Genre:
Sport USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
ab 59,99 €
Systeme:
PC, PlayStation 4, Xbox One
Inhalt:
Ein User-Score von zwischenzeitlich 0.2 auf Metacritic (und damit die schlechteste Bewertung überhaupt) lässt einen von Madden NFL 21 nicht gerade Großes erwarten. Doch ist diese harte Kritik wirklich angemessen? Um dies herauszufinden, habe ich mir meinen (Philadelphia Eagles) Helm aufgesetzt und mich auf den virtuellen Rasen gewagt.
Meinung:
Wenn man sich die User-Kritiken einmal etwas genauer anschaut, ist eines der meist bemängelten Dinge der fehlende Fortschritt gegenüber des letzten Jahres - ja, viele sagen sogar, es sei das gleiche Spiel.
Wie habe ich es nun empfunden? Eines ist ganz klar. Im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen es EA ein aufs andere Mal geschafft hat, das Spiel durch neue Features und ein verbessertes Gameplay stetig auf ein neues Level zu bringen, sind die Änderungen dieses Jahr zwar übersichtlicher ausgefallen, zu behaupten, dass es das gleiche Spiel ist, ist aber dennoch unangebracht.
Die Offense
Schauen wir uns zum Beispiel das Offense-Gameplay einmal genauer an. Hier fällt auf, dass Running Backs nun mit dem Skill Stick Kombos und so mehrere Moves direkt hintereinander ausführen können. Zudem gibt es gänzlich neue Skill Stick-Manöver wie etwa das Dead Leg oder Slide Hurdles, mit denen sie den Verteidigern nun noch abwechslungsreicher ausweichen können. Auch die Quarterbacks haben eine kleine Überarbeitung erhalten und werfen den Ball nun noch schneller, als in den Jahren zuvor, was wohl vor allem auf das Spielverhalten von Patrick Mahomes zurückzuführen ist, der das Ei ja manchmal innerhalb weniger Momente zum Receiver abschickt. Ebenso ist auch sein Verhalten, den Ball noch in größter Bedrängnis und sogar noch während eines Falles wegzuwerfen, nun im Spiel möglich, wodurch dieses nicht nur realistischer, sondern auch dynamischer wirkt.
Die Defense
Auch auf Seiten der Defense wurden kleine Verbesserungen vorgenommen. Auch hier steht dabei vor allem der Skill Stick im Fokus. Denn genau wie in der Offense können auch Pass-Rusher nun mehrere Skill Stick-Moves aneinanderreihen und so auf die Offensive Linemen reagieren, die sich ihrerseits auf oft wiederholende Moves anpassen.
Beim Tackling gibt es ebenfalls ein paar Verbesserungen. So wurde das Standort-basierte Tackling verbessert und das Breakdown Tackling sowie das ebenso verbesserte Dive Tackling sorgen für eine noch größere Tackling-Präzision in der Defense.
Mehr Superstar- und X-Factor-Fähigkeiten
Ein weiteres Gameplay-Feature, das ein paar Änderungen erfahren hat, sind die im letzten Jahr eingeführten Superstar- und X-Factor-Fähigkeiten. Hier gibt es sowohl in der Offense als auch in der Defense neue Fähigkeiten, wie etwa den „Ankle Breaker“. Carlona Panthers-Halfback Christian McCaffrey verfügt über diese spezielle Fähigkeit, die bei ihm die Chance zu einem erfolgreichen Antäuschen eines Skill-Moves, der nach dem Catch eingesetzt wird, erhöht. Wer den Ravens-Quarterback Lamar Jackson spielt kommt ebenfalls in den Genuss einer neuen, einzigartigen X-Factor-Fähigkeit. Seine sogenannte „Truzz“-Fähigkeit verhindert, dass er in der Zone einen Ball fumblet. Auf Seiten der Defense ist hingegen unter anderem die Superstar-Fähigkeit „Avalanche“ neu hinzugekommen. Diese erlaubt es, den beiden Seattle Seahawks-Spielern Bobby Wagner und Jamal Adams nach dem Downhill-Hit-Stick-Tackle einen Fumble zu erzwingen. Wie alle Fähigkeiten müssen aber auch die neu hinzugekommen erst durch bestimmte Spielerfolge ausgelöst werden. Im Fall der „Avalanch“-Fähigkeit sind dies Drei-Hit-Stick-Tackles während Lamar Jackson fünf Runs mit jeweils mindestens 1 Yard Raumgewinn verzeichnen muss. Erst wenn diese Bedingungen erfüllt sind, schalten sich die speziellen Fähigkeiten der Spieler frei – allerdings nicht dauerhaft. Wenn zum Beispiel Lamar Jackson mit Raumverlust getacklet wird, schaltet sich seine Spezialfähigkeit wieder aus. Genauso geht es allen anderen Spielern und ihren Fähigkeiten. Wenn eine bestimmte Bedingung gegen sie erfüllt wird, verlieren auch sie ihren Vorteil.
