Silent Hill: Downpour
Entwickler:
Konami
Publisher:
Konami
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
49,85 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Ein ungeschriebenes Videospiel-Gesetz beschreibt den Umstand, dass ellenlange Fortsetzungen irgendwann den Spirit des Originals entfremden, seinen Charakter zwangsläufig verändern müssen und schließlich nicht mehr viel von dem übrig bleibt, was den Beginn einer langjährigen Serie seinerzeit ausmachte. Gerade bei Silent Hill ist die Entwicklung der letzten Jahre eher bedenklich, weil sich die Programmierer bei Konami nicht mehr allzu große Mühe gegeben haben, dem Ganzen neue, interessante Facetten zu verpassen, bzw. die eigentliche Spielidee noch einmal in einem Maße neu zu erfinden, die auch Fans der ersten Stunde vom Hocker reißen könnte. Insbesondere die letzten beiden Titel waren inhaltlich doch eher schwach. Um das sinkende Schiff schließlich vor dem Untergang zu retten, hat man den tschechischen Entwickler Vatra Games damit beauftragt, der Sache neues Leben einzuhauchen. Und Downpour scheint davon wesentlich profitiert zu haben - denk man jedenfalls am Anfang.
Meinung:
Doch die Anfangssequenzen waren bei allen bisher publizierten Silent Hill-Games überzeugend, da man hier nicht nur sehr schön in die Story eingearbeitet wurde, sondern weil die Atmosphäre, die bei diesem Horror-Adventure nun einmal eine gewichtige Rolle spielt, direkt auf den Gamer übertragen wird. In diesem Fall begleitet man den Gefangeenen Murphy Pendleton, der bei einem Transport in ein anderes Lager mit seinem Bus verunglückt und plötzlich in der bekannten Umgebung von Silent Hill landet - und dort wartet bekanntlich das Grauen. Der Gruselfaktor ist dementsprechend hoch, während die schaurigen Elemente sich langsam aber sicher, vor allem aber auch mit einzelnen packenden Motiven neu manifestieren. Aber auch hier gilt: Der Anfang mag über vieles hinwegtäuschen, was sich im späteren Verlauf als nicht ganz so ausgegoren entpuppt.
Auf der Suche nach der Vergangenheit In Downpour geht es erst einmal darum, zu flüchten. Und da nur die Horror-Stadt eine Alternative bietet, führt man Mr. Pendleton direkt ins Herz des Schreckens. Moment mal, Schrecken? Ja, das sollte eigentlich im Überfluss geboten werden. Doch die anfänglich noch sehr dichte Atmosphäre löst sich immer weiter auf, selbst wenn man seine ersten, noch ziemlich waghalsigen Erkundungsmanöver in Silent Hill gestartet hat. Die Frage, die sich dabei am häufigsten aufdrängt, lautet: Was soll Murphy eigentlich machen? Was genau steckt hinter dieser Figur? Also muss man anhand vieler Rätsel in Erfahrung bringen, warum er überhaupt in die Anstalt gesperrt wurde, was mit seiner Psyche nicht in Ordnung ist und welche Rolle seine Vergangenheit für das Jetzt spielt. Hierbei sucht man fortwährend nach Schnipseln und Hinweisen, löst Rätsel und zunächst nicht ganz durchschaubare Aufgaben. Doch so interessant dies manchmal ist, so stellt sich spätestens hier schon der Gedanke ein, dass Silent Hill respektive Downpour schon einiges von seiner Mystik und damit auch von seinem eigentlichen Charakter verloren hat. Und das leider zum wiederholten Male.
Durchaus ansprechende Herausforderungen Dennoch ist das Spiel nicht nur in den ersten Gehversuchen recht fordernd, da die Rätsel als solche nicht immer zu entlarven sind und man oftmals nicht sicher sein kann, ob man die Puzzleteile auch richtig zusammengesetzt hat. Viele unbekannte Faktoren scheinen bedeutend, und teilweise ergeben sich die Antworten auf einzelne Fragen erst während der derzeitigen Handlung selber. Das ist insofern in Ordnung, dass Downpour voller Überraschungen steckt, die clever ins Spielsystem eingeflochten wurden. Doch da nicht selten auch der rote Faden verloren geht und man ein wenig hilflos durch die Gegend streunert, würde man sich die Red Line etwas öfter herbeiwünschen.
