Bet on Soldier
Entwickler:
Kylotonn Games
Publisher:
Frogster Interactive Pictures
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40 €
Systeme:
PC
Testsystem:
Pentium IV @ 3,06 GHz, 512 MB DDR RAM, GeForce 6600 GT
Anforderungen:
Minimum: Pentium IV @ 2 GHz, 256 MB RAM, GeForce 3; empfohlen: Pentium IV @ 3 GHz, 512 MB RAM, GeForce 6-Serie
Inhalt:
Gespannt schaut die Welt auf eine von vielen neuen
Shooter-Hoffnungen für den PC: Bet on
Soldier. Mit der realistischen kt-Engine
soll sich das Game in die Riege von Far
Cry, Doom 3 und Half-Life 2 einreihen. Ein ziemlich
gewagtes Unterfangen, angesichts so hoher Ansprüche. Ob der Titel hält, was er
verspricht, werden wir nun mal austesten.
Krieg ist Leben „Was wäre, wenn der erste Weltkrieg nie geendet hätte?“ –
Mit dieser Frage beschäftigt sich Bet on
Soldier. Die Story spielt im Jahre 1997. Niemand weiß genau, wie der Krieg
begann, klar ist nur, dass er schon seit Generationen andauert und kein Ende
abzusehen ist. In dieser chaotischen Welt ist den Menschen ein Leben in Frieden
unvorstellbar. Es kann keinen Frieden geben, denn er bringt keinen Profit. Der
Krieg wird nur noch des Geldes wegen geführt. Zwar gibt es offiziell zwei
Bündnisse, die sich gegenseitig bekriegen, doch die Herrscher sind nur
Marionetten der Rüstungsindustrie, die der eigentliche Machthaber auf der Welt
ist und den Krieg kontrolliert. Nur durch die Teilnahme am Krieg sichert man
sich seinen Lebensunterhalt. Die Soldaten auf dem Schlachtfeld sind nichts
weiter als Söldner, die sich ihr tägliches Brot verdienen. Wer nicht kämpfen
kann, arbeitet in den Fabriken und Unternehmen der Rüstungsindustrie. Ein jeder
wird eingebunden.
Als wäre diese düstere Endzeitvision nicht schon perfide
genug, kommt ein weitere Aspekt hinzu: Wetten. Alles dreht sich um das Bet on
Soldier-Programm, kurz BoS genannt.
Die besten Kämpfer treten auf dem Schlachtfeld gegeneinander an. Die Kämpfe
werden live übertragen und sind rund um den Globus zu empfangen. Der Rest der
Welt schaut zu und wettet auf den Ausgang der Kämpfe. Die besten Krieger der
Welt sind in einem dreistufigen Ligasystem aufgelistet.
Meinung:
Während des Spiels übernehmt ihr die Rolle von Nolan Daneworth, dessen Frau Julianne
von Kämpfern aus dem BoS getötet wurde. Um Rache an ihnen zu nehmen lasst ihr
euch trainieren und nehmt ebenfalls an der perversen Show teil. Doch um die
Mörder seiner Frau zu töten, muss sich Nolan bis ganz an die Spitze kämpfen.
Ein weiter Weg, denn er fängt zunächst in Liga 3, der Klasse für Amateure, an.
Je weiter ihr voranschreitet, desto mehr wird über Nolan und den ihm
unbekannten Teil seines Lebens (er erlitt einen Gedächtnisschwund) bekannt…
Hurra, hurra, Europa
brennt Am Anfang des Spiels müsst ihr euch mit vermeintlich einfachen
Missionen in Europa rumplagen, bevor ihr in den anderen Ligen nach Havanna und
Alaska reist. Finde Person A, begleite sie nach B zu C, bekomme Gegenstand D,
um ihn F zu bringen, sodass G glücklich und zufrieden ist. So oder so ähnlich
laufen eure Aufträge ab, was auf die Dauer ziemlich eintönig wird. Aber das ist
eben eine genrespezifische Krankheit. Kann man nix machen. Ihr schlagt euch
durch Schützengräben riesiger Festungen und jede Menge Gegner zu euren Zielen
durch. Vor jeder Mission wählt ihr einen Champion, gegen den ihr bei BoS
antreten wollt. Je schwieriger der Gegner, desto mehr Kohle winkt beim
Siegesfall. Zusätzlich wählt ihr eure Waffen und Rüstungsgegenstände. Neben
eurem Schutzpanzer könnt ich noch einen tragbaren Schild wählen, den ihr
zusammen mit einer Pistole benutzen könnt. Insgesamt gibt es über 40 Knarren in
allen möglichen Variationen. Doch erst nach und nach werden diese auch verfügbar.
