Rhythm Thief und der Schatz des Kaisers
Entwickler:
Sega
Publisher:
Nintendo
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40 €
Systeme:
3DS
Inhalt:
Es ist kein Geheimnis: Sega braucht dringend mal wieder ein paar Hits - sowohl moralisch als auch finanziell. Die ganzen schlechten bis durchschnittlichen Marvel-Lizenzverwurstungen haben nicht nur dem Lizenzinhaber missfallen, sondern auch dem Image von Sega geschadet, und für enorme Verluste gesorgt. So will man sich ab sofort auf wenige bewährte Marken bzw. Lizenzen wie Sonic, Total War und Aliens konzentrieren, hat aber immer noch Platz für ein paar Klassiker-Neuauflagen wie Jet Set Radio oder auch gänzlich neue Spiele, wie das nun vorliegende Rhythm Thief und der Schatz des Kaisers, ein Musik&Rhythmus-Adventure.
Meinung:
Musik- und Rhythmusspiele haben schon bessere Tage gesehen, besonders auf Handhelds. DS-Spiele wie Jam With The Band oder Elite Beat Agents bekommt man für ein paar Euro, obwohl der Spielspaß definitiv vorhanden ist. Was diese Spiele jedoch nicht bieten, ist eine spannende Story und tolle Anime-Zwischensequenzen. Sega hat sich daher mal die „und der/die/das“-Schablone (bekannt durch Professor Layton) angesehen, und heraus kam Rhythm Thief und der Schatz des Kaisers. Hier übernimmt man die Rolle des jungen Mannes Raphael, der auf der Suche nach seinem verschwundenen Vater als Phantom R etliche Kunstgegenstände in Paris stiehlt. Er verspricht sich wichtige Hinweise von diesen Gegenständen und zieht dabei nicht nur die Aufmerksamkeit von Inspektor Vergier auf sich, sondern auch die von Napoleon. Ihr habt richtig gelesen, der Kaiserknilch himself ist in diesem Spiel kein ziemlich kleiner, toter Hoschi, wie es Bill und Ted einst treffend beschrieben. Irgendjemand hat vor einigen Jahren den kaiserlichen Sarg gestohlen und Napoleon wiederbelebt – und Raphael und seine neue Freundin Marie besitzen etwas, das der Kaiser haben will. Stets begleitet wird Raphael bei seinem Abenteuer übrigens von seinem treuen Hund Fondue.
Oben und Unten Der Touchscreen des 3DS spielt bei den meisten Games nur noch die zweite Geige, da man schließlich auch den 3D-Effekt auf dem oberen, größeren Bildschirm auskosten möchte. Bei vielen alten DS-Spielen, wie z.B. bei den Zelda-Teilen oder beim schon genannten Elite Beat Agents hätte das nicht so gut funktioniert. Bei Rhythm Thief werden die Rhythmusspiele überraschenderweise aber alle auf dem oberen Bildschirm ausgetragen. Die Steuerung variiert hier von Spiel zu Spiel: Mal braucht man einen oder mehrere Buttons, wenn man beispielsweise gegen Napoleons Schergen kämpft, manchmal auch den Stylus, wenn getanzt oder die Geige gespielt werden muss. Sega setzt bei einigen Herausforderungen sogar die Bewegungssteuerung des Handhelds ein, wobei passenderweise auch der 3D-Modus abgeschaltet wird. Sehr vorbildlich auch, dass zuvor ein entsprechender Hinweis eingeblendet wird. Alle Rhythmusspiele haben eines gemeinsam: Man braucht schon ein wenig „Taktgefühl“, um sie meistern zu können. Aber wenn man nicht gerade Ton um Ton versemmelt, kommt man auch gut mit schlechteren Wertungen weiter.
