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Harveys neue Augen

Entwickler: Daedalic Entertainment
Publisher: rondomedia

Genre: Adventure
USK Freigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis: 30 €

Systeme: PC

Testsystem: AMD Athlon64X2 mit 3 GHz, Radeon HD4850 mit 512MB VRAM, 4GB RAM, Windows 7

Anforderungen: Windows 2000 bis 7, 2GHz-Singlecore- bzw. 1,8GHz-Dualcore-CPU, 1,5GB bzw. 2GB Ram, Grafik: OpenGL2.0, 256MB VRAM

Ausgezeichnet mit dem Splash Hit Inhalt:
Edna bricht aus war ein echter Überraschungshit und legte den Grundstein für eine beispielhafte Erfolgssträhne, durch die Daedalic Entertainment fast über Nacht zum Big Player in Sachen Adventures wurde – sowohl als Entwickler als auch als Publisher. Bislang hat man sich stets an neue Themen und Stilrichtungen gewagt, mit Satinavs Ketten ist sogar ein DSA-Abenteuer in Entwicklung. Harveys neue Augen kehrt als Edna-Fortsetzung jedoch erstmalig zu den Wurzeln der Adventureschmiede zurück – und doch auch wieder nicht.

Meinung:
Vor kurzem habe ich mal wieder Star Trek: 25th Anniversary gespielt. Das Adventure aus der DOS- und Amiga-Zeit bot viele Entscheidungsmöglichkeiten, Bioware-ähnliche Dialogoptionen und multiple Enden. Heutige Adventures sind von der Handlung her viel linearer gestrickt. Meistens muss man das tun, was man eben tun muss - sonst kommt man nicht weiter. So geht es in Harveys neue Augen auch Protagonistin Lilli. Lilli ist ein kleines, blondes Mädchen, sie ist Klosterschülerin und wird von allen herum geschubst – besonders von der bösen Oberin, dem bytegewordenen Klischee schlechthin. Lillis beste Freundin ist Edna, die den Spielern des ersten Teils bekannt sein dürfte. Als sich deren Widersacher Doktor Marcel ankündigt - Leiter der Anstalt, aus der Edna ausbrach - bekommt sie Panik und bittet Lilli um Hilfe.

Mund halten und gehorchen
So unspektakulär fängt das Spiel an. Wie auch die böse Oberin hat auch die beste Freundin nur Aufgaben für uns, die an der Klosterschule zu erledigen sind – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Zusammen ergibt das Chaos und Anarchie pur. Der eine oder andere mag schmunzeln, wenn der ältere Mitschüler, der eben noch so belehrend und abweisend war, in den Brunnen fällt, in dem der Kellerschlüssel liegt, und wir dann noch ein Bienennest nachschicken, welches darüber hing. Wer denkt denn auch daran, dass die kleine Lilli mit der Harke als Werkzeug nur daran rütteln, und es nicht sachte herunternehmen kann? Außerdem hat sie doch gar nicht mitbekommen, dass da jemand im Brunnen ist. Die darauf folgende Rettungsaktion gilt nämlich eigentlich nur dem Bienenstock. Ein paar Klicks später ist der eben noch aus dem Brunnen gerettete Jugendliche tot, von Termiten aufgefressen. Eine Verkettung unglücklicher Zufälle? Immer noch lustig?

Der Tod und das Mädchen
Wir beäugen die Klosterschule genauer und sehen noch viel mehr Gefahrenpotenzial. Edna und Lilli graben eine Fliegerbombe – für den Spieler klar als solche bezeichnet – aus und denken es wäre eine Weltraumpiraten-Schatzkiste. Selbstverständlich sorgt auch der entnommene Sprengkopf für ein weiteres, unschuldiges Todesopfer. So geht es weiter, bis von den Schülern nur noch Edna, Lilli und Gerret, den Edna als Spion der Oberin verdächtigt, übrig sind. Wer stellt Schaukelbäume auch an einer Klippe auf, und kümmert sich nicht um baufällige Teile der Klosterschule? Zugegeben, die Opfer sind manchmal auch ein bisschen selbst schuld, und alle haben sie eine besonders negative Eigenschaft. Selbst der nette Junge benutzt Lilli nur, um sie einen Liebesbrief überbringen zu lassen. Die Todesfälle geschehen dabei alle, wenn Lilli gerade nicht im Bild ist. Betritt man den Ort des Geschehens erneut, so ist auch schon ein kleiner Troll anwesend, der alles, was Lilli nicht sehen will, lila überpinselt.

