Genre:
Sport USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
ca. 60€ €
Systeme:
PlayStation 4, Xbox One
Inhalt:
Als Dana White, der Präsident der UFC (der größten und bekanntesten Mixed-Martial-Arts-Organisation der Welt), im Juni 2012 den Wechsel von THQ zu Electronic Arts verkündete, war er (im Gegensatz zu einigen Jahren zuvor) voller Lob für den neuen Partner. EA sei der größte Games-Publisher und der Wechsel ein ganz besonderer Tag in der Geschichte der UFC. Dass der Wechsel zumindest finanziell richtig war, zeigte sich bereits ein halbes Jahr später, als THQ Insolvenz anmelden musste.
Doch wie sieht es spielerisch aus? Hat sich auch da der Wechsel gelohnt? Die UFC Undisputed-Reihe machte ihre Sache ja wahrlich nicht schlecht (und war bis zuletzt auch einer der umsatzstärksten Spiele von THQ). Diese und alle weitere Fragen kann man nun endlich beantworten. Denn gut zwei Jahre nach Bekanntgabe des Wechsels bringt EA nun endlich ihren ersten UFC-Titel mit dem wenig einfallsreichen Namen EA Sports UFC heraus.
Meinung:
Mixed-Martial-Arts, kurz MMA, ist seit Jahren die schnellstwachsende Sportart überhaupt. In den USA wird seit ein paar Jahren Milliarden mit dem Vollkontaktkampfsport umgesetzt – und es werden immer mehr.
Doch auch in Europa findet der Sport (und insbesondere eben die UFC) immer mehr Anhänger. Die Übertragungen im englischen TV, in Frankreich, in Österreich, in den Niederlanden und in vielen anderen Ländern sorgen für tolle Einschaltquoten und die Events für volle Hallen. Und selbst in Deutschland, wo es dank eines Übertragungsverbots immer noch nicht im TV gezeigt werden darf, erfreuen sich immer mehr Menschen des Sportes.
Das alles kommt natürlich nicht von ungefähr. Schließlich ist Mixed-Martial-Arts viel mehr als blödes Aufeinandereindreschen, wie es von vielen Medien und Politikern gerne dargestellt wird. Es ist vielmehr ein zwar durchaus brutal aussehender, aber doch technisch sehr anspruchsvoller Kampfsport, der viele Techniken miteinander vereint und von den Kämpfern großes Können abverlangt.
Drei grundlegende Kampfelemente
Dies wird auch in EA Sport UFC sehr deutlich. Aufgrund der unterschiedlichen Kampfstile und Kampfsituationen ist die Steuerung nämlich alles andere als einfach.
Da kann man von Glück reden, dass einem zumindest die grundlegendsten Steuerungselemente anhand eines Tutorials beigebracht werden. Doch schon die dürften so manchen zur puren Verzweiflung bringen. Schließlich gibt es drei grundlegende Elemente aus denen ein Käfigkampf besteht, und die hier auch rege zur Anwendung kommen.
Als erstes wäre da das sogenannte Stricking. Dies ist der Kampf im Stehen, in dem sämtliche Schlag- und Tritttechniken aus dem Boxen, Kickboxen, Muay-Thai und Karate zusammengefasst sind. Strickingangriffe sind wohl die bekanntesten (da man sie teilweise auch aus anderen Sportspielen her kennt) und deswegen zunächst auch am einfachsten zu erlernen.
Mit manchen Kämpfern kann man sogar ausschließlich mit Strickingangriffen zum Erfolg kommen. Jedoch sind das wirklich nur Ausnahmen und so ist es unumgänglich auch das zweite große Kampfelement zu erlernen.
Dieses heißt Grappling und findet vor allem auf dem Boden statt. In diesen harten Clinches sind vorzugsweise Elemente aus dem Brazilian Jiu-Jitsu, Ringen, Judo und Sambo vertreten, aber auch Schläge aus dem Boxen kommen hier zum Einsatz.
Die Vielfalt der Grapplingangriffe ist wirklich gigantisch, vor allem weil man auch noch drauf achten muss, in der Richtungen Position zu sein. Wenn man selber mit dem Rücken auf dem Boden liegt hat man nämlich eigentlich nur die Chance Schläge abzuwehren. Wenn man hingegen auf dem Gegner sitzt kann man selber tätig werden und ihn mit Schlägen und Tritten malträtieren.
