Williams Pinball Classics
Entwickler:
System 3
Publisher:
Koch Media
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
28 €
Systeme:
PlayStation 3, PSP, Wii, Xbox 360
Inhalt:
Das Sommerloch hat Tradition, lässt sich im Bereich der Videospiele gut erklären: Immer noch ist der amerikanische Markt für die Publisher der wichtigste und dort wird nach Thanksgiving ordentlich eingekauft. Deshalb kommen viele Spiele erst im November raus und hinterher beschweren sich die Publisher wieder, dass kaum einer ihr Produkt gekauft hat, weil es neben Call of Duty & Co einfach unterging – als hätte man aus den Vorjahren nicht lernen können.
Ebenso bekannt ist, dass Juli und August nicht gänzlich sommerlich sein müssen und so mancher Regentag den Ausflug ins Freie ins Wasser fallen lässt. Eine Chance also, die dennoch nur wenige Publisher nutzen. Deus Ex 3 und Xenoblade Chronicles erwarten uns erst gegen Ende des Monats, umso überraschender erschien nun ein Spiel, an dessen EU-Release kaum noch jemand geglaubt hat: Williams Pinball Classics von System 3.
Meinung:
Als von Heimkonsole und Heimcomputer (wie man C64 und Konsorten früher nannte) noch nicht die Rede war, konnte man sich an einem regnerischen Augusttag in der Spielhalle, Kneipe oder gar Imbissbude treffen, um ein paar Runden zu flippern. Diese Zeiten sind längst vorbei und ich muss zugeben: Aktiv erlebt habe ich sie nicht. Doch Flipperspiele wie Pinball Dreams erfreuten sich auf Heimcomputern, wie z.B. dem Amiga, großer Beliebtheit, und sogar auf dem Gameboy durfte man flippern. In letzter Zeit musste man aber richtig nach Pinball-Spielen suchen. Schon 2006 tauchten die Briten von System 3 – International Karate und The Last Ninja dürften C64-Kennern ein Begriff sein - nach acht Jahren Abstinenz wieder auf der Bildfläche auf und brachten mit Gottlieb Pinball Classics eine gelungene Sammlung von virtuellen Original-Flippern auf die PSP, die PS2 und die Wii. 2008 erschien für die gleichen Systeme der hier getestete Nachfolger, jedoch nur in den USA. Ein Jahr später folgten die HD-Konsolen mit besserer Optik und 13 statt nur zehn Tischen. Während die PSP-Version bei uns letztes Jahr erschien, wurden die Konsolenversionen immer wieder verschoben – und das auf dem Heimatkontinent von System 3.
Drei Jahre unterwegs Das Warten hat nun aber ein Ende, was gerade die PS3- und Xbox360-Spieler unter den Pinballfans freuen dürfte – gibt es dort doch kaum Alternativen. Inzwischen ist die Technik auch ein schönes Stück weiter als zu Zeiten von Pinball Dreams und seinen Nachfolgern (deren Tische oft auch auf Originalen basierten, nur anders benannt wurden), weswegen wir nun schöne 3D-Flipperautomaten mit flexibler Kamera präsentiert bekommen. Die Flippertische reichen dabei von den frühen Siebzigern bis zu Whirlwind, der 1990 erschien. Danach dauerte es sowieso nicht mehr lange, bis es keine neuen Flippergeräte von Williams mehr gab – das System Pinball 2000, welches Videospielelemente enthielt, war nicht besonders erfolgreich.
Funhouse oder Frusthütte? Man kann sehr schön sehen, wie sich die Flipperautomaten mit der Zeit gewandelt und verändert haben, welche Neuerungen Einzug hielten. Darum kommt Williams Pinball Classics auch mit dem entsprechenden Bonusmaterial. So gibt es für jeden Automaten einen Werbeflyer, eine Auflistung der Automatenziele (mit Hinweis, wenn sie erreicht wurden), eine ausführliche Beschreibung der jeweiligen Spielregeln und eine freischaltbare Diashow. Die Automaten, die man nicht simpel per Menü, sondern in einer virtuellen Spielhalle auswählt, besitzen alle ihre Originalsounds, hier wurde nichts getunt – hier sieht man schon, dass sich das Spiel eher an Flipperfans und Nostalgiker richtet. Wer moderneres Gameplay und eine bessere Präsentation sucht, dürfte zumindest auf der Xbox360 bei Pinball F/X 2 und den zahlreichen, herunterladbaren Zusatztischen besser bedient sein. Dort dürften Motivation und Frustfaktor auch geringer sein.
Ohne Münzen, aber genau so unfair Denn ein Flippertisch musste damals eines mit Sicherheit sein: Ein Münzengrab, damit sich die Anschaffung auch rentiert. Leider wurde das schon zu realistisch umgesetzt, immer wieder geht die Kugel links und rechts ins Aus, wo man bekanntlich nur noch mit etwas Schütteln Einfluss nehmen kann. Dies wurde zumindest bei der Wii toll umgesetzt, denn dort schüttelt man einfach Nunchuk oder Wii-Remote. Doch wer zu heftig rüttelt, dem droht das Tilten des Apparats.
Modi und Extras satt Sehr löblich sind auch die zusätzlichen Modi, die das Spiel bietet. So kann man ein Turnier mit bis zu vier Spielern ausrichten, was zusätzlichen Multiplayer-Spaß garantiert. Auch einen Williams-Herausforderungsmodus gibt es, bei dem man alle Tische in einer vorbestimmten Reihe spielen und dabei immer eine bestimme Punktevorgabe erreichen muss. Doch auch hier droht der Frust wegen dem zu realistischen Ballverhalten.
Bald in 3D Die getestete Wii-Version ist grafisch ok, aber nichts besonderes. Die HD-Varianten dürften da etwas besser aussehen. Auch schade ist, dass auf der Wii kein 16:9-Modus zur Verfügung steht. Das gehörte auch 2008 schon zum Standard. Eine 3DS-Version ist in Planung, die Flippertische werden dort wohl erst richtig ihren optischen Reiz entfalten können.
Fazit:
Williams Pinball Collection hält, was der Name verspricht: Eine gelungene Umsetzung von zehn bzw. dreizehn klassischen Flippertischen der Firma Williams. Wer Flipperautomaten bzw. -spiele liebt oder sich einfach nur nach alten Zeiten zurücksehnt, ist damit bestens bedient. Wer moderneres Gameplay, bessere Grafik und Soundqualität auf der Höhe der Zeit sucht, wird sich nach Alternativen umsehen müssen. Für den Preis und angesichts eines doch etwas zurückhaltenden Sommers kann man sich aber überhaupt nicht beschweren.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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