Fantasy durch und
durch
Die Fantasywelt von Faerun, die BioWare für Baldur’s Gate
erschaffen hat, lädt mit tollen Geschichten zum Verweilen ein. Doch bevor die
Reise beginnt, geht es an die Erstellung des Hauptcharakters. Das läuft alles
andere als nebenbei ab. Bereits im Editor versenkt man gewaltig Spielzeit. Wie
in der Pen & Paper-Vorlage von Dungeons & Dragons wird auf den
Spielcharakter sehr viel Wert gelegt.
Sämtliche Völker, die im Fantasybereich Rang und Namen haben, können gewählt
werden. Menschen, Elfen, Halbelfen, Zwerge, Halblinge, Gnome und Halborks sind
vertreten. Es bleibt nahezu kein Wunsch offen. Auch bei den Klassen geizt Baldur’s Gate nicht: Kämpfer,
Waldläufer, Paladin, Kleriker, Druide, Magier, Dieb, Barde, Mönch, Schamane und
Hexenmeister; Wer gerne mehr Spieldurchläufe plant, der kann sich ordentlich
austoben! Doch dem noch lange nicht genug, müssen auch vor der Fertigstellung
die Gesinnung, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Aussehen und Namen vergeben werden.
Das komplexe D&D-Regelwerk überfordert beinahe auch ein wenig. Die individuelle
Zusammenstellung hat nämlich Auswirkungen auf Attribute und birgt zusätzlich
noch einige Boni und Mali. Sich durch die umfangreichen Beschreibungen zu
lesen, nimmt ordentlich Zeit in Anspruch.
Selbstverständlich will man das lange Abenteuer mit seinem Wunschhelden erleben
und außerdem kann der erstellte Charakter auch optional direkt in Teil 2
importiert werden. Alternativ gibt’s aber auch die Möglichkeit einer neuen
Kreation samt Einstieg ins Geschehen auf Level 8.
Intrigen und
Verschwörungen
Bereits der Startbildschirm in Baldur’s Gate 1 verrät, dass man als Waisenkind bei seinem
Ziehvater Gorion in Kerzenvater aufwächst. Die tatsächliche Herkunft des
Spielhelden ist unbekannt. Aufgrund einer seltsamen Eisenknappheit im Land
begibt man sich erstmals auf eine Reise außerhalb der Burgmauern zusammen mit
Gorion. Bereits kurz nach dem Aufbruch wird man allerdings überfallen und nur
unser Held kann sein Leben retten. Jetzt müssen die Attentäter entlarvt werden!
Auf diesem Abenteuer warten jedoch noch andere Dinge von weit wichtigerer
Bedeutung. Mit der wahren Abstammung des Hauptcharakters und dem Grund für den
Überfall hätte wohl kaum einer zu Beginn gerechnet...
Die Geschichte in Teil 2 knüpft an das Ende vom Vorgänger an, welcher durch
Story-DLCs erweitert wurde. Dort führt uns die Reise in den Süden des Landes
Faerun. Die Fortsetzung der Geschichte rund um den Helden und die erzählerische
Qualität des Nachfolgers sind sogar noch weitaus interessanter und die
unzähligen Dialoge innerhalb des Spiels noch tiefgehender. Nicht umsonst gilt
der zweite Teil oft als bestes Rollenspiel. Jedenfalls gilt in beiden Spielen:
Wer das Rollenspiel zur Gänze erleben und vollkommen auskosten möchte, muss
sich auf viel Lesestoff einstellen.
Gemeinsam sind wir
stark
In Baldur’s
Gate 1 & 2 ist man nicht allein unterwegs. Im Spielverlauf trifft man
etliche potentielle Begleiter, die sich einem anschließen wollen. Jeder
einzelne davon ist absolut individuell, verfolgt teilweise eigene Ziele und
bringt sein Charisma mit in die Gruppe. Gerade in Teil zwei gibt es viele
Situationen, in denen die Begleiter zum Spielgeschehen und der Handlung
Stellung nehmen und ihre Meinung äußern. Auch passende Gespräche untereinander
verleihen den NPCs eine glaubwürdige Einstellung und machen sie alles andere
als gesichtslose Lakaien.
Kämpfe in der D&D-Mechanik
Sowohl im ersten als auch im zweiten Teil laufen die
Kämpfe grundsätzlich in Echtzeit ab. Aufgrund der Komplexität und der wahlweise
hohen Schwierigkeit ist die Pausierfunktion aber praktisch unumgänglich. Nur
das Betätigen der Pausentaste erlaubt strukturierte, taktische Kampfbefehle für
jedes Gruppenmitglied. Der Erfolg einer angeordneten Aktion hängt D&D-getreu von den Attributen und Boni der Helden ab. Stärke, Geschicklichkeit
und Intelligenz sind nur ein kleiner Auszug aus der komplexen Materie. Um
dieses System vollständig zu durchblicken, ist viel Einarbeitungszeit
erforderlich. Für Story-Liebhaber bzw. Spieler, die sich nicht so umfangreich
damit beschäftigen möchten, bleibt der „Geschichtsmodus“ als Schwierigkeitsgrad.
Damit können die fordernden Kämpfe umgangen werden. Wer es lieber bockschwer
hat, kann sich gerne auf der Schwierigkeit „Vermächtnis des Bhaal“ versuchen.
Viel Spaß!
Speziell dort empfiehlt es sich, mehr als einmal über Entscheidungen
nachzudenken. Ein gestorbener Begleiter kann nämlich nur mühsam und teuer
wiedererweckt werden. Der Tod des Hauptcharakters führt zurück zum letzten
Speicherstand. Nicht nur in Dark Souls ist das Ableben frustrierend, sondern
auch in Baldur’s Gate, daher sollte man speichern!
Der Zahn der Zeit
Die Steuerung des PC-Klassikers per Controller geht
überraschend leicht von der Hand. Der linke Joystick dient zur Fortbewegung,
über die Schultertasten lässt sich ein Menürad mit Inventar, Welt-,
Gebietskarte etc. bequem ansteuern. So ist auch ein schneller Wechsel in den
Einstellungen und Menüs möglich und das Gamepad als Eingabegerät birgt absolut
keine Nachteile.
Aufgrund des Alters der Spiele stellten sie auch keine Herausforderung für die
aktuelle Hardware da. Doch genau das Alter macht die beiden Titel in Sachen
Grafik zum zweischneidigen Schwert. Baldur’s Gate 1 & 2 und auch deren
Enhanced Editions für den PC haben mittlerweile einige Jahre auf dem Buckel.
Die grafischen Sprünge der letzten Zeit lassen die Portierungen der Klassiker
im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen. Zwar sind hochaufgelöste Texturen im
Vergleich zur Erstveröffentlichung verwendet worden und auch die moderne Darstellung
auf dem TV wird unterstützt, doch vor allem die verwaschenen Charaktermodelle
trüben die tollen Erinnerungen. Spielerische Qualität ging durch den Port
sicherlich keine verloren, doch es macht es zu keiner leichten Rollenspielkost.
Als Spieler sollte man sich vor dem Start der langen Reise von Beginn an mit
der Grafik von damals anfreunden. Schließlich verbringt man schon ohne viele
Nebenaufgaben ordentlich viel Zeit in dieser Spielwelt.