Willkommen zurück, Underlord! Es ist lange her, dass ihr in unseren Gefilden gewesen seid. Zeit, dass man diesen jämmerlichen Tunichtguten von Helden erneut in Erinnerung ruft, wer der Herr im Haus ist.
Meinung:
Wie gut das Böse sein kann, damals! Ah, Dungeon Keeper! Was für ein Spiel! Die Idee, das Böse zu sein und einen eigenen Dungeon aufzubauen, um anschließend die Helden zu besiegen, hatte etwas. Und wurde von Bullfrog, dem legendären Entwicklungsstudio, bei dem damals Peter Molyneux arbeitete, auch genial umgesetzt. Das war 1997.
Zwei Jahre später, und ohne Peter Molyneux, wurde Dungeon Keeper 2 herausgebracht. Das Spiel war zwar nicht so gelungen wie der Vorgänger. Doch es hatte seine Fans. Fans, die auf eine Fortsetzung warteten, die jedoch nie kam.
Wie gut das Böse sein kann, vor kurzem! Die Marke Dungeon Keeper lag brach und EA tat lange Zeit nichts mit ihr. Bis der Publisher 2013 Dungeon Keeper Mobile herausbrachte. Das war allerdings ein absolutes Desaster und beschädigte die Serie auf Jahre hinaus.
Doch zum Glück gibt es immer noch die Fans. Diese wollten endlich eine Fortsetzung. Und Spiele wie Dungeons befriedigten sie nur bedingt. Und aus diesem Grund beschlossen sie, ihr eigenes Ding aufzuziehen. Dabei bedienten sie sich natürlich der Kickstarter-Plattform, auf der sie schon bald ausreichend Geld zusammenhatten, um sich an die Arbeit zu machen. Das Ergebnis ist jetzt seit kurzem via Steam erhältlich.
Wie gut das Böse sein kann, heute! War for the Overworld orientiert sich hauptsächlich an Dungeon Keeper 2. Das merkt man an der Darstellung und an dem Userinterface im Spiel selbst. Doch gleichzeitig halten sich die Entwickler nicht zu sehr an der Vorlage fest, sondern machen auch ihr eigenes Ding, in dem sie das Gameplay deutlich erweitern.
Wie üblich spielt man in der Kampagne einen Overlord, dessen Ziel es ist, diese widerlichen Gutmenschen zu eliminieren und das Reich zu unterjochen. Zu diesem Zweck baut er im Untergrund seine Dungeons und knöpft sie sich einen nach dem anderen vor.
Goldene Forschung Wichtigste Ressource ist dabei natürlich Gold. Überall kann man die Goldadern finden. Aber ebenso gibt es auch bestimmte Blöcke, die ewig halten. Perfekt, um eine Schatzkammer darum herumzubauen.
Die ersten Schritte sind immer gleich. Man fängt an, beginnt die Umgebung zu erforschen und gleichzeitig weitere Räume zu bauen, um Monster anzulocken. Genau wie bei Dungeon Keeper werden diese anschließend nach und nach erforscht. Jedoch anders als beim Vorgänger. Klingt verwirrend, widersprüchlich?
Kann denn Forschung Sünde sein? Gemeint ist, dass die Kultisten, die für die Forschung zuständig sind, sogenannte Sins erzeugen. Hat man davon genügend, kann man den Techtree öffnen und sich selber entscheiden, was man als Nächstes erhalten möchte. Die Übersicht besteht aus drei Spalten, die jeweils zwei weitere besitzen. Doch unabhängig, ob man jetzt links, rechts oder mittig etwas auswählt: In jeder Spalte lassen sich Räume, Fallen, Zaubertränke oder Rituale erforschen. Und mit jedem ausgewählten Objekt schaltet man immer mehr von dem Techtree frei.
