Genre:
Sport USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
ab 58,99 €
Systeme:
PlayStation 4, Xbox One
Inhalt:
In den letzten Jahren musste sich Pro Evolution Soccer immer knapp EAs FIFA-Reihe geschlagen geben. Dieses Jahr muss Konami zudem auch noch einen großen Abgang verkraften. Entscheidet dies bereits vor dem Erscheinen von FIFA 19 die diesjährige Meisterschaft um die beste Fußball-Simulation zugunsten EAs? Unser Test wird es zeigen.
Meinung:
Reich gesegnet mit Lizenzen war die PES-Reihe noch nie. Gerade im Vergleich zu EAs Fußball-Reihe war die Liste der offiziell lizenzierten Ligen und Teams immer recht übersichtlich. Einen großen Pluspunkt hatte man aber stets: die Champions League. Um so schlimmer ist es, dass gerade diese mit Abstand wichtigste Lizenz seit dieser Saison auch zum großen Konkurrenten gewechselt ist, ganz zu schweigen von der Europa League und dem BVB, der nun ebenfalls exklusiv mit EA zusammenarbeitet. Im Gegenzug haben die Japaner zwar sieben neue Ligen unter Vertrag genommen, wodurch man nun tatsächlich das größte Lizenzpaket der PES-Geschichte vorweisen kann, aber die ganz großen Ligen und Teams fehlen dabei großteils. Denn ohne despektierlich klingen zu wollen, ist es für Ligen und Mannschaften wie die türkische Süper Lig, schottische Ladbrokes Premiership, schweizer Raiffeisen Super League, Club Alianza Lima oder CSD Colo Colo zwar eine tolle Sache im Spiel vertreten zu sein, so wirklich interessieren dürfte sich für sie außerhalb ihrer jeweiligen Länder aber wohl kaum jemand. So bleiben als wirklich interessant nur die französische League 1 (aber auch nur wegen PSG), sowie vereinzelt lizenzierte Mannschaften wie etwa der FC Barcelona, Inter und AC Mailand, Liverpool, Arsenal, und die beiden einzigen verbliebenen deutschen Vereine, FC Schalke 04 und Bayer Leverkusen. Bei den Nationalmannschaften zeigt sich ein ganz ähnliches Bild. Auch hier sind nur einige offiziell lizenziert (darunter z.B. die deutsche Nationalmannschaft), andere treten hingegen mit Fantasiespielern an. Wer will, kann sich natürlich die Mühe machen und diese Versäumnisse im Editor selber ausbügeln, doch auch das ändert nichts daran, dass PES dieses Jahr in Sachen Lizenzen so weit hinter seinem Konkurrenten zurückliegt wie noch nie zuvor.
Bessere Ballphysik
Zum Glück stellen offizielle Lizenzen aber nicht für jeden das wichtigste dar. Schließlich zählt am Ende nicht, ob man nun mit dem FC Bayern München oder dessen Fantasie-Variante antritt, sondern wie das Geschehen auf dem Platz ist. Genau hier hat PES seinem Konkurrenten in den letzten Jahren immer einen harten Zweikampf geboten bei denen mal der eine und mal der andere als Sieger vom Platz ging. Dieses Jahr machen es die Japaner EA sogar noch schwerer. Anstatt einen kompletten Neuanfang à la BVB anzugehen, haben sie es vielmehr wie der FC Bayern München gemacht und das bereits sehr gute Grundgerüst beibehalten und nur punktuell verbessert.
Einer dieser Punkte betrifft etwa die Ballannahme, auch „First Touch“ genannt. Bisher war es so, dass Bälle quasi wie magnetisch angezogen den Fuß des Passempfängers fanden. Dieses Jahr wirkt dies alles ein wenig realistischer. Nun ist nämlich nicht nur die Passgeschwindigkeit entscheidend, sondern auch, in welchem Winkel der Passempfänger zum Ball steht. Wenn der Winkel ungünstig ist, verspringt der Ball nun und kann schnell von einem Gegenspieler aufgenommen werden. Doch nicht nur die Passannahme wirkt realistischer, die Ballphysik generell scheint den Naturgesetzen nun noch genauer Folge zu leisten. Besonders gut auszumachen ist dies, wenn der Ball auf den Rasen aufprallt oder bei Latten/Pfosten-Schüssen, bei denen der Ball nun im richtigen Winkel abprallt.
Die richtige Taktik ist gefragt
Was mir persönlich sehr gut gefallen hat, ist dass das Spieltempo im Vergleich zum Vorjahr nicht angehoben wurde. Ganz im Gegenteil, es wirkt sogar so, als ob das Spiel noch einen Tacken langsamer geworden ist. Es kann aber auch sein, dass man diesen Eindruck nur erhält, weil man aufgrund der verbesserten KI, die nun noch effektiver Passwege und offene Räume deckt, dazu gezwungen ist, noch taktischer und besonnener vorzugehen. Dies schließt übrigens auch die Torhüter mit ein, die nun wesentlich weniger Fehler machen. Ganz perfekt sind sie dennoch nicht, was aber nur realistisch ist, wie der Fall Karius zuletzt ja eindrucksvoll bewiesen hat.
Spieler erschöpft? Schnell auswechseln!