Das hat dir die Oberin doch verboten!
Klar, dass Harvey mit einer USK12 daherkommt, und nicht wie Edna mit einer USK0. Thematisch wäre eine Freigabe ab 16 angemessen, aber wenn das System nun mal so ist, dann kann man ihm als Entwickler auch seine Schwächen aufzeigen. Aber die Trolle sind nicht nur zum Entschärfen da, sie spielen tatsächlich eine größere Rolle, wenn man auf den Rest des Spieles blickt. Am Anfang gibt es tatsächlich kaum eine Bedrohung, die uns antreibt, das Spiel weiter zu verfolgen. Man könnte das kritisieren, im Gesamtbild passt es aber wieder. Während Lilli am Anfang eigentlich nichts will und nur Aufgaben bekommt, will sie im zweiten Kapitel tatsächlich vor Doktor Marcel fliehen und Edna helfen, die schon wieder ausgebüchst ist. Der Irrenarzt hat den Stoffhasen Harvey nämlich mit neuen, elektronischen Hypnoseaugen bestückt und verpasst Lilli so psychische Blockaden, damit sie auch alle Verbote beachtet. Will man nun z.B. etwas Spitzes benutzen, geht das nicht mehr. Lilli bekommt einen Elektroschock und Hase Harvey erklärt ihr noch mal genau das Verbot.

Das Reich der Schamanen, Drachen und Trolle
Um dem entgegenzuwirken, muss man zunächst in Lillis Gedankenwelt - ein Zerrbild ihrer Realität - reisen, und dort den entsprechenden Dämon besiegen. Dann kann man in einer zusätzlichen Leiste dieses Verbot aufheben – immer nur eines auf einmal, und nur in Lillis Realität.
Und hier bricht Harveys neue Augen sehr schön aus dem bisherigen Adventure-Konzepten aus, die nur aus Dialogen und Gegenstands-Kombinationen bestehen. Klar, Dialoge gibt es auch, man wählt die Optionen aber als Symbole aus. Lilli selbst kommt nie richtig zu Wort, will sie anfangen zu reden, weiß es ihr Gegenüber schon besser und wundert sich dann noch, warum die Kleine am Ende keine Fragen mehr hat. Die Sprecher der Figuren aus dem ersten Teil sind wieder mit dabei, insgesamt wurde erstklassige Arbeit geleistet. Besonders muss man hier den Schauspieler Götz Otto erwähnen, der als Erzähler fungiert und die Handlung kongenial in Szene setzt.

Fragen über Fragen
Auch wenn der Anfang etwas makaber ist, alles erfüllt seinen Zweck in Harveys neue Augen. Die Handlung entwickelt sich, die Zerrwelt und ihre Bewohner gewinnen immer mehr an Bedeutung. Mit der Zeit kommt auch der klassische Adventure-Humor nicht zu kurz, es gibt viele Anspielungen auf die Spielewelt. Und man fragt sich: Ist Doktor Marcel wirklich nur hinter Edna her? Warum reagiert niemand auf die ganzen Unfälle? Wurde Lilli etwa schon vorher traumatisiert? Billigte ihr Unterbewusstsein gar die Tode? Und was ist das für eine düstere Stimme in ihrem Inneren?
Am Ende steht man nach einem taktischen "Endkampf" doch vor einer unerwarteten Entscheidung – beides ganz untypisch für moderne Adventures. Und kann sich so verhalten, wie man es für richtig hält. Doch was ist das beste für Lilli?

Fazit:
Bild unseres Mitarbeiters Michael Hambsch michaelEs gibt Geschichten, Filme und auch Spiele, die sind mehr als nur Unterhaltung. Etwa Portal, Alan Wake, Braid, Limbo, Bioshock 1+2 und jetzt Harveys neue Augen. Sie regen uns an, die Welt aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten, und sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die man sonst kaum beachten würde. Nie zuvor hat es jemand geschafft Humor und Ernsthaftigkeit in einem Spiel so zu verknüpfen, wie Daedalic in Harveys neue Augen. Ein absolutes Muss nicht nur für Adventurefans, sondern allgemein für Spieler, die den Kopf nicht gerne abschalten.

Harveys neue Augen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Autor der Besprechung:
Michael Hambsch

Screenshots


















Wertungen Pluspunkte Minuspunkte
Wertung: 9.125 Grafik: 8.50
Sound: 9.50
Steuerung: 9.00
Gameplay: 9.50
Wertung: 9.125
  • Geniale, tiefgründige Story
  • Erstklassige Vertonung mit Götz Otto als Erzähler
  • HD-Auflösungen kein Problem, skuriller Zeichenstil
  • Verbote-Spielmechanik ergänzt das Standardrepertoire
  • Drehscheibe als Kopierschutz manchmal nervig

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Rezension vom: 07.09.2011
Kategorie: Adventure
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Bewertung: 2 (1 Stimme)
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