Einfach nur Chaos anrichten und dabei
so viele Gegner wie nur möglich auf möglichst spektakuläre Art und
Weise erledigen. Das kann nicht nur Just Cause 4, sondern auch
Rage 2.
Lahmer Einstieg
Ganz zu Anfang sieht es allerdings so
aus, als ob die Zusammenarbeit keine Früchte tragen würde. Die
ersten Missionen, die gleichzeitig als Tutorial dienen, bieten
nämlich nicht nur wieder eine begrenzte Spielwelt und zwei
austauschbare Charaktere, die einem zur Auswahl stehen (je ein
weiblicher und ein männlicher), sondern obendrein auch noch eine
lahme Story und NPCs, die einem keine paar Sekunden im Gedächtnis
bleiben.
Auch wenn sich an beiden letzteren im restlichen Spiel
nichts ändert, lohnt es sich dennoch weiterzuspielen. Denn sobald
man einmal das „Tutorial“ abgeschlossen und man mehr oder weniger
spannend erzählt bekommen hat, dass es darum geht, dass die
Obrigkeit zurück ist und bis auf einen selbst alle Ranger getötet
wurden und man nun quasi ganz allein die Welt retten muss, wird es
wirklich unterhaltsam.
Leere Spielwelt
An der von
nun an offenen Spielwelt liegt das aber weniger. Die gleicht nämlich
jeder x-beliebigen postapokalyptischen Open World-Spielwelt. Das
einzige besondere Merkmal sind die Neonfarben, die überall in Form
von Graffitis, Pfeilen etc. zu sehen sind. Ansonsten könnte es mit
seinen Schrottautos, heruntergekommenen Gebäuden usw. aber auch zum
Beispiel aus dem ebenfalls von den Avalanche Studios entwickelten
Mad Max stammen. Wirklich sehenswerte Orte gibt es nur selten,
zum Beispiel in Form der drei Handelsstädte oder den vereinzelten
Banditenunterschlüpfen, Wachtürmen oder Mutantenverstecken.
Ansonsten herrscht aber leider gähnende Leere. Zwar erwarten einen
in den sechs Regionen, in die die Spielwelt unterteilt ist, durchaus
verschiedene Landschaften, doch ob man nun durch felsiges und
sandiges Gebiet fährt oder eben durch einen mehr oder weniger
dichten Dschungel, macht im Prinzip auch keinen großen Unterschied
(ganz abgesehen davon, dass die Übergänge von einer Region zur
anderen viel zu plötzlich geschehen und die Spielwelt deswegen wie
zusammengesetzt wirkt). Eine wirkliche Motivation, die Spielwelt so
zu erkunden, wie man es zum Beispiel in einem Red Dead Redemption
II oder Assassin's Creed Odyssey gerne macht, weil an
jeder Ecke eine neue (landschaftliche) Überraschung auf einen
wartet, hat man hier nicht. Dafür fehlt es schlicht und ergreifend
an besonderen Merkmalen und Sehenswürdigkeiten. Es gibt ja nicht mal
Sandstürme, Regenfälle oder andere Wettererscheinungen, die einen
zumindest kurzzeitig in Staunen versetzen. Aufgrund dessen fährt man
also eher pflichtbewusst vom Auftraggeber zum Auftragsort und wieder
zurück – ohne dabei irgendetwas Besonderes zu erleben oder zu
sehen.
Dein eigenes sprechendes Fahrzeug
Apropos Fahren: Wenn ein Fahrzeug in
der Gegend herumsteht, kann man dieses mit großer Wahrscheinlichkeit
auch fahren. Insgesamt warten so zwar stolze 15 unterschiedliche
Fahrzeuge (die alle an Mad Max erinnern) auf einen, wirklich
Sinn macht es aber nicht, auf die zufällig gefundenen Vehikel zu
wechseln. Man selbst besitzt nämlich auch ein Fahrzeug, das nicht
nur sprechen kann (ein echtes Highlight!), sondern das sich auch, im
Gegensatz zu allen anderen Vehikeln, sogar aufmotzen lässt. Mit
Nitro, MGs usw. ist es den anderen Fahrzeugen dann auch weit
überlegen, weshalb man sich, wenn möglich, auch immer in sein
eigenes Fahrzeug setzen sollte.