Wenig Horror, mehr Hollywood In diesem Sinne ist es auch wenig verwunderlich, dass das inzwischen achte Spiel der Reihe verstärkt darauf hinarbeitet, sich als Psycho-Thriller zu verkaufen. Die eigentlichen Horror-Inhalte sind zwar nach wie vor vorhanden, jedoch weichen sie immer deutlicher den eher cineastischen Elementen, die auch in Downpour die Schlagzahl vorgeben. Wenn man durch Keller schleicht, sich in Wälder flüchtet oder plötzlich von einem der eigenartigen Wesen des Städtchens angegriffen wird, sollte einem eigentlich ein eisiger Schauer über den Rücken laufen. Doch dieser Effekt bleibt weitestgehend aus, weil das Gameplay eher einem Action-Adventure gleicht, nicht jedoch einem eigenwilligen Titel mit dem einst typischen Horror-Flair. Mehr Mainstream, dafür weniger Original-Zitate - das ist nun mal anscheinend der Weg, den Silent Hill eingeschlagen hat. Und da ändert sich auch durch den Wechsel des Entwicklers nicht allzu viel.
Spannend bleibt's trotzdem Dennoch: Das Hauptelement bleibt alleine dadurch erhalten, weil die Anforderungen relativ hoch sind, man eigentlich ständig auf der Flucht ist, aber auch die Rätselaufgaben nicht außer Acht lassen darf, um einige Schritte vorwärts zu kommen. So sucht man mit allerhand Lichtquellen nach versteckten Hinweisen, sammelt die wenigen Waffen ein und hangelt sich von Showdown zu Showdown. Langweilig wird es also nicht, nur stellt sich irgendwann eine gewisse Monotonie ein, weil die Art der Herausforderungen nur sehr schleppend variiert. Wenn man irgendwann immer noch nach neuen Schnipseln sucht und dazu die immer gleichen Mittel einsetzen muss, mag das nicht weniger knifflig sein - aber definitiv weniger spaßfördernd. Die Spannung bleibt also bestehen, aber die Möglichkeiten werden auch hier nicht konsequent ausgeschöpft.
Durchschlagendes Kampfsystem? Neben allen Rätseln ist es natürlich auch wichtig, sein eigenes Leben in Silent Hill zu schützen. Während man hier und dort auch ein paar brauchbare Waffen einsammeln kann, gibt es an anderer Stelle nur spontane Hilfsmittel. Hierzu gehören vor allem umstehende Möbelstücke, die man den Monstern über den Leib braten kann. Das ist natürlich irgendwo auch witzig, zumal sich diese Gegenstände auch schnell verbrauchen und man immer wieder neu improvisieren muss. Leider stellt sich aber auch hier nicht die Begeisterung für das System ein, weil es einerseits ziemlich leicht ist, sich seiner Gegener zu entledigen, andererseits aber auch keine weiteren Innovationen mehr warten. Irgendwie geht das alles zu schnell in Fleisch und Blut über, als dass einen hier noch das Grausen packen könnte. Und auch die Flucht vor dem grellen Licht, das einen ständig verfolgt und bedroht, ist zu plump in seiner Präsentation. Da wäre in nahezu allen Belangen wieder weitaus mehr drin gewesen.
Augenschmaus trotz allem Wenigstens im grafischen Bereich kommt Downpour an all seine Vorgänger heran. Die Bewegungen sind realistisch, die Animationen wiederum tragen großzügig dazu bei, dass der verbliebene Horror-Anteil bestehen bleibt und die Atmosphäre im weitesten Sinne dicht bleibt. Die eingespielten Sequenzen sind dazu lebendig, und auch die hektischen Szenen im Dunkeln, in denen plötzlich einige unliebsame Gestalten auftauchen, verschwimmen nicht im Brei der zahlreichen Elemente. Wo das Spiel im Gameplay schwächelt, holt es mit der Grafik wieder einige Kohlen aus dem Feuer. Allerdings ist dies im Endeffekt auch nur ein schwacher Trost.
Fazit:
Man durfte Hoffnung schöpfen, nachdem bekannt wurde, dass Konami eine externe Firma damit beauftragt hatte, die Serie fortzusetzen. Frischer Wind schien bevorzustehen, vielleicht sogar eine befriedigende Umgestaltung des Gameplays mit gleichzeitigem Blick auf die Wurzeln von Silent Hill. Doch am Ende ist Downpour auch nicht wesentlich stärker als die beiden eher enttäusschenden Vorgänger, obschon sich hier und dort auch ein paar entscheidende Dinge verändert haben. Die Systematik ist nur in den ersten Momenten wirklich reizvoll, so dass sich einzelne Inhalte und Techniken im weiteren Verlauf immer mehr verbrauchen und die Sache relativ eintönig gestalten. Fans der Serie sollten zwar mal reinschauen, aber nicht erwarten, dass hier Revolutionäres geleistet wurde.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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