Chaos auf Deponia
Entwickler:
Daedalic Entertainment
Publisher:
Daedalic Entertainment
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
29,54 €
Systeme:
Mac, PC
Testsystem:
Intel Core2Duo E8400, 4GB Ram, ATI HD6850
Anforderungen:
Win XP/Vista/7/MacOsX 10.6, 2GB Ram, 5GB HDD
Inhalt:
Die Bremer Spieleschmiede Daedalic hat sich in den letzten Jahren mit Titeln wie Edna bricht aus oder The Whispered Word einen ausgezeichneten Ruf erarbeiten können. Hauptsächlich entwickeln sie klassische Point'n'Click-Adventures und haben damit Erfolg. Ein Genre, welches von den Größen der Branche längst als tot bezeichnet wurde, erfährt unter anderem auch auf Grund der Arbeit von Daedalic einen zweiten Frühling. Und wenn sie nicht gerade selbst einen Titel entwickeln, sind sie auch als Publisher für Adventures aus dem Indiebereich tätig. Perlen wie Machinarium und Botanicula wurden so von ihnen in die Läden gebracht. Jetzt steht das zweite Abenteuer um den trotteligen Rufus an, der in Chaos auf Deponia immer noch dem Müllplaneten Deponia entkommen möchte.
Meinung:
Chaos auf Deponia ist der zweite Teil der von Anfang als Trilogie geplanten Spieleserie. Der Protagnoist Rufus lässt sich am besten als Taugenichts und Antiheld bezeichnen, der durch seine tollpatschige und irgendwie liebenswerte Art aber trotzdem jede Hürde im Leben zu nehmen weiß, wenn auch manchmal etwas unbewusst. Sein oberstes Ziel ist es von Deponia zu entkommen und das sagenhafte Elysium zu erreichen. Dabei hat er im ersten Teil die Bekanntschaft mit der mysteriösen, aber äußerst hübschen Goal gemacht. Rufus half Goal, einer Elysianerin, die vom Himmel gefallen ist, wieder zurück in ihre Heimat zu gelangen und gleichzeitig rettete er seine Heimatwelt.
Das Ende des ersten Teils war dabei wohl nicht so sehr gelungen, so dass Daedalic diese Kritik aufgenommen hat und sogar bewusst im neuen Spiel aufgegriffen hat. So singt in einigen Übergängen ein Barden über die Ereignisse im Spiel und auch unter anderem genau über das eher schlechte Ende des ersten Teils. Das ist mal eine sympathische Art mit Kritik umzugehen.
Los gehts
Beim ersten Start gibt es ein interaktives Tutorial, welches die wahrlich nicht allzu komplexe Steuerung erklärt und den Spieler auf alles wichtige vorbereitet – ein witziges Detail hierbei ist, dass diese Einführung frappierend an der aus dem ersten Teil erinnert, was Rufus auch direkt anmerkt. Hierbei fallen direkt die tollen Sprecher und der Humor auf, die einen schnell in die Welt von Deponia ziehen.
Nach dem Tutorial gibt es einen Schauplatzwechsel, der Nichtkenner des ersten Teils erst einmal mit einigen Fragezeichen zurücklässt, auch wenn es ein Intro gibt, in welchem die Ereignisse noch einmal kurz zusammengefasst werden. Insgesamt lässt sich Chaos auf Deponia auch ohne Vorkenntnisse spielen, aber es ist auf jeden Fall besser, wenn man auch Deponia kennt, denn dann sind einem die Figuren und die ganzen Hintergründe einfach schon besser vertraut.
Er holt doch nur den Hammer
Chaos auf Deponia macht direkt in der Einführungssequenz, in der Rufus einen Hammer von seinem Freund Doc besorgen muss, seinem Namen alle Ehren. Bei der trivialen Aufgabe richtet Rufus nämlich ein Selbiges bei Oma Utz in der Wohnung an. Rufus benötigt den Hammer, um seinen neuen Plan nach Elysium zu gelangen, in die Tat umzusetzen. Hierzu hat er sich eine Art Reisenzwille konstruiert, mit der er sich, angebunden an einem großen Sägeblatt, in die Stadt im Himmel katapultieren möchte. Natürlich gelingt das nicht so wirklich, und so findet er sich schnell in Begleitung von Goal, die er zufällig bei seiner Aktion abgeschossen hat, im schwimmenden Schwarzmarkt wieder, den Hauptschauplatz der Handlung.
Adventure-Tageswerk
So knobelt und rätselt man sich durch die zahlreichen Schauplätze. Man unterhält sich mit den zahlreichen, interessanten und irgendwie durchgeknallten Bewohnern Deponias. Es müssen Dinge eingesammelt werden, im Inventar kombiniert werden und irgendwo benutzt werden. Genretypisch muss auch häufig etwas um die Ecke gedacht werden. Komfortfunktionen wie das Anzeigen aller Hotspots, also Bereiche mit denen man interagieren kann, eine Schnellreisefunktion und ein intelligenter Cursor ermöglichen einen guten Spielfluss. Point'n'Click-Adventure-Fans finden sich sofort zurecht und selbst Neueinsteiger dürften nicht überfordert werden.
Liebevoll und durchgeknallt
Chaos auf Deponia besticht mit seinen durchgeknallten und interessanten Persönlichkeiten, allen voran natürlich Antiheld Rufus. Die Ähnlichkeit zu Guybrush Threepwood würde ich eher als Hommage sehen, als eine Kopie. Auch die Nebenfiguren, wie zum Beispiel der kybernetische, lispelende Robotorhund Clever-Byte wissen zu begeistern. Die Spielwelt ist liebevoll gezeichnet und besticht mit witzigen Details. Richtig gut gelungen sind die Dialoge, die nicht nur sehr witzig sind, sondern auch allesamt mit passenden Sprechern besetzt wurden. Da macht es einfach Spaß alle Dialogoptionen durchzuprobieren. Etwas dudelig kommt hingegen die Musik an vielen Schauplätzen daher, die auch auf einer separaten CD dem Spiel beiliegt. Anders sieht es mit dem Barden aus, der uns zwischendurch immer wieder singend die Story etwas zusammenfasst.
Fazit:
Als jemand, der den ersten Teil der Serie nicht kennt und auch sonst bisher nur wenig von Daedalics Werken gesehen hat (Edna bricht aus liegt bereits auf meinen To-Play-Stapel), kann ich nur sagen: Wüsste ich es nicht besser, würde ich fast behaupten, dass LucasArts endlich zu alter Größe zurückgefunden hat und wieder Adventures entwickelt. Der tolle Humor zieht sich durch das gesamte Produkt, das fängt bei der Anleitung an, geht über das Spielmenü hin bis zum Abspann. Die liebevollen Zeichnungen erreichen zwar nicht ganz die Durchgeknalltheit eines Day of the Tentacle oder Monkey Island 3, sind aber doch sehr hübsch anzuschauen. Die Sprecher sind durch die Bank weg sehr passend besetzt und tragen unheimlich viel zur Atmosphäre bei. Und das wichtigste Element, nämlich das Adventure-Gameplay, bestehend aus Rätseln und Unterhaltungen, passt wunderbar. Sollte man den ersten Teil aber nicht kennen, am besten vorher nachholen. Der ist nämlich genau wie Chaos auf Deponia für günstiges Geld zu haben.
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Autor der Besprechung:
Sebastian Köller
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