Das dritte und letzte große Element, das im Tutorial beigebracht wird sind die Submissions – also Aufgabegriffe. Anders als bei den beiden anderen Kernelementen des Kampfes gibt es hier eine überschaubarere Anzahl an Steuerungsvarianten. Allerdings liegt dies vor allem da dran, dass hier jedes Mal ein Minispiel startet, in dem die beiden Kontrahenten um die Aufgabe bzw. die Befreiung aus der misslichen Lage kämpfen. Dabei müssen beide Spieler den rechten Stick reaktionsschnell in eine Richtung drücken. Wer das besser macht gewinnt das Minispiel und kann sich so über einen Aufgabe-Sieg oder eben über die Befreiung freuen. Wenn man gegen einen KI-Gegner antritt muss man das ganze natürlich gegen die KI machen.
Es braucht seine Zeit
Wie man sieht, sind allein die grundlegenden Möglichkeiten also schon gewaltig. Und im Tutorial bekommt man wirklich immer nur das Allerwichtigste beigebracht. Alle Feinheiten, die sich auch von Kämpfer zu Kämpfer aufgrund der jeweiligen bevorzugten Kampfstile nochmals deutlich voneinander unterscheiden, sind hier vollkommen außen vor. Folgerichtig dauert es seine Zeit, bis man wirklich jeden Tritt, Schlag und Griff den man theoretisch ausführen kann, erlernt hat.
Wie viele sich diese Zeit schlussendlich wirklich nehmen, ist aber äußerst fraglich. Allerdings lohnt sich der Aufwand. Denn was man mit nahezu perfekten Steuerungskenntnissen für Kämpfe im Octagon vollführen kann, ist wahrlich beeindruckend. Wenn man die Möglichkeiten die einem EA Sports UFC gibt zu nutzen weiß, ähnelt kein Kampf dem anderen. Die Möglichkeiten sind nämlich so groß, dass die Kämpfe jedes Mal vollkommen anders ablaufen. Mal sind mehr Schläge und Tritte zu beobachten, ein anderes Mal hingegen mehr Bodenkämpfe.
Viele Männer und ein paar Frauen
Einen großen Einfluss darauf welchen Verlauf die Kämpfe nehmen, hat natürlich auch die Auswahl des Kämpfers. Denn wie erwähnt hat jeder Kämpfer seine ganz eigenen Vorlieben, die im Kampf natürlich auch zu tragen kommen.
Das Roster ist dabei diesmal nicht ganz so prall gefüllt wie noch zu UFC Undisputed-Zeiten, mit 97 verschiedenen Kämpfern aus allen erdenklichen Gewichtsklassen bietet es aber immer noch genügend Abwechslung. Erstmals sind neben den Topstars Anderson Silva, Chuck Lidell und sieben der acht amtierenden Champions (nur der Bantamweight-Champion T.J. Dillashaw ist nicht dabei) auch der deutsche Pascal Krauss sowie weibliche Kämpferinnen vertreten (darunter auch die Women's Championess Ronda Rousey), die natürlich genau wie ihre männlichen Kollegen mit ihren realen Einzugsmusiken in den Käfig steigen dürfen.
Noch eine Casting-Show EA hat aber nicht nur bei den Kämpfern die teuren Lizenzrechte voll ausgeschöpft. Auch beim Karrieremodus wird davon nun kräftig Gebrauch gemacht.
Die Karriere wurde nämlich erstmals ins Setting der wirklich existenten Reality-Casting-Show The Ulimate Fighter gesteckt. Wie in der wahren TV-Show, die in den USA ein echter Quotengarant ist, ist man auch in der virtuellen Fassung Teil eines Teams und muss regelmäßig gegen Kämpfer eines gegnerischen Teams antreten. Auf diese Weise muss man dann nicht nur Sieger der Castingshow sondern am besten auch irgendwann UFC-Champion werden.
