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Der Fall John Yesterday

Entwickler: Pendulo Studios
Publisher: Crimson Cow

Genre: Adventure
USK Freigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis: 28 €

Systeme: PC

Testsystem: AMD Athlon64X2 mit 3 GHz, Radeon HD4850 mit 512MB VRAM, 4GB RAM, Windows 7

Inhalt:
Die Pendulo Studios zählen zusammen mit Daedalic wohl zu Europas Aushängeschildern, wenn es um Point&Click-Adventures geht. Mit ihrem letzten Spiel, The Next Big Thing, konnte mich das spanische Entwicklerstudio allerdings nicht mehr so stark überzeugen, wie es noch bei der Runaway-Trilogie der Fall war. Nun möchte man bei Pendulo aber etwas anderes wagen und stellt mit dem Mystery-Thriller Der Fall John Yesterday das erste richtig ernstgemeinte Adventure ihrer Firmengeschichte vor.

Meinung:
Es ist schon seltsam: Während man humorvolle Bücher suchen muss, sind Adventures mit ernst gemeinten Themen heutzutage rar gesät. Bei Büchern liegt es in Deutschland wohl auch daran, dass ohnehin zwischen einer „ernsthaften Literatur“ und einer „Unterhaltungsliteratur“ unterschieden wird. Zu letzteren zählen alle möglichen Genres wie Krimi, Thriller, Horror, Fantasy, Science Fiction, Liebesromane, historische Romane, und weitere. Kein Wunder, dass man es da mit lustigen Sachen eher seltener versucht, wenn die Literaturkritiker der Feuilletons schon darüber die Nase rümpfen, wenn sich jemand beim Lesen nicht langweilt. Woran es aber bei den Adventures liegen mag? Trauen sich die Studios keine ernsten Geschichten mehr zu? Nun, ganz verschwunden sind diese Spiele nicht, und mit Der Fall John Yesterday liegt ja nun auch Pendulos Beitrag vor. Worum es geht?

Blutiger Ernst
Ein verstörendes Intro zeigt uns Blut, eine Wand mit angepinnten Polaroids und okkulten Schriften, sowie ein Pentagramm mit Kerzen am Boden. Zwischendurch blitzen die Porträts auch nicht gerade freundlich aussehender Personen auf: Ja, Pendulo meint es anscheinend richtig ernst, und die Freigabe ab 16 ist passend. Noch bevor wir erahnen können, was uns die Szene jetzt sagen will, geht es weiter. Sam White, Sohn reicher Eltern, arbeitet zusammen mit seinem Freund Cooper ehrenamtlich bei den „Kindern von Don Quichotte“, die Obdachlosen helfen. Zur gleichen Zeit erschüttert eine Mordserie an Obdachlosen die Stadt, die Leichen wurden allesamt verbrannt. Nachdem dieser Prolog mit Sam und Cooper noch recht gewöhnlich beginnt – von der harmlose Erzählweise und den MacGyver-Rätseln her – endet er mit einem Paukenschlag. Danach kennen wir schon das erste Geheimnis des Spiels, das zweite wird uns mit dem Hauptcharakter John Yesterday präsentiert.

Ein paar Jahre später, kann sich dieser nach einem Selbstmordversuch nämlich nicht mehr an seine Vergangenheit erinnern. Das wenige, das er weiß, hat er von seiner Mutter und seinem Auftraggeber Henry White. Yesterday ist nämlich Spezialist für satanische Sekten und Alchemie, und er soll den Obdachlosen-Mörder finden. Dieser verbrennt seine Opfer inzwischen nicht mehr, sondern führt nun satanische Rituale mit ihnen durch. Und er ritzt ihn ein seltsames Y-Zeichen in die Hand, genau so eines, wie es John selbst hat. Hier erhält man schon weitere Puzzleteile, die eventuelle Vermutungen bestätigen. Doch wer ist John Yesterday wirklich? Will man diese Überraschung aufdecken, muss man schon weiter spielen.

