Kirby und das magische Garn
Entwickler:
Nintendo
Publisher:
Nintendo
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,95 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
In Japan erschien Kirby Epic Yarn bereits im November des vergangenen Jahres. Warum kommt die Veröffentlichung für den deutschen Markt dann erst gut drei Monate später? An der Lokalisation wird’s nicht gelegen haben, denn auch wenn Kirby und das magische Garn – so der deutsche Titel – eine von einem Märchenonkel vorgetragene Geschichte hat, hält sich der Textanteil bei dem Spiel in Grenzen. Geschnitten werden mußte – Gott bewahre – natürlich auch nichts. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. Sei's drum. Jetzt steht es ja endlich auch hier in den Ladenregalen.
Meinung:
Der nimmersatte Kirby wird eher durch Zufall in sein neuestes Abenteuer gerissen. Eine sonderbar aussehende Tomate stellt sich als nicht ganz so verdaulich heraus. Kirby verwandelt sich nicht nur in ein Stück Garn, welches seine Konturen formt, sondern es verschlägt ihn auch gleich ins Stoffland, einer geheimnissvollen, aber sehr farbenfrohen Welt in der alles – wen wunderts – aus Stoff ist.
Stoffland retten
Jetzt steht Kirby im kunterbunten Stoffland und wird auch prompt von Prinz Plüsch, um Hilfe gebeten, denn der böse Zauberer Grimgarn hat Stoffland auseinandergerissen und ist drauf und dran mit einem Zaubersocken Dreamland in eine Stoffwelt zu verwandeln. Das kann der tapfere pinke Held natürlich nicht zulassen und so macht er sich alleine oder mit Prinz Plüsch zusammen auf den Weg um die Welt zu retten.
Weltenhpüfer
Jeder der sieben Welten im Spiel besitzt einen eigenen Stil – ganz klassisch eben. Vom Wald, über eine Unterwasserwelt, eine Zukunftsstadt oder einer Wüstenwelt sind alle typischen Gebiete vertreten. Jede Welt wurde wirklich liebevoll im Stoff- und Garndesign umgesetzt und gestaltet, egal, ob Wasser, Feuer, Lens Flares, die typischen Feinde oder die Hintergründe. Dabei gibt es unheimlich viele kleine, liebevolle Details zu entdecken, die das Spiel erst so liebenswert machen. Man kann an Reißverschlüssen ziehen oder Flicken aus der Welt gelöst werden, um dahinter liegende Geheimnisse freizulegen. Immer wieder muß man an Kugeln ziehen, um die Umgebung zu verändern. Und all dies ist mit wundervollen zum Thema passenden Animationen unterlegt.
Tor zu einer neuen Welt
Doch schon das Öffnen eines neuen Levels in der Weltübersicht ist eine wahre Augenweide. Am Ende eines jeden Levels findet man einen Stoffflicken, den man auf dem Weltbildschirm wegwerfen muss, um eine Tür zu einem weiteren Level zu öffnen. Und das passiert herrlich fantasievoll: Bäume wachsen, Vulkane brechen aus, ein Wal taucht auf, um auf dessen Rücken die nächste Leveltür zu erreichen, und und und.
Neue Fähigkeiten
Was zeichnet ein Kirby-Spiel aus? Natürlich die Möglichkeit, sämtliche Gegner aufzusaugen, um deren Fähigkeiten anzunehmen. Doch genau dieser Fähigkeit wurde der kleiner rosafarbene Held im jüngsten Sproß der Serie beraubt. Eine Erklärung gibt’s im Intro und wenn man sich die neue Gestalt von Kirby anguckt ist es auch verständlich. Denn im Grunde besteht er nur aus einer Kontur aus Garn. Auch auf die Möglichkeit des Aufblasens, um durch die Level zu fliegen, muss Kirby bei seinen Abenteuern in Stoffland verzichten.
Zunächst ist man als Serienkenner durchaus irritiert und vermisst die alten Fähgikeiten, doch das legt sich schneller als angenommen. Immerhin hat Kirby auch einige neue Tricks auf Lager. So kann er eine Peitsche aus Garn schwingen, um Gegner zu besiegen oder mit seiner Umgebung zu interagieren. Er kann sich in einen Regenschirm verwandeln, um so langsam zu Boden zu gleiten oder sogar in ein Auto, um schneller durch die Level zu rasen. In besonders schmalen Spalten kann man sich sogar durchquetschen, in dem Kirby sich komplett abwickelt und nur noch eine lange Schnur ist.
Formwandler
In vielen Leveln gibt es Abschnitte, in denen man sich in neue Gestalten verwandelt. So wird man zu einem raketenschießenden Panzer, darf in Shot'em Up-Manier angreifende Gegnerwellen ausschalten, fährt als Auto Rennen gegen andere Bewohner Stofflands oder löscht als Feuerwehrauto Brände. Gerade diese Abschnitte lockern den Spielfluß enorm auf und verblüffen immer wieder mit ihrem Ideenreichtum.
