Genre:
Strategie USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
ab 39,99 €
Systeme:
PC, PlayStation 4, Xbox One
Inhalt:
Was macht man, wenn einem American Football zu weich ist? Richtig, man macht es brutaler! Zusätzlich lässt man noch Orks, Elfen und andere Fantasy-Figuren antreten, und schon hat man Blood Bowl II - die brutalste Art des American Footballs!
Meinung:
Das mit dem "schon" ist etwas übertrieben. Denn Blood Bowl ist alles andere als neu. Auch wenn vor Kurzem erst das dritte Videospiel erschien (das Erste erschien 1994 nur für den PC), ist Blood Bowl selber schon viel älter. Das brutale Fantasy-Football-Spiel basiert nämlich auf dem gleichnamigen in der Warhammer-Welt angesiedelten Tabletop, das es bereits seit 1986 gibt.
Härtere Regeln
Die Regeln von Blood Bowl sind im Prinzip die gleichen, wie die des klassischen American Footballs - nur mit einer kleinen Änderung: Fouls gibt es hier nicht. Ganz im Gegenziel: Gegner zu verletzen oder sogar umzubringen, ist hier ein wichtiger Bestandteil des Spiels. Schließlich erleichtert es den Weg in die Endzone ungemein, wenn einen nicht mehr ganz so viele Gegner den Weg dorthin versperren.
Die Gegner, das sind allesamt Figuren aus dem Warhammer-Universum. Allerdings ist die Vielfalt derer nicht mehr ganz so groß wie noch beim direkten Vorgänger. Im 2009 erschienenen Blood Bowl waren, nach allen DLCs, insgesamt satte 23 verschiedene Teams verfügbar. Diesmal stehen einem mit den Menschen, Orks, Zwergen, Dunkelelfen, Chaos, Bretonen, Sklaven und Hochelfen (zunächst) lediglich acht zur Verfügung. Doch die Auswahl ist dennoch groß genug. Denn jedes Team hat seine Eigenarten und einen ganz anderen Spielstil, so das einem so schnell nicht langweilig werden dürfte. Die Orks und Zwerge sind die Draufgänger, die einen gerne umrempeln oder gar noch Schlimmeres anstellen. Die Menschen sind die ausgeglichenen, die Elfen und Sklaven die Tempospieler und die Dunkelelfen setzen auf fiese Tricks.
Mit Glück gewinnen
All diese Spielstile erlernt man am besten in der Kampagne, die zugleich als eine Art Tutorial dient. Hier lernt man dann auch das Gameplay kennen, denn das unterscheidet sich doch sehr vom herkömmlichen Football, wie wir es z.B. aus Madden NFL kennen. Blood Bowl II läuft nämlich nicht in Echtzeit ab, sondern ist Rundenstrategiespiel, in dem die Teams nacheinander ihre Züge ausführen. Eines ist dabei ganz wichtig - Strategie. Ohne die geht hier eigentlich so gut wie gar nichts.
Die zweite wichtige Gameplay-Zutat ist Glück. Denn von der hängt so ziemlich alles ab. Wie im Tabletop-Spiel entscheidet auch hier ein Würfelwurf darüber, ob zum Beispiel ein Sprint gelingt oder ob der Spieler über seine eigenen Füße fällt und dabei sogar den Ball verliert. Genauso ist es reines Glück ob ein Pass gelingt oder fallen gelassen wird, oder ob ein Ausweichversuch klappt oder man dabei vom Gegenspieler umgegrätscht wird.
Beeinflussen kann man sein Würfelglück nicht. Man kann nur drauf achten, dass man die zum jeweiligen Team bzw. Spieler passende Spielweise wählt, dann ist die Chance das eine Aktion gut geht, um ein Vielfaches größer. Wenn man also vorhat mit einem großen Ork zu sprinten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies funktioniert geringer, als wenn man es z.B. mit einem Elfen vor hat.
Es kann aber auch sein das man ein so großen Würfelglück hat, das selbst der unmöglichste Spielzug funktioniert - man weiß es aber eben nie.
Mit der Zeit lernt man die jeweiligen Vorzüge aber kennen und weiß zumindest ungefähr wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine angedachte Aktion mit dem jeweiligen Spieler funktioniert. Allerdings kann das eine Weile dauern. Zum Glück hilft einem das Spiel aber auch ein wenig und zeigt einem zumindest die groben Chancen ob eine Aktion klappt, in Prozenten an.
Mit einberechnen muss man aber immer noch die Fähigkeiten der jeweiligen Spieler. Die kann man mit der Zeit nämlich verbessern. Ebenso kann man die Teams auch noch mit acht unterschiedlichen Starspielern (Griff Oberwald, Ripper, Barik Farblast, Hubris Rakarth Grashnak Blackhoof, Mighty Zug, Hakflem Skuttlespike und Soaren Hightower) ausstatten. Die entstammen direkt dem Tabletop und sind den dortigen Figuren beinahe 1:1 nachmodelliert. Einen Unterschied gibt es gegenüber den Zinnfiguren aber doch. Die Virtuellen-Starspieler haben nämlich einen eigenen Kopf und verweigern es ab und an mal für ein bestimmtes Spiel zu spielen.