Auch wählt ihr zwei Begleiter, die euch im Kampf gegen die riesigen
Gegnerscharen unterstützen. Diese gibt es in vier unterschiedlichen Klassen.
Der einfache Soldat ist ein Alleskönner mit ausbalancierten Talenten im Nah-
und Fernkampf. Der Scharfschütze trifft alles, was sich bewegt, solang es weit
genug weg ist. Als Nahkämpfer ist er genau so nützlich wie ein Staubsauger in
der Sahara. Der Beschützer vermöbelt vielen Gegnern dagegen gern das Fresschen,
trifft aber ein Scheunentor nicht aus zehn Metern Entfernung, da er – wenn
überhaupt – nur mit Einhand-Feuerwaffen
einigermaßen gut umgehen kann. Der Pionier taugt weder als Nah- noch als
Fernkämpfer. Widerstandsfähig ist er auch nicht gerade, da er noch schneller
das Zeitliche segnet als die anderen Klassen, was eigentlich schon schnell
genug ist. Allerdings kann er Exoskeletons reparieren, die ihr zur Zerstörung
von Panzern, die euch später reihenweise über den Weg fahren, benötigt. Blöd
ist, dass eure Kameraden oft hängen bleiben oder euch im Weg stehen, was
ziemlich nervig ist und auf die Dauer doch sehr stört.
Geld regiert die
Welt… … und auch das Schlachtfeld. Rüstung und Munition gibt’s
nicht einfach so für lau. Ihr müsst kräftig für euer Geld schuften, will
heißen: Gegner töten bis zum Umfallen. Vor jedem Spiel könnt ihr euch Rüstung
und Waffen, während des Spiels an bestimmten Stationen die passende Munition
kaufen. Ist eure Rüstung beschädigt, könnt ihr sie wieder aufladen. Ihr habt
keine Kohle? Pech gehabt, denn ohne Geld geht hier gar nichts. Rien, niente,
nada. Geheilt werden kann man übrigens auch nicht. Wird eurer Lebensanzeige mal
was abgezogen, bleibt das für den Rest der Mission auch so. Das ist zwar hart,
aber realistisch. Habt ihr euch mal entschieden, vorzeitig aus dem Leben zu
treten, fangt ihr wieder von vorne an. Es sei denn, ihr ward so clever und habt
gespeichert. Das kann man an Save-Stations tun. Allerdings kann man jede nur
einmal benutzen und muss dafür auch noch finanziell bluten. Auch sind die
Stationen oft weit verstreut und sehr unglücklich platziert. Oft kommt es vor,
dass man erst nach einem Boss-Kampf speichern kann, zuvor aber die Hölle auf
Erden durchgestanden hat, um überhaupt da hin zu kommen. Schon auf der
leichtesten Stufe sind die Missionen kein Pappenstil, die Boss-Kämpfe setzen
aber noch einen drauf. Oft probiert man es ein paar Mal bis man weiter kommt. Die
Kämpfe kommen auch viel zu überraschend, was es gerade für Anfänger sehr
schwierig macht, im Schlachtengewühl zurechtzukommen. Wenigstens hat man ein paar
Sekündchen Zeit, um sich eine günstige Position zu verschaffen, aber was nützt
das schon, wenn man jedes Mal haufenweise Munition und Rüstungsenergie verliert
und froh sein, kann, wenn man überlebt? Ziemlich frustrierend, das alles…
Frust Der Singleplayer ist doch recht durchwachsen, aber kein
Grund zur Sorge, BoS ist schließlich ein Multiplayer-Game! Dachte ich
zumindest… Die Realität sieht bis jetzt aber anders aus. Kaum Server, kaum
Spieler. Zum einen liegt das an der schlechten Ausstattung seitens der
Offiziellen, zum anderen liegt das am Multiplayermodus selbst. Bei all der
Innovation ist er doch recht kompliziert geraten. Hier gilt es nicht, die
Gegner einfach platt zu machen, nein, es ist viel komplexer. Ihr wählt einen
Soldaten einer bestimmten Klasse aus und tötet ein paar Gegner. Dafür gibt’s
Kohle, mit der ihr eure Rüstungen und Waffen aufwertet. Die eigentliche
Zielbeute im Spiel gibt’s aber erst nach BoS-Kämpfen. Die kann man
folgendermaßen gewinnen: Auf der Karte sind Ticketterminals verteilt, die
gehackt werden müssen. Hat man es nach irrelanger Wartezeit endlich geschafft,
ein solches Terminal an sich zu reißen, bekommt man hier Wetttickets, die man
einlösen muss. Man hat dann eine Minute Zeit, sich in eine Arena zu begeben,
die ebenfalls auf der Karte ist. Hier tritt man dann in einem One-on-one-Match
gegen einen Kämpfer der Gegnerseite an. Gewinnt man, isses gut, verliert man,
isses schlecht, geht’s unentschieden aus, isses ganz schlecht, dann werden
nämlich beide Teams hart bestraft. Verläuft man sich als armer Noob in die
Arena und es findet ein Kampf statt, wird man kurzerhand abgemurkst. Verloren
hat man auch, wenn man nicht rechtzeitig zum Kampf erscheint.
