The Wonderful 101
Entwickler:
Platinum Games
Publisher:
Nintendo
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
46,99 €
Systeme:
Wii U
Inhalt:
Die Erde ist in Gefahr. GEATHJERK, die fiese Alien-Armada, greift erneut den Planeten an. Die einzige Hoffnung auf Rettung? Die vorderste Verteidigungslinie überhaupt: Die Wonderful 100. Mit dir übrigens die Wonderful 101
Meinung:
Das Unmögliche Möglich machen MadWorld, Bayonetta, Vanquish oder Metal Gear Rising: Revengeance: Platinum Games ist wahrlich kein Entwicklungsstudio, welches kleckert. Im Gegenteil: Viele seiner Spiele zeichnen sich durch einen hohen Schwierigkeitsgrad, aber auch durch Innovationen aus. Und der Tatsache, dass sie vor allem für ein erwachsenes Publikum gedacht sind. Denn bis auf den DS-Titel Infinite Space hatten bisher alle Games eine Altersfreigabe ab 18!
Und jetzt arbeitet der Entwickler mit Nintendo zusammen? Mit dem Inbegriff für familientaugliche Videospiele? Das erschien zunächst wie ein Widerspruch in sich. Doch die Überraschungen rissen nicht ab. Denn es wurde bekannt, dass Platinum Games für Big N zwei Spiele entwickeln würden, eines davon die Fortsetzung zu Bayonetta. Das zweite war zuvor als Project P-100 bekannt. Und beide Titel würden für die Wii U herauskommen. Ob das was werden würde?
Am 23. August kommt als erstes Project P-100 heraus. Nur, dass es in der Zwischenzeit den Namen wechselte. Jetzt heißt es: The Wonderful 101!
Please, tell me more Die Geschichte ist wahrlich nicht bahnbrechend. Es ist der alte Gut-gegen-Böse-Konflikt. Auf der einen Seite GEATHJERK, eine fiese Alien-Armada, die den Planeten bereits vor 40 Jahren das erste Mal angriff. Auf der anderen die Wonderful 100, eine Gruppierung von 100 Superhelden, die auf dem gesamten Erdball verteilt ist.
Als erstes greift GEATHJERK Blossom City an. Die Stadt, in der der schüchterne Lehrer William Wedgewood mit seiner Klasse einen Ausflug unternimmt. Doch dann wird der Zug, in dem sie sich befinden angegriffen, und in der Not verwandelt sich der Pauker in seine Superheldenidentität. Denn er ist niemand anderes als die Crimson Fist, Wonder Red! Und ihm zur Seite steht der amerikanische Polizist Eliot Hooker, der das Supersonic Blade der Gruppierung ist, Wonder Blue! Gemeinsam schlagen sie die ersten Invasoren zurück, und reisen im weiteren Verlauf der Geschichte über den Erdball, wo sie Unterstützung von weiteren Wonderful 100 kriegen, wie beispielsweise Wonder Yellow oder Wonder Pill.
"Team, unite up!" Dabei stellt sich eine Frage: Wieso heißt das Spiel The Wonderful 101, wenn es nur 100 Wonderful-Helden gibt? Die Antwort: Weil du, der Gamer, die 101ste Person bist! Dir obliegt es, die Heroen erfolgreich in den Kampf zu führen, was keine einfache Aufgabe sein wird.
Jeder Charakter verfügt über eine bestimmte Fähigkeit, Unite Morph genannt. Dazu muss man eine vorgegebene Form zeichnen, um diese auszulösen. Wonder Red, beispielsweise, benötigt einen Kreis, um seine Faust zu aktivieren. Der besondere Clou? Ähnlich wie bei Pikmin ist man darauf angewiesen, genügend Leute mit sich zu führen. Nicht nur Helden, sondern auch Zivilisten kann man rekrutieren. Und je mehr man hat, desto größer und mächtiger wird der Unite Morph! Hat man zu wenig, langt es nicht für den Angriff.
Doch in der Hektik des Gefechts fällt es einem schwer, die gewünschte Figur zu zeichnen. Ein Kreis ist noch problemlos möglich, ebenso die gerade Linie, um das Schwert zu aktivieren. Doch spätere Muster verlangen schon komplexere Zeichnungen. Um Wonder Blacks Bombe nutzen zu können, muss man einen Kreis und anschließend einen Strich zeichnen. Zwar verlangsamt die Zeit, wenn man dies tut. Doch egal, ob man jetzt per rechten Analogstick oder per Stift auf dem Gamepad versucht das Gewünschte zu erlangen: Teilweise braucht man mehrere Anläufe, vor allem, weil der Titel gerne Formen missversteht. Hier zeigt sich der Nachteil der großen Toleranz des Titels, gegenüber den künstlerischen Fähigkeiten des Gamers. Denn wenn auf einmal anstatt des gewünschten Schwarz ein Rot zu sehen ist, weil die Linie als Kreis interpretiert wird, hat man eher wenig Lust, weiter zu zocken.
