UFC Personal Trainer
Entwickler:
THQ
Publisher:
THQ
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
28,95 €
Systeme:
PlayStation 3, Wii, Xbox 360
Inhalt:
Es muss ein Feiertag für die Fitnessbranche gewesen sein, als 2010 mit Move und Kinect auch für die HD-Konsolen bewegungssensitive Controller erschienen. Endlich konnten - wie schon seit 2006 für die Wii - auch für die potenteren Systeme Spiele entwickelt werden, die der Branche den Zugang zu den finanzstarken Couch Potatoes öffnen sollten. Ein Problem dabei war nur, dass die zum großen Teil männliche Zielgruppe der Videospieler bisherige Versuche, Muskelaufbau und Controllerakrobatik zu verbinden, nicht so recht angenommen hatte. Schuld daran musste, da waren sich die Marketing-Experten schnell einig, das Image dieser Art Spiele sein, das eben doch eher in Richtung Yoga usw. zielte. Nach einem ersten Versuch, das zu ändern - The Fight mit Danny Trejo - steht nun UFC Personal Trainer in den Startlöchern, um aus Bildschirmhelden reale Athleten zu machen. Ob das ambitionierte Produkt dieses theoretisch so reizvolle Versprechen halten kann?
Meinung:
Auch wenn das Ultimate Fighting in Deutschland zweifellos nicht den besten Stand hat und selbst im Bereich der Kampfsportarten ein Nischendasein führt, hat sich die Disziplin in der globalen Sportwelt etabliert. In den USA ist ihr Ansehen inzwischen sogar so groß, dass der Dachverband des Ultimate Fighting, eben der UFC, für die Entwicklung seines Personal Trainers sogar mit der National Academy of Sports Medicine zusammenarbeiten konnte. Diese wurde 1987 gegründet ist in den Staaten für die Zertifizierung von Fitnesspersonal zuständig, was natürlich hinsichtlich des UFC Personal Trainers einen nicht geringen sportwissenschaftlichen Anspruch deutlich werden lässt.
Kampfroboter Im Spiel selbst sind es aber natürlich keine Akademiker, die dem Spieler seine Aufgaben erklären, sondern drei gestandene Ultimate Fighting-Trainer bzw. deren digitale Alter Egos: Mark DellaGrotte, Greg Jackson und Javier Mendez. Diese Namen sagen in Deutschland zwar wahrscheinlich nur Eingeweihten etwas, stehen innerhalb der Szene aber ohne Zweifel für Expertise, was die Kampfvorbereitung angeht. Betrachtet man allerdings ihre Animationen im Spiel, wird nicht ganz klar, woher die Herren ihre Reputation überhaupt haben. Allesamt bewegen sie sich abgehackt und unrund, ganz anders als man es von einem Sportler eben eigentlich erwartet. Verstärkt wird der dadurch entstehende Maschinen-Eindruck noch durch die kaum vorhandene Mimik der Gestalten und den sehr detail- und farbarmen Hintergrund.
Gespräche unerwünscht Zu allem Unglück passt die Sprachausgabe der Drei perfekt zu ihrem sonstigen Auftreten. Zwar nutzen sie genau die derbe bzw. direkte Wortwahl, die man von einem UFC-Kampfsportler erwartet, vermitteln ihre Anweisungen aber leider nur irgendwie drucklos. Zu allem Überfluss beschränken sich auch die Sätze, die das Programm dabei nutzt, auf ein offensichtlich kleines Repertoire. Das Resultat sind Trainer, die sich innerhalb einer Einheit mehrmals wiederholen. Sicher, für ausgeprägte Konversation ist während des Trainings kaum Zeit und thematisch ist Ultimate Fighting sicher begrenzt. Da die Trainer aber so ziemlich das Einzige sind, was man an menschlichem während seiner Einheiten mit UFC Personal Trainer zu sehen bekommt, wäre etwas mehr Emotionalität hier sicher kein Nachteil gewesen.
Schweiß wird fließen Andererseits muss sich der Spieler so natürlich um so mehr auf die Übungen von UFC Personal Trainer konzentrieren und genau die sollten ja auch im Mittelpunkt eines Fitness-Titels stehen. In einem ersten Schritt versucht das Programm dabei zu ermitteln, wie es um die Fitness des Spielers genau bestellt ist. Dazu dient ein Test in Form von Situps, Liegestützen, Hampelmännern und abschließendem Pulsmessen. Davon ausgehend lässt sich nun ein Trainingsplan mit verschiedenen Schwerpunkten zusammenstellen, der entweder auf 30 oder 60 Minuten ausgelegt oder aber völlig individuell ausgelegt ist. Als Basis dient dabei in jedem Fall ein umfangreiches Repertoire von Übungen (Kniebeugen, Schläge, usw. in allen möglichen Variationen), das in verschiedene Bereiche (Beine, Oberkörper, Rumpf, usw.) unterteilt ist. Insgesamt bleiben hier keine Wünsche offen.
