Entwickler:
Mediatonic Publisher:
The Irregular Corporation
Genre:
Puzzles USK Freigabe:
Downloadspiel ohne USK-Prüfung ca. Preis:
12,50 €
Systeme:
PC, Switch
Inhalt:
Seit auf dem Gameboy Mario's Picross veröffentlicht wurde, hat die Rätselart der Nonogramme (oder eben Picross) es mir angetan. Vor allem auf portablen Geräten lässt sich ein solches Rätselspielchen eigentlich immer mal schnell einschieben. Bisherige Versuche, diese Rätsel in andere Genres zu übertragen, waren ganz nett, aber leider nie wirklich bahnbrechend, wie beispielsweise PictoQuest gezeigt hat. Murder by Numbers vermischt Picross mit einer ordentlichen Portion Visual Novel und einer Prise Phoenix Wright-Ermittlungen. Welches Gesamtwerk mag da am Ende herauskommen?
Meinung:
Honor Mizrahi ist eine der beiden Hauptdarstellerinnen der Serie Murder Miss Terri. Genau genommen war sie das, denn soeben wurde Honor von ihrem Produzenten gefeuert. Einen Grund dafür kann sie nicht erkennen, aber kurze Zeit später findet man den Produzenten ermordet in seinem Büro auf und natürlich ist sie erst einmal die Hauptverdächtige. Aus ihrer misslichen Lage hilft ihr der Roboter SCOUT, der ohne Erinnerungen auf einem Schrottplatz erwacht ist, dafür aber ganz toll die Gegend abscannen kann. Die beiden bilden ein Team, um diesen und noch ein paar weitere Mordfälle aufzuklären und nebenbei noch herauszufinden, wo SCOUT eigentlich herkommt.
Ausgeschnittene Figuren Murder by Numbers lebt von seiner Präsentation. Die gefühlvolle Geschichte um Honor und SCOUT wird durch eine Vielzahl an illustren Nebenfiguren ausgeschmückt. Neben immer wiederkehrenden Charakteren wie dem stereotyp-schwulen Maskenbildner KC, dem grummeligen Inspector Cross oder Honors schmierigem Ex-Mann Ryan wartet jeder der vier Fälle mit seiner eigenen Riege an überzeichneten Figuren auf. Während jeder Fall einen wendungsreichen Plot mit sich bringt, ist die übergeordnete Geschichte um SCOUT mit emotionaleren Momenten gespickt, in denen Themen wie Freundschaft, Loyalität und der eigene Platz im Leben diskutiert werden. Nach einem eingängigen Titelsong mit einem schick animierten Intro, wird der Rest der Story in den Dialogen weitererzählt. Das ist zwar ein wenig enttäuschend, aber die hübschen Charakterdesigns mit ihrer starken Mimik trösten darüber schnell hinweg. Der Sound ist, mit Ausnahme des genialen Intros, leider nur durchschnittlich. Die Hintergrundmusiken düdeln beim Rätseln ein wenig vor sich hin, aber keine würde den Weg in eine Playlist finden.
Piktogramme Das Gameplay unterteilt sich in zwei Bereiche. Im Untersuchungsmodus wird neben Gesprächen mit anderen Figuren, bei denen man gefundene Beweise vorlegen kann, um neue Informationen zu erhalten, die Gegend von SCOUT abgescannt. Findet er einen Hotspot, startet der Picross-Modus, in dem ein Rätsel gelöst werden muss, um ein neues Beweisstück sicherzustellen. Bei einem Picross muss ein Raster anhand der Hinweiszahlen an der linken und oberen Seite des Feldes ausgefüllt werden. Ein kurzes, aber gutes Tutorial bringt auch Neulingen die wichtigsten Kniffe bei, um sich in den Rätseln zurecht zu finden. Hin und wieder gibt es etwas Abwechslung, wenn SCOUT eine andere Maschine hackt. Hier müssen innerhalb eines Zeitlimits ein paar kleine Nonogramme gelöst werden, ohne Hilfsmarkierungen zu benutzen. Für geübte Rätselexperten stellen diese Aufgaben aber kein Hindernis dar. In jedem Fall gibt es auch einige optionale Nonogramme zu lösen, die die Endwertung anheben. Leider kann man nicht sehen, ob ein Rätsel optional ist oder nicht, sodass man an einem schwierigen, optionalen Rätsel hängen bleiben kann oder ein optionales Rätsel komplett übersieht. Wenn man es übersieht, gibt es keine Möglichkeit, seine Wertung anzuheben, außer den gesamten Fall noch einmal zu spielen. Die erreichte Wertung schaltet noch einmal weitere Bonus-Rätsel frei.
