Laufrhythmus DS
Entwickler:
Nintendo
Publisher:
Nintendo
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
43,95 €
Systeme:
DS
Inhalt:
Während in den letzten Jahren die meisten Publisher von Videospielen auf ihren stagnierenden Absatz reagierten, in dem sie die Anforderungen ihrer Produkte an den Spieler weiter reduzierten (der Casual-Gaming-Boom war geboren), ging und geht der alte Riese Nintendo einen anderen Weg. Beflügelt vom Erfolg des allgegenwärtigen Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging begann der japanische Konzern damit, seine Handheld-Konsole nicht mehr als reines Spielzeug zu verkaufen. Vielmehr betonen besonders die Werbespots für den DS und noch deutlicher für den neuen DSi konservativere Facetten des Geräts. Sprachen Mario, Link usw. noch besonders Zocker an, sollen heute auch ältere, berufstätige Familienmenschen ihren Spaß haben. Nachdem Dr. Kawashima deren Vorliebe für Pseudo-Mentaltraining àla Sudoku schon gestillt hatte, nimmt sich Nintendo jetzt den Fitness-Wahn der neuen Zielgruppe vor. Anders als beim Gehirn-Joggen sind Trainingserfolge bei Laufrhythmus DS aber mit deutlich mehr Schweiß und deutlich weniger Spaß verbunden.
Meinung:
Denn während bei Kawashima und Konsorten das „Training“ immer im Rahmen kleinerer Spiele stattfand und sich Spaß und individuelle Entwicklung meist die Waage hielten, versucht Laufrhythmus DS gar nicht zu verbergen, dass es eigentlich ein sehr spezieller Schrittzähler ist. Auch wenn Grafik und Sound auch in beliebigen Casual Games denkbar wären, stehen im Mittelpunkt des Programms dementsprechend umfangreiche Tabellen zum Bewegungsverhalten der bzw. des Spielers, aus denen das Programm individuelle Ratschläge ableiten will.
Plug and Go Die Messung der Bewegungen erfolgt dabei über die mit Laufrhythmus DS neu eingeführten Actimeter. Natürlich gehören zwei dieser schlichten Quadrate mit knapp 4 cm Seitenlänge samt Batterie zum Umfang des Spiels, weswegen dem direkten Start nichts im Wege steht. Dazu werden die Actimeter erst über die ins Spiel-Modul integrierte Infrarot-Verbindung mit Laufrhythmus DS synchronisiert und dann z.B. per Clip am Körper befestigt. Bis hierhin klingt das sehr einfach.
Zuverlässigkeit sieht anders aus Doch schon dabei beginnen die Probleme, denn der Actimeter kann nur im Rahmen sehr genauer Kriterien korrekte Messdaten zu sammeln. So ist bei der Befestigung des Geräts z.B. darauf zu achten, dass dieses nicht horizontal, nicht zu locker und nicht zu fest liegt und auch nicht zu hoher bzw. zu niedriger Temperatur und Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist. Damit nicht genug, erkennt das Gerät nur Bewegungen als Schritte, die länger als 10 Sekunden andauern. Außerdem sollte man dabei weder barfüßig noch in Sandalen unterwegs sein, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Zu guter Letzt gibt selbst das Handbuch an, den Actimeter bei sportlicher Betätigung lieber zu Hause zu lassen.
Platz für die ganze Familie Stimmen aber die Voraussetzungen, beginnt der Actimeter mit seiner Arbeit und leuchtet so lange rot, bis der Schritt-Richtwert – standardmäßig 3000 Schritte am Tag – erreicht ist. Diesen Daten können bis zu sieben Tage gespeichert werden, ohne ausgelesen werden zu müssen, sollten dennoch aber bei nächster Gelegenheit ins Modul übertragen werden. Gespeichert werden sie, die Wii lässt grüßen, über verschiedene Mii-Profile, von denen bis zu vier pro Spiel möglich sind. Wie gewohnt können diese individuell gestaltet und benannt werden und auch die Übertragung zwischen Wii und DS ist möglich.