Es dauert schon ein Weilchen, bis man sich in die Thematik
eingearbeitet hat. Umso frustrierender ist es dann, wenn man, nachdem man
endlich geschnallt hat, wo der Hase rennt, sich mit Leuten rumschlagen muss,
die genau die gleichen Probleme haben, die man selbst gerade überwunden hat.
Unter anfängerfreundlich stellt sich unsereins doch schon etwas anderes vor,
oder? ‚Mal eben kurz ein Online-Spielchen zocken’ ist eben nicht. Denn die
richtig krassen Kämpfe kommen erst, wenn man sich die richtig krassen Waffen leisten
kann und das dauert eben. Hat man mal kapiert, wie es geht, macht das Game
sogar Spaß, auch wenn man zu unliebsamen 1-gegen-1-Duellen gezwungen wird. Überhaupt
keinen Spaß machten dagegen die mangelnde Serverausstattung und die
Server-Lags. Im Moment wird zwar alles von vorn bis hinten optimiert, aber für
einen Titel, der als Game mit Schwergewicht auf Online-Matches deklariert wird,
ist das doch ein ziemliches Armutszeugnis, wenn zum Release keine
funktionierenden Server bereitstehen…
Frust liefert auch die Gegner-KI im Singleplayer. Mal ist
sie richtig gut (die Gegner stürmen auf einen zu, suchen Deckung etc.), mal ist
sie zum Schießen. Zum einen kommt es vor, dass sich die Gegner selbst in die
Luft jagen, zum anderen öffnen sich bestimmte Türen erst, wenn ihr ausnahmslos
alle Feinde eines Abschnitts eliminiert habt. Ihr müsst also wirklich jeden
einzelnen Drecksfitzel der Maps nach Gegnern absuchen, um weiter zu kommen, was
doch eine ungeheure Zeitverschwendung ist. Und da die KI ja so gut
funktioniert, ist man eine halbe Ewigkeit auf der Suche. Schieß mich tot, verdammt
noch mal!
Schnell wie ein Igel
… ist die standardmäßige Bewegung eures Zielkreuzes. Daher
sollte man die Mausempfindlichkeit schon vorab ein klein wenig erhöhen.
Ansonsten ist die Steuerung ganz gut. Eben genretypisch aufgebaut. Sie leistet
nicht mehr, aber auch nicht weniger als die der anderen Shooter. Blöd ist nur,
dass im Multiplayer Hotkeys fehlen, was das upgraden von Waffen etc. angeht.
Das muss man alles in Menüs erledigen, während die Konkurrenz euch spielend
leicht abballern kann.
Hübsch, aber nicht
perfekt Ja, die Grafik. Sie ist der Grund, warum man sich gerne mit
Doom 3 und HL2 duzen möchte. So wirklich auf Augenhöhe kommt sie aber gerade noch
so. Gut gelungen sind die Texturen und die Spiegelungen an Waffen und
Rüstungen, die wirklich blendend sind. Das Rüstungsdesign hat ohnehin ein
Sonderlob verdient, denn die Detailvielfalt ist hier sehr groß. Die
Bumpmapping-Effekte an den Rüstungen sind phänomenal und suchen ihresgleichen.
