Die Autos von Hot Wheels gehörten wohl zu jeder Kindheit dazu. Auch ich spielte mit Leidenschaft damit und es gab beinahe keinen Einkauf, bei dem ich ohne einen neuen Flitzer nachhause ging. Leider gingen die beiden großen Kisten mit Spielzeugautos bei einem Umzug verloren, worüber ich sehr lange traurig war. Nun gibt es aber endlich eine späte Wiedergutmachung und zwar in Form von Hot Wheels Unleashed, das seit ein paar Tagen für so ziemlich alle Plattformen erhältlich ist und ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte.

Üblicherweise verbindet man den Publisher Milestone mit knüppelharten Simulationen - vorzugsweise auf zwei Rädern. Mit Hot Wheels Unleashed haben die Italiener aber einmal ihre Komfortzone verlassen und einen waschechten Arcaderacer herausgebracht. Anstatt also ewig lang an der perfekten Abstimmung zu tüfteln oder mit Feingefühl über die Strecken zu fahren und dabei darauf zu achten, ja keinen Kontrahenten zu berühren, da das zu einem sicheren Unfall samt Zeitverlust führen würde, gilt es hier einfach nur Spaß zu haben, Gas zu geben und nach Herzenslust zu drängeln. Unfälle gibt es hier keine und wenn man doch einmal von der Strecke abkommt, hat das keine großen Auswirkungen. Einfach die Rücksetztaste drücken und schon ist das Auto wieder auf der Strecke.

Boost und fantasievolle Strecken
Damit die Rennen auch rasant sind, gibt es gehörig Boost, über den man nicht nur fahren, sondern ihn auch selbst zünden kann. Jedes Auto hat dabei unterschiedlich viel Boost zur Verfügung, der sich per Knopfdruck zünden lässt. Der Boost lädt sich dabei mit der Zeit von allein wieder auf oder man driftet durch die Kurven, was ihn schneller auflädt. Für noch mehr Action sorgen zudem die Strecken, die stilecht aus den bekannten, orangenen (oder auch andersfarbigen) Streckenabschnitten zusammengebaut wurden. Die Entwickler haben beim Layout eine Menge Fantasie bewiesen und die Kurse nicht nur mit reichlich Kurven, sondern auch mit Loopings, Sprüngen und weiteren Elementen ausgestattet. Während des Karrieremodus, hier City Rumble genannt, erwarten einen so während der 52 Events 40 unterschiedliche Strecken an sechs Locations (Garage, Skatepark, College Campus, Wolkenkratzer, Keller und Streckenraum) - langweilig wird einem hier also sicherlich nicht. Wenn doch, kann man sich mit dem Strecken-Editor auch einfach eigene Strecken einfallen lassen. Die kann man dann zwar nicht in der Karriere, sondern ausschließlich in den anderen Spielmodi, wie den schnellen Rennen, sowie den Splitscreen- und Online-Rennen befahren, Spaß macht es aber dennoch.

66 tolle Flitzer
So viel Spaß die Rennen und die zahlreichen Strecken auch machen, das absolute Highlight des Spiels sind die Autos. Insgesamt gibt es davon 66 Stück (später werden noch weitere folgen), die es auch alle als reale Modelle zu kaufen gibt. Das Spektrum an Autos ist dabei wirklich riesig und reicht vom Formel-Flitzer bis hin zum Müllwagen. Absolute Highlights sind allerdings das Batmobil, der Turtles VW-Bus, K.I.T.T. aus Knight Rider und der DeLorean von Doc Brown aus Zurück in die Zukunft.
Was alle Autos gemein haben, ist ihre tolle Optik, bei der nicht nur der typische Hot Wheels-Look begeistert, sondern auch wie sich die verschiedenen Materialien optisch unterscheiden. So erkennt man sofort, ob es sich etwa um Plastik oder um Metall (matt oder glänzend) handeln soll. Die Entwickler haben es ebenfalls sehr gut geschafft, den Sammeldrang anzusprechen, denn sobald man die erste Überraschungsbox, die man zu Anfang kostenlos erhält, geöffnet hat, hat man wie früher das Bedürfnis, immer mehr Autos haben zu wollen, weshalb man es gar nicht erwarten kann, bis man in der Karriere genügend virtuelles Geld gewonnen hat, um sich die nächste Box leisten zu können. Leider kann man von deren Inhalt aber auch enttäuscht werden und zwar nicht nur, weil doch mal wieder nicht das gewünschte Fahrzeug enthalten ist, sondern weil man dieses Modell bereits besitzt. Eigentlich sollte man ja meinen, dass es bei 66 unterschiedlichen Autos eine Weile dauert, bis man ein Auto doppelt erhält, doch leider war es bei mir der Fall, dass bereits mein viertes Auto eines war, was ich bereits zuvor erhalten habe - das Gleiche passierte mir dann auch mit der neunten Kiste noch einmal. Ob das nur großes Pech war oder ob dies die Regel ist, kann ich nicht sagen.
Wer das Risiko eines doppelten Modells nicht eingehen will, kann aber auch selbst bestimmen, was für ein Auto er haben möchte. Zwar hat man im Shop nie Zugriff auf alle Autos, aber immerhin gibt es wechselnde Angebote, bei denen dann immer drei Modelle zur Auswahl stehen.

