White Knight Chronicles II
Entwickler:
Level 5
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Rollenspiele
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
PlayStation 3
Inhalt:
Während PSP und DS regelmäßig mit hochqualitativen JRPGs versorgt werden, haben es Rollenspiele auf PC und großen Konsolen trotz kaum vorhandener Konkurrenz nicht sehr leicht. Für viele war Dragon Age 2 zu actionlastig, Final Fantasy XIII zu linear, Fallout: New Vegas zu bugverseucht und Arcania: Gothic 4 sowieso kaum noch ein Rollenspiel. Die Exklusivlieferanten von Level 5, die auch für Perlen wie Jeanne D'arc (PSP) oder die beliebte Layton-Reihe (DS) verantwortlich zeichneten, haben vor eineinhalb Jahren versucht, klassisches JRPG-Gameplay mit MMO-Elementen zu vermischen. Die BluRay des nun erschienenen White Knight Chronicles II enthält diesen Vorgänger als Bonus.
Meinung:
Leonard ist eigentlich nur der Sohn eines Weinhändlers, doch wie es Zufall und Schicksal nun mal so wollen, sind es in vielen Geschichten meistens die kleinen Leuten, die zu Helden werden. So wird am achtzehnten Geburtstag von Prinzessin Cisna aus Balandor eben eine Weinlieferung für den Ball benötigt – dumm nur, dass zur gleichen Zeit Unbekannte das Königreich angreifen, den König töten und eine riesige Bestie im Schloss freilassen. Leonard, der Cisna schon als Kind bewunderte, kann die Prinzessin für eine Weile in Sicherheit bringen und gerät dabei an ein Artefakt, das ihm die Macht eines uralten Incorruptus verleiht. Fortan kann er sich in einen riesigen, weißen Ritter verwandeln. Die Bösewichter nutzen jedoch die Verwirrung um den Kampf zwischen Bestie und Ritter, um die Prinzessin zu entführen - natürlich gibt die Geschichte noch mehr her als nur die Rettung der Holden.
Fortsetzung folgt auf dem Fuße Der erste Teil endete mit einem Cliffhanger, und so wird man im zweiten ohne Tutorial mitten in die Fortsetzung geworfen, die nahtlos anschließt. Hier befinden sich Leonard und seine Freunde, zu denen auch der selbstgestaltete Avatar gehört, auf einem Luftschiff in Richtung Faria, ein Reich das einst mit Balandor Krieg führte, und nun ebenfalls in Schwierigkeiten steckt - schließlich ist das Böse immer noch nicht besiegt.
Das Beste zweier Welten Wie schon erwähnt, verknüpft White Knight Chronicles II JRPG-Tugenden mit MMO-Eigenschaften, um sowohl eine Story und Offline-Nebenquests wie auch Online-Missionen zu ermöglichen. Man steuert also jeweils nur einen Charakter, z.B. Leonard oder die eigens erschaffene Figur, muss manchmal aber auch bestimmte Charaktere übernehmen. Die Gegenden sind weitläufig - manchmal schlauchförmig, manchmal etwas offener – und bieten viele versteckte Truhen und Rohstoffpunkte. Trotz der Weiläufigkeit gibt es einige unsichtbare Wände (auf der Karte sieht man jedoch das begehbare Gebiet), verschlossene Tore und magische Barrieren. Letztere hindern uns daran, Bereiche zu erforschen, die laut Story erst später dran sind. Man hat aber dennoch genug Raum zum Erforschen.
Nichts dem Zufall überlassen Sobald man mit X in den Kampfmodus schaltet, tun dies automatisch auch die Begleiter. Von alleine wehren sie sich nicht, wenn ein Monster angreift. Ebenso interessiert es sie auch nicht, wenn unbeteiligte, von Natur aus nicht aggressive Monster in einen laufenden Kampf stolpern. Da kommt nämlich die MMO-Seite des Spiels heraus. Zufallskämpfe gibt es nicht und ausgetragen werden die Gefechte direkt an Ort und Stelle. Das macht Spaß und ist abwechslungsreich, denn die unterschiedlichsten Monster treiben sich in der Welt herum - darunter auch einige sehr große, die nicht so schnell im Staub liegen. Stirbt man, und wiederholt einen Abschnitt, kann es sogar sein, dass an der Stelle des letzten Riesenmonsters nun ein anderes, nicht weniger gefährliches steht.