Der beste Freund des Menschen... Diese Profile sind nicht auf menschliche Familienmitglieder beschränkt: Auch Hunde kommen dank Nintendo in den Genuss einer Analyse ihrer Bewegungsabläufe. Wer also immer schon mal wissen wollte, wann Bello am aktivsten ist bzw. wann er auf Aktivität aus ist, der liegt mit Laufrhythmus DS genau richtig. Ob das wirklich nötig ist, dürften nicht nur erfahrene Hundehalter bezweifeln, die nur zu gut wiesen, wie energisch Hunde ihre Bedürfnisse zum Ausdruck bringen können. Ein nettes Gimmick bleibt das Ganze dennoch.
Altbekanntes Aber nicht nur für das Haustier, auch für dessen Besitzer sind die Erkenntnisse, die aus den Tabellen von Laufrhythmus DS zu gewinnen sind, eher oberflächlicher Natur: Wer einen DS bedienen kann, hat in seinem bisherigen Leben meist auch schon erkannt, wie viel Schlaf er ungefähr benötigt, um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Die wenigen Ratschläge – Wiederholungen treten schnell auf – die das Programm außerdem bietet, sind ähnlich unspektakulär. Der Tipp, mal die Kalorien seiner Mahlzeiten am Tag zu zählen, dürfte z.B. inzwischen wirklich jedem, der sich irgendwie für Fitness interessiert, bekannt sein.
Spielen ist etwas anderes... Damit das Ganze dann nicht zu trocken ausfällt, hat Nintendo – der Tradition eines Spielepublishers verpflichtet – aber natürlich noch einige Inhalte in Laufrhythmus DS eingebaut, die dem Wesen eines Videospiels zumindest nahe kommen. Beispielsweise lässt sich anzeigen, wie viele Schritte man noch vor sich hat, um zum Mond zu laufen. Auch Bilder von verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Welt können sich digital „erlaufen“ bzw. ein digitales Haus mit der verbrauchten Energie der Spieler erleuchtet werden. Zur „Unterhaltungssoftware“ macht das Laufrhythmus DS aber auch nicht.
… und Trainieren auch Leider geht das Programm aber auch nicht als abgespeckter Fitnesstrainer durch. Zwar liest der Actimeter, wie beschrieben, die individuellen Bewegungsdaten aus, bietet aber kaum Möglichkeiten einer individuellen Verbesserung. So kann man die Mindestschrittzahl des Programms noch selbst bestimmen, der persönliche Trainingsplan erschöpft sich damit aber auch schon. Schade, hier wäre mit wenig Aufwand deutlich mehr möglich gewesen.
Fazit:
Dieses Urteil lässt sich aber problemlos auch auf das Gesamtpaket Laufrhythmus DS anwenden. Den interessanten und vielseitig einsetzbaren Ansatz, den das Actimeter theoretisch bietet - von der sehr sensiblen Technik einmal abgesehen - nutzt der Titel leider überhaupt nicht aus. Tatsächlich verlässt sich Laufrhythmus DS praktisch nur auf die nervig/niedlichen Miis, um den staubtrockenen Tabellenteil aufzulockern.
Würde dieser als Unterbau eines ansprechenden Fitnesstrainers fungieren, würde Laufrhythmus DS sicher seine Käufer finden. Faktisch entspricht das Spiel aber weniger einem unerbittlichen Personal Trainer, der einen zur Bewegung anhält, sondern eher einem kurzsichtigen Sportlehrer, der schnell den Überblick verliert, wenn es um das Messen von Distanzen geht. Spaß an der Bewegung hat eine solche Herangehensweise ans Laufen in der Schule nie vermittelt und sie wird es wohl auch bei Erwachsenen nicht tun.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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