Full Pipe
Entwickler:
Daedalic Entertainment
Publisher:
Daedalic Entertainment
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
19,99 €
Systeme:
PC
Inhalt:
Harte Denksport-Nüsse ohne wirklich spektakulären Hintergrund gibt es schon seit seeligen Game Boy-Tagen. Man denke nur mal an Klassiker wie Kwirk, die das Hirnjogging seinerzeit mit erstem Material fütterten. Inzwischen sind die meisten vergleichbaren Games weitaus aufwendiger gestaltet, beinhalten eine ausufernde Story und machen den Kern des Spiels so manches Mal zur Nebensache. Nicht so bei Full Pipe, dem neuesten Titel aus den russischen Pipe Studios. Getreu dem Motto, dass ein gutes Spielkonzept erst gar keine Geschichte benötigt, haben die Entwickler hier ein sehr außergewöhnliches Spiel entworfen, welches vor allem auf seine krasse Optik setzt.
Meinung:
Visuell ist Full Pipe jedenfalls ein kunterbuntes Abenteuer voller entfremdeter und verzerrter Fratzen, bizarr gestalteter Monster und quietschiger Farbgebung, weshalb man nicht immer sofort auf die Sache blickt, sondern erst einmal den Rahmen aufsaugt. Die Geschichte hierzu - es gibt sie also doch - ist dabei schnell erzählt. Dude, der Protagonist des Spiels, wacht mitten in der Nacht auf, als ihm ein Hausschuh unterm Bett gestohlen wird. Er verfolgt den Dieb, landet hierbei in einem Labyrinth aus Röhren, greift dort relativ bald seinen Pantoffel, hat aber jegliche Orientierung verloren. Also gilt es fortan, den Dude wieder aus dem runden Irrgarten zu befreien. So weit, so gut.
Tauschgeschäfte - kein wirklich logischer Deal Die Sache lässt sich dann aber bei weitem nicht so easy an, wie man es zunächst vermutet hatte. Erwartungsgemäß muss unser Held diverse Rätsel lösen, um sich frei durch die Räume bewegen zu können und mit den zahlreichen Kreaturen zu harmonieren, die sich in den Röhren aufhalten. Doch was ist zu tun? Nun, in erster Linie muss man die kleinen Monster füttern und ihr Schubladensystem (manche Viecher haben tatsächlich Schubfächer in ihren Körper eingebaut) nutzen, um mit ihrer Hilfe an neue Gegenstände zu kommen. Letzten Endes geht man also einen Tauschhandel ein, damit zerstörte Produkte repariert, unsinnige Gegenstände getauscht und frische Waren an den Mann bzw. an den Dude kommen.
Auch hier: So weit, so gut. Doch irgendwie fehlt bei den einzelnen Deals die Logik. Zwar bekommt man im Hintergrund durch verschiedene Zeichnungen und Bilder Hinweise darauf, wie man an das Produkt xy herankommen könnte, doch irgendwie muss man einfach viel zu oft probieren, ohne sich dabei auf Tatsachen stützen zu können. Für Rätselfreunde ist dies definitiv unbefriedigend, denn nur auf gut Glück herumwurschteln ist hier sicher nicht im Sinne des Erfinders.
Krasse Bilder, witzige Effekte Insofern lebt Full Pipe natürlich vorwiegend von dem, was das Auge aufnimmt, nicht aber von dem, was das Hirn verarbeiten soll. Wenn die einzelnen Kreaturen durch die Labyrinthe huschen und ihre Waren durch den Körper jagen, ist die entsprechende Situationskomik vorprogrammiert. Wem also vorrangig daran gelegen ist, zu sehen, was in einem Programmiererkopf so alles vorgehen kann, der kommt hier fraglos auf seine Kosten. Aber das Spiel verliert dabei immer wieder seinen Reiz, weil die Rätselei keine greifbaren Strukturen hat. Trial & Error ist halt einfach nicht jedermanns Sache - und schon gar nicht wenn der Frustfaktor so groß ist, wie in verschiedenen Phasen dieses Games.
Fazit:
Full Pipe bietet Abstruses fürs Auge und Abstruses fürs Hirn. Was nämlich an Ideen für die Gestaltung der einzelnen Charaktere verschwendet wurde, hat man bei der Konzeption des Gameplays scheinbar schon vorab verschossen: wirklich gute Ideen. Dumm ist eben, dass die Aufgaben und Rätsel selten einen nachvollziehbaren Hintergrund haben und Logik in vielen Spielpassagen zum Fremdwort mutiert. Das hebt den Frust und senkt die Freude, führt aber auch dazu, dass man als spielender Akteur seine eigenen Prioritäten verschiebt. Wenn es nämlich nur noch darum geht, die kleinen Mutanten zu bestaunen, nicht aber mehr darum, ihren Nutzen zu erkennen, ist man irgendwie übers Ziel hinausgeschossen. Und diese Gefahr lauert bei Full Pipe an allen Ecken.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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