Star Trek: Encounters
Entwickler:
3D People
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
45 €
Systeme:
PlayStation 2
Inhalt:
Encounters, also Begegnungen, können im Star Trek-Universum vielerlei Formen annehmen: Es kann sich um den Erstkontakt zu einem fremden Volk vom anderen Ende der Galaxis handeln, um hart, aber fair geführte diplomatische Verhandlungen mit einem Föderationsgegner oder meinetwegen sogar um ein romantisches Rendezvous zweier Crewmitglieder auf dem Holodeck. Im von den 4J Studios entwickelten PS2-Spiel Star Trek: Encounters hingegen gibt es nur eine Art von Begegnung: Die kriegerische Auseinandersetzung im All, Raumschiff gegen Raumschiff und Photonentorpedo gegen Photonentorpedo.
Meinung:
Star Trek: Encounters ist in der Tat nichts weiter als ein arcadelastiges Ballerspiel - das Spiel findet ausschließlich im Weltraum statt; Bodenmissionen oder auch nur Zwischensequenzen, in denen bekannte Crewmitglieder auftauchen, sucht man vergeblich. Mitunter hat man daher beinahe das Gefühl, eine leicht komplexere Version des altehrwürdigen Asteroids vor sich zu haben. Immerhin umfasst das Spiel aber rund 30 Raumschiffe, die aus allen Inkarnationen der Science-Fiction-Serie von der klassischen Kirk-Spock-Pille-Phase über The Next Generation, Deep Space Nine und Voyager bis hin zu Enterprise stammen.
Wie im Fernsehen? Zu jeder der erwähnten "Zeitstufen" sind zwei bis fünf Missionen zu absolvieren, die sich grob an Vorkommnissen aus den Serien und Filmen orientieren, bei echten Continuity-Kennern aber so manches Stirnrunzeln hervorrufen dürften. Der Spieler steuert darin in der Regel ein Föderationsraumschiff und muss diverse Aufgaben lösen, z.B. Warp-Signaturen verfolgen oder ein beschädigtes Diplomatenschiff per Traktorstrahl zu einer Raumbasis schleppen. Das mag nach Vielfalt riechen, jedoch sind die Level oft viel zu langwierig, um wirklich Spaß zu machen. Und im Endeffekt läuft es ohnehin stets auf Schießereien mit Klingonen, Romulanern, Borg, Spezies 8472 etc. hinaus, da man bei jeder Tätigkeit regelmäßig von kleinen oder großen Flotten der Feinde überfallen wird. Dass man die Energieverteilung des eigenen Schiffes selbst bestimmen kann, um beispielsweise die Schilde zu stärken, fügt dem öden Prinzip dabei kaum taktische Tiefe hinzu.
Purer Krieg Wer trotzdem vom Geballer noch nicht genug hat, kann sich im Spielbereich namens "Gefecht" ganz vom Ballast eines Missions-Korsetts befreien und sich in drei Spielmodi in den Kampf stürzen, die sich lediglich in der Dauer der Auseinandersetzungen und den Siegbedingungen unterscheiden: Der "Zweikampf" endet nach einer festgelegten Zahl von Abschüssen, in der "Schlacht" verfügt jede Seite über eine Dreier-Flotte, deren Schiffe nach und nach zum Zuge kommen, und die "Attacke" entspricht einem Endlos-Überlebensmodus. Immerhin sind diese Spielvarianten wahlweise alleine gegen KI-gesteuerte Raumschiffe oder zu zweit am geteilten Bildschirm zu spielen.
Dr. Crusher, entknoten Sie meine Finger! Dass die Schlachten im Weltall so wenig Spaß machen, liegt neben der fehlenden Abwechslung vor allem an der Steuerung: Das Schiff lenkt man mit dem linken Stick, während man mit dem rechten Stick einen Sensor-Kegel kontrolliert, der gleichzeitig die Schussrichtung der Waffe vorgibt. Mit den rechten Schultertasten bedient man die Zielerfassung und feuert die (sehr umständlich auszuwählende) Waffe ab. Soweit lässt sich das gerade noch bewältigen, auch wenn das Anpeilen einzelner Komponenten der Feindschiffe viel Zeit kostet, da das System die Bereiche Schilde, Antrieb, Waffen etc. ausschließlich in seinem eigenen Tempo als Ziel anbietet. Die Waffen-Auswahl ist zudem unnötig plump geraten, da man nur in eine Richtung durch die auf zwei Buttons verteilten Gruppen von Primär- und Sekundärwaffen schalten kann, während zwei weitere Buttons völlig ungenutzt bleiben. Und dann ist das Weltall ja auch noch ansatzweise dreidimensional: Es gibt ober- und unterhalb der "normalen" Flughöhe jeweils noch eine weitere Ebene, die man über die linken Schultertasten ansteuern kann - die Tasten muss man allerdings permanent gedrückt halten, wenn man nicht wieder auf das Standard-Niveau zurückkehren will.
Captain Kirk ist müde In Star Trek: Encounters gibt es nicht viel zu sehen: Die Raumschiffe sind halbwegs ansehnlich modelliert - davon hat man im Spiel aber nicht viel, da sie meist nur in winziger Größe über den Bildschirm huschen. Im Weltall gibt es ansonsten ein paar durchschnittlich texturierte und erstaunlich kleine Planeten sowie hin und wieder mal eine bunte Nebelwolke. Die Geräusche von Phasern und Photonentorpedos entsprechen den TV- und Film-Vorlagen. Ansonsten hört man im Weltraum ordentlich produzierte, aber recht schwülstige Musik, die oftmals für die hektische Action viel zu getragen daherkommt und schnell nervt. Darüber hinaus ist höchstens noch bemerkenswert, dass zu Beginn jeder Mission ein paar englische Zeilen von einem sehr lustlos wirkenden William Shatner vorgetragen werden - das ist übrigens die einzige menschliche Stimme, die man im ganzen Spiel hört. Die Bildschirmtexte sind immerhin ordentlich eingedeutscht worden.
Fazit:
Star Trek: Encounters riecht stark nach Ausbeutung einer populären Lizenz, um ein kaum mittelmäßiges Spiel besser unter die Leute bringen zu können. Abgesehen von den Original-Raumschiffen, vagen Bezügen zu vertrauten Ereignissen, einem Shatner im Halbschlaf und einigen Fotos bekannter Crewmitglieder gibt es nichts, was das Spiel für Freunde des populären Science-Fiction-Universums spielenswert macht. Auch sonst existiert allerdings kaum ein Grund, sich für diesen Titel zu interessieren, denn leider widerspricht die übermäßig unkomfortable Steuerung der arcade-haften Schlichtheit des Spielprinzips, so dass man nicht einmal für die kurze Raumschlacht zwischendurch gerne zu Star Trek: Encounters greifen wird.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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