Geräuschvolles Paris Der Adventure-Teil des Spiels findet zum größten Teil auf beiden Bildschirmen statt, wobei oben nur die Übersichtskarte von Paris bzw. einem eventuellen Unterschauplatz eingeblendet wird, auf der man Raphael alias Phantom R mit dem Steuerkreuz oder dem Schiebepad navigieren kann. Richtig etwas zu tun bekommt man aber auf dem Unteren. Hier finden nicht nur selbst ablaufende Dialoge mit zahlreichen Charakteren statt, sondern man kann auch die Umgebung mit dem Stylus durchsuchen. Häufig findet man dabei Münzen, die man im Shop ausgeben kann, Sound-Discs, oder auch Phantom-Noten. All das ist für die Handlung nebensächlich, man kann dadurch aber einiges freischalten. An manchen Stellen lassen sich auch Geräusche finden, die Raphael dann mit seinem Recorder aufnimmt. Die braucht man nicht nur für die Nebenquest mit dem Meisterinstrument, sondern manchmal auch, um im Spiel voran zu kommen. Den ängstlichen Polizisten verscheuchen wir mit der Aufnahme einer Bulldogge, und die Bibliothekarin locken wir mit dem Telefonklingeln weg. Ein Adventure also, bei dem man nicht durch das Verwenden von Gegenständen, sondern durch Geräusche weiterkommt. Die Lösung liegt meistens auf der Hand, und die entsprechenden Sounds sind oft nicht weit weg von dem Ort, an dem sie benötigt werden. Hin und wieder muss man auch kleine Puzzles lösen, die immer etwas mit Musik oder Rhythmus zu tun haben. Auch diese sind nicht besonders schwer.
Anime- und Rhythmus-Spaß Wo Rhythm Thief wirklich glänzt, ist bei der Art, wie all das miteinander zu einer passenden Einheit verwoben wurde. Die Story ist interessant und spannend, und wird hin und wieder durch schön gezeichnete Animevideos ergänzt, die einen sehr guten 3D-Effekt bieten. Technisch gibt es rein gar nichts zu meckern, Sound und Grafik sind überdurchschnittlich. Leider gibt es im Gegensatz zu den Abenteuern des Puzzle-Professors keine deutsche Sprachausgabe, sondern nur Untertitel.
Auch die Rhythmusspiele an sich machen eine Menge Spaß und bieten vor allem viel Abwechslung. Wo sich bei anderen Spielen dieser Art nur Hintergrund und Musikstück abwechseln, hat man es hier ständig mit neuen Situationen zu tun, auf die man sich einstellen muss. Zwar gibt es auch hier Wiederholungen, die sind dann meistens auch um eine Schwierigkeitsstufe erweitert, und daher wieder aufs Neue interessant. Besonders hat mir von all den Herausforderungen übrigens Maries Geigenspiel gefallen.
Als zusätzliche Features gibt es eine Streetpass-Option, bei der man Charaktere als Fans gewinnen kann, wenn man gegen die Daten anderer Spieler antritt. Auch ein lokaler Multiplayermodus ist vorhanden, bei dem viele Spiele auch mit nur einer Karte gespielt werden können. Alle Rhythmusspiele lassen sich jederzeit nochmals neu spielen, sofern man sie in der Story geschafft hat, wodurch man wiederum Münzen verdienen kann.
Fazit:
Mit Rhythm Thief und der Schatz des Kaisers ist Sega tatsächlich mal wieder ein erstklassiges Spiel abseits der bekannten Franchises gelungen. Dass man sich bei der Präsentation an der Beliebtheit eines Professor Laytons orientiert ist sicher nicht schlimm. Schließlich bekommt man hier abwechslungsreiche Rhythmusspiele und eine spannende Story mit gelungenen Animesequenzen präsentiert. Dass der Schwierigkeitsgrad nicht so hoch ist, kommt einer jüngeren Zielgruppe entgegen, aber auch erfahrene Anime- und Rhythmusfans werden sicher ihren Spaß haben. So kann es also gerne weitergehen, Sega!
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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