Sehr gerissen, Square Enix
Es war kein ungeschickter Schachzug von Square Enix, den Release von Final Fantasy Type-0 HD gemeinsam mit der Demo von Final Fantasy XV zu kombinieren. So wurde ersteres Spiel oft gekauft, nur um die Möglichkeit zu erhalten, einen ersten Blick in das kommende Game zu erhaschen. Doch was das überhaupt notwendig?

Type-0 ist unter Fans von Square Enix' Vorzeige-Spielereihe nicht unumstritten. Jedoch weniger wegen des Spieleinhalts. Vielmehr ist es die Tatsache, dass es ursprünglich 2011 in Japan herauskam und ein Release im Westen nie stattfand. Der Grund dafür waren vermutlich die nicht zufriedenstellenden Verkaufszahlen der Playstation Portable, der Plattform, auf der der Titel veröffentlicht wurde.

Doch bei Square Enix sitzen genügend Leute, die den Unmut der Fans mitgekriegt haben dürften. Und eventuell deshalb beschloss der Konzern einen wagemutigen Schritt. Es wurde entschieden, das Spiel neu herauszubringen. Allerdings nicht für die PSP oder PS Vita. Nein, es sollte ein HD-Remake für die PS4 und Xbox One werden. 

Eine Entscheidung, die bei vielen Irritationen und Kopfschütteln auslöste. Ein PSP-Spiel als HD-Remake auf den aktuellen Konsolen? Wie soll das klappen? Skepsis war angebracht, die sich mit den ersten Trailern aber langsam legte.

Denn die Entwickler Hexa Drive konnten schon viele Erfahrungen mit HD-Adaptionen machen. Von ihnen stammt unter anderem Rez HD, Okami HD oder Wind Waker HD, alles Titel, die hervorragend gelungen sind. Trotzdem dürfte Type-0 HD sie vor gewisse Probleme gestellt haben, da die vorherigen HD-Neuauflagen allesamt Spiele von stationären Konsolen als Vorlage hatten.

Doch sie stellten sich der Herausforderung. Und das Endergebnis ist durchaus ansehnlich. Es gibt zwar immer noch Stellen und Passagen, bei denen man den Handheld-Ursprung bemerkt. Vor allem bei unwichtigen Nebenfiguren macht sich das bemerkbar. Abgesehen davon wurden jedoch Dinge wie Hintergründe oder Texturen von Grund auf neu gemacht und eingebaut.

Doch es blieb nicht nur bei graphischen Änderungen. Auch inhaltlich wurde vieles verändert. So wurde zum Beispiel der Multiplayer-Modus des Spiels, der noch in der Vorlage existent war, in der Neuauflage entfernt. Mit dem Ergebnis, dass dabei zum Beispiel die Zaubersprüche, die damals vorhanden waren, in den Singleplayer-Modus integriert wurden.

Narrativ entwickelt das Spiel schnell eine unheimliche Wucht. Der Gamer wird nicht von den Schrecken des Krieges verschont, als man sieht, wie feindliche Soldaten einen wehrlosen Jungen einfach so abschlachten. Und dann taucht Class 0 auf.

Hauptsächlich wird die Geschichte von dem Kartenbenutzer Ace sowie von Machina Kunagari und Rem Tokimiya erzählt. Dabei entwickelt die Story sich unvorhersehbar, gegen Ende sogar zu sehr. Dann nämlich wird man von vielen neu auftauchenden Elementen verwirrt, für deren Verständnis man mit der Welt von Fabula Nova Crystallis vertraut sein muss. Wer sich jetzt fragt, was diese ist, und woher man die kennen sollte? Spielern der Final Fantasy XIII-Serie dürfte der Name bekannt vorkommen.

Das besondere an den Figuren ist, dass die Entwickler sich Mühe gaben, sie unterschiedlich darzustellen. Jedes Mitglied von Class 0 besitzt eine eigene Waffe, die ansonsten kein anderer nutzt. Damit sind nicht nur Flöten oder Karten gemeint, sondern auch ein Speer oder ein Schwert. Gleichzeitig erhält jedes Mitglied eine eigene Persönlichkeit, die einem im Kopf hängen bleibt.

Das Kampfsystem ist schnell und direkt. Anders als aus anderen Final Fantasy-Teilen gewohnt geht das Geschehen hier nicht rundenbasierend vonstatten. Vielmehr finden alle Aktionen gleichzeitig statt. Hauptsächlich steuert man einen Charakter. Und man muss, um in einem Areal weiterzukommen, jeden Feind besiegen. Man kann jederzeit die Figur wechseln, was auch empfehlenswert ist, da mancher Feind gegen eine bestimmte Waffe schwach ist. Allerdings funktioniert das Aufsammeln von Items besiegter Gegner nicht so gut. Man muss dafür eine Tastenkombination drücken, die jedoch oft genug nicht richtig funktioniert.

Ein Problem, dass das Spiel leider hat, ist die enttäuschende Kameraführung. Oft nimmt sie falsche Blickwinkel ein, so dass man sie manuell verändern muss. Es ist leider unklar, ob das auch schon bei der Vorlage der Fall war.

Die Synchro ist absolut fantastisch. Die englischen Sprecher machen einen sehr guten Job. Und der Soundtrack ist, wie es sich für Final Fantasy-Verhältnisse gehört, Spitzenklasse!