Eine ausgewogene Mischung Vier Fälle klingt nicht nach sehr viel, vor allem da der erste Fall als Einführung auch recht kurz ausfällt. Dafür bieten die anderen Fälle deutlich mehr Inhalt und einige Überraschungen, wobei Fall 2 und Fall 3 besonders interessant sind. Der letzte Fall verliert sich leider ein wenig im übergreifenden Plot, sodass der eigenliche Fall ein wenig langweilig ausfällt. Die Dialoge sind aber insgesamt sehr gut geschrieben. Die Figuren wachsen einem schnell ans Herz und auch der Humor zündet. An der Gesamtzahl der Nonogramme gibt es nichts auszusetzen, auch wenn "mehr" selbstredend immer besser ist, wenn es um Rätselspiele geht. Allerdings wäre es schön gewesen, wenn man nach Abschluss eines Falles eine Auswahlliste der Rätsel anwählen könnte, um sie noch einmal zu spielen oder um einen erleichterten Zugang zu den verpassten Rätseln zu haben.
Technisches Chaos Murder by Numbers eignet sich, wie die meisten Rätselspiele, besonders gut für unterwegs und zwischendurch, weshalb es auf der Switch perfekt aufgehoben ist. Umso seltsamer ist es, dass der Touchscreen nicht genutzt wird. Gesteuert wird das Spiel lediglich über Steuerkreuz und Buttons. In der Steam-Version gibt es dafür keine Gamepad-Unterstützung, sodass man mit der Maus spielen muss, was oftmals dazu führt, dass das Ausfüllen mehrerer Felder nacheinander verrutscht. Dann merkt man, dass auch auf einen "Zurück"-Button verzichtet wurde, der bei Nonogrammen zum Standard gehört. Stellt man fest, dass man einen Fehler gemacht hat, ist es dadurch unmöglich, zu einem früheren Zeitpunkt zurückzukehren, ohne das gesamte Rätsel von vorne anzufangen. Von vorne anfangen, ist ebenfalls umständlich, da es aus einem Rätsel heraus keine Option gibt, einfach direkt neuzustarten. So muss man penibel alle Felder von Hand löschen. Diese ganzen Quality of Life-Funktionen vermisst man schmerzlich.
Fazit:
Fans von Nonogrammen/Picross-Spielen, die endlich mal ein wenig Story um ihre Rätsel herum haben möchten, können bei Murder by Numbers bedenkenlos zuschlagen. Der Grafikstil ist bunt, eigenwillig und ausdrucksstark und sowohl die einzelnen Fälle als auch die übergeordnete Handlung können im Großen und Ganzen überzeugen. Der Visual Novel-Teil könnte ein wenig länger und die Nonogramme ein wenig zahlreicher ausfallen, aber im direkten Vergleich mit anderen Titeln, die Picross mit mehr Gameplay und Story verknüpfen wollten, liegt Murder by Numbers vorne und auch der Preis hält sich in Grenzen. Lediglich die seltsamen Entscheidungen, was die Steuerung (kein Touchscreen auf der Switch, kein Gameplay auf Steam, kein "Zurück"-Knopf) und Quality of Life-Aspekte angeht, könnten gerne noch nachgepatcht werden. Ansonsten bietet Murder by Numbers sehr unterhaltsame Rätselkost.
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