Hierzulande ist NASCAR beinahe unbekannt. Und wenn dann doch einmal die Rede davon ist, heißt es fast immer, dass es langweilig sei. Schließlich fahren die da stundenlang nur im Kreis. Das stimmt zwar (bis auf ein oder zwei Ausnahmen im Jahr, wo auch die NASCAR-Stars ihr Können auf herkömmlichen Rundstrecken, wie man sie auch hier kennt, unter Beweis stellen müssen), doch langweilig ist das Geschehen dabei nie. Denn auch wenn es an Schikanen und Haarnadelkurven fehlt, sind NASCAR-Rennen doch immer extrem spannend. Zum einen liegt das an der Tatsache, dass sich die Akteure keinen Fehler leisten können. Denn im Gegensatz zur Formel 1 gibt es hier keine asphaltierten Auslaufzonen. Wer hier einen Fehler macht landet direkt in der Mauer. Und das passiert während eines Rennens recht häufig, was natürlich für reichlich Action sorgt.
Ein weiterer Punkt warum NASCAR-Rennen nie langweilig sind, sind die Windschattenduelle. Teilweise fahren die Autos so dicht hintereinander her, dass der hintere den vorderen schiebt. Der dritte und wohl wichtigste Punkt sind aber die harten Zweikämpfe. Im Gegensatz zu den hier bekannten und beliebten Rennserien gehört der bekannte Lackaustausch beim NASCAR quasi zum guten Ton. Und nicht selten bleibt es nicht nur beim Austausch von Lack. Es gibt kein Rennen, bei dem nicht mindestens eine Massenkarambolage passiert oder Autos wie Gummibälle quer über die Strecke rutschen. All dies garantiert spannende und spektakuläre Rennen.

Alles andere als langweilig
Die große Frage, die man sich bei einem offiziellen Videospiel stellt, ist natürlich die ob all dies auch im Spiel gut eingefangen wurde. Schließlich gibt es genügend Beispiele bei denen dies nicht der Fall war. NASCAR ´14 ist zum Glück kein solches Negativbeispiel. Auch in den virtuellen Rennen gibt es reichlich Positionskämpfe und Lackaustausch. Die spektakulären Crashs passierten allerdings nur, wenn ich involviert war. Die KI spult dafür zu souverän ihre Runden ab. Ohnehin muss man leider sagen, dass die KI ein wenig zu gut ausgefallen ist. Ich mag bei Rennspielen zwar eine Herausforderung, aber dass die KI-Fahrer beinahe ständig auf der Ideallinie fahren und die Fehler, die einem zwangsläufig unterlaufen, erbarmungslos ausnutzen und einem so die hart umkämpften Positionen im Handumdrehen wieder wegnehmen, ist selbst für meinen Geschmack etwas zu hart.

Hilfen oder echtes Nascar-Feeling?
Doch zum Glück kann man sich ja helfen. In NASCAR ´14 gibt es nämlich einige Hilfen, die man sich je nach Wunsch zuschalten kann. So gibt es nicht nur die Möglichkeit sich eine Ideallinie – die entweder die obere oder die untere Bahn der Strecke anzeigt (beim NASCAR gibt es in den Ovals immer eine obere und eine untere Ideallinie) – bzw. eine Bremsanzeige, die einem zeigt an welcher Stelle man bremsen oder etwas langsamer machen sollte, zeigen zu lassen, sondern auch so Sachen wie eine Lenkhilfe, ABS oder Traktionskontrolle. Echte NASCAR-Junkies verzichten natürlich auf jegliche Hilfe. Denn nur wenn man all das ausgeschaltet lässt, kommt echtes NASCAR-Feeling auf, und man merkt wie kompliziert es doch sein kann "nur" im Oval zu fahren. Ohne technische Hilfen sind die PS-starken Boliden nämlich alles andere als handzahm. Vom Bremsen ganz zu schweigen. Durch das (für einen Rennwagen) hohe Gewicht dauert es, bis die Bremen überhaupt einmal greifen, und so ist es doch eine riesige Umstellung, sich auf diese Gefährte einzulassen.

Volles Lizenzpaket
Gefahren wird, wie es sich für ein offizielles Spiel zur NASCAR Sprint Cup Series gehört, selbstverständlich mit den offiziellen Teams und Fahrern (wobei deren Autos teilweise sogar in verschiedenen Lackierungen vorhanden sind) sowie auf den offiziellen Strecken der aktuellen NASCAR-Saison. Insgesamt sind somit 22 Stecken mit insgesamt 32 verschiedenen Layouts im Spiel vorhanden. Lediglich zwei davon sind sogenannten Straßenrennen (Sonoma und Watkins Glen). Alles andere sind Rennen auf Ovalen, wobei es aber auch wiederum Unterschiede gibt. Manche sind kurz, andere haben extrem steile Kurven und wiederum andere sind sehr lang.