Einstürzende Handlungsgerüste
So ganz konnten es Pendulo mit dem Humor doch nicht lassen. Einige Charaktere sind zu überzeichnet und schräg, und besonders der Klischee-Meister im verschneiten Klischee-Gebirge, mit dem man im Verlaufe des Spieles öfter mal sprechen muss, gleitet schon etwas ins Nervige ab. Diese Figuren wirken einfach deplatziert, wenn man sich den Rest des Spieles ansieht. Leider bleiben am Ende auch eine Menge Fragen und Ungereimtheiten übrig. So sind einige Aspekte der Prolog-Story um Henry und Cooper einfach unwahrscheinlich und unlogisch, wenn man das Gesamtbild kennt. Und dass es die Kinder von Don Quichotte meines Wissens nur in Frankreich, und nicht in Amerika gibt, ist da nur der kleinste Fehler. Auch die drei möglichen Enden (das humorvolle Easter-Egg-Ende halten wir mal außen vor) lassen einen etwas unbefriedigt zurück. Sie sind in ihrer Offenheit zwar effektvoll, dennoch hat man das Gefühl, dass vieles in der Geschichte nur Mittel zum Zweck war. Dennoch ist es schön, dass man eine Wahl hat, die den Ausgang der Geschichte beeinflussen kann, und dass die Enden den Tenor der Erzählung gut treffen. Insgesamt dürfte es jedoch wohl schwierig sein, die Ereignisse des Spieles (zu denen auch Flashbacks gehören) in eine logische Reihenfolge bringen zu können. Zu viele Ungereimtheiten tun sich da auf.

Drag&Drop-Rätsel
Ganz anders verhält es sich mit den Rätseln, die sind nicht nur zum Selbstzweck da, sondern tragen die Handlung mit – und sie sind auch alle recht realistisch. Manch ein Adventure-Fan werden sie wohl aber zu leicht sein. Vielen wird auch die Handhabung des Inventars nicht gefallen, hier zieht man nämlich die Gegenstände per Drag&Drop auf ihren Einsatzort, was auf einem Touchscreen wohl angenehmer wäre, für ein PC-Adventure aber gewöhnungsbedürftig ist. Per Favoriten-System kann man übrigens jederzeit in frühere Abschnitte des Spiels zurück (und auch wieder vor) springen.

Die Präsentations-Ratingagenturen sagen...
Nicht zur Debatte stehen Präsentation und Inszenierung des Spieles, die einmal mehr zeigt, dass auch das Adventure-Genre AAA-Politur besitzen kann. Denn trotz aller Logiklöcher wurde die Geschichte packend inszeniert. Die Erzählweise lässt Spannung aufbauen und verwendet interessant eingesetzte Stilmittel. Der Grafikstil geht dabei deutlich in die Richtung realistisch gezeichneter US-Comics, weswegen man Der Fall John Yesterday durchaus auch als spielbare Graphic Novel bezeichnen kann. Wenn man einen wichtigen Punkt in einem Szenario anklickt, dann öffnet sich ein Panel mit einer vergrößerten Ansicht des Bereiches. Nun kann man entweder betrachten oder interagieren/sprechen. Auch die sehr gelungenen Zwischensequenzen laufen teils in animierten Panels ab, die Textboxen sehen ebenfalls so aus, als wären sie einem Comic entsprungen.

Auf Soundwörter braucht man jedoch nicht zu warten, denn auch die Vertonung ist wieder erstklassig. Die in manchen Szenen eingesetzte Pfeifmelodie, deren Herkunft wir nie erfahren, wird einem noch lange im Kopf bleiben, und was die deutsche Sprachausgabe angeht, hat Publisher Crimson Cow wieder ganze Arbeit geleistet. Absolut professionelle Sprecher, passende Stimmen und eine gelungene Lokalisation sind schon zum Markenzeichen des Hamburger Publishers geworden.

Fazit:
Bild unseres Mitarbeiters Michael Hambsch michaelAdventure-Freunde können wieder einmal bedenkenlos zugreifen, auch wenn die erste richtig ernsthafte Geschichte des spanischen Entwicklers Pendulo noch etwas von Logiklöchern befallen wurde. Aber über Story und Rätsel kann man immer streiten, packend inszeniert und audiovisuell erstklassig präsentiert ist Der Fall John Yesterday auf alle Fälle. Zwar könnte das Spiel einmal mehr etwas länger und umfangreicher sein, der Preis ist aber auch dementsprechend niedrig. Pendulo Studios und Crimson Cow machen jedenfalls einmal mehr vor, wie gut europäische Zusammenarbeit laufen kann.

Der Fall John Yesterday - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Autor der Besprechung:
Michael Hambsch

Screenshots












Wertungen Pluspunkte Minuspunkte
Wertung: 8.25 Grafik: 8.50
Sound: 8.75
Steuerung: 7.50
Gameplay: 8.25
Wertung: 8.25
  • Spannender Mystery-Thriller in Adventure-Form
  • Inszenierung und Präsentation auf hohem Niveau
  • Lokalisation gelungen, schöner Graphic-Novel-Stil
  • Realistische Rätsel
  • Handlung enthält viele Logiklöcher
  • Etwas kurz

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Rezension vom: 21.05.2012
Kategorie: Adventure
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