Need for Speed: The Run
Entwickler:
EA Black Box
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
42,40 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Wii, Xbox 360
Inhalt:
Jahrelang war EAs Need for Speed-Reihe ein Garant für spannende und gute Arcade-Raserei. Im November 2008 war es dann plötzlich vorbei mit der Herrlichkeit. Das von EA Black Box entwickelte Undercover geriet zum Totalschaden und sorgte dafür, dass die einst ruhmreiche Serie für einige Zeit vor sich hin dümpelte. Nachdem Slighty Mad und Criterion den guten Ruf endlich wieder hergestellt hatten, lies man die einstigen Übeltäter mit The Run wieder ans Steuer. Ob das eine gute Entscheidung war?
Meinung:
Was macht man, wenn man dem Tod gerade von der Schippe gesprungen ist, Schulden bei den „falschen“ Leuten hat und nur zum Rennfahrer taugt? Klar, man sucht sich natürlich ein Autorennen, bei dem man so viel Kohle wie nur möglich gewinnen kann. Genau das tut unser Alter Ego Jack Rourke. Nachdem er sich gerade noch so aus der Schrottpresse befreien konnte, rast er schnurstracks zu seiner alten Freundin Samantha Harper. Die gibt ihm die Möglichkeit sich in ein exklusives Rennen, dessen Gewinner stolze 25 Millionen gewinnt, einzukaufen. Der Haken an der Sache: Jack würde „nur“ zehn Prozent des Preisgeldes bekommen. Um seine Schulden zu begleichen, reicht das aber allemal. Das größere Problem ist die Strecke: die führt nämlich von San Francisco bis nach New York quer durch die USA. Das heißt 3000 Kilometer mit 200 harten Gegnern sowie dauernd wechselnde Bedingungen und Umgebungen.
Idee gut – Ausführung schlecht
Bereits die Anfangssequenz zeigt, dass EA Black Box mit Need for Speed: The Run einen neuen Weg einschlagen möchte. Statt eines reinen Rennspiels, wollen sie es mit anderen Genres mischen und zu einem spielbaren B-Movie ausbauen. Die Idee ist gut, allerdings hapert es an Umsetzung.
Die Story versandet sehr schnell, so dass man bald nur wenig über Jack erfährt. Auch der Genremix funktioniert nicht so, wie sich die Entwickler das gewünscht haben. Beinahe scheint es so, als ob sie mitten in der Entwicklung die Quick Time Events aus dem Spiel geworfen haben. Anders lässt es sich nämlich kaum erklären, warum nach drei dieser Events, die relativ früh im Spiel auftauchen, keine weiteren mehr stattfinden. Allerdings geht das absolut in Ordnung, denn auf die völlig überdreht Inszenierung kann man gut verzichten.
Aggressive Gegner
Quick Time Events hin oder her. Das Hauptaugenmerk des Spiels gilt den Rennen und die sind den Entwicklern gut gelungen. Nicht nur, dass die Gegner harte Fights liefern, auch für Abwechslung ist gesorgt. Zum einem gibt es Tag- und Nacht-Rennen sowie verschiedene Rennmodi, die man auf seinem Weg nach New York meistern muss. Neben Events. in denen man eine bestimmte Anzahl an Positionen gut machen muss, gibt es verschiedene Zeitrennen sowie Duelle gegen einzelne Kontrahenten. Zudem taucht auch immer wieder die Polizei auf, die einem das Leben u.a. mit SUVs und Helikoptern noch schwerer macht. Die Gesetzeshüter gehen dabei sehr aggressiv zu Werke und sind obendrein prima motorisiert. Selbst wenn man mit 350 km/h an ihnen vorbau rast, ist es für sie kein Problem aus dem Stand innerhalb weniger Sekunden aufzuschließen und einen so lange zu malträtieren bis man in der Leitplanke hängt.
Zum Glück gibt es bei Need for Speed: The Run ein Rücksetzsystem, das den Spieler nach einem Unfall automatisch zu einem der zahlreichen Checkpoints transportiert, so dass man den letzten Abschnitt nochmal in Angriff nehmen kann. Allerdings darf man leider nicht selbst entscheiden, an welcher Stelle man wieder ins Rennen einsteigt. Aus diesem Grund kann es sogar passieren, dass man beim zweiten Versuch an einem früheren Hindernis hängen bleibt und von dort nochmals starten muss.
Roadtrip durch die USA
Neben den verschiedenen Rennmodi sorgt die Strecke selbst für Abwechslung. Während der 3000 km und 50 Etappen trifft man nämlich so ziemlich alles an, was es an Witterungsbedingungen und Landschaften in den USA gibt. Von lang gestreckten Geraden durch die heiße Wüste Nevadas, über verschneite Serpentinen in den Rocky Mountains und die schier unendliche Prärie der Midlands bis hin zum herbstlichen Großstadtgetümmel an der Ostküste ist alles dabei, was man während eines Road Trips durch die USA erleben kann.