Befehlsketten Das Kampfsystem ist äußerst komplex und dennoch leicht bedienbar. Man hat unten im Bild eine Befehlsleiste, auf der man mit dem Steuerkreuz vorher zugewiesene Angriffe anwählen und dann mit X auslösen kann. Auch Zaubersprüche und eigens erstellte Kombos aus diversen Attacken finden Platz – mit oben und unten kann man durch mehrere Leisten durchschalten. Kombos lassen sich im entsprechenden Menü aneinanderreihen, im Kampf muss man dann nach dem Auslösen stets wieder im richtigen Moment X drücken, um die Kombokette aufrechtzuerhalten. Anvisieren lassen sich bei großen Gegnern oft mehrere Körperteile, meistens braucht man für die höher gelegenen aber auch die entsprechenden Angriffe.
Freiheitskämpfer Neue Fähigkeiten kann man durch Punkte freischalten, die man beim Levelaufstieg erhält. Dazu stehen verschiedene Disziplinen zur Verfügung: Göttliche Magie, Elementarmagie, Einhänder, Zweihänder, Speere, Bögen, Stäbe und Großäxte. Wenn auch nicht so spektakulär wie die Skilltrees eines MMOs vom Kaliber WoW, ist es die Offenheit des Kampf- und Fähigkeitensystems, das White Knight Chronicles II für Rollenspieler so interessant macht. Feste Klassen gibt es keine.
Groß und Böse Als Incorruptus sieht es dann nun wieder etwas anders aus, hier gibt es nicht nur andere Fähigkeiten. Die Zweikämpfe gegen andere Riesen haben ihren ganz eigenen Reiz und erfordern andere Strategien – vor allem um die Heilung muss man sich hier selbst kümmern.
Die Gildenaufträge und der Onlinemodus Geonet sorgen für weitere Abwechslung. Gut integriert in die Steuerung wurden hier z.B. Emotes, die man auch im Offlinemodus ausführen kann - wo sie natürlich keinen Effekt haben. Auch der Textchat ist schnell aufgerufen, in Offlinekämpfen aber auch schnell mal aus Versehen. Insgesamt zeigt Level 5 hier, dass man sehr wohl eine gute Steuerung für Onlinerollenspiele auf der Konsole hinbekommen kann.
Feinarbeit Grafisch sieht White Knight Chronicles II kaum besser als der Vorgänger aus. Auch beim überarbeiteten ersten Teil sieht man keine Unterschiede vom letztjährigen Release. Sogar das Tearing ist noch vorhanden, seltsamerweise aber nicht mehr, wenn man Teil zwei spielt. Hier scheint es also doch noch Verbesserungen in der Engine gegeben zu haben, die man im Vorgänger nicht mehr implementieren konnte. Zwar ist das Spiel kein ultimatives Grafikerlebnis, die Landschaften und Figuren sehen dennoch schön aus und strotzen vor Details wie Ideen.
Die Sprachausgabe ist leider nur auf englisch, es sind lediglich deutsche Untertitel vorhanden. Die Stimmen sind ok, die Soundeffekte ebenfalls. Die Musikstücke sind ebenfalls nicht schlecht, bleiben aber Durchschnitt.
Fazit:
Wer als PS3-Rollenspieler bei White Knight Chronicles noch gezögert hat, kann beim zweiten Teil bedenkenlos zugreifen. Der Vorgänger ist mit enthalten und so kann man die ganze Story auf einmal erleben. Einsteiger könnten durch das Kampfsystem überfordert sein, und wer sowieso noch eine Menge andere RPGs zu spielen hat, dem könnte White Knight Chronicles II manchmal zu durchschnittlich daherkommen.
Wer sich jedoch auf das Spiel einlässt, wird Gefallen am Kampfsystem, den Incorruptus-Kämpfen und dem Onlinemodus finden. Einen zu geringen Umfang wird man jedenfalls nicht vorfinden. Wer Teil 1 noch nicht gespielt hat, sollte übrigens auch unbedingt mit diesem anfangen.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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