Ford Street Racing
Entwickler:
Razorworks
Publisher:
dtp entertainment
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
20 €
Systeme:
PC, PlayStation 2, Xbox
Inhalt:
Die Ford Racing-Serie hat sich bislang keinen besonders eindrucksvollen Ruf erarbeiten können, dafür hat sich das Gameplay einfach zu wenig von den übrigen Arcade-Rennspielen unterschieden, die in den Low-Budget-Regalen der Elektromärkte um die Gunst der Kunden buhlen. Zwar ist auch der nunmehr vierte Teil der Reihe, Ford Street Racing, recht preiswert zu haben, aber diesmal lohnt es sich dennoch, ein wenig genauer hinzuschauen. Denn das Spiel überrascht mit einer neuen Idee, die das Genre auf durchaus gelungene Weise bereichert und den Titel so aus der uninspirierten Dutzendware ein wenig herausragen lässt.
Meinung:
Ford Street Racing enthält 18 lizensierte Fahrzeuge aus dem Hause - Überraschung! - Ford, die gleichmäßig auf drei Leistungsklassen verteilt wurden. Das Spektrum reicht dabei von den ersten Generation der Modelle Escort und Capri über Muscle Cars wie den Mustang BOSS 302 oder den Gran Torino bis hin zu heutigen Standards wie Focus und Fiesta oder den aktuellesten Auflagen des Mustang und reinrassigen Rennmaschinen wie dem Ford GT90 Concept. Bei aller Modellvielfalt: Die auf einen Hersteller limitierte Auswahl schränkt die Zielgruppe des Spiels ein wenig ein, denn wer die Autos dieser Marke partout nicht mag, schaut natürlich in die Röhre. Aber auch Ford-Fanatiker hätten sich sicher ein paar Karossen mehr gewünscht, denn schon die Ford Racing-Vorgänger hatten zum Teil mehr als doppelt so viele Autos zu bieten.
Mit vereinten Kräften Zentrales Element in Ford Street Racing ist der Team-Modus: Der Spieler setzt hier eine Gruppe von zwei oder drei Autos ein, von denen er eins natürlich selbst steuert. Auf der Strecke kann man allerdings jederzeit in eins der anderen Fahrzeuge springen - der Wechsel geht dabei erstaunlich reibungslos über die Bühne. Den KI-Kameraden schreibt man zudem mit zwei simplen Befehlen das Verhalten vor: Beim "Blocken" versucht der Helfer, das hinter ihm fahrende Feindfahrzeug mit Schlangenlinien und Rammversuchen auszubremsen, und mit der etwas kryptisch als "Verfolgerrennen" bezeichneten Order bestellt man sich einen Windschatten vom verbündeten Vordermann, der in der Praxis wie ein Boost wirkt. Die Verwaltung des Teams geht auch im dichtesten Renn-Gedränge angenehm leicht von der Hand, sorgt für häufige Positionswechsel und gibt Ford Street Racing die nötige Würze, die das Spiel deutlich von seinen Mitbewerbern abhebt.
Siegprämie: 2000 Mitwirkende Durch Erfolge in den insgesamt sieben Team-Meisterschaften, die aus je drei bis sechs Einzelrennen bestehen, gewinnt man "Mitwirkende". Das bedeutet jedoch nicht etwa, dass Ford Street Racing eine Art Arbeitsmarkt böte - es handelt sich hier lediglich um eine Fehlübersetzung des Begriffs "Credits"; die "Mitwirkenden" sind also nichts weiter als schnöder Mammon. Dafür kauft man sich neue Fahrzeuge, um in den höheren Rennklassen bestehen zu können, oder man repariert die Autos, die man im letzten Rennen verbeult hat. Das Schadensmodell macht sich vor allem optisch bemerkbar, zumal die Wagen zwischen den einzelnen Rennen nicht geflickt werden können; größere Leistungseinbußen waren im Test aber nicht festzustellen. Wie gelungen der Team-Modus ist, zeigt sich übrigens besonders deutlich, sobald man sich zum Vergleich dem Solo-Bereich des Spiels zuwendet: Hier gleichen die Rennen der aus Dutzenden von Konkurrenztiteln bekannten, uninspirierten Durchschnittskost. Auch die Gegner-KI, die im Team-Modus eifrig selbst von den Team-Befehlen Gebrauch macht, wirkt beim Einzelfahren eher müde. Nicht ohne Grund wurde dem Solo-Modus in Ford Street Racing daher nur eine untergeordnete Rolle zugewiesen, denn gewinnen oder freischalten kann man in diesem Segment nichts.
