Dead Space: Extraction
Entwickler:
Electronic Arts
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
48,95 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
Hat ein solch beklemmend-genialer Titel wie Dead Space überhaupt etwas auf der technisch deutlich unterlegenen Wii überhaupt etwas verloren? Wie sollen die Stimmung und das unwiderstehliche Horror-Flair überhaupt transferiert werden? Was hat man gegen die perfekt ausgearbeitete HD-Grafik entgegenzusetzen? Und die Story? Wie will sich das etablierte Shooter-System mit dem oftmals hektischen Gefuchtel der Wiimote in Einklang bringen lassen? Und was geschieht tatsächlich für den Fall, dass der Wii-Release floppt? Ist dies zugleich der Einbruch der Serie? Fragen über Fragen – hier sollen sie peu a peu geklärt werden!
Meinung:
Doch soviel gleich vorweg: Dead Space bzw. der aktuelle Ableger Extraction widersetzt sich mit den besten Elementen gegen die vorurteilsfreudige Skepsis und leistet genau das, was man sich höchstens in den kühnsten Träumen erhofft hatte. Das Spielsystem ist tatsächlich mit dem HD-Vergnügen aus dem vergangenen Jahr vergleichbar, die Grafik ist für die Möglichkeiten der Hardware fantastisch und auch die Story überzeugt mit guten Ansätzen und liefert quasi den eigentlichen Einstieg in das, was der Original-Release zutage brachte. Also, bevor es näher ins Detail geht, hier schon einmal der Aufruf, weiter zu lesen. Entgegen allen Befürchtungen ist Dead Space nämlich auch der Wii auf dem besten Weg, das Nonplusultra im Horror-Shooter-Segment zu werden.
Der bizarre, blanke Horror Eine der verblüffenden Eigenschaften der aktuellen Dead Space-Fassung ist sicherlich das nahezu komplett adaptierte Horror-Feeling der HD-Versionen. Nicht nur, dass die bizarren Gestalten das blanke Entsetzen auf den Bildschirm bringen, auch die Art und Weise, wie das alles aufgefangen und inszeniert wird, versetzt einen in unbändiges Staunen. Gerade in den späteren Spielabschnitten wird man regelrecht vom Gedanken verfolgt, die eigenwillig animierten Gestalten würden auch in der heimischen Umgebung hinter der nächsten Türe lauern, so beklemmend und beeindruckend ist das, was die Kombination aus fesselnder Grafik, beängstigendem Sound und expressionistischem Kreativdrang bietet. Zumindest auf der Wii ist das hier gebotene ganz klar Referenz. Lightgun-Shooting in Perfektion Auch im Bereich des Handlings kann Dead Space: Extraction echte Akzente setzen. Das intuitive Geballer mit der Wiimote bzw. alternativ mit einem der zahlreichen Aufsätze für die Fernbedienung endet nämlich nicht darin, was man vielleicht erwartet: in Geballer. Der Unterschied? Nun, ähnlich wie beim Original – diesen Vergleich muss man sich noch öfter gefallen lassen – rennt man nicht blind metzelnd durch die Forschungsstation. Taktisches Shooting lautet das gedoppelte Schlagwort. Mit der herrlich sensibel umgesetzten Pointer-Steuerung wird man erst gar nicht dazu kommen, ständig nachzuladen und nachzulegen, dafür ist der Aufbau einerseits zu strategisch, andererseits auch zu anspruchsvoll. Die Gelegenheiten, eine der bis zu vier im Inventar befindlichen Waffen einzusetzen, häufen sich mit wachsender Spieldauer, teilweise sogar bis hin zur Unübersichtlichkeit. Und nur wer gezielt schießt und sich nicht dem Drang hingibt, mittels panischem Ballern die Kontrolle aufzugeben, wird im Survival Horror von Extraction eine Chance haben.
Blut vs. Taktik In einen virtuellen Blutrausch wird man folglich nicht verfallen, auch wenn der USK-18-Stempel auf der Front ähnliches suggeriert. Zwar wird eine Menge rotes Körperwasser fließen, und die Szenen, in denen man seine ohnehin schon grausigen Gegner bis zur Unkenntlichkeit entstellt, rechtfertigen den Sticker auch voll und ganz. Doch letzten Endes ist der Gebrauch der Waffen nur eines von vielen essentiellen Elementen im finsteren EA-Frischling. Der Plot wird linear erzählt und auch dementsprechend straight vorangetrieben – aber dennoch gibt es genügend Einflussmöglichkeiten, die davor schützen, in eine Art Horror-Trott abzudriften. Hin und wieder werden beispielsweise Fragmente des Action-Adventure-Sektors eingebaut, sei es in Form von kleinen Rätseln, harten Blaster-Gefechten oder kämpferischen Taktik-Schlachten. Der Drang, sich diesbezüglich zu wiederholen, ist daher auch sehr groß. Aber klar ist: Es ist sehr erstaunlich, wie geschickt sich Dead Space: Extraction von den typischen Baller-Orgien distanziert. Blut wird fließen, Monster werden in ihre schleimigen Bestandteile zerlegt, und dennoch will jeder Schritt und jeder Schuss gut überlegt sein. So gehört es sich für ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches Horror-Game!
