Vor ziemlich genau einem Jahr durfte ich für Splashgames den ersten Akt eines Adventures anspielen, das basierend auf dem Roman „In God’s Name“ die wahren Hintergründe rund um den Tod Papst Johannes Paul des 1. thematisiert. Mittlerweile haben die Entwickler von Adventure Productions und 10th Art Studios den zweiten der insgesamt vier geplanten Akte bei Steam veröffentlicht und es ist an der Zeit erneut in die Rolle des Arztes und Ex-Priesters James Murphy zu schlüpfen.
Rückblende… Wer gerade den letzten Teil der Tribute von Panem im Kino gesehen hat, der kennt das Gefühl, sich zunächst am Beginn eines Filmes einige Sekunden orientieren zu müssen, um sich zu erinnern, was vor mehreren Monaten eigentlich zuletzt erzählt wurde.
James wurde von seinem Freund Cristofero merkwürdig geheimnisvoll aus Chicago nach Rom gerufen. Der vage formulierte Anlass des Besuchs sollten die Hintergründe des Todes von James Mentor sein. Das damals vor 14 Jahren nicht lange ermittelt wurde, war der Grund das der Protagonist dem Vatikan den Rücken zugekehrt hat. Vor Ort finden wir schnell heraus, dass unser Studienfreund in ernsten Problemen steckt, da er auf krumme Geschäfte gestoßen ist, an denen nicht zuletzt die Vatikanbank beteiligt ist.
Es kam wie es kommen musste und so gerät während der Ermittlungen auch unser alter Ego ins Visier des organisierten Verbrechens. Einflussreiche Kirchenpersönlichkeiten scheinen eine Rolle zu spielen und am Ende des ersten Aktes steht James in seinem Apartment, lamentiert mit einer Auftragsmörderin und auf dem Fußboden liegt eine Leiche…
Nicht mehr allein Jeder der klassische Adventure-Spiele mag, kennt wohl die Reihe Baphomets Fluch. Auch Shadows on the Vatican kann die Vorbildfunktion dieser Titel nicht verhehlen und so wundert es nicht, dass der manchmal arg zurückhaltende James im zweiten Akt schlagkräftige und charmante Unterstützung bekommt. Denn was war schon Hr. Stobbart ohne seine Nicola?
Silvia trat am Ende des ersten Aktes in Aktion und konnte auch dort schon für einige Interaktionen gespielt werden. Im zweiten Akt nun halten sich die Anteile der beiden in etwa die Waage. Das Gameplay ist nun grundlegend auf zwei spielbare Charaktere ausgelegt. Das meint zwei Inventare und ein ständig möglicher Wechsel. Da der Spielablauf aber nach wie vor sehr linear ist, steht die Reihenfolge der möglichen Aktionen nur selten zur Diskussion. Charakterlich unterscheidet sich Silvia gravierend von James. Hier der sanftmütige, blauäugige Arzt und Priester und dort die dunkelhaarige, scharfzüngige - sagen wir „Selbstständige“ um nicht zu viel zu verraten.
Mehr (aber nicht viel) vom Gleichen Schon der erste Teil war keineswegs überladen. Es gab und gibt in der Regel nur wenige Schauplätze zur Auswahl zwischen denen man mit einer stadtplanähnlichen Übersichtskarte wechselt. Die einzelnen Schauplätze wiederum sind relativ überschaubar. Dank der Hervorhebung der Hotspots per Leertaste und nur wenigen verfügbaren Kombinationen der Gegenstände mit anderen Hotspots oder Items führt im Zweifel auch Ausprobieren rasch zum Erfolg. Nicht zuletzt dadurch ist der zweite Akt in etwa genauso kurz wie der erste. Wer in Ruhe spielt und die Dialoge liest, braucht etwa 3 Stunden.
Meinung:
An der Technik hapert es Gemeinsam wollen James und Silvia nun herausfinden, wer die Fäden zieht und in welche dunklen Geschäfte die Vatikanbank verwickelt ist. Die Dialoge sind gelungen und helfen dabei die Charaktere zu entwickeln. Die schon aus dem ersten Akt bekannten Portait-Zeichnungen sind erhalten geblieben und stellen nach wie vor ein optisches Highlight des Spiels dar. Die englische Synchronisation ist stimmig (eine deutsche gibt es nicht) aber die deutsche Übersetzung (als Sprechblasen) lässt massiv zu wünschen übrig. Hier müsste dringend nachgebessert werden, denn manche Texte, die teilweise für Rätsel wichtig sind, sind tatsächlich so furchtbar übersetzt, dass sich der Sinn nicht sofort erschließt. Dazu kommt, dass die optional einstellbaren Sprechblasen mitunter zu klein für den Text sind und dieser dann munter mehrere Worte irgendwo über den gerenderten Szenen verläuft. Sieht nicht schön aus! Der zweite Bereich, in dem das Spiel ganz klar selbst hinter den genretypisch nicht am aufwändigsten produzierten Kollegen zurückbleibt, ist die Animation der Figuren. So sind diese zwar zweidimensional in Form von Portraits toll umgesetzt, bewegen sich sonst allerdings sehr hölzern. Schwierige Szenen, wie das Aufheben eines am Boden liegenden Körpers, werden einfach gar nicht animiert sondern das „Beweisstück“ verschwindet auf magische Weise im Inventar. Noch schwierigere Szenen werden einfach durch die zugegeben besseren gezeichneten Comicstrips ersetzt. Ist man sich der eigenen Schwachstelle vielleicht bewusst?
Was hingegen gut gelöst wurde ist der Soundtrack, dieser ist zwar dezent, passt aber stets zur Stimmung.
Gut geknobelt ist halb gewonnen Abseits der technischen Mängel punktet der 2. Akt durch gelungene nicht zu schwere, aber dennoch spannende Rätsel und Mini-Spiele. Beispielsweise muss James mit seinem Notebook einen Anruf bearbeiten und aus den Hintergrundgeräuschen Hinweise herausfiltern.
Selten kommt man nur per Versuch und Irrtum weiter zum Beispiel wenn Sylvia versucht einen Knoten zu binden und man als Spieler mehrmals aus verschiedenen Schlingen auswählen muss. Wählt man falsch, geht der Vorgang von vorne los. Etwas frustrierend, aber in dieser oder einer anderen Form gehört das zu fast jedem Adventure dazu.
Das Tandem-Gameplay zwischen den beiden ist besonders in brenzligen Situationen gut gelöst und bringt Spannung in die sonst recht linear zu bewältigenden Teilabschnitte. Grob ist dem Spieler eigentlich immer klar, was er zu tun hat. Im Detail muss man manchmal etwas knobeln, da Gegenstände zum Beispiel nur in der (vom Entwickler) gewünschten Reihenfolge zum Ziel führen.
Eine wichtige Spielhilfe ist wie schon im ersten Akt James Notizbuch, in dem er alles Wesentliche praktischer Weise selbstständig skizziert. Wenn mal nichts mehr geht, lohnt es sich die Hinweise darin noch einmal mit dem Mauszeiger zu „betrachten“. James denkt dann noch einmal laut darüber nach. ;-)
Fazit:
Eine spannende Geschichte, die von Dan Brown stammen könnte, solide Rätsel auf einem technisch nicht perfekten Grundgerüst. Solide Adventure-Kost speziell für Genre-Liebhaber.
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