Jetzt wird es lustig
Wo ist denn nun der unterhaltsame Part,
werden sich viele sicherlich fragen. Die Antwort darauf lautet:
Sobald die Action losgeht. Das Herumballern ist hier nämlich
mindestens genauso befriedigend wie bei id
Softwares-Vorzeigeshooter Doom. Das Trefferfeedback ist
fantastisch und das Handling der Waffen nahezu perfekt. Dabei ist
alles auf ein höchst mögliches Maß an Spaß getrimmt. Man wechselt
nach Herzenslust zwischen den aufmotzbaren Waffen wie Pistolen,
Shotgun oder Rocket Launcher hin und her, schießt auf die
zahlreichen explosiven Fässer und wirft seinen WingStick auf die
Gegner. Später, wenn man genügend Archen gefunden hat, in denen man
seine persönlichen Fähigkeiten durch sogenannte
Nanotriten-Verbesserungen upgradet, kann man zudem auch noch getrost
in den Nahkampf gehen und dabei seine Gegner in die Luft schleudern
oder mit einem kräftigen Schlag im wahrsten Sinne des Wortes
zerschmettern. Wer möchte, kann zwar auch hier noch das
Deckungssystem nutzen, doch das ist ab einem bestimmten Zeitpunkt gar
nicht mehr relevant – stattdessen heißt es einfach „Ab in die
Action und Spaß haben“. Der Weg dorthin ist zwar lang und mühselig
(so müssen etwa die meisten Archen auf gut Glück gesucht und
weitere Fähigkeiten erst durch das Erledigen von Aufträgen
freigeschaltet werden) doch er lohnt sich. Voll ausgerüstet und mit
allen Upgrades ausgestattet, ist man nämlich kaum zu stoppen und
kann seiner kreativen Tötungswut freien Lauf lassen.
Überflüssiger Echtgeldshop
Weniger
spaßig ist, dass Bethesda einen Echtgeldshop ins Spiel
integriert hat. Zwar gibt es dort nur Skins für die Waffen zu
kaufen, doch weshalb es so etwas überhaupt ins Spiel geschafft hat,
ist mir dennoch ein Rätsel. Rage 2 ist nämlich ein reines
Singleplayergame. Wer wird dann also so dumm sein, 5 Euro für einen
Skin auszugeben, den ausschließlich er selbst sieht? Bethesda
hofft aber wohl dennoch auf den einen oder anderen dummen, von denen
es aber hoffentlich nicht viele geben wird und so dem sowohl
unverschämten als auch vollkommen überflüssigen Echtgeldshop-Wahn
endlich seine Grenzen aufgezeigt werden.
Nicht nur leer, sondern auch
matschig
Dass die Spielwelt nicht gerade
aufregend ist, habe ich ja bereits am Anfang schon ausgiebig
besprochen. Doch dass sie auch nicht wirklich hübsch ausschaut, habe
ich bisher noch nicht genannt. Doch leider ist genau das der Fall.
Aus der Ferne oder aus der Luft sieht die Welt zwar ordentlich aus,
bei genauerer Betrachtung fällt einem dann aber doch eine
durchgehend matschige Optik auf, die nur wenige Details erkennen
lässt. Insgesamt war es also vielleicht doch nicht ganz so klug, auf
eine große, offene Spielwelt zu setzen, da dadurch ganz
offensichtlich nicht nur das Gameplay, sondern eben auch die Technik
gehörig leidet. Immerhin kann aber die Soundkulisse und hier im
Speziellen die Waffengeräusche und die wuchtigen Explosionen
überzeugen.