Allerdings kann dieser Traum auch schnell vorbei sein. Im Gegensatz zu echten Kämpfern, bei denen man manchmal meint, dass sie ihr Hirn irgendwo auf der Straße liegen lassen haben, ist unserem virtuellen UFC-Neuling, den man im ausführlichen Editor übrigens auch ganz nach seinen Willen oder gar nach seinem eigenen Abbild erstellen kann, seine Gesundheit wichtig. Und so hält er im Laufe seiner Karriere nur eine bestimmte Anzahl an Treffern aus. Wenn diese zu zahlreich werden, ist unser Longevity-Level irgendwann überschritten und wir scheiden aus der Karriere aus. Regelmäßiges Training, bei dem wir uns stärken und obendrein auch noch Kampfstrategien freischalten, können dem aber entgegen wirken.
Wo ist die Trefferresonanz?
Wem das alles zu viel Aufwand ist, der kann aber natürlich auch gerne einen der anderen Spielmodi (u.a. Challenge-Modus, schnelle Kämpfe gegen Freunde oder Online-Meisterschaftskämpfen) nutzen.
Ganz egal für welchen Modus man sich schlussendlich auch entscheidet, ein Problem verfolgt einen überall – nämlich die viel zu schwache Trefferresonanz. Egal wie stark man den Gegner auch trifft, es wirkt stets als ob man ihn gerade mal gestreift hat. Selbst heftigste Schlagkombinationen hält der Gegner ohne Probleme aus und scheint dafür höchstens ein müdes Lächeln übrig zu haben.
Deutsche gut – Amerikaner besser
Dass die Schläge aber gar nicht so leicht sein können, hört man an ihren Sounds. Die hören sich nämlich seltsamerweise schön wuchtig an. Ohnehin muss man sagen, dass die Soundkulisse wirklich hervorragend geworden ist. Denn nicht nur die Fans gehen euphorisch mit und bejubeln jeden Treffer aus voller Kehle, auch die Kommentatoren machen ihren Job richtig gut. Die kann man vor jedem Match übrigens, genau wie die Austragungsorte (die natürlich auch allesamt originalen Hallen nachempfunden sind) auswählen und sich so zum Beispiel auch für ein deutsches Kommentatorenduo entscheiden. Die machen ihre Arbeit zwar auch ganz gut, dennoch würde ich allen die amerikanischen empfehlen.
Der unvergessene Bruce Lee
Bleibt zum Schluss noch die Grafik. Und auch hier hat EA gute Arbeit geleistet. Wer die echten UFC-Kämpfer kennt, wird auch ihre virtuellen Ebenbilder auf den ersten Blick erkennen. Ganz besonders gut gelungen ist hierbei übrigens Bruce Lee. Ja, tatsächlich. Der unvergessene Bruce Lee ist ebenfalls im Spiel vertreten und sieht seinem leider viel zu früh verstorbenen Vorbild zum Verwechseln ähnlich. Ebenfalls bemerkenswert sind die butterweichen Animationen und Übergänge. Dies ist insbesondere wegen den bereits erwähnten zahlreichen unterschiedlichen Kampfstilen bemerkenswert. Einen sauberen Übergang zwischen Boxen und Ringen hin zu kriegen ist nämlich alles andere als einfach, wie UFC Undisputed leider das eine oder andere Mal bewiesen hat. EA macht die Sache aber wesentlich besser und bietet so rundum gelungene Animationen und eine schöne Grafik.
Fazit:
Die Grafik ist gut, die Präsentation ist gut, der Umfang bietet mehr als genug, die Lizenz hervorragend ausgenutzt, der Karrieremodus motivierend, die Steuerung bietet – wenn man sie denn mal gänzlich erlernt hat – eine Menge verschiedener Möglichkeiten und die Kommentatoren machen ihre Arbeit ausgezeichnet: An EA Sports UFC ist also wirklich vieles lobenswert. Nur eines da dran hapert es, und das ist leider mit das wichtigste in einem Kampfsportspiel, nämlich die Trefferresonanz. Man hat einfach nicht das Gefühl, dass die Schläge so wuchtig sind wie sie eigentlich sein sollten. Aus diesem Grund reicht es für EA Sports UFC auch nicht ganz zu einem Splashhit, ein sehr gutes Kampfsportspiel ist es aber dennoch.
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