Xehanort, der Anführer der neuen Organisation XIII, ist zurück. Um ihn zu besiegen, schickt Meister Yen Sid die Träger der Keyblades auf verschiedene Missionen. Rikku und Mickey begeben sich ins Realm of Darkness, um die dort verschollene Aqua ausfindig zu machen. Kairi und Lea trainieren mit ihren frisch erhaltenen Schlüsselschwertern, während Sora sich gemeinsam mit Goofy und Donald daran macht, seine verlorengegangene Stärke zurückzugewinnen. Sie brechen zu einer Reise durch viele verschiedene Welten auf.
Wenn Teil III 13 Jahre nach 2 kommtIm Jahr 2002 kam
Kingdom Hearts heraus, das damals ein interessantes Spiel war, da hier
Disney und
Square Enix-Figuren gleichberechtigt auftraten. Es war die Erzählung von Sora, der sich auf die Suche nach den Sieben Prinzessinnen des Herzens machte, um seine verlorenen Freunde wiederzufinden und den Gegenspieler Ansem aufzuhalten. Das Game war auf der Playstation 2 ein Verkaufsschlager, der der Auftakt zu einer beispiellosen Videospielreihe war, deren Höhepunkt und teilweise Abschluss jetzt, 17 Jahre später, in
Kingdom Hearts III stattfindet.
Seit damals entwickelte sich jedoch die Reihe leider zu einer Art Treppenwitz der Videospielbranche, denn zwar gab es einen Teil 2, der 4 Jahre nach Teil 1 veröffentlicht wurde, doch gleichzeitig gab es eine enorme Anzahl an Spinoffs und Remakes für diverse Konsolen, die alle Teil des Gesamtplots waren. Dementsprechend verworren und für Außenstehende schwer zu verstehen war dieser.
Eine Kingdom Hearts-Premiere
Die erste Ankündigung von Teil III kam 2013, gemeinsam mit der Nachricht, dass es ebenfalls eine Variante für die Xbox One geben würde. Das ist übrigens der erste Teil der Reihe, der für eine Microsoft-Konsole erscheint. Die Entwicklung dauerte schließlich bis Anfang 2019, was unter anderem daran lag, dass auf die Unreal 4 Game-Engine gewechselt wurde, die bereits das erste Mal in dem HD 2.8 Final Prologue eingesetzt wurde.
Eins ist das Spiel auf jeden Fall nicht: für Neueinsteiger geeignet. Selbst wenn »nur« die Teile 1 und 2 gespielt wurden, werden Probleme entstehen, die Story nachzuvollziehen, denn die Geschichte von Kingdom Hearts III baut auf allen Titeln auf, die Teil dieser Spielereihe sind, inklusive dem Mobile-Titel χ (Chi ausgesprochen) oder dem Prequel Kingdom Hearts HD 2.8 Final Chapter Prologue. Es gab zwar die HD Remakes, die in den letzten Jahren für PS3 und PS4 herauskamen. Wer allerdings keine Sony-Konsole besaß, der hatte deutlich das Nachsehen.
Gesucht wird: Verständnis!
Zwar wird versucht, die Story im Spiel selbst für Neueinsteiger zu erklären. So existieren fünf Videos, die das ermöglichen sollen. Doch am Ende von diesen bleiben immer noch jede Menge Fragen offen. Nicht ohne Grund gibt es im Internet diverse Erklärvideos, die teilweise bis zu anderthalb Stunden gehen. Die Backgroundstory der Kingdom Hearts-Reihe ist eben unglaublich komplex, vor allem für diejenigen, die sich mit der Lore nie zuvor auseinandersetzten.
Das klingt jetzt sehr negativ. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass das Game trotz dieser Mankos Spaß macht. Das Konzept, das Abenteuer neben bekannten Disney-Charakteren erleben zu können, geht selbst in diesem Teil noch auf. Wer übrigens erneut auf Auftritte berühmter Square Enix-Figuren hofft, der dürfte enttäuscht sein. Bis auf Cameoauftritte von Cloud und Auron, sowie dem Moogle-Shop sind keine vorhanden. Allerdings fällt ihre Abwesenheit In-Game nicht auf, wobei es jedoch hierfür keine Erklärung gibt.
Es ist eben (fast) alles eine Pixar-Welt
Auch bei den Welten, die im Laufe des Spiels bereist werden, gab es Änderungen. Bis auf Hercules und Winnie Pooh sind dieses Mal keine Vertreter der klassischen 2D-Ära der Walt Disney-Zeichentrickfilme vorhanden. Stattdessen dominieren dieses Mal die Pixar-Filme. Es sind die Realitäten von Frozen, Tangled oder gar Monster Inc., die besucht werden und Abenteuer bieten. Von Disneys Realverfilmungen erwartet einen die Story des dritten Fluch der Karibik-Films. Je nach Welt gibt es entweder eine eigenständige Geschichte, oder aber es werden die Ereignisse der Vorlage miterlebt. Ausgerechnet Letzteres zählt zu den schwächsten Momenten des gesamten Games.
