Projekt Erde: Wendepunkt
Entwickler:
Red Redemption
Publisher:
Lace Mamba
Genre:
Simulationen
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
6 bis 20 €
Systeme:
Mac, PC
Testsystem:
AMD Athlon64X2 mit 3 GHz, Radeon HD4850 mit 512MB VRAM, 4GB RAM, Windows 7
Anforderungen:
OS: min. Windows XP/MacOS 10.3; CPU: 2,2GHz; RAM: 2GB; Grafik: DirectX 9.0c mit 512MB VRAM
Inhalt:
Serious Games wollen spielerisch Wissen vermitteln. Damit das überhaupt jemanden interessiert, müssen solche Spiele natürlich gewisse Ansprüche erfüllen. Sie müssen einfach zu erlernen sein, damit man nicht schon nach wenigen Minuten aufgibt, und sie müssen unterhaltsam sein, damit man damit man auch längere Zeit am Ball bleibt. Ansonsten ist es eine vergebliche Liebesmüh'. Mit Projekt Erde: Wendepunkt bringt Lace Mamba nun eine rundenbasierende Simulation über den Klimawandel für PC und Mac heraus. Entstanden ist sie mit Hilfe von Wissenschaftlern der Universität Oxford.
Meinung:
Projekt Erde: Wendepunkt beginnt 2020 und zeigt uns in einem bebilderten Intro, was die nächsten Jahre auf uns zukommen könnte: Weitere soziale Unruhen, noch mehr Krisen, und schließlich immer mehr Naturkatastrophen. Als Präsident der neu gegründeten G.E.O. soll man den Klimawandel aufhalten. Das erweist sich auch im Spiel als so schwierig, wie man es sich auch in der Realität vorstellt. Denn man hat es nicht nur mit Umweltentscheidungen zu tun. Man muss in den Ländern auch auf anderen Gebieten aktiv sein, um deren Unterstützung nicht zu verlieren. Aber kommen wir erst mal dazu, wie sich Projekt Erde überhaupt spielt.
Fast 200 Jahre Im Hauptmenü kann man ein neues Spiel starten, und dazu verschiedene Missionen auswählen. Die Missionen haben unterschiedliche Start- und Zieljahre im Zeitraum 2020 bis 2200. Zu Beginn ist nur die Tutorial-Mission „Der Aufstieg von Afrika“ spielbar. Das ist aber auch bitter nötig, denn Projekt Erde ist zwar überhaupt nicht kompliziert zu erlernen (damit hat es schon einen wichtigen Anspruch erfüllt), aber wie schon gesagt überhaupt nicht einfach. Zunächst sollte man für jede verfügbare Region mindestens einen Agenten anwerben, was natürlich Geld kostet (und was pro Runde nur begrenzt zur Verfügung steht, je nachdem, wie viel man einnimmt). Nun kann man für jeden Agenten, der in einem Land stationiert ist, eine Karte ausspielen. Damit zeigt es sich schon: Umständliche Schachtelmenüs findet man hier nicht, alle Informationen und zugrelevanten Optionen sind übersichtlich und gut zu finden.
Brett und Karten Die Karten sind in die Kategorien Projekte, Umwelt, Technologie, Ressourcen, Gesellschaft und Politik unterteilt. Man kann sie sich alle anzeigen lassen, oder nur diejenigen einer bestimmten Kategorie. Auch die Karten kosten Geld, daher sollte man sich vorher über den Nachrichteneingang informieren, welche Probleme in der jeweiligen Region vorherrschen. Will man die Unterstützung einer Region erhalten oder verbessern, muss man sich diesen Problemen widmen. Das können z.B. Arbeitslosigkeit, Hunger, Unruhen, Stürme oder mangelhafte medizinische Versorgung sein, um nur ein paar der wirklich mannigfaltigen Probleme zu nennen, die in einer Region auftreten können. In der Nachrichtenliste einer Region sieht man schon an der Farbe, ob es sich um gute oder schlechte Neuigkeiten handelt. Will man sich dann an die Lösung der Probleme wagen, muss man zunächst den Grundstein dafür legen. Die Karte für ein politisches, technologisches oder soziales Amt ausspielen, ein Projekt starten, das GEO-Hauptquartier oder ein Büro für Umweltschutz bzw. für Energie eröffnen. Hat man in allen Regionen seine Karten gelegt (sofern man überhaupt genug Geld für alle hatte), darf man den Zug beenden, und das Spiel springt fünf Jahre in die Zukunft.