Und das ist auch gleich das erste größere Problem von War for the Overworld. Die Entwickler haben es mit der Vielzahl an nutzbaren Dingen deutlich übertrieben. Bei manchen weiß man zum Beispiel nicht, wozu man sie braucht. Wozu brauche ich einen Zauber, mit dem ich schneller alle Relikte fertigstellen kann? Wozu soll ich Gefangene in Gold verwandeln können? Klar, all diese Objekte erhalten früher oder später für kurze Zeit eine Bedeutung. Jedoch handelt es sich dabei meistens um einmalige Anwendungen. Und man verliert einfach bei dieser Masse zu schnell den Überblick, was man jetzt benutzen soll und was nicht.
Anflüge von Nostalgie! Doch das kann man verschmerzen. Denn spätestens dann, wenn man mit einem Monster verschmilzt und durch dessen Augen den eigenen Dungeon erforscht, kommen einem Tränen der Rührung hoch. So sehr fühlt man sich an die spirituellen Vorgänger erinnert.
Natürlich wird man früher oder später auf Feinde stoßen. Und dann heißt es kämpfen. Wobei man darauf achten muss, wie die KI agiert. Denn die ist leider nicht so überragend, was sich auch bei den Imps bemerkbar macht. Während die Monster im Kampf schnell den Fokus verlieren und irgendetwas anderes machen, anstatt sich auf einen Gegner zu konzentrieren, ignorieren die kleinen Helfer gerne frei herumliegende Goldstücke, die sie eigentlich in die Schatzkammer transportieren sollten, wo mehr als genügend Platz vorhanden ist. Und so etwas trübt den Spielspaß.
Viel zu tun, viel zu sehen Neben der Kampagne gibt es auch andere Spielemodi, in denen man sich austoben kann. Noch kommen werden Multiplayer-Karten. Ansonsten existieren bereits der Skirmish-, der Survival-Modus oder die Sandbox. Jede Menge Möglichkeiten, sich außerhalb des Abenteuers auszutoben und das Spiel kennenzulernen.
Die Grafik ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sieht sie hervorragend aus und transportiert das Feeling von Dungeon Keeper 2 in die Jetztzeit. Andererseits hat sie deutliche Probleme. Die Framerate bricht vor allem im späteren Spielverlauf regelmäßig ein, nur um sich anschließend schnell zu erholen. Aber das ist etwas, woran die Entwickler mit Hochdruck arbeiten, um den Fehler zu korrigieren.
Doch auch das Interface bereitet Kopfzerbrechen. Manche Knöpfe, wie zum Beispiel jener, der den Imps verbietet, sich außerhalb des Dungeons aufzuhalten, muss man pixelgenau drücken, damit sie aktiviert werden. Was im Eifer des Gefechts daneben gehen kann.
Akustisch ist das Spiel allerdings ein wahres Highlight. Es gelang den Entwicklern Richard Rider an Bord zu holen, der auch bereits die Stimme in den vorherigen Dungeon Keeper-Spielen lieferte. Und man merkt ihm den Spaß an der Sache an. Etwa, wenn er bemerkt, dass eine Kreatur sich ihrer selbst bewusst wurde. Die Sprüche sind einfach nur genial und ein Grund, weshalb man einen Blick in das Game riskieren sollte.
Fazit:
War for the Overworld ist ein spiritueller Nachfolger zur Dungeon Keeper-Reihe. Und das merkt man dem Spiel an. Es orientiert sich stark an dem zweiten Teil jener legendären Reihe, bietet jedoch auch genug eigenständiges. Das Forschungssystem ist zum Beispiel komplett anders aufgebaut, als beim Vorbild. Gleichzeitig haben die Entwickler es jedoch mit der Vielzahl an zu erforschenden und einsetzbaren Dingen deutlich übertrieben. So manches wird man nur einmal anwenden und danach nicht mehr. Man verliert außerdem schnell den Überblick. Die KI glänzt nicht gerade und die Benutzung des Interfaces bereitet Schwierigkeiten. Ebenso gibt es Framerateeinbrüche, die die Entwickler jedoch langsam in den Griff kriegen. Akustisch ist das Spiel ein Genuss, nicht zuletzt dank der Stimme von Richard Rider, der bereits bei den spirituellen Vorgängern dabei war. Und für Nostalgiker ist War for the Overworld sowieso ein Must-Have.
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