Unterschiedliche Werte
Bei der Auswahl der Modelle sollte man sich aber nicht nur von ihrem Äußeren beeinflussen lassen. Alle Autos, ganz gleich, ob aus der Überraschungskiste gezogen oder im Shop direkt gekauft, unterscheiden sich nämlich in vielerlei Hinsicht. Die eher unwichtigere Unterscheidung ist dabei die Kategorisierung in vier verschiedene Seltenheitsstufen (gewöhnlich, legendär, selten und Super Treasure Hunt). Zwar ist es ganz nett, wenn man ein Super Treasure Hunt in seiner Überraschungsbox findet (diese seltensten Autos findet man tatsächlich auch nur hier), ansonsten bringen sie aber keinerlei Vorteile mit sich. Sehr viel wichtiger sind deshalb die Werte für Beschleunigung, Handling, Bremskraft, Geschwindigkeit und Boost, über die jedes Auto ebenfalls verfügt und die aussagen, wie sich das jeweilige Auto fahren lässt. In Stein gemeißelt sind diese Werte allerdings auch nicht. Mit Zahnrädern, die man ebenfalls während der Karriere gewinnt oder durch das Zerlegen von bereits vorhandenen Autos erhält, kann man die Autos nämlich upgraden und so auch einem dicken LKW zu einer fabelhaften Beschleunigung verhelfen. Bis man genügend Zahnräder zusammen hat, dauert es allerdings seine Zeit, weshalb man gerade zu Anfang seiner Karriere oder in den anderen Spielmodi auf die Werte achten sollte.

Ein Auto, wie Du es haben möchtest
Man kann seine Autos aber nicht nur verbessern, man kann sie auch optisch ganz nach Belieben verändern. Hierzu steht ein umfangreicher Editor zur Verfügung, in dem man von der Farbe der Karosserie über das Anbringen zahlreicher Aufkleber bis hin zum genutzten Material so ziemlich alles an seinen Autos ändern kann. Am Ende kann man seinen Traumwagen sogar mit der Community teilen.
Wer danach noch immer nicht genug des Costumizens hat, kann zu guter Letzt auch noch seinen Keller mit der hier vorzufindenden Küche, Wohnzimmer, Pokalecke und Hobbyecke personalisieren. So lassen sich hier zum Beispiel die Tapeten, die Farben der Stühle oder auch Bilder ändern, wobei man, wie bei den optischen Veränderungen der Autos, auch hier während der Karriere immer mehr Auswahl freischaltet. Das Ergebnis können dann andere Spieler im Multiplayer begutachten, wenn ihr sie zu einem Rennen auf einer eurer selbstgebastelten Strecken einlädt - die finden nämlich immer in eurem Keller statt. Ob einem das Einrichten des Kellers nun Spaß macht oder nicht, ist natürlich Geschmackssache, ich fand die Idee auf jeden Fall ganz nett.

Bei all den Dingen, die es freizuschalten und zu kaufen gibt, ist noch wichtig zu erwähnen, dass dies ausschließlich über die hier genannten Ingame-Währungen geschieht. Es gibt zwar DLCs, die beinhalten aber gänzlich neue Fahrzeuge, Ingame-Währungen kaufen kann man hingegen nicht, was ich als sehr löblich empfinde.

Um an Hot Wheels Unleashed Spaß zu haben, muss man früher nicht unbedingt mit den gleichnamigen Modellautos gespielt haben, es hilft aber. Dann erfreut man sich nämlich nicht nur an den kurzweiligen Rennen und fantasievollen Streckenlayouts, sondern spürt auch nochmal den Sammeldrang, wie man ihn früher als Kind hatte. Wie damals möchte man immer das nächste Auto haben, was dazu führt, dass man die Karriere in Windeseile durchspielt. Aber keine Bange, auch danach ist dank des Streckeneditors für reichlich Spielspaß gesorgt und neue Autos sollen demnächst ja auch noch folgen. So dürfte einem Hot Wheels Unleashed für lange Zeit viel Spaß bereiten und an alte Kindertage erinnern.