Duke Nukem Forever
Entwickler:
2K Games
Publisher:
Gearbox Software
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40 bis 45 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Testsystem:
Intel iCore5 3,4 GHz, Radeon 6859, 4GB Ram, WIndows 7
Anforderungen:
Intel Core 2 Duo 2GHz, 1 GB Ram, GeForce 7600
Inhalt:
Der Duke ist zurück - es kommt einem Wunder gleich! Am Ende hatten selbst die hartgesottenen Fans kaum mehr damit gerechnet, ist doch Duke Nukem Forever das Spiel mit den meisten Vaporware-Awards und aufgrund von satten 14 Jahren Entwicklungszeit unter Journalisten wie auch Spielern ein Running Gag, ja Symbol für Verschiebungen in der Spielebranche. Schwamm drüber - jetzt zählt nur noch, ob auch im Jahre 2011 die Eier aus Stahl und Arschtritte für Aliens reichen, um den Spielspaß ins Wohnzimmer zu befördern.
Meinung:
Bevor wir aber mit dem Stahl auf Tuchfühlung gehen, eine Erklärung in eigener Sache zu dieser Review: Ich habe mich schwer getan, sehr schwer, denn der Duke ist für mich Kult, der Duke hat aber eben auch 14 Jahre Entwicklungszeit hinter sich. Was kann man erwarten? Wie setzt man Vergleiche? Klar ist, wer auf grafisch opulente High-End-Inszenierung steht, präzises Waffenhandling voraussetzt, spielerische Abwechslung und innovatives Gameplay erwartet, oder bei flachen sexistischen Witzen die Hand vor den Kopf schlägt, der sollte den größtmöglichen Bogen um Duke Nukem Forever machen!
Technik von Gestern Denn Duke Nukem Forever sieht man seine lange Entwicklungszeit an. Zwar hat Gearbox beim Polieren ganze Arbeit geleistet, und so manches Areal ist zumindest atmosphärisch toll gestaltet und mit netten grafischen Effekten der Unreal Engine 3 versehen, trotzdem ist wohl kein Shooter der hiesigen Generation optisch schwächer. Gerade manche Außenareale verursachen bei jedem Grafikfetischisten übelste Gänsehaut. Was bei der allgemeinen Optik nicht mehr in dieses Jahrtausend passt, ist bei den Animationen nicht anders. Hüftsteif und nicht wesentlich komplex trifft es wohl am besten. Dass dabei die Hardwareanforderungen nicht gerade niedrig sind, und auf Konsolen - gerade bei der Xbox360 - die Framerate Schluckauf bekommt, ist um so unverzeihlicher.
Hirn ausschalten! Technik ist aber nicht alles, vor allem wenn das Gameplay stimmt. Hier nimmt es nicht ganz so dramatische Züge wie bei der Technik an, auf Dauer hält der Duke der Konkurrenz trotzdem nicht stand. Für Abwechslung sorgen kleinere Rätsel, nette Jump'n'Run-Passagen und immer wieder Ausflüge mit motorisiertem Gefährt. Das weiß auch kurzweilig zu begeistern, kann langfristig die monotone Action aber nicht genug aufwerten.
Das Problem sind die zu lang geratenen Passagen in denen geballert wird! Das Gebotene zeigt auf, was sich in den letzten Jahren im Shootergenre getan hat und hier eben fehlt. Mehr Arcade gibt es zur Zeit eigentlich nur in Moorhuhn. Ballern, nachladen, ballern. Gegnerwelle um Gegnerwelle! Das der Duke dabei nur zwei Waffen mitschleppen kann, und die gegnerische KI gefühlt nicht vorhanden ist, sorgt auch nicht gerade für Begeisterung. Taktisches Vorgehen wie z.B. Schwachpunkte der Gegner ausmachen, Deckung suchen oder gar die Umgebung in die Kämpfe mit einbeziehen - eher Fehlanzeige!
Relikte Natürlich ist der Duke in erster Linie ein reinrassiger Arcadeshooter alter Schule, die "Stumpf ist Trumpf"-Devise ist in heutiger Zeit trotzdem etwas überstrapaziert. Ein Bulletstorm zeigt deutlichst wie heute Arcadeshooter in Sachen Geschwindigkeit, Optik und Abwechslung auszusehen haben. Was sagte der General noch am Ende des ersten Levels: "Duke, deine Zeit ist vorbei!"
Spielerisches Highlight sind dann wenigstens die imposanten Bosskämpfe. Der Duke hat gewohnt fette Wummen am Start und es ist ein Kampf der wahren Schwergewichte, wenn riesige Aliens auf die Feuerkraft des Dukes treffen. Meist ist sogar etwas Hirschmalz aufgrund von unterschiedlichen Bossphasen, oder zumindest Movement notwendig um die Ungetüme zu besiegen.
