Genre:
Rollenspiele USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
49,99 €
Systeme:
PlayStation 4, Switch, Xbox One
Inhalt:
Wer die
Konsolenumsetzungen von Baldur’s Gate 1&2 durch hat, kann sich nahtlos in
die nächsten Abenteuer stürzen. Beamdog
und Skybound Games brachten nämlich
zwei weitere RPG-Hits auf die aktuelle Konsolengeneration. Planescape: Torment und Icewind
Dale wurden ebenso in ihrer Enhanced Edition portiert. Beide Titel sind in
ihrer Originalversion nun schon knapp 20 Jahre alt, die verbesserten Enhanced
Editions folgten 2014 bzw. 2017 allerdings nur für PC, iOS und Android. Jetzt
müssen sich die Oldschool-Rollenspiele auf den Konsolen neben Größen wie The
Witcher 3 und Co. beweisen. Der gute Ruf in Sachen Geschichte und Erzählung
eilt ihnen hier voraus, doch unterhalten die Spiele heute noch in gleichem
Maße?
Meinung:
War Storytelling
früher besser? Planescape:
Torment
startet relativ klassisch, dafür ist die fortlaufende Handlung umso skurriler. Als
namenloser Held erwacht man nach seinem Tod unsterblich in einer Leichenhalle.
Wie soll es auch anders sein, der Spielcharakter hat sämtliche Erinnerungen an
seine Vergangenheit verloren. Soweit noch keine große Sache, doch ab dann wird’s
schon interessant. Der fliegende Totenschädel Morte begrüßt den Helden und
folgt ihm fortan als erster Begleiter auf seiner Reise. Im weiteren
Spielverlauf trifft man aber auch noch andere einzigartige Charaktere. Das Abenteuer
durch die Welt von Planescape: Torment
spielt sich quasi rückwärts. Doch inwiefern rückwärts? Nun… die Spielwelt
ähnelt einem Multiversum mit mehreren parallelen Ebenen. Über Portale in der
Stadt Sigil werden die einzelnen Ebenen bereist und nach und nach werden Informationen
über den Spielcharakter gesammelt. Was ist seine wahre Identität, wie kam er
zur Unsterblichkeit und was hat das alles mit einem Blutkrieg auf den unteren
Ebenen des Multiversums zu tun? – Spannende Fragen, die im Spielverlauf
behandelt werden.
Icewind Dale geht erzählerisch eher
den klassischen Weg. Schauplatz ist das Eiswindtal im Norden Faeruns. Genauer
gesagt, das Fischerdorf Osthafen an den Ufern des Dinneshere-Sees. Dort startet
man das Abenteuer in der örtlichen Taverne „Zur Winterwiege“. Diesmal jedoch
nicht allein, sondern direkt mit einer vollen Gruppe von sechs Spielcharakteren.
Nach einem schnellen Getränk beim Wirt und dem Säubern des Gasthauskellers von
Käfern geht’s auch direkt weiter zu größeren Aufgaben. Das Gebiet wird
Gerüchten zufolge von immer mehr Monstern und unheimlichen Vorfällen bedroht.
Diesem Mysterium soll die Gruppe auf den Grund gehen, Nachforschung an
klassischen Fantasy-Orten wie einer Zwergenstadt oder einer ehemaligen Elfenfestung
betreiben und schließlich das Böse dahinter beseitigen.
Das Charakter- und
Begleitersystem Neben der Story legt das zu Grunde liegende Dungeons
& Dragons-Spielprinzip großen Wert auf die Spielcharaktere. Mit der
Erstellung des Helden in diesen Spielen können es nur wenige Rollenspiele
aufnehmen. Während in Planescape:
Torment nur der Hauptcharakter erstellt wird, darf man in Icewind Dale gleich die gesamte Gruppe
mit sechs Charakteren individuell entwerfen. Name, Rasse, Klasse, Gesinnung,
Fähigkeiten, Aussehen… Wer dachte, die Charaktererstellung in Baldur’s Gate
dauert lange, der hat den Editor von Icewind
Dale noch nicht gesehen. Darin kann man eigentlich schon Stunden
verbringen, sofern man die komplette Truppe eigenhändig kreiert. Sollte man mit
dem D&D-Regelwerk und den ganzen Werten noch nicht so vertraut sein,
besteht auch die Möglichkeit, sich eine fertige Gruppe vordefiniert erstellen
zu lassen. So kann man bequem und sofort loslegen.
Auch den NPCs der Spieltwelt in beiden Titeln wurde eine ordentliche
Charaktertiefe verpasst. Viele davon kommen mit einer interessanten Geschichte und
individuellen Beweggrüngen daher und machen Dialoge dadurch umso interessanter.
Wenngleich ihre Aufgaben mit z.B. „säubere Bereich X von den Monstern“ nicht
immer die spannendsten sind, die Geschichten dahinter werten die Tätigkeiten
enorm auf.