Auch die Umgebung kann sich sehen lassen. Überall liegen Trümmer und zerstörtes
Kriegsgerät, die Levels glänzen alles in allem mit vielen Kleinigkeiten.
Allerdings sind dies nicht so viele wie beispielsweise in Doom 3. Nicht
überzeugen können dagegen die Gesichtsanimationen der Figuren, die doch sehr
aufgesetzt wirken.
Die kt-Engine setzt – ähnlich wie die HL2-Engine – auf
realistische Effekte, die den Gesetzen der Physik folgen. So rollen Fässer und
fliegen Kisten entsprechen der Realität. Warum man aber nur bestimmte Kisten
und Fässer bewegen kann, wissen wohl nur die Entwickler selbst… Soviel zu Thema
„alles ist möglich“. Insgesamt ist die Umgebung doch etwas zu starr geraten,
was doch sehr schade ist und wohl nicht ganz den Erwartungen entspricht. Unrealistisch
sind auch die Explosionen und Feuereffekte, die erstens immer gleich und
zweitens einfach nur schlecht aussehen. Und das liegt nicht daran, dass die
Details beim Test runtergestuft waren. Ganz im Gegenteil.
Solange V-Sync ausgeschaltet ist, läuft das Game auf den
höchsten Einstellungen mit einer System-Konfiguration wie der unseren noch einigermaßen,
wobei die Framerate doch eher im unteren Bereich liegt. Schaltet man V-Sync ein,
ruckelt’s derbe. Wer die volle Pracht genießen will, sollte also mindestens 3
GHz, 1 GB RAM und eine GeForce 6800 oder eine Radeon X800 besitzen. Wenigstens
in Sachen Ressourcen-Fresserei schiebt man sich vor die Konkurrenz.
Schwache Präsentation Insgesamt ist die Grafik sehr gut und lässt den Spieler
schon das eine oder andere Mal staunen. Mies dagegen ist die
Gesamt-Präsentation. Unterschiedliche Stimmen für ein und denselben Charakter,
bei den Zwischensequenzen werden Wörter verschluckt und die Cutscenes sind echt
mies gemacht, da sie aus gemalten und nur teilweise animierten Bildern
bestehen, die pixelig dargestellt werden. Der Sound könnte besser sein, die
Musik ist fast ständig die gleiche und echtes Schlachtfeld-Feeling kommt
irgendwie nicht rüber.
Bugs ohne Ende? Irgendwie scheint BoS nicht das zu sein, was es eigentlich
sein sollte. Vieles funktioniert nicht richtig, wirkt unausgereift oder ist
einfach nur schlecht. Das Spiel scheint mit Bugs übersäht zu sein. Grund für
diese Annahme liefert neben den Erfahrungen beim Test auch der Patch (1.1), der
ja nicht umsonst 789 MB (!!!) groß ist. Und dieser Patch kam nur ein paar Tage
nach dem Release raus. Dass hier geschlampt wurde, ist mehr als offensichtlich.
Fazit:
Die Ziele, die man sich mit diesem Spiel gesetzt hat, waren
eindeutig zu hoch gesteckt. Auch wenn es jetzt vielleicht etwas hart klingt,
aber ich halte das Spiel für einen Mega-Flop, auch wenn letztendlich eine gute
Wertung herausspringt. Bet on Soldier reiht sich leider in die Liga der Games
ein, die mehr versprechen als sie überhaupt halten können. Die Grafik ist bis
auf ein paar Macken wirklich gut, aber trotzdem hinkt das Spiel in allen
Belangen der Konkurrenz hinter her. Ich konnte mich nur schwerlich für BoS
begeistern. Die Duelle nehmen die ganze Dynamik des Spiels auseinander, der
Multiplayer-Modus ist zum An-die-Wand-klatschen und der Sound ist einfach nur
langweilig. Spaß ist was anderes. Das Game ist nix halbes und nix ganzes. Wer
drauf steht, bitte. Ich zocke lieber UT,
Doom 3 und HL2, da gibt’s wenigstens neben der guten Grafik noch das, was
Spiele eigentlich ausmachen sollte: Unbeschwerten Spaß.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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