Da es sich bei The Run um ein Rennspiel handelt, hätte man sicher noch dem einen oder anderen Abstecher auf eine der vielen Rennstrecken unternehmen können. Ein paar normale Rennen hätte dem Spiel sehr gut getan. Wie auch der ein oder anderen Schnee- bzw Regenschauer. Doch auf die wartet man vergebens. Es kommt zwar vor, das Strecken verschneit oder nass sind, was natürlich auch Auswirkungen auf das Fahrverhalten hat, feuchte Autos sind allerdings Fehlanzeige.
120 hochgezüchtete Boliden
Der Fuhrpark ist für einen Need for Speed-Titel ganz ordentlich. Mit einem Gran Turismo oder Forza Motorsport können die 120 Boliden zwar nicht mithalten, doch The Run ist nicht als Rennsimulation für Autoliebhaber gedacht. Hier geht es schlicht und ergreifend darum spektakulär durch die USA zu heizen und das geht mit den Ferraris, Lamborghinis, Porsche, Mercedes und etlichen anderen Sportwagen hervorragend. Wie es sich für ein ordentliches Untergrund-Rennen gehört, sind sämtliche Boliden mit einer Nitroeinspritzung ausgestattet. Weiteres Tuning ist allerdings nicht möglich. Battlefield 3 Engine?
Nicht ganz so hervorragend ist die Technik mit der uns EA Black Box beglückt. Fangen wir bei den Fahrzeugen an: die sehen zwar auf den ersten Blick ganz nett aus, bei genauerer Betrachtung fällt einem der Detailmangel auf – vor allem, wenn man sie mit ihren virtuellen Pendants aus Gran Turismo oder Forza vergleicht. Zudem ist bei keinem Boliden eine Cockpitperspektive vorhanden, wodurch man die Arbeit am Lenkrad nicht beobachten kann.
Auch die Landschaftsgrafik wirkt detailarm. Vor allem in der Prärie gibt es nahezu nichts, was am Wegesrand einen Blick wert ist. Noch langweiliger sind die Stadtkurse geworden. Denn egal, ob man durch Los Angeles, Las Vegas, Chicago oder New York fährt, keine der Städte wirkt wie eine belebte Millionenmetropole. Da glaubt man kaum, dass hier die Battlefield 3 Engine werkeln soll, die glänzend aussehende Schlachtfelder und vor Details strotzende Soldaten auf den Bildschirm zaubert. Entweder wusste EA Black Box nicht, wie sie mit der Engine umgehen sollen oder sie hatten schlicht und ergreifend zu wenig Zeit, um ihr volles Potenzial auszunutzen.
Zum Glück kann der Sound einiges Wett machen. Denn egal ob kernige Motorengeräusche, quietschende Reifen oder ein klasse Soundtrack – in Need for Speed: The Run kann sich alles hören lassen.
Und sonst?
Neben dem großen Rennen quer durch die USA kann man seine Zeit zwar in den Challenge-Modus stecken, allerdings ist das mehr Frust als Lust. Die Zeiten, die man hier in den jeweiligen Challenges erreichen muss, sind nämlich dermaßen hoch gesteckt, dass man die Strecke perfekt kennen muss, um eine Chance zu haben. Einfache "schnelle Rennen" gibt es leider nicht. Auch Online sind sie nicht zu finden, denn hier wird man gezwungen, in vorgefertigten Rennen zu starten.
Immerhin ist wieder das Autolog-Feature mit an Bord, welches uns, wie bereits in den beiden Shift-Ablegern, stets über die Bestzeiten unserer Freunde informiert und Herausforderungen anbietet.
Fazit:
Ein Rennen quer durch die USA, eingerahmt in einen B-Movie-Plot, ist endlich mal etwas Neues, das noch nicht hundert Mal verwurstet wurde. Leider haben die Entwickler das Potenzial nicht ansatzweise ausgeschöpft. Allein aus der Story hätte man viel mehr herausholen können. Aber nicht nur hier wurde viel verschenkt. Auch beim Streckendesign und dem Umfang des Spiels hätte man sich noch mehr einfallen lassen können. Optisch kann das Spiel ebenfalls nicht voll überzeugen, obwohl hier die Frostbite 2 Engine genutzt wurde, und die hat bei Battlefield 3 gezeigt, was sie alles drauf hat.
Somit bleibt unterm Strich sowohl spielerisch als auch technisch leider nur ein durchschnittliches Rennspiel, das niemanden vom Hocker reißt. Für Racing-Fans, die Gran Turismo, Forza und Co. schon durchgespielt haben, ist es dennoch ein geeignetes Weihnachtsgeschenk.
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Autor der Besprechung:
Stefan.Heppert
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