Taktik ist gefragt! Sowohl in Planescape:
Torment als auch in Icewind Dale
laufen Kämpfe in pausierbarer Echzeit ab. Abhängig vom Schwierigkeitsgrad ist
mehr oder weniger Taktik für den Sieg gefragt. Wählt man den leichtesten der
insgesamt sieben Schwierigkeitslevel, den sogenannten „Geschichtsmodus“, kann
man sich voll auf die Abenteuerreise konzentrieren. Gruppenmitglieder können im
Kampf nämlich nicht sterben. Eigentlich schade um die guten Taktikkämpfe, dadurch
geht einiges an Spielspaß verloren. Als Alternative um nur die Story zu erleben
dennoch eine durchaus nützliche Option. Eine weitere Möglichkeit Kämpfe zu
umgehen, bieten die Dialoge. Wer geschickt bei der Wortwahl ist, kann dem einen
oder anderen Scharmützel auch aus dem Weg gehen und Dialoge gibt es in beiden
Spiel mehr als genug. Der Fokus liegt ganz klar auf den Erzählungen. Sehr viel
Zeit verbringt man in den Spielen mit lesen. Lesen, lesen, lesen… Gerade
deswegen empfiehlt sich ein höherer Schwierigkeitsgrad, um die Kämpfe nicht
völlig kopflos zu gewinnen und zum nächsten langen NPC Gespräch zu huschen.
Um für die Gefechte gerüstet zu sein, kann natürlich jedes Gruppenmitglied
entsprechend ihrer Rolle mit Ausrüstung und Gegenständen ausgestattet werden.
Da es ohne die Pausenfunktion schnell chaotisch wird, sollte man diese Option
umso öfter nutzen, um passende Aktionen der Charaktere in Ruhe anzuweisen. Angriff,
schleichen, Fallen suchen oder stellen, seine Fingerfertigkeiten nützen oder
doch lieber einen Heiltrank nehmen? Diese Entscheidungen trifft man am besten
während der Kampf pausiert ist. Um die Sache zu erleichtern, kann die KI der
Gruppe aktiviert werden. So übernimmt das Spiel die Aktionen der restlichen
Gruppe und die Kämpfe laufen schneller ab.
Soweit so bekannt!
Wie steht’s nun konkret um den Konsolenport? Eine große Hürde, die Umsetzungen dieser Rollenspiele für
die Konsolen nehmen müssen, ist eine zugängliche Steuerung per Controller.
Anfangs zwar noch etwas ungewohnt, doch bereits nach kurzer Zeit hat man die
Eingaben drauf und flitzt durch die Menüs. Per linker und rechter Schultertaste
ist ein Auswahlmenü mit Inventar, Charakterinfos, Zauber, Karten und Aufgaben
aufrufbar bzw. ein Gruppenmenü, um einzelne Mitglieder konkret anzuwählen. Über
den linken Joystick werden entweder einzelne Charaktere direkt gesteuert oder
alternativ kann auch das Point & Click-Prinzip ähnlich einer PC-Steuerung
gewählt werden. Bei der direkten Steuerung eines Gruppenmitglieds folgt einem
der Rest nach Wunsch automatisch. Das sieht allerdings etwas komisch aus, denn
die übrigen Charaktere „rutschen“ förmlich und vor allem viel zu schnell dem
Hauptcharakter hinterher. Ansonsten gibt es an der Gamepad-Steuerung nicht viel
zu bemängeln.
Grafisch hat sich zu den Enhanced Editions vom PC nicht wirklich etwas getan.
Dementsprechend ist die Optik für heutige Verhältnisse auch sehr
gewöhnungsbedürftig. Zwar laufen die Spiele hervorragend auf den modernen
TV-Geräten, doch die Texturen sind nicht besonders hübsch anzusehen. Die
Zoomfunktion auf dem Steuerkreuz ist durchaus nett, doch beim ranzoomen sehen
speziell die Charaktere nur noch matschig aus. Bei der Sprachausgabe steht
leider nur die englische Variante mit deutschen Texten zur Verfügung. Es liest
sich zwar spannend, unterhaltsam und fehlerfrei, doch eine deutsche Vertonung
hätte den Spielen definitiv gut getan. Naja, vielleicht wird es ja über einen
nachträglichen Patch nachgereicht.
Fazit:
Ich kenne
die Originalversionen von Planescape:
Torment und Icewind Dale noch
von früher. Zwar sind die Erinnerungen an Baldur’s Gate stärker, doch auch
diese beiden Titel habe ich noch grob in Erinnerung. Darin liegt vermutlich
auch das Problem. Möglicherweise habe ich die Oldschool-Rollenspiele zu rosig
im Kopf. Voller Vorfreude stürzt man sich in die alten Klassiker von damals und
schnell tritt dann die Ernüchterung ein. Ganz so schön ist es doch nicht mehr
anzusehen, die langen Dialoge sind wahre Zeitfresser, aber durchklicken möchte
man sie auch nicht. Nach einigen Spielstunden tauchte ich aber immer mehr in
die Spielwelt ein und nach den ersten Kämpfen konnte ich auch über die altbackene
Grafik hinwegsehen. Die Geschichten in beiden Spielen könnten zwar
unterschiedlicher nicht sein, trotzdem werden sie toll erzählt und gepaart mit
dem fordernden Taktikkämpfe machen die Spiele auch nach knapp 20 Jahren noch
Spaß. Zeit und Geduld sollte man allerdings mitbringen und die Titel nicht
aufgrund der Grafik nach kürzester Zeit weglegen. Wer sich dessen bewusst ist
und vor allem bereit ist, dafür stolze 49,99€ auszugeben, kann sicherlich
zugreifen. Spielzeit bekommt man für den Preis keinesfalls zu wenig! Was mir
letztlich am meisten fehlte, war die deutsche Sprachausgabe, die gerne
nachgereicht werden darf.
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