Constantine
Entwickler:
Bits Studios
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
PC, PlayStation 2, Xbox
Inhalt:
Und wieder ein Spiel, das auf einem Film basiert, aber zum Glück durchaus brauchbar geworden ist: Constantine ist angelehnt an den gleichnamigen Film mit Keanu Reeves, der gerade in den Kinos läuft, erzählt aber eine etwas andere Story. John Constantine, magisch begabter Detektiv des Übernatürlichen und kettenrauchender Lungenkrebspatient, untersucht einen ungewöhnlichen Mordfall: Ein auf Erden lebender Engel wurde von einem Dämon getötet. Welche finsteren Pläne hat die Höllenkreatur noch? Und welche Verbindung besteht zu dem unheiligen Symbol auf dem Handgelenk der Polizistin Angela?
Insgesamt 14 Level lang verfolgt der Spieler die Ermittlungsarbeiten Constantines. Dabei schaut er dem Protagonisten, dessen Polygon-Abbild in der Tat den Zügen von Matrix-Star Reeves nachempfunden ist, über die Schulter. Der zuschaltbare "Wahrheitsblick" ermöglicht nicht nur das Sehen im Dunkeln, sondern wechselt auch zur Ego-Perspektive. Ein Fadenkreuz erleichtert das Zielen mit der nicht allzu großen Auswahl an Schusswaffen, die zwar ungewöhnliche Namen tragen, im Grunde aber lediglich die Standards abdecken. Gegen die Dämonenhorden, die sich im Spielverlauf auf ihn stürzen, kann John sich außerdem mit Zaubern zur Wehr setzen.
Meinung:
Größter Pluspunkt von Constantine ist die dichte Atmosphäre: Die heruntergekommenen Stadtviertel, durch die man sich meist bewegt, sehen schön schmuddelig aus, und zahlreiche geskriptete "Schock"-Momente wie unvermittelt zerplatzende Glühbirnen oder aus dem Regal fallende Bücher sorgen dafür, dass man sich als Spieler der dämonischen Kräfte, die um den Detektiv herum wirken, stets bewusst bleibt. Eine in sich stimmige Hintergrundwelt, die auf der um pseudolateinischen Hokuspokus erweiterten christlichen Mythologie basiert, trägt ebenfalls dazu bei, dass John Constantines weltmüde Haltung eines Groschenheft-Detektivs überzeugend vermittelt wird.
Taktik ist gefragt Die Grafik schafft es zwar, die beschriebene Stimmung recht gelungen einzufangen, besonders spektakulär sind die visuellen Effekte aber nicht. Die insgesamt 18 verschiedenen Gegnertypen sind sogar von ausgesprochen hässlichem Design. Jeder der Widersacher greift jedoch auf andere Weise an, und manche Feinde können nur durch bestimmte Waffen und Zauber oder durch Treffer an bestimmten Körperstellen besiegt werden. Das bringt durchaus Taktik und Spannung in die Kämpfe.
Tor zur Hölle Weitere Auflockerung erfährt das Gameplay durch die gar nicht mal so selten anfallenden Rätsel. Meist handelt es sich dabei um sehr leichte Verschiebe-Puzzles, bei denen Objekte richtig platziert werden müssen. Es gibt aber auch eine Handvoll größerer Rätsel, bei denen ein wenig mehr Hirnschmalz nötig ist. Daneben gibt es noch eine andere Art der Problemlösung: Zum Zauberspruch-Repertoire gehört auch ein magisches Portal, das den Antihelden in die Höllen-Version des gegenwärtigen Schauplatzes teleportiert. Diese in apokalyptischem Rost-und-Feuer-Look inszenierte Parallelwelt erlaubt es, realweltliche Hindernisse zu umgehen, da z.B. Möbel anders angeordnet sind oder verschlossene Türen offen stehen. Dieses Prinzip des Dimensionswechsels erinnert an Soul Reaver; bei Constantine kann man es jedoch längst nicht so frei einsetzen, da der Portalzauber nur dann funktioniert, wenn Johns Füße im Wasser stehen - wenn also irgendwo ein umgekippter Putzeimer eine Pfütze verursacht hat, weiß der Spieler, was die Programmierer jetzt von ihm erwarten.
Die Richtung ist vorgegeben Ein markanter Aspekt des Spiels ist seine strenge Linearität. Durch die Level bewegt man sich immer nur vorwärts bis zum nächsten Skript-Ereignis; Abzweigungen sind bereits nach wenigen Biegungen als Sackgassen zu erkennen. Nur selten ist es erforderlich, innerhalb eines kleinen Areals hin- und herzulaufen, um beispielsweise verschlossene Türen zu öffnen, die man bereits passiert hat. Oftmals ist leider auch der Rückweg zum Beginn des Levels, wo man eventuell Munition zurückgelassen hat, durch verschlossene Türen versperrt. Diese Linearität trägt zwar zur film-artigen Atmosphäre des Spiels bei, da so die Handlung konsequenter vorangetrieben wird, sie mag aber auf Leute, die das Spielgebiet gerne frei erkunden oder sich Handlungsalternativen wünschen, einengend wirken.
Automatik-Hüpfer Die Steuerung belegt restlos alle Tasten des Controllers, doch nach erstaunlich kurzer Eingewöhnungsphase hat man sichere Kontrolle über John. Die Fortbewegung selbst ist jedoch etwas hakelig, John bleibt gerne mal an Hindernissen oder Gegnern hängen. Das ist umso ärgerlicher, da man regelmäßig alle Ecken und Winkel der Level absuchen muss, um versteckte Tarotkarten zu finden, die dann Bonusmaterial wie Konzeptzeichnungen und Interviews mit den Schauspielern freischalten. Dass alle Sonderaktionen wie Klettern oder Springen vollautomatisch ablaufen, sobald man sich auf eine Kiste bzw. einen Abgrund zu bewegt, erfordert ebenfalls etwas Gewöhnung - auch wenn Frustmomente wegen eines verpassten Absprungpunkts so natürlich ausbleiben.
Keanu spricht mit Beim Sound kann Constantine durch gut gewählte Synchronsprecher punkten. In der englischen Sprachfassung sind sogar die Original-Schauspieler am Werk. Leider weichen die Untertitel in der deutschen Version vom Text der Tonspur ab - und beide Übersetzungsvarianten sind nicht immer hundertprozentig treffend. Ansonsten sind die Musik und die Soundeffekte zwar funktional und von angemessener Qualität, können aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Fazit:
Dass der Film Constantine mit der Comicvorlage Hellblazer kaum etwas zu tun hat, darf man dem Spiel nicht vorwerfen. Wenn man sich auf die actionreiche Anpassung des Stoffs an den Mainstream einlässt, macht das Spiel durchaus Spaß, auch wenn es das Genre beileibe nicht neu erfindet. Die filmhafte Atmosphäre um den übersinnlichen Pulp-Detektiv kommt gut rüber, Rätseleinlagen lockern die von Taktik geprägte Action-Kost gekonnt auf, und die versteckten Bonus-Elemente sind zwar nicht weltbewegend, reizen aber trotzdem den Sammlertrieb. Wer einen soliden Third-Personen-Shooter mit (nicht allzu schaurigem) Horror-Ambiente sucht und sich nicht daran stört, dass es im Ursprungs-Comic keine "Heilige Schrotflinte" gibt, ist mit Constantine nicht schlecht bedient.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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