Es sind vor allem »Frozen« und »Fluch der Karibik«, die hierbei schwächeln. Bei diesen werden die Geschehnisse der jeweiligen Vorlage nachgespielt. In beiden Fällen geraten Sora und seine Freunde zu Statisten, die das Geschehen zwar verfolgen, auch mit den wichtigsten Charakteren interagieren, aber das eigentliche Handlungsgeschehen nicht beeinflussen können.
Nebenaktivität gefällig?
Immerhin bietet jede Welt mehr als ausreichend Nebenaktivitäten. In Fluch der Karibik wird zum Beispiel eine für Kingdom Hearts-Verhältnisse riesige Karte bereist, wobei weiße Krabben eingesammelt werden, mit denen Soras Schiff aufgerüstet werden kann. In Twilight Town lassen sich verschiedene Gerichte nachkochen, wobei man seine Kochkunst stetig verbessert. In allen Welten sind jede Menge Kisten und Micky Maus-Embleme versteckt. Letztere können mit dem Gummiphone, das das erste Mal in der KH-Reihe auftaucht, fotografiert werden. Je nach Schwierigkeitsgrad gilt es eine unterschiedliche Anzahl aufs Bild zu bannen, um das Secret Ending freizuschalten. Es gibt also zusätzlich zur Hauptstory mehr als genug zu tun.
Dabei wird viel Wert auf die Entwicklung der Geschichte gelegt. Minutenlange Cutscenes sind keine Seltenheit und treiben den Plot gut voran. Es bleibt zwar immer noch das Verständnisproblem, doch wenn das mal ignoriert wird, dann wartet eine durchaus interessante Story. Zumindest, bis der Spieler beim Finale ankommt, bei dem die Vorkenntnisse dann essentiell sind, um einige durchaus klasse inszenierte Plottwists nachzuvollziehen.
Spek! Ta! Ku! Lär!
Wie üblich ist das Kämpfen sehr dynamisch geworden. So ist es möglich, spektakuläre Angriffe auszulösen, die dieses Mal unter anderem auf bekannten Fahrgeschäften von Disney basieren. Wenn ein Zug durch das Bild fährt, oder rotierende Teetassen oder eine Teetasse, die auf Wasser schwimmt, dann kann man sich des Grinsens nicht verwehren. Eine Nummer kleiner sind dann Angriffe mit den Partygefährten, etwa wenn Hercules Sora an den Beinen nimmt und ihn durch die Gegend schleudert. Es macht einfach einen Riesenspaß, diese ganzen verschiedenen Formen auszulösen und ihre Wirksamkeit auszutesten.
Natürlich spielen auch die Schlüsselschwerter eine wichtige Rolle in Kingdom Hearts III. Wie schon in den vorherigen Teilen gibt es im Laufe des Games diverse. Entweder werden sie dafür vergeben, dass erfolgreich eine Welt absolviert wurde oder sie wurden selbst erstellt. Nahezu allen Schwertern gemein ist, dass sie über eine zweite Form verfügen, mit der sich verheerende Angriffe auslösen lassen. So verwandelt sich die Olympus-Klinge, die nach der Herkules-Welt verfügbar ist, in eine Art Schild, mit der sich Attacken blocken und kontern lassen. Wie so viele Fähigkeiten so hat auch diese nur eine limitierte Laufzeit, an deren Ende eine spektakuläre Finalattacke kommt. Der Wagen des Zeus wird gesteuert, gezogen von Pegasus, und kann Blitze schleudern!
Die Details machen den Unterschied
Es sind solche und auch andere Details, die den Charme des Spiels ausmachen. Es ist super, dass es wirklich jede Menge zu entdecken gibt oder dass das Movement so genial ist, dass es sogar möglich ist, bestimmte Wände hoch- oder entlangzulaufen. Oder schlicht und ergreifend die Interaktion mit den Charakteren.
Mit zu der Begeisterung trägt natürlich die Optik bei. Der Wechsel auf die Unreal-Engine lohnte sich. Noch nie sah ein Kingdom Hearts-Spiel so bunt, so lebhaft aus. Der Cartoonlook der vergangenen Games ist passé. Stattdessen wirkt es schon fast realistisch, wunderschön, mit riesigen Welten, in denen es sich aufs Vortrefflichste verlaufen lässt, die einen aber ebenfalls dazu animieren, wirklich jeden Winkel zu erkunden, um wirklich jedes Geheimnis zu entdecken. Ebenso kann das Charakterdesign überzeugen, zum Beispiel das der Gegner.
Die Musik des Games ist hervorragend. Die einzelnen Tracks sorgen für Stimmung, darunter auch bekannte Melodien. Allerdings gibt es keine deutsche Synchro oder Untertitel. Es kann sich für die englische oder japanische Sprachausgabe entschieden werden, während die Untertitel in jeder Sprache vorhanden sind.
Auch ist es schade, dass die Spielfiguren in manchen Welten nur eine Randgestalt bleiben, die das Geschehen nicht wirklich beeinflussen können.
Trotzdem ist Teil 3 ein sehr gelungenes Spiel, weil es mit einer Liebe zum Detail gestaltet wurde. Es gibt jede Menge zu entdecken, zum Freispielen und an Seitenaktivitäten. Das Kämpfen macht Spaß, die Optik ist grandios und die Musik geht einem in Mark und Bein über.
Deshalb sollte, trotz aller berechtigten Kritik, durchaus ein Blick riskiert werden.