ModNation Racers
Entwickler:
Sony Computer Entertainment
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60,40 €
Systeme:
PlayStation 3, PSP
Inhalt:
In
jedem Konsolenzyklus gibt es meist unzählige Spiele im Stile eines
Mario Karts. Und so sicher wie das Amen in der Kirche steht auf dem
Siegertreppchen am Ende immer einer: Mario! Kein Genre wird seit dem Erstling so
dominant beherrscht wie die Sparte der Fun Racer.
Sony schickt jetzt mit ModNation Racers einen weiteren Vertreter
exklusiv auf der PS3 ins Rennen. Wird er Mario das fürchten lernen?
Meinung:
ModNation Racers ähnelt auf dem ersten Blick Mario Kart enorm. Auch hier werden Rennen auf abgedrehten Pisten gefahren, es gibt Abkürzungen, einsammelbare Items, die man dem Gegner um die Ohren pfeffert und das in einem comichaften bunten Grafikstil. Kennt man also? Ein weiterer Klon, der dem Klempner nicht das Wasser reichen kann? Mitnichten. Denn ModNation Racers hebt sich extrem von allen anderen Fun Racern ab und mutiert so zur ernsthaften Konkurrenz. Denn vor allem abseits der Piste wird mit dem mächtigen Editor gepunktet.
Fun Racer 2.0 Denn ModNation Racers hat sich neben Mario Kart auch Little Big Planet zum Vorbild genommen. Neben dem Fahrer kann man sein Kart und sogar Strecken selbst basteln. Und dieser Editor lässt wirklich keine Wünsche übrig. Wer anspruchsvolle Strecken designen will, kann sich verdammt viele Stunden austoben. Das Schöne ist, dass der Editor einem dabei meist keine Grenzen der eigenen Kreativität setzt. Schnell verliert man sich im Editor, obwohl man manchmal nur mal kurz ein Rennen fahren wollte. Das dieser Editor mehr als nettes Beiwerk ist, merkt man dabei an vor allem zwei Dingen. Durch die Rennkarriere im Singleplayer gibt es als Belohnung grundsätzlich neue Items für den Editor. Bedeutet: Wer gut fährt, belohnt sich am Ende mit mehr Spaß durch größerer Möglichkeiten beim Basteln. Die zweite Sache: Die erstellten Fahrer, Karts und Strecken können online getauscht und bewertet werden. So ist durch Usercontent die Langzeitmotivation und vor allem Umfang gesichert – die Community baut sozusagen ihr eigenes Mario Kart. Lustiges Beiwerk ist, dass die bestbewertesten erstellten Fahrer selber als riesige Staturen in der Online Lobby bewundert werden können.
Der steinige Weg zum Ruhm Herzstück für Offline und Singleplayer ist der Karrieremodus. Hier fängt man als kleiner unbekannter Fahrer an, um sich langsam an die Weltspitze zu fahren. In jedem der zahlreichen Rennen der Karriere muss man unter die Top 3 fahren, um für die nächste Strecke zugelassen zu werden. Pro Strecke gibt es dabei noch drei unterschiedlich schwere Missionsziele, die einem weitere Teile für den Editor freischalten. So muss man z.B. auf einer Strecke mindestens einen Gegner rammen oder zum Beispiel dreimal im Windschatten eines anderen Fahrers fahren. Diese zusätzlichen Ziele sorgen für zusätzlichen Spielspaß, da sie auch auf bekannten Strecken für zusätzliche Motivation sorgen. Die Karriere wird dabei von einer kleinen Story begleitet, die zum einen die Geschichte des Fahrers und seinem Boxenstall zeigt, zum anderen zwei Kommentatoren, die die Ergebnisse und Renntage kommentieren. Diese Sequenzen sind meist ziemlich abgedreht und strotzen nur so vor trashigem Humor – es passt, mir hat es gefallen, es wird allerdings nicht jedermann Geschmack sein. Ab auf die Piste
Auf der Piste selber zeigt ModNation Racers dann Mario gehörig die Muskeln. Die gut designten Strecken, die auch grafisch ordentlich was hermachen, glänzen mit Powerstreifen ähnlich Wipeout, mit massiven Abkürzungen und fetten Sprungschanzen, bei denen sogar leicht getrickst werden darf. Durch spektakuläre Fahrweise, wie eben den Sprüngen, dem Fahren im Windschatten oder Drifts in Kurven, füllt man seinen Energiemeter. Diesen kann man entweder einsetzen, um sich einen gehörigen Geschwindigkeitsschub zu gönnen, oder um sich vor feindlichen Geschossen per Schild schützen. Die fiesen aufsammelbaren Gadgets bestehen aus Geschwindigkeitsboots, Raketen bzw. Lenkraketen, Elektroimpulsen, die alle anderen Fahrer lahmlegen, und haben ziemliche Ähnlichkeiten mit ihren Vertretern aus Mario Kart. Die Besonderheit ist allerdings, das man durch mehrmaliges Einsammeln der Waffen diese aufbessert. So wird der Wirkungsbereich größer oder die Waffe selber mächtiger.