High Definition auf der Wii Doch wie wäre dieser Effekt ohne die entsprechenden Rahmenbedingungen? Gar nichts, das lässt sich im aktuellen Beispiel ganz klar ablesen. Die Inszenierung ist packend, die Atmosphäre schlichtweg bedrückend und gemein. Im Sekundentakt warten überraschende Wendungen und Story-Arrangements auf den Protagonisten, und das in einer grafischen Präsentation, die wohl insgesamt die größte Überraschung darstellt. Mit wie vielen Details selbst die finstersten Szenen aufwarten, ist grandios. Nicht selten beschleicht einen der Eindruck, ein atemberaubender Horrorstreifen würde über den Bildschirm flackern – und man steht selbst mittendrin! Dass man an manchen Stellen urplötzlich vom Schrecken überfallen wird und gleichzeitig das Entsetzen mit zahlreichen Gänsehauteffekten wartet, spricht lediglich dafür, wie dicht die Atmosphäre um die Grafik und den beklemmenden Sound herum aufgebaut ist.
Bestärkt wird das Horror-Feeling schließlich durch die ebenfalls meisterhaft aufgebauten Zwischensequenzen, die durchaus cineastischen Charakter haben Die Kameraführung tut ihr Übriges dazu, nimmt die Panik in Form von bewusst hektischen Wechseln adäquat auf und prägt den inhaltlichen Wahnsinn auf ihre ganz eigene Art und Weise. Wer nun Silent Hill schreit, liegt gar nicht mal so verkehrt. Der Unterschied liegt einzig und allein in kleinen Details und der Tatsache, dass Dead Space mit dem Grauen nicht gerade dezent haushalten mag.
Tempo, Waffen und Heilmittel In Sachen Gameplay wird der positive äußerliche Eindruck problemlos abgerundet. Das Spieltempo ist sehr ordentlich, da die Uhr erbarmungslos tickt und man nicht allzu viel Zeit hat, die Ausgänge zu finden und im gleichen Atemzug auch die wilde Schar der feindlichen Kreaturen zurückzuweisen. Wieder greift die Taktik, denn auch beim Gebrauch der Waffen ist eine langfristige Strategie zwingend erforderlich. Unser Held darf nämlich nur vier Exemplare ständig mit sich führen, und da die Effizienz der Blaster und Strahler gerade bei den kniffligen Bossgegnern sehr unterschiedlich ist, muss man ständig abwägen, was man aussortiert, und was man wieder aufnimmt. Letzteres ist aber auch keine Selbstverständlichkeit, denn die Medi-Kits, die Munition und die Waffen-Updates sind rar verteilt und willkommene Unbekannte in einer eigenartigen Science-Fiction-/Horror-Welt. Womit sich auch die Frage geklärt hätte, ob der durchschnittliche Schwierigkeitsgrad von Dead Space: Extraction ein hohes Niveau hat. Kurzum: Ja, hat er!
Qualität statt Quantität? Die Qualitätsfrage ist geklärt, doch wie schaut es mit dem Spielumfang aus? Nun, die zehn Kapitel sind nicht wirklich üppig ausgestattet, was auch damit zusammenhängt, dass die Tour de Hölle auf Zeit ausgelegt ist. Doch generell könnte es am Ende schon etwas mehr sein als die zehnstündige Schonkost, die Extraction insgesamt bietet. Denn auch wenn die Horror-Storys, die man währenddessen erlebt, definitiv Alptraum-Potenzial haben: Man kann als hart gesottener Hardcore-Gamer sicherlich noch einiges mehr verkraften!
Fazit:
Die Herrschaften von Electronic Arts haben es wirklich allen gezeigt! Mit Dead Space: Extraction haben die Entwickler nämlich das möglich gemacht, was man sich bis dato nur in seinen schönsten Träumen ausmalen konnte, nämlich auch auf der Wii eine HD-Atmosphäre zu kreieren und unterdessen auch noch das Shooter-Genre auf Nintendos Wackelkandidaten zu revolutionieren. Hinzu kommt, dass sich auch die Wii-Fassung wohlwollend von unüberlegten Ballergeschichten distanziert und stattdessen auf strategisches Vorgehen setzt. Dies wird durch das prima Handling auch von Beginn an ermöglicht und im Hinblick auf die manchmal recht träge Sensibilität der Wiimote hervorragend umgesetzt. Sieht man einmal davon ab, dass der Spielumfang erschreckend gering ist, gibt es wirklich keinen Punkt, der Dead Space: Extraction angreifbar machen würde. Nicht einmal der Härtegrad, denn auch der hat ein anständiges Niveau. Ergo: Wer Shooter liebt, Horror zum Pflichtstoff gemacht hat und die Wii besitzt, weiß, wie er die Vorweihnachtszeit gestalten sollte!
| |
Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
|