Prinz Plüsch
Wer Stoffland nicht alleine bereisen möchte, freut sich über den Koopmodus, in welchem der zweite Spieler Prinz Plüsch übernimmt. Der wackere Bewohner Stofflands hat genau die selben Fähigkeiten wie Kirby. Vor jedem Level kann man wählen, ob man dieses allein oder zu zweit angehen möchte. Viele kniffilige Stellen können zu zweit einfacher werden, in dem ein Spieler den anderen beispielsweise auf eine höher gelegene Plattform wirft. Auch kann der Mitspieler als Wurfgeschoß gegen die Gegner missbraucht werden. Die Kamera ist dabei statisch. Sollte also ein Spieler am linken Bildschirmrand stehen und der andere am rechten, geht es nicht weiter.
Viel zu einfach!
Eigentlich hätte man es beim Kauf des Spiels ja schon ahnen müssen. Auf der Packung prangert der große Aufkleber der USK mit einer Freigabe ab 0. Formuliert man es mal etwas überspitzt, sind Babys tatsächlich bereits in der Lage das Spiel zu spielen, wenn denn ihre Hände groß genug wären, um die Wiimote zu halten.
Jeder einigermassen erfahrene Spieler wird Kirby ohne Probleme in wenigen Stunden durchspielen können. Hauptsächlich hängt das damit zusammen, dass man nicht sterben kann. Eine Berührung mit eine Gegner oder der Sturz in eine Grube lässt einen lediglich ein paar gesammelte Diamanten verlieren – Sonic lässt grüßen.
Leider besteht auch keine Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad anzupassen, um die Herausforderung etwas zu steigern. Wer aber alles entdecken möchte, wird manche Level aber durchaus mehrmals spielen, da manche Extras und geheime Level doch etwas kniffeliger versteckt sind. Außerdem werden Kirby von ein paar seiner Nachbarn ein paar Herausforderungen angeboten, bei denen bestimmte Level in einer vorgegebenen Zeit zu spielen sind.
Alles unter Kontrolle
Die Steuerung ist denkbar einfach. Die seitlich gehaltene Wiimote reicht vollkommen. Kirby bewegt sich wie eh und je eher beheblich durch die Welt, kann sich bei zweimaligen Antippen aber in ein schnelles Auto verwandeln. Springen und das Schlagen mit einem Stück Garn ist auf der "1"- und "2"-Taste untergebracht. Im Koopmodus kann man mit der "A"-Taste noch einen kleinen Engel herbeirufen, der einen hinter dem anderen Spieler gefahrenlos herfliegen lässt. Bei der Ausstattung der Wohnung und bei einigen Verwandlungen macht man sich noch dem Pointer und den Neigungssensor zu Nutzen.
Alles in allem reagiert die Steuerung äußerst präzise und genau und wirkt nicht unnötig überladen. Auf Rüttel- und Schütteleinlagen wurde Gott sei Dank verzichtet.
Fazit:
Viel zu einfach! Unheimlich liebevoll und stimmige Umsetzung! Das sind die beiden Merkmale, die Kirbys ersten Ausflug auf die Wii am besten beschreiben. Keine Frage, Kirby-Spiele waren schon immer verhältnismässig leicht. Wer sich sonst an einem Donkey Kong Country Wii oder Super Meat Boy gerne die Zähne ausbeisst und ein Jump'n'Run nur mit schweißnassen Händen am Controller und einem rasenden Puls genießen kann, wird an Kirby und das magische Garn wenig Freude haben. Zu gemächlich das Spieltempo, zu niedrig die kaum vorhandene Herausforderung. Man kann nicht sterben und auch der Schwierigkeitsgrad lässt sich nicht ändern.
Warum dann doch eine gute Bewertung? Was Nintendo und die Hal Laboratories hier präsentationsmässig abliefern, weiß zu beeindrucken. Man merkt dem Spiel an allen Ecken und Enden an, wie viel Mühe und Liebe von den Entwicklern ins Spiel gesteckt wurde. Das Stoff- und Garnthema wurde konsequent und vollständig umgesetzt, die verschiedenen Spielwelten sind vollgepackt mit abwechslungs- und ideenreichen Leveln. Der Soundtrack und die akkustischen Effekte sind herrlich beschwinglich. Kurz gesagt: Das Spiel zaubert einem einfach förmlich ein Lächeln ins Gesicht, strahlt nur so von Charme und man kann es auch wunderbar mit jüngeren Mitspielern angehen. Der erste Must Have-Wii-Titel 2011!
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