Konsequenzen Sofort wird man mit den Auswirkungen seiner Entscheidungen konfrontiert: Welche Ereignisse sind geschehen, wie hat sich die Unterstützung oder der Schadstoffausstoß verändert, wie viele Menschen sind an den Auswirkungen der Klimaveränderung gestorben, usw. Die aktuelle Lage kann man in Ruhe überprüfen: BIP, Temperaturanstieg, auch Perspektive, Stabilität und Zufriedenheit in einer Region, sowie weitere Daten sind auf dem Spielbildschirm sofort zu sehen. Manchmal werden Agenten getötet oder vermisst, wodurch man erst wieder neue anwerben muss, um wieder Karten an deren Stelle ausspielen zu können. Alle wichtigen Ereignisse findet man auch als Symbol auf der per Maus drehbaren Erdkugel in der Mitte des Spielbildschirms. Klickt man dort auf ein Ereignis, kommt man direkt zur Kartenauswahl der betroffenen Region.
Fortschritt oder Manipulation? Jede Mission hat ihre Bedingungen für einen Sieg oder eine Niederlage, auch Bonusziele gibt es. Manchmal bekommt man aber auch schnell einen Strich durch die Rechnung gezogen, wenn z.B. ein Attentat auf uns verübt wird. Daher darf man auch Aspekte nicht vernachlässigen, die für das Erfüllen der Ziele vielleicht gar nicht so wichtig erscheinen. Auch wenn man zu viele unethische Entscheidungen trifft, kann das Folgen haben, denn der Enthüllungsjournalismus schläft nicht. Auf den Karten sind die Auswirkungen daher auch in grünen und roten Texten verfasst. Die Einführung einer Arbeitszeitverkürzung oder Arbeitsplatzteilung senkt somit zwar die Arbeitslosigkeit, aber auch gleichzeitig den Wohlstand. Militär-Geheimoperationen sind ebenso möglich wie Desinformation, Manipulation am Trinkwasser um die Fruchtbarkeit zu senken, oder Erforschung und Einsatz von Biowaffen. Die Erforschung von Technologien eröffnet mit der fortschreitenden Zeit zahlreiche Möglichkeiten: Marsmissionen, eine Mondbasis, die Kolonisierung des roten Planeten, Sonnenkollektoren im All, Quantencomputer, künstliche Intelligent, Nanotechnologie, und, und, und. Man muss die Entwickler hier wirklich loben, dass sie so viele Optionen eingebaut haben.
Umweltfreundlich Grafisch ist Projekt Erde natürlich kein Überflieger, jedoch wird das Spiel stilsicher und optisch ansprechend präsentiert. Es wirkt nie billig, und auch die Hintergrundmusik kann sich hören lassen. Dem Spiel liegt übrigens eine Soundtrack-CD bei, die DVD-Verpackung ist biologisch abbaubar (und wirkt trotzdem wie eine ganz normale Hülle), und auch beim Papier wurde auf Klimaneutralität geachtet.
Fazit:
Projekt Erde: Wendepunkt ist wahrlich eine Überraschung. Wenn alle Serious Games so gut gestaltet wären, und so viel Spaß machen würden, dann wären sicher noch viel mehr Spieler dazu bereit, sich auch mal spielerisch zu bilden. Mein Sohn hat jedenfalls sehr schnell Interesse gezeigt, als ich das Spiel getestet habe. Leicht ist es nicht, bei all den Entscheidungsmöglichkeiten und ihren Auswirkungen, aber wer hat das behauptet? Es ist einfach interessant zu sehen, was passieren, und wie man eventuell entgegen wirken kann. Wer dennoch ständig scheitert, der bekommt im einfachen Modus mehr Unterstützung und Stabilität, kann sich aber keine Ingame-Errungenschaften verdienen. Wer auch nur ein bisschen Interesse an Simulationen, Politik, Technologie, Energie, oder Umwelt/Klimawandel hat, der sollte sich das sehr günstige Projekt Erde zulegen.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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