Devil Kings
Entwickler:
Capcom
Publisher:
Capcom
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
50 €
Systeme:
PlayStation 2
Inhalt:
Die Spiele der Serien Dynasty Warriors und Samurai Warriors, beide aus dem Hause Koei, boten mit jeder ihrer zahlreichen Fortsetzungen und Erweiterungen kaum große Neuerungen, verkauften sich aber besonders in Japan enorm gut. Jetzt will offenbar auch Capcom ein Stück vom Kuchen der Massenschlacht-Hack'n'Slay-Spiele ergattern und bringt mit Devil Kings einen Titel auf den Markt, der seine erfolgreichen Vorbilder bis ins letzte Detail imitiert - oder gar parodiert?
Meinung:
Die insgesamt zwölf Kämpfer in Devil Kings tragen zwar Fantasienamen, sind aber z.T. deutlich an die historischen Gestalten des japanischen Mittelalters angelehnt, die die Konkurrenz schon in Samurai Warriors aufs Schlachtfeld stürmen ließ. So erinnert z.B. der namensgebende "Devil King" frappierend an Nobunaga Oda, während es sich bei seinem Widersacher "Red Minotaur" um Shingen Takeda handeln dürfte. Dessen treuer Gehilfe wiederum, der Speerkämpfer "Scorpio", trägt sogar das Wappen von Yukimura Sanada auf dem Rücken. Im Capcom-Spiel werden die Charaktere allerdings bewusst völlig überzogen dargestellt; so fuchtelt z.B. "Azure Dragon" (entspricht Masamune Date) mit bis zu sechs Schwertern gleichzeitig herum. Die Stories der einzelnen Helden werden ähnlich wenig ernstgenommen und abwechselnd in ordentlich gerenderten CGI-Filmen sowie ebenfalls ansehnlich produzierten Anime-Sequenzen vorangetrieben. Die mal über-pathetischen, mal drolligen Zwischentitel ("Mi casa es su casa!") tragen zusätzlich zur Erheiterung des Spielers bei.
Turbo-Boost In der Schlacht hält Devil Kings sich ebenfalls an Altbewährtes: Durch Kombination aus normalen Hieben und Betäubungsnangriffen werden lange Kombos aneinandergereiht. Oder mit anderen Worten: Wildes Buttonmashing ist angesagt! Das, was bei Koei "Musou" heißt, nennt Capcom "Wutantrieb": Nachdem der Wut-Balken gefüllt wurde, kann man einen besonders verheerenden Angriff auslösen. Obendrein gibt es noch weitere "Turbo-Angriffe", die die Figuren erst beim Levelaufsteig nach und nach erlernen. Das Blocken funktioniert etwas besser als bei Dynasty/Samurai Warriors, ist aber kaum nötig, da die KI mitleiderregend schwach ist: Hin und wieder stehen Feinde und eigene Truppen sich sogar tatenlos gegenüber. Anders als bei den Koei-Spielen, in denen der Spieler und die mit ihm vorrückende Armee sich gegenseitig unterstützen, muss man bei Devil Kings wirklich alles selbst erledigen.
Trompeten, Schläger und Kanonen Im Kampf bekommt man es mit vielfältigen Feinden zu tun: Neben Infanterie, Kavallerie, Bogen- und Musketenschützen machen auch Bombenträger, Felsbrockenwerfer und Trompeter, die Verstärkung herbeirufen, dem Spieler das Leben schwer. Die Truppentypen unterscheiden sich dabei je nach Herkunft des Feldherren, dem sie zugeordnet sind, optisch recht stark voneinander: Das Angebot reicht hier von ägyptischen Kriegern mit Schakalmaske bis zu südamerikanischen Robo-Missionaren. Um mit diesen aggressiven Scharen fertigzuwerden, kann man die eigenen Kämpfer aufleveln sowie mit gefundenen Waffen und Items ausstaffieren. Sammelwütige Spieler kommen bei Devil Kings durchaus auf ihre Kosten, denn auf den Schlachtfeldern sind viele Schatzkisten versteckt. Einige Items sind sogar dreiteilig und werden erst dann nutzbar, wenn man alle Komponenten gefunden hat.
Feldzug ohne Strategie Im "Eroberung" genannten Story-Modus gilt es, nach und nach alle der 15 Gebiete auf einer fiktiven Landkarte zu unterwerfen. Das geschieht, indem man die Schlachten gewinnt, die den jeweiligen Arealen zugeordnet sind. Bei der Kriegsplanung ist allerdings keinerlei Strategie nötig, weil man früher oder später ohnehin den Gegnern gegenübersteht, die sich noch nicht gegenseitig ausgemerzt haben. In den Schlachten erhält man gelegentlich zusätzliche Aufträge, die den abgegriffenen Besiege-den-Boss-Standard ergänzen; so muss man z.B. Boten abfangen, bevor sie beim feindlichen General angekommen sind. Die Spieltiefe von Samurai Warriors wird hier aber bei weitem nicht erreicht. Als einzigen weiteren Spielmodus bietet Devil Kings das Freie Spiel an, bei dem man die bereits absolvierten Level erneut spielen kann. Ein Zweispieler-Modus fehlt völlig.
Orientierungslos und kurzsichtig Größter Spielspaß-Killer in Devil Kings ist neben der schwachen KI die wirklich miserable Kamera, die jeden Rest von Übersicht im Keim erstickt. Die Perspektive lässt sich zwar per Stick nachjustieren, aber das dauert viel zu lange, vor allem mitten im Kampf. Einzige Rettung ist da oft der R2-Button, der die Kamera hinter der Spielfigur zentriert - was aber noch längst nicht garantiert, dass man dann auch den Feind im Blick hat. Außerdem weist das Spiel eine störend geringe Fernsicht auf. Eher mittelmäßig wirken auch die matschigen Texturen und die holprigen Animationen.
Das Spiel wird hierzulande mit der englischen Tonspur veröffentlicht, die durch die imitierten Akzente einiger Figuren z.T. recht trashig anmutet - aber das passt durchaus gut zur nicht ganz so ernsthaften Präsentation. Untertitel, Menüs und Handbuch wurden komplett ins Deutsche übersetzt. Die synthetisch wirkende Musik orientiert sich mal wieder grob am Soundtrack gewisser anderer Spiele, kann aber nur selten die mitreißende Wirkung entfalten, die z.B. die treibenden Gitarrenklänge von Dynasty Warriors erzeugten. Die übrigen Kampfklänge sind ebenfalls eher durchschnittlich.
Fazit:
Devil Kings könnte eigentlich ganz amüsant sein - wenn es nicht schon seit vielen Jahren Dynasty Warriors & Co. gäbe. Capcom kopiert lediglich das beileibe nicht mehr taufrische Spielkonzept von Koei, kann dabei aber in kaum einem Aspekt die Qualität des Vorbilds erreichen, geschweige denn übertreffen. Die wenigen guten Ideen, die der Titel dann doch aufweist, werden durch die unkooperative Kamera und die nahezu scheintote Gegner-KI wieder zunichte gemacht. Damit ist Devil Kings höchstens für Leute interessant, die vom Massenschlacht-Spielprinzip auch nach wiederholtem Aufwärmen in den Koei-Titeln noch nicht übersättigt sind und dringend Nachschlag brauchen. Man muss dem Spiel aber zugute halten, dass es seine halbgare Portion Buttonmashing-Action immerhin mit einem kräftigen Augenzwinkern serviert.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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