Tales of Monkey Island
Entwickler:
Telltale Games
Publisher:
Daedalic Entertainment
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,99 €
Systeme:
PC
Inhalt:
"Guybrush Threepwood Mächtiger Pirat TM" kehrt zurück. Zugegeben, diese Nachricht wäre vor anderhalb Jahren topaktuell gewesen, aber da hieß es auch: "Guybrush Threepwood Mighty Pirate TM" kehrt zurück. Ein kleiner, aber nicht ganz so unbedeutender Unterschied. Über ein Jahr nach dem Erscheinen der fünf Tales of Monkey Island Episoden steht die komplette Staffel endlich lokalisiert in den hiesigen Händlerregalen.
Meinung:
Telltale Games kann man getrost als den ersten Entwickler bezeichnen, der ein sinnvolles Episodenformat im Videospielbereich etabliert hat. Ritual hatten es einst mit den Sin Episodes kläglich versucht und Valve spannt mit den Half Life 2-Episoden die Fangemeinde seit bereits drei Jahren auf die Folter. Erst die kalifornischen Entwickler rund um einige Ex-LucasArts Mitarbeiter haben gezeigt, dass sich Adventurespiele hervorragend als Episodentiteln mit einem regelmässigen Erscheinen herstellen lassen.
Keine Frage, Adventurespiele sind in der Produktion gesehen nicht so aufwendig wie ein Half Life 2: Episode 2, welches zwar storytechnisch eher dünn daher kommt, aber in Sachen Assetts und geskripteten Events nach deutlich mehr Entwicklungszeit schreit. Telltale Games begegnet diesem Problem mit einer relativ einfachen 3D-Grafikengine, die sie mit einem hauseigene Baukasten schnell und effizient in einzelne Episoden umsetzen können. Viele Kritiker bemängeln von daher zwar immer die eher durchschnittliche Grafik, richtig schlecht oder veraltet wirkt sie dabei aber auch nicht.
Deep in the Caribbean...
Als irgendwann 2009 bekannt wurde, dass bald wieder ein Titel erscheinen würde, welcher „Tief in der Karibik“ spielen würde, war die Vorfreude groß– immerhin lag das letzte Abenteuer um Guybrush Threepwood, Elaine und LeChuck bereits gut 9 Jahre zurück. Aber auch waren viele Fans skeptisch, ob eine so legendäre Spieleserie eine würdige Fortsetzung als Episodentitel bekommen könnte.
Telltale Games hatte mit den zwei bis dahin erschienenen Sam & Max Staffeln und der Strong Bad's Cool Game for Attractive People Staffel bewiesen, dass sie sehr humorvolle Spiele mit hervorragenden Sprechern verwirklichen können, die aber in Sachen Rätselumfang Adventureveteranen eher ein müdes Lächeln abrangen. Wie bereits oben angesprochen war auch die durchschnittliche 3D-Grafik, die bei weitem nicht mit dem Charme der aufwendigen von Hand gezeichneten Hintergründen und Figuren der Adventures aus der Hochzeit des Genres mithalten konnte, vielen Spielern ein Dorn im Auge. Ein weiterer Kritikpunkt war das Schauplatzrecycling. Hierbei sollte man aber bedenken, dass es eben auch zu einer Serie gehört, bekannte und vertraute Orte in eigentlich jeder Folge zu zeigen.
Guybrush ist zurück
Am 7.Juli 2009 war es dann so weit. Die erste Episode der Tales of Monkey Island erschien unter dem Titel Launch of the Screaming Narwhal. Das Spiel sollte sich als gelungener Vertreter mit all seinen Stärken und Schwächen ins Telltale Games-Portfolio einreihen. Dominic Armato und einige andere vertraute Sprecher sorgten für eine absolut herausragende Synchronisation der witzigen Dialoge. Die wichtigsten Persönlichkeiten aus dem Monkey Island-Universum feierten ein Comeback und wurden um einige liebenswerte Verbündete und Wiedersacher erweitert, die wunderbar in die Spielwelt passen.
Die Story des Titels machte einen guten Auftakt und versprach einiges an Spannung für die kommenden Episoden und endete mit einem gelungenen Cliffhanger. Also alles, was man sich von einem Piloten für eine Serie wünscht. Viele bekannte Elemente, wie die obligatorische Inselkarte wurde aus den Vorgängern übernommen und man fühlte sich wie bei einem waschechten Monkey Island. Leider aber stellten sich die Rätsel erneut als nicht allzu knackig heraus und auch die Grafik schwankte zwischen gut gelungen und langweilig, wobei sie in Bewegung deutlich besser als auf den Screenshots aussah.