Nach der Kampagne ist vor der Liga
Wenn man Kampagne einmal durchgespielt hat und das Gameplay sowie die Steuerung mit Hilfe der dort zu spielenden Reikland Reavers verinnerlicht hat, kann man sich dem eigentlichen Spaß in Blood Bowl II zuwenden - der Liga. Hier tritt man Online gegen 128 Mannschaften an. Diese können natürlich alle von menschlichen Spielern gesteuert werden, wenn man denn möchte, kann man aber auch gegen die KI antreten. Das würde ich allerdings nicht empfehlen, auch wenn diese ihren Job ganz ordentlich macht. Richtig Spaß macht es eben erst gegen andere Spieler.
Besonderheiten der Liga
Im Vergleich zur Kampagne weisen die Ligen einige Besonderheiten auf. Verstorbene Spieler stehen nicht wieder auf, Verletzungen können sich mitunter über mehrere Spiele oder gar über die gesamte Spielzeit hinweg auswirken und Spieler altern, weshalb sie mit der Zeit auch an Leistung verlieren. Zudem können Spieler auf dem Marktplatz zum Tausch oder verkauf angeboten werden. Natürlich können immer nur Spieler eines Volks für die entsprechende Mannschaft eingekauft oder eingetauscht werden. Es ist also nicht möglich, einen Ork in einer Menschen-Mannschaft antreten zu lassen.
Dennoch sorgt dieses neue Feature für eine neue Ebene der Interaktion zwischen den "Trainern" ermöglicht es zudem Schwachstellen, die durch Verletzungen oder altersbedingte Rücktritte (deren Chancen bei Spielern mit 31 Jahren bei 40 Prozent, mit 32 Jahren schon bei 60 Prozent und mit 33 Jahren bei 100 Prozent Wahrscheinlichkeit liegen) aufkommen, eines Teams zu beheben.
Keine Microtransaktionen
Leider können Spieler nicht unter verschiedenen Ligen gehandelt werden, sondern immer nur innerhalb einer Liga. Schön ist allerdings, das dafür ausschließlich das im Spiel gewonnene Gold ausgegeben wird, eine Pay-to-Win-Situation kommt hier also nicht auf. Mit dem verdienten Gold können aber nicht nur Spieler gekauft werden, sondern auch das Trikot angepasst und das Stadion verbessert und erweitert werden. Das Besondere dabei ist das man so sein Stadion nicht nur immer weiter individualisieren kann, sondern auch immer neue humoristische und optische Elemente hinzukauft. Jedes gekaufte Add-on bringt nämlich auch einige Besonderheiten mit sich. Wer zum Beispiel einen Bierausschank kauft, kann zwar die Fans beruhigen, muss aber auch damit rechnen, das die Spieler an der Seitenlinie von betrunkenen Zuschauern angegangen werden. Ausschließlich auf die Optik wirkt sich hingegen beispielsweise der Kauf eines Daches aus.
Doch egal was man nun kauft oder nicht kauft, die Liga ist auf jeden Fall ein gelungener Modus, der einen für viele, viele Stunden exzellent unterhält.
Für den kurzen Spielspaß zwischendurch wurde aber auch gedacht. Denn genauso gut kann man auch ein Freundschaftsspiel gegen einen Freund an der selber Konsole starten. Dies hat wiederum seinen ganz eigenen Reiz, weil man so direkt seinen Emotionen freien Lauf lassen kann.
Technisch nicht perfekt
Genauso unterhaltsam wie die Mehrspielermatches ist auch die Optik, die erfreulich detailliert ist. In erster Linie gilt dies natürlich für die Spieler, wobei jedes Volk sogar mit einzigartigen Animationen über das Rasen läuft.
Perfekt ist die Grafik aber leider dennoch nicht. Immer wieder kommt es zu Situationen in denen Animationen abgebrochen werden, das Bild kurz ruckelt oder Spieler ineinander glitchen. Dank eines großen Patches sind diese Sachen aber alle auf vertretbares Niveau zurückgegangen, so das es hier nicht all zu viel zu meckern gibt.
Beim Sound benötigte man erst gar keinen Patch. Der war nämlich auch so schon hervorragend. Vor allem die beiden eigenwilligen und einzigartigen Cabal Vision (so heißt der Sender der die Blood Bowl-Spiele überträgt) Kommentatoren sind immer für ein Schmunzler gut.
Fazit:
Auch wenn Blood Bowl II technisch nicht perfekt und der Umfang relativ mager ist, ist es dennoch eine sehr gute Adaption des Tabletop-Klassikers und eine klare Weiterentwicklung gegenüber des ersten Teils. Alle Teams lassen sich nun komplett anders spielen. Das verlangt einen jedes mal eine neue (brutale) Spieltaktik ab, was wiederum dafür sorgt, das hier so schnell keine Langweile aufkommt.
Wem Madden NFL zu weich, sollte sich Blood Bowl II also auf jeden Fall mal anschauen.
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Grafik: 7.50