Was ebenfalls schön zu beobachten ist, sind die Auswirkungen andauernder Sprints (die aufgrund der oben genannten KI-Verbesserungen aber ohnehin kaum zum Ziel führen). Denn wer mit seinen Spielern viel sprintet, wird nun die Auswirkungen davon direkt beim betreffenden Spieler sehen können und zwar nicht mehr nur anhand eines leeren Ausdauerbalkens. Wenn Spieler erschöpft sind, sieht man ihnen ihre Erschöpfung von nun an auch in ihren Bewegungen an. Sie wirken nicht mehr so spritzig, machen öfters mal eine Pause oder kriechen sogar nahezu über das Feld. Ein ausgelaugter Spieler macht nicht nur optisch einen anderen Eindruck als seine frischen Kameraden, auch seine Verletzungsanfälligkeit steigt immens in die Höhe, weshalb man gerade in langen Meisterschaften immer darauf achten sollte, dass Spieler genügend regenerieren. Am besten reagiert man direkt und wechselt einen erschöpften Spieler aus, was dank der Quick-Subs-Funktion nun noch komfortabler von der Hand geht. Dieses neue Feature macht es möglich, in kleineren Spielunterbrechungen mit nur wenigen Tastendrücken Spieler auszutauschen.
Nicht alle Veränderungen zünden
Abseits des Spielfeldes, sprich in den Spielmodi, wurde ebenfalls Feintuning betrieben. So wurden etwa die Vertragsverhandlungen leicht überarbeitet. Allerdings ging dieser Schuss nach hinten los, denn die Ablösesummen, die nun zur Debatte stehen, sind – gerade im Vergleich zu den Irrsinnssummen, die momentan im realen Fussball ausgegeben werden – viel zu niedrig.
Wesentlich besser gefallen hat mir hingegen das im myClub-Modus auftauchende Featured Players-Feature, in dem man, mit ein bisschen Geduld, auch schlechte Karten (respektive Spieler) in bestimmten Attributen verbessern und so ihre Gesamtwertung stetig steigern kann. Ebenfalls geändert wurden die Preise für Agenten, die nun wesentlich weniger kosten.
Nichtsdestotrotz ist es immer noch eine mühselige Arbeit, Coins nur durch Spielen zu erlangen, weshalb viele myClub-Spieler wohl wieder den einfacheren Weg gehen und sich virtuelle Coins gegen Echtgeld kaufen werden, um so an die begehrten hochwertigen Karten zu gelangen. Meine Einstellung zu dieser Art von Pay2Win, die dies ja nun zweifelsfrei darstellt, kennt man spätestens seit meinem PES 2018-Test, weshalb ich dazu an dieser Stelle nichts mehr sagen werde.
Stattdessen komme ich lieber zu wesentlich erfreulicheren Themen, wie etwa den neu hinzugekommenen wechselnden Herausforderungen und Turnieren, denen man sich nun in diesem Modus stellen kann. Auch wenn sie nur eine kleine Bereicherung darstellen, ist es doch schön anzusehen, dass sich Konami durchaus Gedanken macht, wie man myClub ausbauen kann.
Ansonsten ist in Sachen Spielmodi so gut wie alles beim alten geblieben. Hier und da gibt es zwar ganz kleine Änderungen und Verbesserungen, doch die fallen nun wahrlich nicht weiter ins Gewicht.
Ein großer Schritt
Die größten Veränderungen findet man bei der Grafik. Hier profitiert das Spiel davon, dass man sich nun erstmals vollends auf die aktuellen Konsolen (und den PC) konzentrieren kann, weshalb die FOX-Engine nun erstmals richtig zeigen kann, zu welchen Leistungen sie imstande ist. Gerade was den Detailreichtum angeht, kann man einen gewaltigen Sprung erkennen. Leider ist es aber immer noch so, dass nur die wirklichen Topstars auf den allerersten Blick anhand ihrer Gesichter zu erkennen sind. Ansonsten muss man schon mal zweimal hinschauen – hier hat EA noch immer deutlich die Nase vorn.
Bei den Animationen muss sich PES hingegen nicht mehr verstecken. Nicht nur, dass es davon nun noch einige mehr gibt, die für noch mehr Dynamik sorgen, sie laufen auch alle butterweich ab. Auch was die Stadien angeht, ist man mindestens auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Gerade die Nachbauten real existierender Stadien sehen grandios aus und wurden bis ins letzte Detail nachmodelliert.
Ein Punkt, der seit jeher ein großes Problem darstellt, ist die Präsentation. Zwar ist die Stadionatmosphäre wieder toll, ansonsten wirkt aber alles irgendwie dröge. Das schließt leider auch das neu gestaltete Menü mit ein, das trotz Generalüberholung nicht so schön wirkt, wie bei FIFA. Hier ist also noch immer viel Luft nach oben, die Konami im nächsten Jahr hoffentlich zu nutzen weiß.
Die Steuerung blieb unangetastet, weshalb alte PES-Veteranen ohne großes Training sofort ins Spiel einsteigen können. Neulinge werden ebenfalls schnell zurechtkommen, zumal man zwischen verschiedenen Tastenbelegungen wählen kann, so dass jeder seine bevorzugte Einstellung finden wird.
Fazit:
Wer den Fußball liebt, wird PES 2019 lieben. Durch die kleinen, aber (bis auf eine Ausnahme) durchweg sinnvollen Neuerungen wirkt das Gameplay dieses Jahr noch einen Tick realistischer und die Grafik hat sogar einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht und muss sich nun in keinster Weise mehr vor irgendjemandem verstecken. Dennoch werden nicht alle Fußball-Fans von PES begeistert sein. Schließlich wollen viele auch mit ihren Idolen auf den virtuellen Rasen treten, doch genau das geht mit PES nur sehr eingeschränkt. In Sachen Lizenzen musste man dieses Jahr sogar einen großen Verlust ertragen, weshalb es hier gerade aus deutscher Sicht wirklich nicht rosig aussieht. Wer auf original Lizenzen verzichten kann, für den stellt PES aber auch dieses Jahr wieder eine echte Alternative zu FIFA dar.
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