Mehr Einfälle, als man sich denken kann Und doch kann man sich nur schwer dem Game entziehen. Denn es hat einen gewissen Charme. Platinum Games hat nämlich kein 08/15-Actionspiel entwickelt. Stattdessen setzten sie auf Abwechslungsreichtum, was man als Spieler nur honorieren kann.
Zwar läuft jeder Level im Grunde genommen nach ein und demselben Prinzip ab: Man muss erst alle Gegner eliminieren, ehe man weiterkommt. Doch Dinge, wie beispielsweise, das bestimmte Feinde nur mit bestimmten Figuren besiegt werden können, lockern das Spielgeschehen auf. Stachelbewehrte Riesenroboter muss man zum Beispiel zuerst mit Wonder Pinks Peitsche die Rüstung vom Leib reißen, ehe man seinen Weg fortsetzen kann. Oder man hat es mit fliegenden Feinden zu tun, die sich nur mit Wonder Greens Unite Morph vom Himmel holen lassen können.
Das Gameplay wartet ebenfalls regelmäßig mit netten Ideen auf. Auf einmal ist man im Inneren eines Gebäudes. Auf dem Fernseher selbst kann man nicht erkennen, was da drinnen passiert. Da muss man auf das Gamepad der Wii U schauen. Mal muss man dort bestimmte Schalter aktivieren, mal muss man auch nur seinen Weg suchen, während ein großer Feind von außerhalb auf einen feuert.
"Dude, you got this from a book?" Und dann ist da noch der Humor! Das Spiel nimmt das Tokatsu-Genre, bekannt aus Power Rangers, auf die Schippe. Maskierte Helden müssen gegen übermächtige Schurken bestehen. Wer sich übrigens dabei an Viewtiful Joe erinnert fühlt: Regisseur Hideki Kamiya und Producer Atsushi Inaba arbeiteten damals an jenem Spiel mit.
Hier lacht man sich stellenweise schlapp, wenn Wonder Blue Wonder Red nach einer erneut dramatischen Vorstellung trocken fragt, ob er das aus einem Buch hat. Wenn Wonder White endlose Monologe hält. Wenn ein Riesenroboter sich selbst auf den Kopf schlägt und danach erstmal Sterne sieht. Wenn der ultrastarke Wonder Yellow so schüchtern ist, dass ihm spontan kein guter Spruch zum Abgang eines Gegners einfällt. Oder die teils bizarren Wonderful 100s, wie Wonder Computer, oder Wonder Beer. Oder, oder, oder… Der Humor ist eines der hervorstechendsten Merkmale von Wonderul 101.
Wann ist zu schwer zu schwer? Ebenso wie der für Platinum Games typische Schwierigkeitsgrad. Man hat die Wahl zwischen Very Easy, Easy und Normal. Es wird dringend empfohlen, einen der beiden unteren Difficulties auszuwählen. Denn "Normal" ist in diesem Fall "Hard". Und der Redakteur fluchte dementsprechend oft, weil er wiederholt starb. Manche Bosskämpfe, wie beispielsweise der gegen Prince Vorkken, lassen einen schier verzweifeln, wenn man nicht das Game wirklich perfekt beherrscht. Man wird oft sterben und oft fluchen. Immerhin haben die Entwickler ein Einsehen und unendliche Continues eingebaut. Auch faire Rücksetzpunkte mildern etwas den Frust, wenn auch nicht allzusehr.
Graphisch präsentiert sich The Wonderful 101 wunderbar. Die Darstellung ist bunt, ohne übertrieben zu wirken. Auch das Design der Gegner und Figuren lässt sich sehen. Nur zu schade, dass einige Leveldesignelemente sich innerhalb eines Spielabschnitts wiederholen.
Die Musik ist grandios! Sie passt sich dem Spielgeschehen an, und lässt das Adrenalin steigen, wenn man beispielsweise in einem harten Bosskampf zum finalen Schlag ausholt. Die Synchronsprecher machen einen guten Job. Wer allerdings auf deutsche Stimmen hoffte, der muss sich mit hiesigsprachigen Untertiteln begnügen.
Fazit:
Ich hasse The Wonderful 101! Das Spiel ist bockschwer und lässt sich mich stellenweise schier verzweifeln. Wieso muss meine Linie fehlinterpretiert werden? Wieso kratze ich andauernd ab? Und doch: Ich liebe The Wonderful 101! Weil der Titel abwechslungsreich ist. Weil ich den Humor mag. Und weil es die Fähigkeiten der Wii U zeigt. Eben ein typisches Platinum Game!
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