Warhammer 40k: Dawn of War 2 - Chaos Rising
Entwickler:
Relic Entertainment
Publisher:
THQ
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
21,99 €
Systeme:
PC
Testsystem:
3 GHz Dual Core; 4 GB RAM; ATI Radeon HD 4800
Anforderungen:
3,2 GHz-Prozessor; 1 GB RAM; 128 MB RAM-Grafikkarte
Inhalt:
Obwohl noch immer kein Erscheinungsdatum für Starcraft 2 feststeht (vom obligatorischen „when it's done“ einmal abgesehen), wirft Blizzards Strategie-Hoffnung schon immense Schatten voraus. Denn schon seit einiger Zeit liegt der ehemals so bedeutende RTS-Markt am Boden, schafft es kaum ein Genre-Titel, sich länger als wenige Tage in den Verkaufscharts zu halten. Selbst einst große Serien wie EA's Command&Conquer-Franchise erstarren ob der sich abzeichnenden Wiederkehr des Echtzeit-Meisters aus Redmond in Erfurcht, aber dazu an anderer Stelle mehr.
Angesichts dieses Zustands ist es keine Überraschung, dass gerade das Spiel die RTS-Fahne aufrecht hält, das sich bewusst von den Konventionen der erfolglosen Kollegen verabschiedet hat: Relics Dawn of War 2. Anfang 2009 erschienen, überzeugte der Titel besonders mit brachialer Atmosphäre und deutlichen Rollenspiel- bzw. Hack'n'Slay-Anleihen und sicherte sich so eine treue und aktive Fanbasis. Angesichts mangelnder RTS-Alternativen dürfte es aber nicht nur diese freuen, dass Relic nun mit Dawn of War 2: Chaos Rising endlich das lang ersehnte Addon zum Spiel veröffentlicht hat.
Meinung:
In diesem - der Titel macht keine falschen Versprechungen - bekommen
es
die aus Dawn of War 2 bekannten Space Marines des Blood
Ravens-Ordens mit der alles verschlingenden Macht des Chaos zu tun. Denn
gerade als der Trupp des Spielers die Bedrohung durch die alienartigen
Tyraniden zurückgeschlagen und damit die eigenen Heimatwelten verteidigt
hat, spucken die gefährlichen Warp-Stürme einen lange vermissten
Eisplaneten in das System. Von Neugier - und den seltsamen Signalen von
der
Oberfläche - getrieben, schicken die Blood Ravens den Spieler und sein
Squad auf den Planeten und damit mitten in einen blutigen Albtraum. Denn
die Jahre im Warp haben die Eiswüste grausam verändert.
Viel
Feind... Doch wie es sich für das kriegerische Warhammer 40k-Universum
gehört, auf dem die Dawn of War-Reihe basiert, haben die Blood
Ravens natürlich nicht nur mit einem Feind zu kämpfen, sondern gleich
mit einem ganzen Quartett. Neben den bereits erwähnten Chaos-Horden
sinnen nämlich auch noch die aus Dawn of War 2 bekannten Eldar
und Orks auf Rache. Den wahrscheinlich unangenehmsten Feind stellen aber
die Verräter in den eigenen Reihen dar, die sich erst im Verlauf der
Kampagne nach und nach zu erkennen geben.
… viel Ehr' Um
dieser vierfachen Bedrohung Herr zu werden, verlangt Chaos Rising
vom Spieler einige Dienstreisen. Wie schon im Grundspiel fliegt der
Spieler mit seinen (nach Wunsch aus Dawn of War 2 importierten)
Truppen immer wieder quer durch das Aurelia-System, in dem das Spiel
angesiedelt ist, um den Feind an den zahlreichen Fronten
zurückzuschlagen.
Durch diese Sprünge gewinnt Chaos Rising, wie das Grundspiel
auch, eine immense Dynamik und überspielt damit geschickt die
überschaubare Anzahl Karten, die das Spiel zu bieten hat. Allerdings
bietet das Addon im Vergleich dem Spieler deutlich weniger
Wahlmöglichkeiten, und diese überdeutliche Linearität verleiht dem
eigentlich sehr gelungenen Solo-Teil des Spiels einen leicht bitteren
Beigeschmack.
Mehr Blut! Doch bekanntlich isst das Auge
ja mit und so schafft es Chaos Rising mit einer mehr als
überzeugenden Technik die meiste Zeit, den Spieler durch bombastische
Szenen von seiner Stringenz abzulenken. Denn auch wenn die Dawn of
War 2-Engine sicher nicht mehr State of the Art ist, haben sich die
Entwickler so sichtbar wie erfolgreich bemüht, Chaos Rising
grafisch glänzen zu lassen. Zu verdanken ist das nicht großen
Neuerungen, sondern absolut gelungenen Detaillösungen. Die Animationen
sind flüssiger, schöner (und martialischer) als vorher, die Narben der
Landschaft sehen noch plastischer aus, und die Explosionen haben noch
einen Ticken mehr Wucht. Alles in allem überzeugt die Grafik von Chaos
Rising gerade in ihrem Minimalismus voll und ganz, und stellt damit
das in den Fokus, was das Spiel ausmacht: Schnelle, gnadenlos intensive
Schlachten.