Unsauber Einen Move-Controller benötigt man dabei interessanterweise nicht in jedem Fall, oftmals sollen Vorgaben auch einfach nur imitiert werden. Wenn Sonys seltsames Stäbchen dann aber doch mal im Spiel ist - was natürlich meistens bei den komplizierteren Übungen der Fall ist, funktioniert deren Abfrage leider aber nicht immer tadellos. Gerade bei Bodenübungen erfasst der Sensor die Controller oft nicht, was zu dem ein oder anderen Wutausbruch führen kann. Schließlich sind 80 Liegestützen noch unangenehmer, wenn jede Dritte nicht gewertet wird. Gänzlich sinnlos ist es übrigens, UFC Personal Trainer mit nur einem Move-Controller bedienen zu wollen. Eine Tatsache, die bei Schlagübungen eigentlich aber keiner weiteren Erläuterung bedarf.
Feedback erwünscht! Hier kommen dann auch wieder die etwas maulfaulen Trainer ins Spiel, die leider kaum Rückmeldung geben, ob das, was die Person vor dem Bildschirm tut, jetzt überhaupt richtig ist. Geht das mit Blick auf die falsche Anzahl von Situps noch als Ärgernis durch, bringen falsch durchgeführte Schlag-Tritt-Kombos nicht nur weniger Trainingserfolg, sondern sind auch alles andere als muskulär unbedenklich. Da hilft es dann auch nicht, dass sich UFC Personal Trainer umfangreiche Aufwärm- und Dehnungssequenzen leistet. Diese sind zwar nicht so umfangreich wie die eigentlichen Übungen, sportmedizinisch aber natürlich vorbildlich. Dumm ist allerdings, dass diese Phasen meist automatisch ablaufen und sich nur schwer umgehen lassen, will man - schon aufgewärmt - noch eine Einheit nachschieben. Ein nicht zu unterschätzendes Problem für die Langzeitmotivation.
Innenausstatter gesucht Nicht zuletzt leidet die aber auch daran, dass man sich in UFC Personal Trainer in einem Etablissement aufhält, das zwar zum etwas dreckigen Image des Ultimate Fighting passen dürfte, dem Spieler optisch und emotional aber wenig bietet. Vielmehr wirkt die wohl ehemalige Fabrikhalle, in der man sich im Spiel aufhält, schon nach wenigen Minuten ausgesprochen bedrückend und demotivierend. Ergänzt wird diese negative Optik noch durch eine fragwürdige Musikuntermalung, bestehend aus billigem Metal und kleinen Soundschleifen. Kurz: Würde diese Einrichtung tatsächlich existieren, würde nach dem Probetraining wohl niemand mehr wiederkommen.
Fazit:
Da man sich dank modernster Unterhaltungselektronik aber eben nicht mehr persönlich zum UFC-Training begeben muss, kehrt man dann doch relativ oft ins digitale Dojo zurück, wenn man einmal mit dem Training angefangen hat. Denn tatsächlich bietet UFC Personal Trainer viele und ansprechende Übungen, die auch schnell zu ersten Erfolgen führen. Gut, ein echter Kämpfer wird man damit natürlich nicht, aber das dürfte auch niemand ernsthaft erwartet haben. Für viel Schweiß, weniger Gewicht und etwas Muskeln sorgt das Spiel aber tatsächlich recht zuverlässig.
Schade, dass das nicht alles ist. Denn so gut der UFC Personal Trainer auch in Ansätzen funktioniert, so schwer wiegen die zahlreichen Makel, die das Programm aufweist. Von der lieblosen Präsentation über die ungenaue Steuerung bis hin zu einigen Gameplay-Schnitzern: Wenn der UFC Personal Trainer schon, wie von den Entwicklern behauptet, der ultimative Fitness-Trainer ist, werden männliche Videospieler ihre Controller auch in Zukunft nicht dazu einsetzen, dem eigenen Körper einzuheizen.
| |
Autor der Besprechung:
Max Link
|