von Gehirn Joggen mit Dr. Kawashima dabei wohl eine einfache, fast meditative Melodie. De facto ist das eintönige Gedudel, welches die Übungen eigentlich angenehmer gestalten soll, schlichtweg nervtötend. Entsprechend erkennt man erfahrene Spieler daran, dass sie erstmal den Sound ausstellen, bevor sie sich der Pflege ihrer mentalen Fähigkeiten widmen.
Der Bär ist los Der Mentor, den sich jeder Spieler als Begleitung während seines Trainings aussuchen darf, ist hingegen weniger störend, wenn auch völlig sinnfrei. Schon die entsprechenden Auswahlmöglichkeiten machen das deutlich: Zur Wahl stehen eine junge Frau, ein etwas älterer Mann und ein Bär im Doktorkittel; Jeder Anspruch auf Ernsthaftigkeit gibt sich schon hier geschlagen. Zum Glück springt aber auch immer wieder das digitale Alter Ego von Dr. Kawashima durchs Bild und langweilt mit Details zum Aufbau des menschlichen Gehirns.
Ins Netz gegangen Die wenigen weiteren Features des Programms sind aber allesamt gelungen. Während die Rangliste dabei schlicht zum Standardumfang moderner Titel gehört, weiß besonders die Möglichkeit zu überzeugen, sein geistiges Alter in den eigenen Blog einfließen zu lassen. Das mag auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheinen, stellt aber angesichts der Web 2.0-affinen Zielgruppen von Gehirn Joggen mit Dr. Kawashima eine konsequente Idee dar.
Kawashima ist überall Sinnvoll erscheint vor diesem Hintergrund auch die Tatsache, dass das Spiel keine Installation benötigt und nur die Profileinstellungen auf der Festplatte speichert. Durch diese Plug&Play-Fähigkeit lässt sich Gehirn Joggen mit Dr. Kawashima praktisch überall da spielen, wo sich die berufstätige Zielgruppe aufhält: Im Büro oder eben zuhause. Fehlt nur noch, dass der Arbeitgeber die Beschäftigung mit dem eigenen Gehirn als Weiterbildung oder Vorsorge akzeptiert - kollegialen Kopfrechnen stünde nichts mehr im Wege.
Trial and Error Angesichts dieser sinnvollen Neuerungen darf aber nicht verschwiegen werden, dass sich Gehirn Joggen mit Dr. Kawashima trotz des hohen Alters der grundlegenden Spielmechanik gerade bei dieser einige bittere Fehler leistet. So fehlt z.B. eine Trainings-Funktion, die die Aufgaben zufällig zusammenstellt. Auch die Tutorials der einzelnen Spiele erklären das Folgende nicht immer aufschlussreich. Das obligatorische Ausprobieren schlägt sich natürlich negativ auf die Leistung nieder und wird dann mit einem bitteren Kommentar des Betreuers kommentiert. Unangenehm.
Fazit:
Insgesamt rechtfertigt wohl nur der niedrige Preis den Kauf von Gehirn Joggen mit Dr. Kawashima. Das liegt weniger an dem, was das Spiel zu bieten hat – die Spielmechanik war und ist gelungen, als vielmehr an den kaum vorhandenen Neuerungen, ergänzt um wenige, aber böse Fehler im Spieldesign. Einen großen Erfolg wird Bandai mit dem PC-Kawashima deshalb wohl nicht landen. Denn wer sich für das Spiel grundsätzlich interessiert, sollte auch in Zukunft auf die DS-Variante zurückgreifen.
| |
Autor der Besprechung:
Max Link
|