Ein Traum für Hobbyingenieure
Ebenfalls eine große Auswahl hat man in NASCAR ´14 auch als Hobbyingenieur. An den Autos kann man nämlich wirklich alles nach seinen Wünschen einstellen. Egal ob Gewichtsverlagerung, Reifensturz, Getriebeübersetzung oder was auch immer. Alles kann man exakt nach seinen Wünschen einstellen und so das Maximum aus dem Auto rausholen.

Gute Auswahl an Rennmodi
Die Auswahl an Spiel- und Rennmodi ist im Vergleich dazu nicht ganz so gewaltig. Doch auch sie bieten mit den schnellen Rennen, den Testfahrten, einer einzelnen Saison sowie den Multiplayerrennen (via Onlineverbindung oder Splitscreen) alles, was man als NASCAR-Fan so braucht. Vor allem wenn man natürlich auch noch die Karriere, in der man – wie sollte es auch anders sein – an die Spitze des Sprint Cups fahren muss.
Besonders interessant ist hierbei, dass man vor jedem Rennen in der Karriere entscheiden darf, ob man mit gebrauchtem Material oder nagelneuem (welches man natürlich mit seinem Preisgeld bezahlen muss) anreisen möchte. Dies erlaubt ein gewisses taktisches Verhalten, schließlich kann man sagen, dass man sein Geld spart und erst später für richtig gutes Material ausgeben möchte, oder aber frühzeitig investiert, so aber eventuell am Ende nicht das beste Auto hat.
Ebenfalls auswählen darf man auch, wie lang die Rennen sein sollen, wie stark die Gegner fahren sollen und unter welchen Flaggenbedingungen gefahren werden soll. Welche Auswirkungen Unfälle haben sollen (wobei selbst heftige Crashs die Fahrzeuge nicht komplett beschädigen), ob Reifen- und Spritverbrauch eingeschaltet sein sollen (erstes hat allerdings keinerlei Auswirkungen aufs Fahrgefühl) und noch vieles mehr. Dies ist aber nicht nur auf die Karriere beschränkt. Auch in Einzelrennen darf man all diese Settings nach seinen Vorlieben einstellen. Das gilt im Übrigen auch für die Rückspulfunktion, die man so oft nutzen kann, wie man es gerne möchte.

Das nennt man Motoren
Technisch gibt es an NASCAR ´14 nichts auszusetzen. Die Steuerung und das Fahrgefühl ist, wie ich bereits erwähnte, hervorragend, und auch die Grafik kann sich durchaus sehen lassen. Es ist zwar schade, dass das Spiel nicht für die PS4 oder Xbox One erschienen ist, doch auch auf den "alten" Konsolen macht es eine gute Figur. Vor allem der Detailreichtum der Vehikel ist wirklich hervorzuheben. Da ist jede noch so kleine Werbung genau da, wo sie auch auf dem echten Auto zu sehen ist. Noch ein wenig wichtiger ist natürlich auch die Framerate. Und obwohl auf dem Bildschirm manchmal 40 Autos gleichzeitig zu sehen sind, gibt es nur ganz vereinzelt kleinere Ruckler. Im Normalfall läuft aber alles flüssig ab.
Die Entwickler haben aber nicht nur grafisch alles aus der PS3 raus geholt. Auch beim Sound muss sich das Spiel nicht verstecken. Ganz im Gegenteil, wenn man sich das leise Gesumme der aktuellen Formel 1-Wagen mal vor Ohren hält, wirken die wuchtigen 5,7 Liter V8-Motoren der Nascars wie aus einer anderen Welt. Hier macht es wahrlich noch Spaß, die Boxen voll aufzudrehen und sich das Brummen der Motoren durch Mark und Bein gehen zulassen.
Genauso gut gefallen haben mir auch die Spotter. Für deutsche Ohren mögen die Anweisungen dieser auf einem erhöhten Punkt sitzenden "Helfer" zwar etwas fremd vorkommen, sie gehören aber zum NASCAR-Sport dazu und sind deswegen auch hier genau richtig.

Keine öden Ladebalken
Zu guter letzt möchte ich noch kurz auf ein kleines, aber wie ich finde sehr nettes Feature hinweisen. Wie jedes Spiel verfügt natürlich auch NASCAR ´14 über gewisse Ladezeiten. Doch km Gegensatz zu anderen Spielen, wo diese meist nur mit einem Ladebalken oder irgendwelchen nichtigen Tipps überbückt werden, bekommt man hier hin und wieder ein kleines NASCAR-Quiz gezeigt (ansonsten bekommt man Statistiken seines Fahrers oder einer bestimmte Strecke zu sehen). Das hat es zwar gehörig in sich, ist aber dennoch eine super Idee, wie ich finde.

NASCAR ´14