Alles 6 Wochen
Die nachfolgenden Episoden schwankten etwas in ihrer Qualität, boten aber insgesamt einige sehr tolle Momente, gute Ideen, witzigen Dialogen und typischen Monkey Island-Humor, so dass man trotz der nicht zu verleugnenden Telltale Games-Schwächen Tales of Monkey Island als gelungene Wiederbelebung des Möchtegernpiraten Gyubrush Threepwood bezeichnen konnte. Keine Frage, ein neues Monkey Island oder Monkey Island 2: LeChuck's Revenge ist Tales of Monkey Island bei Weitem nicht, aber ist trotzdem ein Spiel – wenn man die 5 Episoden als Ganzes nimmt – , welches mit den gegebenen Mitteln das Beste aus dem Franchise gemacht hat und das auf eine durchweg positive Art.
Guybrush spricht deutsch
Bereits die ersten beiden Sam & Max Staffeln wurden ins Deutsche übersetzt und synchronisiert. Bei der ersten Staffel dank der Originalsprecher aus Sam & Max Hit the Road noch gut gelungen, war die zweite Staffel leider ein Reinfall. Tales of Monkey Island durfte ein solches Mißgeschick natürlich nicht wiederfahren und so dauerte es lange bis sich überhaupt ein Publisher gefunden hat, der sich an die Materie wagte. Mit Deadalic Entertainment hat sich dann aber auch direkt ein wahrer Spezialist des Genres gefunden, der als Entwickler durch Titel wie Edna bricht aus oder The Whispered World und als Publisher Machinarium in seinem Portfolio stehen hat. Die Verpflichtung von Guybrush-Sprecher Normann Matt, der die Rolle des tollpatischigen Piraten schon in Teil 3 und 4 übernahm war für das erfolgreiche Unterfangen „Monkey Island Lokalisation“ natürlich von entscheidender Bedeutung.
Tief in der Karibik
Die deutsche Lokalisation und Synchronisation ist Daedalic sehr gut gelungen. Wie es Übersetzungen so an sich haben, konnte natürlich nicht alles 1:1 übernommen werden, aber der Humor bleibt im Großen erhalten. Die Sprecher, allen voran Normann Matt, machen ihre Rolle gut, wenngleich ihre englischsprachigen Gegenparts teilweise mit mehr Elan bei der Sache sind. Das deutsche Handbuch hält Informationen zur Story der Vorgängerspiele und den wichtigsten Charakteren, die in Tales of Monkey Island auftauchen, bereit, so daß sich Neulinge im Spiel etwas besser zurecht finden, aber auch erfahrene Monkey Island-Spieler ihr Gedächnis etwas auffrischen können.
Wer sich selbst davon überzeugen möchte, kann auch die englische Originalversion des Spiels installieren, die zum Glück auch auf dem Datenträger vorhanden ist. Schade, dass ein einfaches Umschalten der Sprache während des Spiels nicht möglich ist. Angenehm ist aber, daß die DVD nur zur Installation ins Laufwerk muß. Die nachträglich veröffentlichte Mac-Fassung der Tales of Monkey Island, die kostenlos für alle Käufer der PC-Downloadepisoden zur Verfügung steht, fehlt aber leider.
Fazit:
Tales of Monkey Island hat mir sehr viel Spaß bereitet. Zwar kenne ich Gyubrush Threepwood seit meinen frühsten Kindheitstagen und habe eigentlich alle wichtigen Adventures der Zeit gespielt, doch dass macht mich bei Weitem noch zu keinem Rätselknacker par excellance. Daher empfand ich den Schwierigkeitsgrad der fünf Episoden größtenteils als fordernd und angebracht.
Die gelungene Lokalisation kann aber mit dem Original nicht mithalten. Gut, dass Daedalic die englische Ursprungsfassung mit auf den Datenträger gebannt hat. Vergessen wurde leider die Macversion des Spiels.
Jeder der sich an die Originalfassung auf Grund der Sprachbarriere nicht herangetraut hat, hat jetzt keinen Grund mehr auf den gelungenen Ausflug tief in die Karibik am heimischen PC-Monitor zu verzichten.
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