Der König ist zurück! Gameplay und Technik, was habe ich vergessen?! Das wichtigste - den King himself! Und damit wird auch schnell klar, dass der General ein Dummschwätzer ist - denn der Duke ist zeitlos. Und so wie der Duke Aliens in den Arsch tritt, unsere Babes rettet und lässig ins Klo pisst, so schnell ist der Spielspaß bei Fans und Nostalgikern dann doch wieder da!
Alleine das Intro vor dem Spielen, mit fetziger Rockmusik und überdrehter Action, zeigt, dass der Mann mit den Stahleiern es eben doch noch kann. Die ersten Stunden im Spiel, mit dem wirklich absolut genialen Einstieg, sind schon fast ihr Geld wert. Wie eingangs erwähnt, man muss die völlig überzogene Inszenierung mögen! Da darf man Bücher von kleinen Kinder signieren, bestaunt erotische Aufnahmen auf dem Klo, lässt sich von Blondinen mal gepflegt oral verwöhnen und kann so ziemlich alles interaktiv benutzen.
Anfassen erwünscht Ich habe Basketball gespielt, am Flipperautomaten gezockt, Popcorn zubereitet, unzählige Wasserhähne aufgedreht, Stripperinen beim Lapdance zugejubelt und Klospülungen betätigt. Wer den Duke von früher nicht kennt, mag die Faszination nicht verstehen, alle anderen werden seinem Charme erliegen. Es ist einfach herrlich Oldschool! Das Ganze hat sogar spielerischen Mehrwert, mit coolen Interaktionen erhöht man sein Ego dauerhaft. Ego steht dabei für die Lebensenergie des Dukes.
Ja, das Ganze ist alles meist äußerst politisch inkorrekt, das hat den Duke aber noch nie tangiert. Vieles wird durch den Kakao gezogen, seien es Filme, Spiele oder das Spiel selbst. Nicht jeder Gag zündet und ehrlich gesagt muss ich auch keinen Kot aus dem WC fischen, um damit um mich zu werfen. Meistens trifft der King aber genau den Ton, nach dem seine Fans tanzen. Und wer einem Schweinealien mit der Schrotflinte die Textur massiert und das mit den markigen Sprüchen des Dukes untermalt wird, die so jedem 80iger-Jahre-Actionheld Konkurrenz machen würden, der vergisst auch ganz schnell die obigen Kritikpunkte des Gameplays.
Bruce Willis?! Weitere Bonuspunkte sammelt der Duke bei der Spielzeit von ca. 16 Stunden und den abwechslungsreichen Stationen der Kampagne. Ob Striplokal in Titty Town, groteske Alienhöhlen oder Burger-Läden, Duke Nukem Forever zeigt heutigen Shootern, dass man nicht immer den typischen grau-braunen Einheitsbrei bedienen muss.
Besonderes Lob verdient auch die Synchronisation. Eigentlich ist es ja ein Frevel, nicht mit der original Stimme von Jon St. John zu spielen, aber die deutsche Vertonung von Manfred Lehmann, besser bekannt als die Synchronstimme von Bruce Willis, passt wie Arsch auf Eimer. Und so mancher Witz ist im deutschen sogar eine Spur süffisanter als im Original.
Fazit:
Wer aktuelle Technik brauch, eine imposante Inszenierung eines
Killzone 3 oder Call of Duty erwartet, und den Duke höchstens flüchtig
von seinem großem Bruder kennt, der wird wohl nicht mit Duke Nukem
Forever glücklich werden. Und selbst wer sich toleranter dem
Arcadeshooter stellt, muss sich im klaren sein, dass er hier ein Stück
Software spielt, welches charmant ausgedrückt nicht oldschoollastiger
sein könnte! Ganze 14 Jahre Entwicklungszeit gehen nicht spurlos an
einem Spiel vorüber. So sollten völlig rationale Spielernaturen oder
obige Zielgruppe zwei Punkte der Endwertung abziehen.
Alle anderen - vor allem die, die den Duke kennen - müssen sich dieses
Stück Software allerdings kaufen. Rein theoretisch schon allein deshalb,
weil es veröffentlicht wurde, praktisch aber vor allem weil der Duke nie
grandioser inszeniert wurde wie in diesem Stück Software. Duke Nukem
Forever sprüht nur so vor billigem Charme, derben Sprüchen, Sex und
Rock'n'Roll, dass es sich vom Einheitsbrei heutiger, polierter Spiele
absetzt. So ist der King auch im Jahre 2011 derjenige, der die fettesten
Arschtritte verteilt, die dicksten Sprüche drauf hat, und vor allem - ganz
wichtig: die heißesten Babes für sich tanzen lässt!
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Autor der Besprechung:
Christian Jacob
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