Atari Anthology
Entwickler:
Atari
Publisher:
Atari
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
30 €
Systeme:
Gamecube, PlayStation 2, Xbox
Inhalt:
1958 veranstaltete das Brookhaven National Laboratory auf Long Island einen Tag der offenen Tür. Damit das Ganze nicht so langweilig wurde, entwickelte der Physiker William A. Higinbotham ein Spiel, das aus einem umgebauten Oszilloskop bestand (Gerät zur Spannungsmessung). Damit waren die Leute fähig, an einem Bildschirm zu zweit gegeneinander „virtuelles Tischtennis“ zu spielen. Der Physiker nahm die Spielidee nicht weiter ernst, bei der Leute, mit einem Schieberegler, einen weißen Balken hoch und runter bewegen konnten. Er lies sich die Idee nicht schützen und vermarktete sie auch in keiner Weise. 1970 erfährt der Elektroingeneur Nolan Bushnell von der Erfindung Higinbothams und war sofort so begeistert von der Idee, dass er gleich nachts eine Nachfolgeversion plante (Pong). Sie sollte die erste Spielproduktion seiner Firma werden. Es folgten etliche Automaten, die in Kneipen der absolute Renner waren und somit war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Version für heimische Fernseher auf dem Markt landen würde. Nun, 30 Jahre nach der Firmengründung ist eine Spielsammlung für die aktuellen Konsolengenerationen erschienen, die 85 absolute Spielklassiker enthält.
Meinung:
Auf der Sammeldisk sind 18 Acade Klassiker wie Asteroids, Battlezone, Centipede, Missile Command, Tempest usw. vorhanden, die direkt von den Automaten umgesetzt wurden. Zudem beinhaltet die Disk 67 „Atari 2600“ Spiele (Heimkonsole), wie etwa Gravitar, Millipede, Super Breakout, Video Pinball, Yars’ Revenge, Warlords und viele mehr. Damit kommen wir auch schon zum Punkt. Alle Spiele wurden eins zu eins umgesetzt, also auch deren Grafik und Sound. Leider gibt es da wenig Schönes zu bestaunen. Viele Spiele bestehen nur aus einer Hand voll Pixel, die es gilt durch andere Pixel hindurchzulenken (bei Rennspielen) oder andere Pixelhaufen abzuschießen. Es gibt natürlich keine Slowdowns, Ruckler oder Kantenflimmern, was daran liegt, dass die meisten Spiele gerade mal ein paar Kb groß sind. Außer piepsen und anderen Soundeffekten gibt es nichts, was einen ohrentechnisch erwartet. Musikstücke oder wenigstens Jingles sucht man vergebens. Auch eine Story bei den so genannten Adventures ist nicht zu finden. Selbst das wäre für die damalige Zeiten drin gewesen.
Lässt man mal die absolut veraltete Grafik außen vor und versucht das Ganze mit einem nostalgischen Auge zu betrachten, kann man durchaus seinen Spaß an manchen der Spiele finden, sofern man diese nicht schon in den 80ern zur Genüge gespielt hat. Manchen Spielen, wie Asteroids, wurde ein schicker Bildschirmrand spendiert und man darf sie in verschiedenen Modi spielen wie z.B. ein Time Attack Modus, ein Original Modus und ein Double Speed Modus. Leider unterscheiden sich die Modi fast überhaupt nicht und somit bleibt der Spaß irgendwie nach spätestens 10 Minuten auf der Strecke.
Alleine ist doof Viel retten kann da der Mehrspielermodus auch nicht, bei dem man die Pixelfahrzeuge oder Pixelmännchen mit bis zu 4 Spielern gegeneinander antreten lassen kann. Ein Dutzend der Spiele kann wirklich für ein paar Runden begeistern, aber auch nur, wenn man den nervigen Piepssound abstellt, da sonst die Gefahr besteht, dass man Tinitus bekommt oder komplett verblödet. Die Onlinefunktion ist eine nette Dreingabe für Nostalgiefans, die es ihnen ermöglicht via Xbox Live gegen andere Videospielveteranen anzutreten. Pong macht auch heute noch Spaß, wenn man gegen seinen Bruder antritt, weil man nicht weiß, was man in den nächsten 5 Minuten, bis es Essen gibt, machen soll. Mehr als Lücken füllende Pausenspiele sind es aber nicht. Zudem wird einem schon nach ein paar Minuten der Eindruck vermittelt, dass die Spieleindustrie in der damaligen Zeit 5 Spielprinzipien hatte, die sie immer wiederholten. Centipede und Millipede sind praktisch ein identisches Spiel, bei dem nur die Farben (welche selten in dieser Sammlung sind) gewechselt wurden. Ganz dreist sind aber Spiele wie Snake (2 Schlangen treten gegeneinander an, kennt jeder vom Handy), Warlords (2 Panzer treten gegeneinander an) oder Outlaw (2 Pixelmännchen treten gegeneinander an), die jedes Mal das gleiche Spielprinzip bieten, nämlich mit einem Pixelhaufen seinen Gegner platt zu machen. Kopien dieser Art sind auf der Disk haufen weise zu finden, andernfalls hätte man nämlich höchstens 20 unterschiedliche Spiele auf die Sammlung pressen können. Deren Steuerung ist übrigens auch ein Kapitel für sich. Mit dem Steuerkreuz ist diese zu unpräzise und mit dem Analogstick zu penibel.
Lob fürs Menü Ein
Lob hat allerdings die Menüführung verdient, die übersichtlich nach
Genres (Sport, Rennspiel, Denkspiel, Arcade, Space, Casino und
Adventure) unterteilt wurde. Diese wurden in einem Sternensystem
angeordnet und jedes Spiel ist zu jedem Zeitpunkt des Spiels innerhalb
weniger Sekunden zu erreichen.
Fazit:
Zwar sind alle Klassiker der
alten Schule vertreten, die kann man aber meist in kostenlosen und
grafisch wesentlich besseren Versionen aus dem Netz laden (völlig
legal, z.B. bei AOL) und hat nicht sein sauer verdientes Geld aus dem
Fenster geschmissen. Der Onlinemodus und die 4 Spieleroptionen sind
da ein schwacher Trost. Somit ist nur wirklichen Hardcorefans diese
Spielsammlung zu empfehlen, auch wenn 85 Games für einen Budgetpreis
doch recht verlockend klingen. Einige Extras wie eingescannte
Originalcover der Spiele, dutzende Fotos von Arcademaschinen,
Originalinlays und ein Video (7 minütiges Interview mit dem
„Pong“ Erfinder in O-Ton Engl. Ohne Untertitel), sind zwar nett
gemeint, geraten aber nach einmaligem Ansehen in Vergessenheit und
können die Sammlung zu einem solchen Preis nicht rechtfertigen.
Wer ein Handy hat (auch 5 Jahre
alte Modelle) besitzt meist schon einen Großteil der Spiele in einer
besseren Qualität und somit greifen nur Leute mit zuviel Geld,
fanatische Nostalgiker, absolut Ahnungslose oder Sammler zu. Alle
anderen laden sich die Spiele aus dem Netz, die Extras findet man ja
auf jeder guten Nostalgieviedeospieleseite.
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Autor der Besprechung:
Matthias Olschewski
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