Überstunden Falls die Finanzen doch einmal knapp werden sollten, kann man sich in insgesamt 32 Herausforderungen weitere "Mitwirkende" verdienen. Bei diesen Extra-Aufgaben steht Abwechslung an erster Stelle: Mal soll eine vorgegebene Rundenzeit unterboten oder innerhalb eines Zeitlimits eine bestimmte Zahl an Autos überholt werden, mal gilt es, ein Ausscheidungs-Teamrennen zu gewinnen. Die Aufgaben sind allerdings recht flott gelöst, denn die Anforderungen sind bei weitem nicht sehr streng und dürften auch von unerfahrenen Spielern nach wenigen Versuchen zu meistern sein.
Schnell erlernt Die 18 Wagen verhalten sich alle unterschiedlich, aber schon nach ein paar Kurven zur Eingewöhnung dürfte man mit den meisten Fahrzeugen mühelos zurechtzukommen. Besonders gelungen ist das deutliche Schaukeln der alten, schweren Muscle Cars mit ihren weichen Fahrwerken. Alle Wagen neigen mehr oder wenig stark zum Driften, aber die Fahrphysik ist dennoch sehr einsteigerfreundlich: Arcade-typisch spielt die Bremse eine eher untergeordnete Rolle, und viele 90-Grad-Kurven kann man mit 150km/h oder mehr durchfahren. Das Geschwindigkeitsgefühl ist dabei allerdings nicht restlos überzeugend: Es ist kaum zu erkennen, ob man gerade 80 oder 180 Sachen draufhat. Erst bei den leistungsfähigeren Autos, die auch mal jenseits die 250-Stundenkilomter-Marke unterwegs sind, vermittelt Ford Street Racing ansatzweise einen Eindruck vom Tempo, mit dem man unterwegs ist.
Gelackter Auftritt Die Grafik weiß im Großen und Ganzen zu gefallen: Die Fahrzeugmodelle wurden adäquat nachgebildet, und auch das Environment Mapping ist gut gelungen. Die Beleuchtung kann gelegentlich mit netten Effekten punkten, und das optische Schadensmodell besticht durch gute Texturen, auch wenn die Polygon-Verformung an sich nicht sehr ausgeprägt ist. Es gibt im Spiel leider nur 12 Strecken, die diverse Stadtteile von Los Angeles nachbilden. Die Kurse sind zwar auch rückwärts befahrbar, ähneln sich aber oft sehr und sind generell zu charakterarm, so dass hier schnell Langeweile aufkommt. Außerdem wirken die Umgebungen sehr steril: Nur höchst selten entdeckt man mal belebte Objekte am Streckenrand. Musik ertönt nur in den Menüs, und selbst dabei handelt es sich lediglich um kurze, austauschbare Schnipsel, die sich schnell wiederholen. Während der Rennen sind lediglich das Quietschen der Reifen und die - immerhin weitgehend gelungenen - Motorensounds der Fahrzeugen zu hören.
Fazit:
Ford Street Racing wäre ein völlig unbedeutender Arcade-Racer - wenn es nicht den gelungenen Kniff mit der Teamverwaltung gäbe. Es ist eine unverbrauchte (und durchaus unterhaltsame) Erfahrung, in einem Rennen für bis zu drei Wagen gleichzeitig verantwortlich zu sein, die sich auch noch gegenseitig tatkräftig unterstützen müssen. Leider sind die relevanten Meisterschaften recht schnell durchgespielt, und mit seiner eher bescheidenen Auswahl an Fahrzeugen sowie den leb- und gesichtslosen Strecken kann das Spiel abseits dieser Wettbewerbe nicht sehr lange begeistern. Gelegenheits-Rennspieler, die sich gerne einmal um drei Autos gleichzeitig kümmern möchten, können aber mit Ford Street Racing relativ preiswert soliden Spaß haben.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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