Diskussionsrunde Untermalt werden diese
packenden Adrenalinstöße durch einen ebenfalls zurückhaltenden, aber
eben deshalb überzeugenden Soundtrack. Dieser gibt den heroischen
Missionen der Blood Ravens gerade den Schub bitteren Pathos, den sie
brauchen, ohne dabei kitschig zu wirken. Garniert mit den wütenden
Kommandos, verzweifelten Schreien und brutalen Einschlägen auf dem
Schlachtfeld kreiert Chaos Rising so einen Klangcocktail, der zu
den besten seiner Art gehört. Schade nur, dass die ewigen, unglaublich
langsam ablaufenden Dialoge zwischen den Missionen den Schlachtenlärm zu
lange verdrängen.
Die Wahl der Waffen Zum Glück können
diese „Meetings“ aber dazu genutzt werden, seine Truppen für den
nächsten Kampf auszurüsten bzw. die eroberte Ausrüstung zu begutachten.
Denn auch im 41. Jahrhundert steht und fällt die Gesundheit eines
Soldaten mit der Qualität seiner Waffen und davon gibt es in Chaos
Rising einen ganzen Haufen. Gelungen in
Rollenspiel-Manier nach Seltenheit farbig markiert, lädt die
Waffenkammer des Spielers schon nach wenigen Missionen zu komplexen
taktischen Überlegungen ein. Granatwerfer oder Scharfschützengewehr?
Raketenwerfer oder Lasergeschütz? All das will gut abgewogen werden.
Die
dunkle Seite Wer aber gedacht hat, dass sich Blood Ravens sich
nur
auf ihre Waffen verlassen, wenn sie in die Schlacht ziehen, irrt sich
gewaltig. Jeder Trupptyp weist, wie schon in Dawn of War 2,
spezielle Fähigkeiten auf, die sich über Erfahrungspunkte freischalten
lassen. Und auch wenn Kugeln, Strahlen usw. natürlich nicht zu
unterschätzen sind, entscheidet normalerweise der geschickte Einsatz
dieser Eigenschaften über Wohl und Wehe eines Einsatzes.
Doch auch
wenn die Blood Ravens ihr Handwerk traumhaft sicher beherrschen,
hinterlässt der Kampf mit dem Chaos auch bei ihren Fähigkeiten deutliche
Spuren. Denn im Laufe der Missionen muss der Spieler immer wieder
zwischen moralisch richtigen und falschen Entscheidungen wählen und
diese haben deutlichen Einfluss auf die Moral und damit auf die
Fähigkeiten der eigenen Soldaten. Sterben ein paar Zivilisten zu viel,
wird aus dem Heiler plötzlich ein Berserker, aus dem edlen Ritter ein
ruchloser Mörder. Eine Veränderung, die das Spielerlebnis von Chaos
Rising nachhaltig ändert.
Gut oder böse? Diesem in
der Dawn of War-Reihe neuen Mechanismus ist es zu verdanken, dass
Chaos Rising eine immense Wiederspielbarkeit aufweist. Denn dank
anderer Waffen, Fähigkeiten und entsprechend auch Taktiken verlaufen
die Kampagnen in beiden Fällen schlicht völlig unterschiedlich. Und um
es ganz allgemein zu sagen: Hinsichtlich der Story sind alle Varianten
empfehlenswert.
Nachschub Wie es sich für ein RTS-Spiel
gehört, wartet auf Spieler, die ihre moralische Flexibilität
diesbezüglich genug belastet haben, aber natürlich auch ein
umfangreicher Multiplayer-Modus. Als Neuerung umfasst dieser bei Chaos
Rising erstmalig in der Dawn of War-Serie auch eine
eigenständige Koop-Kampagne, die es in sich hat. Darüber hinaus gibt es
natürlich aber noch immer die Möglichkeit, sich in Kämpfen gegen
menschliche Gegner zu versuchen, um herauszufinden, dass Chaos Rising
nicht umsonst zum offiziellen Programm der ESL gehört. Und wie
es sich für ein Addon gehört, warten natürlich auch hier neue Einheiten
für Space Marines, Chaos, Eldar und Orks darauf, das Blut ihrer Gegner
zu kosten.
Fazit:
Auch wenn ich nie erwartet hätte, diesen Satz einmal zu „Papier“ zu bringen, hat Chaos Rising das Unmögliche geschafft und für mich das Warten auf Starcraft 2 deutlich entspannter gestaltet. Denn das Addon zum ohnehin schon absolut gelungenen Dawn of War 2 macht schon im Singleplayer unglaublichen Spaß, auch wenn die Kampagne nicht ganz so gut ausgefallen ist wie im Basis-Spiel. Auch hätte insgesamt etwas mehr Strategie und etwas weniger Hack'n'Slay nicht geschadet.
Im Multiplayer sieht das natürlich anders aus, hier kommt die erhöhte Geschwindigkeit des Addons noch deutlicher zum Vorschein, was die Gefechte noch intensiver als in Dawn of War 2 werden lässt - und das war nicht ganz einfach. Entsprechend können und sollten Echtzeit-Strategie-Fans gerade angesichts des niedrigen Preises von Chaos Rising zuschlagen. Denn solange nicht wieder Protoss, Zerg und Terraner ins Geschehen eingreifen, führt kein Weg am Chaos vorbei.
| |
Autor der Besprechung:
Max Link
|