Vervollständigt werden die Gameplay-Verbesserungen noch durch zahlreiche kleine KI-Verbesserungen (die aber wirklich nur echten Profis auffallen werden), neu hinzugekommene Strafen sowie aktuelle Playbooks, mit denen einem neue Schemes und Spielzüge der 32 NFL-Teams zur Verfügung stehen.
Zugegebenermaßen sind all diese für sich allein genommen keine riesigen Verbesserungen/Änderungen. Zusammen sorgen sie aber durchaus für ein etwas verändertes und auch nochmals etwas realistischeres Spiel, weshalb ich die von vielen genannte Meinung, dass es sich um das gleiche Spiel handelt, nicht teilen kann.
The Yard
Noch unverständlicher ist diese Aussage, wenn es um die Spielmodi geht. Es ist zwar wahr, dass sowohl im Franchise-Modus als auch im Madden Ultimate Team-Modus, der noch immer als Herzstück des gesamten Spiels dient, nur wenig Hand angelegt und beide Spielmodi nur durch kleine Verbesserungen/Neuerungen ergänzt wurden (im Fall des Franchise-Modus gibt es unter anderem eine erweiterte Wild-Card-Runde, realistischere Simulations-Spielergebnisse und überarbeitete Rookie-Verträge, während es im Ultimate Team-Modus ein paar neue Challenges und Items sowie ein Zwei- bzw. Drei-Spieler-Koop hinzugekommen ist) dafür gibt es im Gegenzug aber auch einen ganz neuen Spielmodus. Dieser wurde „The Yard“ getauft und ist, wie der Name schon erahnen lässt, ein Madden-Pendant zum Fifa Volta-Modus. Wie dort spielt man nämlich auch in „The Yard“auf kleinen Feldern, die in Hinterhöfen oder an besonders coolen Locations aufgebaut sind. Auch die Regeln sind hier, ähnlich wie bei Volta, etwas freigiebiger. Das gilt nicht nur für das Spiel selbst, in dem es einem zum Beispiel erlaubt ist, so viele Pässe hinter der Line of Scrimmage, wie man möchte, auszuführen, sondern auch für die Klamotten. In einem speziellen Shop kann man seinen selbst erstellen Spieler nämlich mit allerlei ausgeflippten Klamotten und Accessoires einkleiden. Diese arcadigere Herangehensweise an das Spiel sorgt für reichlich Spielspaß und Chaos und ist meiner Meinung nach die perfekte Ergänzung. Denn so schön NFL-Football auch ist, manchmal wünscht man sich, auch mal einfach drauflos spielen zu können und genau das erlaubt einem dieser neue Spielmodus. Schön ist auch, dass man diesen nicht nur allein gegen die KI, sondern auch mit Freunden bzw. gegen Spieler aus aller Welt spielen kann. Negativ ist hingegen, dass man im besagten Shop immer wieder dazu eingeladen wird, gegen Echtgeld spezielle Outfits zu kaufen. Somit ist die Einbindung des Echtgeld-Shops nun auch abseits des Ultimate Team-Modus in Madden NFL angekommen. Immerhin bringen die neuen Klamotten aber keine unfairen Vorteile mit sich, wie es beim Ultimate Team-Modus mit seinen Spielerkarten leider noch immer der Fall ist.