Der absolute Sieger? Zwischenfazit? ModNation Racers kesselt gewaltig, da ist verdammt viel Feuer auf der Piste und noch wichtiger, das macht spielerisch und vor allem vom Umfang des Editors bisher verdammt viel Spaß. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre der gute Mario im Kartgenre zum ersten Mal weit abgeschlagen. Leider bleibt das nicht so...
Bringt Zeit mit! Der erste Patzer, den ModNation Racers erlebt, der immer wieder gehörig den aufkommenden Spielspaß traktiert, resultiert aus den Ladezeiten. Ich bin da wirklich ein geduldiger Mensch, aber das was bei ModNation Racers passiert, ist einfach zu viel des Guten. Nach jeder Storysequenz, nach jedem Rennen, vom Wechsel zwischen Editor und Lobby, und ja auch zwischen Multiplayermatches, gibt es Ladezeiten und diese sind gut und gerne an die Minute lang. Das nervt einfach gewaltig, weil es einem immer wieder aus dem Spielfluss wirft oder emotionale Split-Screen Duelle merklich abkühlt.
Zweiter Patzer Singleplayer schön und gut, jeder weiß, dass Fun Racer erst durch den Multiplayer so richtig viel Spaß machen. Eine Disziplin, in der Mario Kart ein wahrer Meister ist. ModNation Racers bringt theoretisch alle Zutaten, wie gutes Gameplay und tolle Strecken, Duelle online wie auch im 4 Spieler Splitscreen, mit, um mindestens ebenbürtig zu sein. Doch auch hier patzt ModNation Racers völlig unnötig. Genau genommen ist es der Umfang. Zwar kann man online laglos mit bis zu einem dutzend Fahrern sich um Positionen streiten – aber Spielmodimäßig gibt es nicht viel mehr. Man kann die Items noch weglassen, aber es gibt weder erstellbare Meisterschaften, Turniere, Sprungwettbewerbe oder sonstige Modi die Abwechslung bieten würden. So kann man nur ein Einzelrennen nach dem anderen fahren – bei den eigentlichen vorhandenen Möglichkeiten ist dies der größte Spielspaßkiller. Man kann nur hoffen das hier per kostenlosen DLC nachgebessert wird!
Onlineperle Die fehlende Abwechslung schmerzt vor allem deswegen, weil ModNation Racers ein äußerst vorbildliches Onlinespiel ist. Die interaktive Lobby, wo Spieler mit ihrem Kart durch ein interaktives Menü brausen, ist äußerst gelungen. Schnell findet man neue Freunde, kann chatten, sich austauschen und bewerten. Auch die Erfahrungspunktvergabe bei den Einzelrennen und das Steigern des Levels machen Spaß, schließlich zählt nicht nur die Platzierung, sondern auch der Einsatz von Waffen und die Durchschnittsgeschwindigkeit wird bewertet.
Bunt und knallig Technisch gibt sich ModNation Racers grundsolide. Der comichafte, frische freche Look, passt wie die Faust aufs Auge, die Strecken sind schön und liebevoll gestaltet und äußerst selten gibt es Ruckler, obwohl es des Öfteren verdammt voll und brachial auf der Piste abgeht. Die Musik hätte für einen Fun Racer allerdings etwas mehr Tempo vertragen können, zumindest ist sie nicht störend.
Fazit:
Man
war das knapp! Mario war mit seinem Kart schon weit zurückgefallen, ja
eigentlich geschlagen – am Ende stellt sich dann aber ModNation
Racers selbst ein Bein. Kein Fun Racer der letzten Jahre hat mich
auf Anhieb so begeistert. Der Editor für Rennfahrer, Karts und
Rennstrecke ist fantastisch und enorm umfangreich. Seit Stunts zu
Amiga-Zeiten vor 20 Jahren habe ich nicht mehr so einen Spaß am
Streckenbasteln gehabt. Das Gameplay klassisch, die Präsentation
frech und frisch, macht ModNation Racers mit einem lagfreien
Onlinevergnügen und grandiosem 4-Spieler-Splitscreen auch hier alles
richtig. Nur warum torpediert uns Sony mit solchen Ladezeiten? Und
das trotz 4 GB Installation! Das schlimmste aber, und dieser Fehler
ist unverzeihlich, ist der Umfang der Spielmodi. Die Devise heißt:
Einzelrennen bis die Finger bluten. Man kann nur hoffen das
Downloadcontent diesen an sich genialen Funracer um ein paar
Spielmodi bereichert – spätestens dann ist es ein absoluter
Pflichtkauf für alle PS3-Besitzer!
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Autor der Besprechung:
Christian Jacob
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