Weitere Modi
Wem eine Franchise-Karriere zu lang, „The Yard“ zu arcadig und der Ultimate Team-Modus zu unfair ist, für den gibt es in Madden NFL 21 auch wieder die Möglichkeit, ein schnelles Spiel (allein oder online) zu starten oder den im letzten Jahr gestarteten Karriere-Modus „Face of the Franchise“ weiterzuspielen, in dem man sich wieder den Weg von der High School bis an die Spitze der NFL erarbeiten muss. Wie im letzten Jahr ist auch die diesjährige Karriere wieder mit einer abwechslungsreichen Story versehen, die einem zu einem Großteil durch Zwischensequenzen erzählt wird. Was genau einen hier erwartet, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Es sei nur so viel gesagt: Du wirst viele Hindernisse überwinden müssen bis Du dahin gelangst, wo Du hin möchtest und eventuell triffst Du dabei sogar auf einen bekannten Rapper.
Echte Football-Atmosphäre
Bisher konnte man also überall, zumindest kleine, Neuerungen finden. Auch bei der Grafik ist dies nicht anders. An der Grafik selbst hat sich zwar wirklich nichts getan, weshalb zum Beispiel das Problem mit den starren langen Haare, die wir schon seit Jahren bemängeln, noch immer vorhanden ist, aber bei der Präsentation hat EA nochmal ein Schippchen draufgelegt. Neue Fangesänge und Videos vor und während des Spiels sorgen für ein noch atmosphärischeres Football-Erlebnis. Schade ist allerdings, dass die Kommentatoren sich immer noch mit schöner Regelmäßigkeit wiederholen. Hier könnte man sich eventuell am neuen Golfspiel aus dem Hause 2K orientieren, bei dem die Kommentatoren wirklich exzellent waren. Trotz dieser kleinen Mängel ist auch Madden NFL 21 insgesamt gesehen wieder ein schönes und vor allem atmosphärisches Football-Spiel, das einem mit all seinen Statistik-Einblendungen, Wiederholungen und Sponsoren (ja, auch die gehören zum Football dazu) wie eine echte Football-Übertragung im TV vorkommt.
Von den bunten Trainern oder argen Clipping-Fehlern, von denen viele User in Foren berichten, konnte ich übrigens während meines gesamten Tests auf der Xbox One nichts sehen. Ob es sie auf anderen System tatsächlich gibt, konnte ich leider nicht überprüfen.
Fazit:
Die Kritik über Madden NFL 21 im Netz ist groß. Doch weshalb eigentlich? Was haben die Spieler erwartet? Natürlich gibt es keine bahnbrechenden Neuerungen, doch so ist es bei einem Sportspiel eben nun mal und damit steht Madden NFL 21 ja auch wahrlich nicht allein dar. Wobei das neue Madden im Vergleich zu anderen Sportspielen sogar relativ viele Neuerungen bietet. Es gibt kleine Gameplay-Verbesserungen, einige neue Superstar- und X-Factor-Fähigkeiten, es gibt neue Fangesänge und sogar einen gänzlich neuen Spielmodus, der eine schöne Ergänzung darstellt und für jede Menge spielerische Abwechslung sorgt. Natürlich wäre es schön, wenn der Franchise-Modus endlich mal wieder eine Aufpolierung erfahren oder das Problem mit den langen Haaren behoben werden würde. Doch auch so ist Madden NFL 21 wieder ein erstklassiges Football-Spiel, das Football-Fans wieder für viele Stunden gut unterhalten wird und keinesfalls der Flop, den viele darin sehen.
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